Kapitel 41

Hannover

B lessing starrte Anabel entsetzt an. Sie hatte ihm in den letzten vierzig Minuten alles erzählt. Margarete Kofler, Sebastian Krüger, Vincent Dost, Redemptio.

Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber warum die ganzen Morde? Redemptio ist doch eine tolle Sache. Ich meine, sieh dir doch unsere Erfolge an …“

„Super Sache, ja. Und illegal. Denk nur an den Datenschutz. Aber da ist noch mehr …“

„Was denn?“

Anabel beugte sich vor. „Der Unfall auf der A7, bei dem der Journalist umkam. Erinnerst du dich?“

„Ja klar. Ich glaube, der Typ hieß Ansgar Engelbrecht.“

„Den meine ich. Hast du gewusst, dass dieser Engelbrecht kritische Berichte über die PEG geschrieben hatte?“

„Oh …“

„Ja. Aber das ist nicht alles. Wenn man sich die Berichterstattung über den Unfall durchliest, dann erfährt man, dass neben dem Auto des Journalisten zwei weitere Fahrzeuge involviert waren. Auffällig ist, dass beide Fahrer aussagten, dass ihre Wagen – ich zitiere: Ein Eigenleben entwickelt haben.“

Blessing riss die Augen auf. „Du meinst …“

„Ich meine, dass klingt ganz danach, als hätte sich jemand in die Elektronik der Fahrzeuge gehackt, um die Kontrolle über sie zu bekommen. Und so den Unfall zu verursachen.“

Blessing schüttelte den Kopf. „Viel zu kompliziert.“

„Wie meinst du das?“

„Wozu zwei fremde Fahrzeuge benutzen. Sie hätten doch einfach den Wagen des Reporters manipulieren können.“

Anabel schüttelte den Kopf. „Das konnten sie nicht. Er fuhr einen alten VW Golf ohne Bordcomputer.“

„Ach du Scheiße …“

„Verstehst du jetzt, warum ich so panisch bin? Und da ist noch mehr.“

„Du machst mich fertig“, stöhnte Blessing.

„Soll ich aufhören?“

„Nein. Erzähl weiter.“

„Die haben behauptet, dass sie nur die Daten von aktenkundigen Verbrechern eingeben, richtig.“

Blessing nickt. „Ja. Und dann …“ Er verstummte.

Anabel konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass bei ihm der Groschen fiel. Zentimeter für Zentimeter. Blessing fasste seine Gedanken in Worte. Langsam. Fast schon behutsam. „Sie haben behauptet, nur die Metadaten von aktenkundigen Straftätern benutzt werden. Aber weder Ansgar Engelbrecht noch die anderen beiden Fahrer passen in dieses Profil.“

„So ist es. Wie also kamen sie an deren Daten? Wie war es ihnen möglich, sich in die Bordcomputer von Fahrzeugen zu hacken, wenn deren Fahrer gar nicht im System sein dürften?“

„Weil sie drin waren …“

„Richtig. Weil sie im System waren. Aber wie ist das möglich?“