S ie saßen mit einem Stuhl zwischen ihnen an dem Tisch in der Ecke und beobachteten den Club und die magischen Wesen, die diese Nacht zur Entspannung nutzten. Drei weitere potenzielle Schlägereien wurden beendet, bevor sie begannen, entweder durch kostenlose Getränke, die gerade noch rechtzeitig durch weitere fliegende Tabletts von der Bar geliefert wurden oder durch die offene Hand eines mit Drogen dealenden Türstehers, während alle anderen so taten, als würden sie es nicht sehen.
»So viel kann ich dir sagen.« Persh’al nippte an seinem Getränk und sah sich im Club um. »Als ich das letzte Mal hier war, gehörte dieser Scheiß nicht zur Tagesordnung. Kneipenschlägereien dagegen schon und wenn sie nicht mit einem guten Lachen endeten, wurde man zu Boden befördert und ging in die nächste Bar.«
»Was ist mit den Drogen?«
»Mann, es gibt immer etwas, das dich glauben lässt, dass es dir gut geht. Aber das wird nicht von den Angestellten ausgeteilt.«
»Der Türsteher hatte einen Ohrhörer.«
»Dann spielen der Türsteher und die fliegenden Kameras das gleiche Spiel.« Persh’al beugte sich über den Tisch und lächelte eine Gruppe vorbeigehender Trolle an, deren Haare zu riesigen, roten Säulen geformt waren und die ihm keinen zweiten Blick schenkten. »Und ich bin nicht davon überzeugt, dass die Sicherheit bei derjenigen aufhört, der dieser Ort gehört.«
»Die Barkeeperin.« Cheyenne sah ihn an und nahm einen winzigen Schluck von dem seltsam sprudelnden Getränk. Es gibt nichts Verdächtigeres als eine Drow in einem Club, die ihr Getränk nicht anrührt .
»Das denke ich auch. Sie hatte Angst, dass diese Dinger sie beobachten.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie uns sagen wollte, wir sollen uns verpissen.«
Persh’al nickte. »Ja und dann kamen die Friedensroboter und erinnerten sie an ihren Job. Der besteht nicht unbedingt darin, Getränke auszuschenken.«
Cheyenne stützte ihren Ellbogen auf den Tisch, rieb sich die Lippen und suchte den Club nach allem ab, was sonst noch eskalieren könnte. »Es geht darum, die Leute bei Laune zu halten.«
»Sie sind high und betrunken und amüsieren sich, egal was passiert. Was wir herausfinden müssen, ist, ob das auch überall sonst passiert. Hohe Sicherheitsvorkehrungen in einem Club sind eine Sache.«
Cheyenne nahm noch einen Schluck von dem seltsamen Getränk und richtete ihre Aufmerksamkeit auf einen Skaxen in einem glitzernden Umhang, der plötzlich zwei Tische weiter stand. »Das ist etwas ganz anderes, wenn es überall in der Stadt passiert. Das würde deine Theorie darüber, was die Krone hier zu tun versucht, ziemlich gut bestätigen, oder?«
»Es fehlen noch eine Menge Teile, bis wir es als Beweis bezeichnen können, aber ja.« Persh’al sah den Skaxen stirnrunzelnd an, der sich über seinen Tisch beugte, einer angespannt lächelnden Koboldfrau einen Finger ins Gesicht stieß und etwas Unverständliches zischte. »Ich will diesen Umhang verbrennen.«
»Skaxen und Glitzer passen nicht gut zusammen, das ist sicher.«
Der Skaxen schlug mit der Hand auf den Metalltisch, wirbelte herum und stürmte durch den Club, wobei der schreckliche Umhang hinter ihm herflatterte. Das Lächeln der Koboldfrau verblasste, als sie ihn gehen sah und ihre Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen.
Zwei orkische Türsteher beäugten den Skaxen, aber bevor das rattengesichtige Wesen den Ausgang erreichen konnte, drehte sich vor ihm ein Tablett mit einem Shot neongelbem Zeug.
»In den Outers finde ich bessere Pisse!« Seine orangefarbene Hand schoss hervor und schlug das Tablett und das Schnapsglas beiseite, sodass das Getränk über eine Gremlinfrau in einem bauschigen Kleid mit einem seltsamen Stachelkragen im Nacken verschüttet wurde. Sie fuchtelte mit den Armen und zischte ihn an, aber ihre Wut verflog, als ein neues Tablett kam und ihr ebenfalls einen neongelben Shot brachte. Sie lächelte grimmig und nahm ihn, während der Skaxen auf die Tür zustürmte. Die beiden orkischen Türsteher hielten ihn auf und murmelten etwas, das so leise war, dass es niemand hören konnte.
Cheyenne schaute sich im Club um. Die Tanzfläche war immer noch gut gefüllt und in vollem Gange, aber die magischen Wesen, die nicht tanzten oder sich nicht bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hatten, waren still und schauten überall hin, nur nicht zu dem Skaxen, der sich heftig mit den Türstehern stritt.
Ich frage mich, ob dieses Ding auch die Lautstärke hochdreh en kann.
Ohne dass sie etwas sagen musste, reagierte der Aktivator. Ihre Augenlider flatterten, als ein Strom elektrischer Energie ihre Hand und ihren Arm hinaufkletterte und in ihren Hinterkopf eindrang. Dann kam das Gespräch, das sie hören wollte, laut und deutlich an.
»Geht es dir gut?« Persh’al beugte sich vor, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Cheyenne nickte und warf dem Skaxen einen zweiten langen Blick zu, bevor sie sich mit dem Finger auf die Lippen tippte und wegschaute. Wir müssen anscheinend an unseren geheimen Zeichen arbeiten.
Der Troll sagte noch etwas, lachte schrill und trank noch mehr Schlammsaft, aber sie hörte nicht zu.
»Das ist das letzte Mal, dass wir dir einen Ausweg anbieten, Bergo«, brummte einer der Orks. »Nimm das Goldsmile und amüsiere dich. Vergiss, was passiert ist und denk daran, wie gut du es hier hast, wo du jetzt bist.«
»Viele Mistkerle würden ihre Kinder verkaufen, um nach Uppertech zu kommen, Mann. Das weißt du doch. Sei es nur, um innerhalb der Stadtmauern zu sein. Du weißt, was passiert, wenn du anfängst, Probleme zu machen.«
Der Skaxen knurrte und stieß dem zweiten Ork einen krallenbewehrten, orangefarbenen Finger ins Gesicht. »Sprich nicht so herablassend mit mir, Rinter. Wir sind aus demselben Holz geschnitzt und du hast dein Leben für ein verdammtes Stück Schrott verkauft.«
»Es ist ein Job und ich werde noch viel länger da sein als du, wenn du nicht schlau bist und das verdammte Fläschchen nimmst.«
»Ich rühre diesen Dreck nicht an. Du kannst mich nicht mit Drogen ruhig stellen, nicht so wie sie dich anscheinend unter Drogen gesetzt hat.«
Der erste Ork, den Bergo, der Skaxen, offensichtlich nicht so gut kannte, blickte auf die beiden silbernen Kugeln, die leise von der Decke in Richtung des Streits hinunterschwebten. Er nickte dem Skaxen zu und die Kugeln verschwanden wieder.
»Das wird in ein paar Stunden nachlassen«, murmelte Rinter. »Nimm es. Schlaf dich aus und krieg deinen Kopf klar, ja?«
»Du kannst dir die Todesfackel, die du so fest umklammert hältst, in den Arsch schieben«, höhnte der Skaxen und schüttelte seine Faust. »Das ist alles falsch. Alles!«
»Halt die Klappe!«
»Ihr habt alle euren verdammten Verstand verloren«, schrie Bergo, sodass es jeder hören konnte. Er zeigte mit dem Finger auf die anderen Clubbesucher, die seinen Blick nicht erwidern wollten. Cheyenne zuckte zusammen, als das Kreischen ohrenbetäubend laut in ihrem Kopf ertönte und die Lautstärke wurde sofort gedämpft. »Das ist Gift, ihr Idioten. Alles davon!«
Rinter schlug seine Faust in den Kiefer seines alten Freundes und ließ den Skaxen zur Seite taumeln. Zwei Sekunden später öffnete sich eine Platte in der Metallwand hinter ihm und ein halbes Dutzend schlangenartiger, silberner Peitschen packte ihn in der Mitte. Bergo schrie auf, die mechanischen Arme zogen ihn gegen die Wand und die Platte glitt wieder zurück in ihre Position. Die Schreie des Skaxen verstummten abrupt und die Unterhaltung im Club wurde unter den dröhnenden Bässen der unheimlichen Musik wieder aufgenommen, als wäre nichts geschehen.
Was zum Teufel? Cheyennes Aktivator drehte die Lautstärke hoch, während sie sich auf die verschwundene Platte konzentrierte, die sich nicht lesen ließ. Stattdessen nahm sie das Gespräch der Türsteher auf.
»Du hast ihm viel zu viele Chancen gegeben«, knurrte der erste Ork. »Wir sind hier, um die Dinge zu stoppen, bevor sie sich in eine solche Shitshow verwandeln.«
»Komm schon, Mann.« Rinter zuckte unter dem durchdringlichen Blick seines Kollegen zusammen. »Ich kenne den Kerl.«
»Du kanntest den Kerl. Es ist nicht unsere Aufgabe, Freunde zu behalten oder neue zu finden, verstanden?«
»Du hättest nicht Alarm schlagen müssen …«
»Muss ich einen Antrag auf Versetzung stellen, dae’bruj ? Oder glaubst du, du kommst allein zurecht und befolgst weiterhin direkte Befehle von oben?«
Rinter grunzte und rollte die Schultern zurück. »Nein, Sir. Ich mach das schon.«
»Gut. Halt die Augen offen.« Als der Ork den Raum absuchte und Cheyenne entdeckte, die ihn beobachtete, drehte sie die Lautstärke ihres Aktivators zurück und schenkte ihm ein selbstsicheres Lächeln, das sie seit Biancas Gratulationsfeier für den neu gewählten Gouverneur vor sechs Jahren nicht mehr gezeigt hatte. Sie hob ihr Glas mit dem dunkelbraunen Uppertech-Getränk in seine Richtung und nahm einen Schluck.
Der Ork sah sie von oben bis unten an, senkte dann den Kopf und ging weiter durch den Club.
»Scheiße.« Cheyenne knallte ihr Glas auf den Tisch und runzelte die Stirn. »Was zum Teufel war das?«
Persh’al schaute sich mit einem dünnen Lächeln im Raum um, obwohl seine Hand um sein Getränk von der Anstrengung, es nicht quer durch den Raum zu werfen, zitterte. »Etwas, das hier nicht möglich sein sollte. Das hier ist nicht mehr Hangivol. Das ist das Gefängnis der Krone.«
»Hey, nicht so laut!« Cheyenne zwang sich, entspannt zu lächeln und nickte. »Wenn ich das ganze Gespräch eben mitbekommen habe, könnte uns jeder hier zuhören.«
»Erinnere mich daran, dich zu fragen, worüber sie geredet haben, wenn wir nicht kurz davor sind, durch die Todesflamme zu gehen, okay?«
»Was soll das heißen?«
Das flackernde Lächeln, das er ihr schenkte, war größtenteils echt. »Die Wurzel allen Todes und Lebens, Kleines. Sie ist genauso vielseitig wie die menschliche F-Bombe, hat aber einen reicheren historischen Kontext.«
Sie schnaubte. »Wie auch immer.«
»Wir sitzen hier länger fest, als mir lieb ist, aber jeder, der nach dieser brillanten Vorführung aufsteht, um hinauszugehen, bittet darum, als Nächstes von den Wänden aufgesaugt zu werden.« Persh’al leerte den letzten Rest seines Schlammsafts und knallte das Glas auf den Tisch. »Ich werde ein bisschen plaudern. Mal sehen, was ich von den Leuten herausfinden kann.«
»Bist du sicher, dass das jetzt eine gute Idee ist, wo alle so angespannt sind?«
»Besser jetzt als nie und ich bin ein ausgezeichneter Gesprächspartner. Sieh zu und lerne, Cheyenne.« Seine fröhlichen Worte wurden durch die bebende Wut in seiner Stimme und seine starre Haltung getrübt, als er von ihrem Tisch aufstand und sich auf die Koboldfrau zubewegte, die den verschwundenen Skaxen verärgert hatte.
Cheyenne lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und ließ ihren Blick über die anderen Tische und das wenige, was sie von der Tanzfläche auf der anderen Seite der runden Bar sehen konnte, schweifen. Wirklich? Er geht direkt zu dem am meisten in die Sache involvierten übernatürlichen Wesen?