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„Ich finde Emmas Idee gar nicht so dumm“, sagte Paula nachdenklich. „Die grüne Socke könnte tatsächlich dem Dieb gehören. Mogli liebt Socken. Er hat Mama auch schon welche aus dem Wäschekorb geklaut. Je stinkiger, umso besser. Frisch gewaschene lässt er links liegen.“

Die Freunde saßen an dem großen Esstisch im Kinderhaus, aßen selbst gebackene Zuckerschnecken und tranken heiße Schokolade.

Neben Paula saß Emma, und unter dem Tisch lag Mogli: mit den Vorderpfoten auf Paulas Füßen, mit den Hinterpfoten auf Emmas Füßen.

„Es passt alles zusammen. Wenn es uns gelingt, die zweite grüne Socke zu finden, haben wir den Dieb“, sagte Paula. „Gut kombiniert, Emma.“

Emma wurde vor Freude über das Lob knallrot. „Heute ist wirklich mein Glückstag!“ Sie strahlte.

„Wieso findest du das?“, fragte Tante Anneke neugierig.

„Ganz einfach“, antwortete Emma. „Heute Morgen habe ich Mogli getroffen und wir wurden sofort Freunde. Dann habe ich Moglis Frauchen kennengelernt und wir wurden auch Freunde. Und jetzt kriege ich eine doppelte Ladung Zuckerschnecken und leckeren Kakao.“

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Vielleicht Freunde!“, rief Paula dazwischen. „Ich hatte ja gesagt, dass ich mir das noch überlege …“

Max schüttelte den Kopf. „Du biegst dir die Wahrheit ganz schön zurecht, Emma. Man könnte auch sagen: Du hast Mogli entführt und wir sind dir auf die Schliche gekommen. Deine Lügen sind aufgeflogen und die beste Freundin von Henrys Oma hat uns voll lieb eine Runde Zuckerschnecken mit Kakao spendiert. Ob du in Zukunft die Freundin von Mogli und Paula wirst, steht noch in den Sternen. Hast du ja schon gehört.“ Er machte ein finsteres Gesicht. Es passte ihm gar nicht, dass diese Emma sich so an Paula und Mogli ranschmiss. Schließlich war Emma schuld, dass Paula sich so furchtbar Sorgen gemacht und sogar geweint hatte.

Emma biss sich auf die Lippen. „Na ja“, sagte sie und ihre Stimme zitterte ein wenig. „Wäre aber schon schön. Leider habe ich nicht viele Freunde.“ Sie steckte ihre Nase tief in ihren Trinkbecher.

„Du bist ja noch ein paar Tage hier, um Freundschaften zu knüpfen“, sagte Tante Anneke freundlich. „Moglis Herz hast du ja schon erobert, wenn ich mir das so angucke. Habe ich recht?“

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Mogli hob den Kopf und wuffte zustimmend.

„Vielleicht schaffen wir es ja, den Dieb zu fangen, Tante Anneke“, sagte Henry. „Was genau ist denn aus der Speisekammer geklaut worden?“

„… und seit wann?“, schaltete sich Leni ein.

„Ein Karton mit Knabberzeug. Salzstangen und diese kleinen Salzbrezeln, die Kinder so gerne mögen“, antwortete Tante Anneke. „Außerdem zehn Dosen mit Würstchen“, sie korrigierte sich, „… also eigentlich elf.“

Emma wurde schon wieder rot. „Die elfte Dose war ich“, murmelte sie.

„Dann noch die Gummitiere mit Himbeergeschmack und Spaghetti und drei Dosen Tomatensoße, Tomatenketchup und ein Emmentaler Käse. Die Sachen wurden nicht alle auf einmal geklaut, sondern nach und nach. Die Diebstähle fingen vor zehn Tagen an.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich hab mich sogar eine Nacht auf die Lauer gelegt. Im Liegestuhl, hinter den Regalen. Leider bin ich dabei eingeschlafen. Ich bin wirklich ratlos.“

Emma schnippte mit den Fingern wie im Unterricht. „Sie brauchen dringend einen Wachhund! Wie wäre es denn mit …“

„… oh, nein!“, rief Leni dazwischen, die Emmas Gedanken erriet. „Mogli steht dafür nicht zur Verfügung. So etwas könnte höchstens meine Lotta, die in der Hundeschule beste Zeugnisse bekommen hat. Das würde ich allerdings nicht erlauben. Viel zu gefährlich.“

Aber so schnell ließ sich Emma ihre Idee nicht ausreden. „Wir denken doch alle, dass Mogli dem Dieb schon die grüne Socke abgejagt hat. Ach, bitte, bitte, bitte Paula. Ich passe auch supergut auf Mogli auf.“

Bevor Paula antworten konnte, klingelte ihr Handy. „Mama!“, rief Paula. „Das ist Mama. Ich hab ganz vergessen, ihr Bescheid zu sagen. Die Arme fährt immer noch voller Angst um Mogli in der Gegend herum!“ Schnell nahm sie den Anruf an. „Wir haben Mogli gefunden, Mami. Im Kinderhaus, in der Speisekammer. Das ist eine längere Geschichte. Wir trinken noch unseren Kakao und dann komme ich mit Mogli nach Hause.“

Emma glitt unter den Tisch und umarmte Mogli. „Oh, nein! Bitte, lass Mogli noch einen Tag hier.“

Paula schüttelte den Kopf. „Nein, Emma. Ich nehme Mogli mit nach Hause. Er gehört in unsere Familie. Papa hat auch schon ganz besorgt angerufen. Er will sogar früher von der Arbeit kommen, hat Mama gesagt.“

„Aber wir kommen morgen wieder“, versprach Henry. „Wir werden den Dieb finden, großes Ehrenwort, Tante Anneke. Wir haben ja ein wichtiges Beweisstück.“ Er schwenkte die Socke.