Die Kita-Kinder sitzen auf einer Bank in Maj-Britts Garten und essen Apfelschnitze. Wie schaffst du das nur, frage ich. Was denn, fragt Maj-Britt. Dass die immer so gute Laune haben, ich deute auf Vellings Zukunft. Die fünf Kinder sitzen mucksmäuschenstill da, blonde Locken und blaue Augen, wie auf dem Titelblatt einer Broschüre über die Hitlerjugend Wir machen Ausflüge und essen viel, sagt Maj-Britt. Sie reicht mir ein laminiertes Blatt Papier und sagt, im Kinder- und Jugendbereich gebe es eine neue Maßnahme. Das Blatt ist mit Schmetterlingen und Blumen bedruckt, in der Mitte befindet sich ein Foto von meinem Sohn, der mit offenem Mund auf dem Rasen sitzt. Er sieht aus, als wäre er gerade vom Himmel gefallen. Dem Text entnehme ich, dass mein Sohn als Kind der Samtgemeinde Ringkøbing-Skjern, auch genannt Reich der Natur, ein breites Wissen bezüglich der Insekten des Alltags inklusive kleiner und mittelgroßer Käfer erworben hat. Jetzt seid ihr die Eltern eines zertifizierten Naturkinds, steht mit großen Buchstaben darüber. Von ihrer Kinderschar umgeben, kommt Nors Mutter in den Garten. Stattliche Produktion, sage ich. Nors Mutter erzählt, dass sie eine Metzgerei haben und sie einfach irgendwas brauchte, das in eine ganz andere Richtung geht, damit das Leben nicht nur aus Schweinebraten besteht. Meine Herren, was für ein Wind, sagt sie und hockt sich vor ihren Sohn. Wow, sage ich, deine Haare sind so schön. Danke, gleichfalls, sagt Nors Mutter. Und dass du sie immer so schön zurechtmachst, sage ich, du stellst uns alle in den Schatten mit deinem französischen Zopf, der schwingt auch so schön. Nors Mutter sagt, der ist praktisch, weil sie in ihrer Freizeit reitet. Sie hat zwei Stuten auf einer Weide bei Spjald stehen. Ich rede über die Wendy-Hefte, die ich meine ganze Kindheit über gelesen habe. Ich versuche, mich an ein paar Pferderassen zu erinnern. Nors Mutter hat Araberpferde. Da weiß man, was man hat, sage ich. Nicht wahr, sagt Nors Mutter und fragt, ob ich selbst ein Pferd gehabt hätte. Ich sage, mich hätte vor allem Wendy als Person interessiert, die Pferde hätte ich so mitgenommen. Klingt ein bisschen schwachsinnig, das über eine Comicfigur zu sagen, sage ich, aber ich hab Wendy wirklich wahnsinnig toll gefunden. Vielleicht war ich sogar ein bisschen verliebt, sage ich, also nicht in die Pferde. Ich lache laut und sage, bei Sex mit Tieren habe ich immer eine Grenze gezogen. Nors Mutter auch, sie findet diese ganzen Tierbordelle, die es jetzt angeblich überall gibt, eine Sauerei, manche Bauern sollen die offenbar bewusst als extra Einkommensquelle nutzen, wenn die Ernte schlecht war. Aber denkst du, die Tiere kriegen das mit, frage ich. Mein zertifiziertes Naturkind zerrt mich am Ärmel und deutet auf den Gartenschuppen.