Die Dünen sausen an meinen Blicken vorbei, an den Rändern meines Gesichtsfelds ragen die Windräder wie Hindernisse auf. Blinken und abbiegen, sagt Mona, das hier ist schließlich kein Karussell. Nach rechts oder links, rufe ich, ans Lenkrad geklammert. Nach rechts, wohin sonst, sagt Mona, das ist ein Kreisverkehr. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaut sie mich an und dirigiert mich an den Straßenrand. Ich kann gerade noch die Tür aufreißen, dann kotze ich auf den nassen Asphalt. Mona gibt mir eine Serviette, ich wische mir den Mund ab, ich finde es demütigend, dass ich reisekrank werde, wenn ich selbst fahre. Statistisch ist Hvide Sande die dänische Stadt mit den meisten Kreisverkehren pro Einwohner, sagt Mona, gemäß Straßenverkehrsordnung darf man nur einmal rundherum fahren, es sei denn, man hat vergessen abzubiegen, natürlich. Warum denn, frage ich. Na, weil die Leute sonst nichts anderes mehr machen würden, sagt Mona mit einem Blick in den Rückspiegel. Sie hat ihre Teenagerjahre damit verbracht, Dosenbier zu trinken und in Hvide Sande herumzufahren. Entweder Gott oder Fisch oder Kreisverkehr, was anderes gab es nicht, sagt Mona. Ich frage sie, ob sie das nicht irgendwann angekotzt hat. Schon, ja, sagt sie, das war schon bisschen. Bisschen was, frage ich. Öde, sagt Mona. Wir fahren weiter, am Denkmal für die ertrunkenen Seenotretter biegen wir ab. Tempo halten, ruft Mona, Sätze vollenden, sage ich, mit dir kann man sich unmöglich unterhalten. Ich frage, wie ich hier in der Gegend jemals wen kennenlernen soll, wenn sämtliche Gespräche schon wieder vorbei sind, bevor sie richtig begonnen haben. Mona lässt ihr Fenster runter und zündet sich eine Zigarette an. Erzähl mal was von dir selbst, sage ich. Ihr Freund ist Kinderzahnarzt in Rindum und geht völlig in Mundhygiene auf. Morgens und abends fuhrwerkt er sich unermüdlich mit irgendwelchen merkwürdig konstruierten Plastikstäbchen im Mund herum, danach gibt es Zahnseide, mindestens zwei mal zwei Minuten. Sämtliche Schwarzbrotreste müssen raus, sagt Mona, Reiskörner, Fleischfasern, Himbeerkerne. Und dann Zendium-Zahncreme. Ich hasse die. Kein Schaum, keine kleinen, steinharten Explosionen am Gaumen, nichts als dünne weiße Flüssigkeit im Mund. Genau, sagt Mona, sie ist auch ein Colgate-Mädchen. Und wie ist er sonst so, frage ich. Klar und geradeaus, sagt Mona, ohne irgendwelchen. Irgendwelchen was, frage ich. Scheiß, sagt Mona.