Cratippo, Lerius.
LERIUS. Was hält der Herr Doktor von der Krankheit?
CRATIPPO. Die reine Wahrheit zu sagen, nicht viel Guts, und wenn sich's in einer halben Stunde nicht mit ihr bessert, so wollte ich hernach nicht einen Heller vor ihr Leben geben.
LERIUS. Ich halte dafür, daß das gemeiniglich bei einer[96] kranken Person keine gute Anzeigung ist, wenn die Augen flugs so verfallen.
CRATIPPO. Auch dieses nicht, sondern ich bin des Hippocratis Meinung, wenn der Patient große Hitze hat und braucht wieder dieselbe Medicamenta, daß die Hitze soll gedämpft werden, und sie verlieret sich gleich, so ist das eine gewisse Regul und wird nimmermehr fallieren, daß der Mensch keine zwei Stunden mehr lebet.
LERIUS. Ist denn dieses bei der Frau Schlampampe approbieret und observieret worden?
CRATIPPO. Deswegen zweifele ich an ihrer Genesung.
LERIUS. Sonst heißt es aber bei denen Herren Medicis: Aegroto dum anima est, spes esse dicitur.
CRATIPPO. Ja, wenn wir Medici allemal denen Patienten gleich zusagen wollten, wie manchmal gefährlich diese und jene Krankheit wäre, so würden sie uns schlecht affektionieret bleiben.
LERIUS. Man wird ja sehen, was es vor einen Ausgang mit ihr gewinnen wird.
CRATIPPO. Die Zeit wird's in einer Stunde lehren. Unterdessen lebe mein Herr wohl. Ich wollte gerne länger mich bei Ihm aufhalten, allein so habe ich einige Patienten in dieser Stunde noch abzuwarten. Drum muß ich eiligst gehen und Rezepte in die Apothecam schicken.
LERIUS. Sie lassen sich nicht abhalten, mein Herr Doktor. Ich bin Ihr Diener.
CRATIPPO. Großen Dank. Gehen an unterschiedlichen Orten ab.[97]