Raymond Duchamp-Villon
(1876, Damville – 1918, Cannes)

 

 

Raymond Duchamp-Villon war in der Kunst eines der tragischsten und talentiertesten Opfer des Ersten Weltkriegs. In den letzten Wochen des Krieges starb er an einer Blutvergiftung, die er sich während seines Dienstes als Hilfsarzt zugezogen hatte. Duchamp-Villon war der mittlere von drei Künstler-Brüdern; der älteste war Jacques Villon (1875 bis 1963) und der jüngste Marcel Duchamp (1887 bis 1968).

Duchamp-Villon musste sein Studium an der medizinischen Fakultät in Paris 1898 wegen einer Krankheit abbrechen, und während seiner Rekonvaleszenz entdeckte er seine Berufung zum Bildhauer. Obwohl er hauptsächlich ein Autodidakt war, eignete er sich bald ein beträchtliches technisches Können an und stellte sein Werk im eher traditionellen Salon National und später im experimentelleren Salon dAutomne aus; sein Stil war ursprünglich sehr von Auguste Rodin (1840 bis 1917) beeinflusst. Wie so viele andere Künstler seiner Generation musste Duchamp-Villon diesen Einfluss loswerden, und mithilfe des Kubismus war ihm das auch letztendlich möglich.

Duchamp-Villon ließ sich 1906 westlich des Pariser Zentrums im Bezirk von Puteaux nieder, wo er sich mit seinem Bruder Jacques Villon und dem tschechischen Künstler František Kupka (1871 bis 1957) ein Atelier teilte. Nach 1910 wurde dieses Atelier zum Anziehungspunkt für Künstler wie Jean Metzinger (1883 bis 1956), Albert Gleizes (1881 bis 1953), Roger de la Fresnaye (1885 bis 1925), Henri Le Fauconnier (1881 bis 1946) und Fernand Léger (1881 bis 1955). Diese jungen Künstler waren alle daran interessiert, die aufregenden Möglichkeiten zu erforschen, die sich ihnen durch das Aufkommen des Kubismus eröffnet hatten. Sie stellten 1911 gemeinsam im Salon dAutomne aus sowie 1912 unter dem Gruppentitel Section dOr in der Galerie La Boetie.

In den zwei Jahren, die ihm vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs blieben, schuf Duchamp-Villon seine innovativsten und originellsten Werke. In vieler Hinsicht waren diese Werke vergleichbar mit zeitgenössischen Werken der italienischen Futuristen. Ähnlich denen benutzte Duchamp-Villon kubistische Mittel, um Bewegung und die Dynamik des modernen Lebens darzustellen. Sein berühmtestes Werk Das große Pferd (1914) wurde während seines Urlaubs vom Militärdienst vollendet und nach seinem Tod in Bronze gegossen.