4. Berechenbare Kreativität

»Mein EIGENES McDonald's zuhause«, »Mein EIGENER KFC Zuhause«, »Mein eigener Burger King«, »Mein eigener DUNKIN DONUTS«, »Mein eigener STARBUCKS« – innerhalb von nur sieben Wochen hat der deutsche Junior-Influencer (Abonnenten: über 200 ‌000) diese fünf immer nach demselben Prinzip funktionierenden Videos auf Youtube veröffentlicht. In der familieneigenen Küche tut der Junge jedes Mal so, als ob er seiner Familie Backwaren, Hamburger und Kaffee verkauft – dekoriert ist der Raum mit gigantischen Logos der Ketten. »Hallo und willkommen bei Dunkin Donuts! Dunkin Donuts hat viele Stores, und dort verkaufen sie leckere, runde Pizzen! Nein, natürlich nicht! Sie verkaufen dort leckere Donuts!«, begrüßt der Zehnjährige seine Zuschauer, die größtenteils ebenfalls Kinder sein dürften. Als er das Wort ›Donuts‹ ausspricht, ertönt laut Händels »Halleluja! Halleluja!«. »Wir haben hier ›Sweet and Crunchy‹, und hier haben wir ›Crunch and Waffle‹, als Nächstes kommt ›Triple Choc 3.0‹, mit einer Dreifach-Glasur von Schokolade!« – voller Elan listet er die Vorzüge des Sortiments auf, mit dem er seine Liebsten beglücken wird. Die ausgewählten Backwaren sind dabei so ununterscheidbar wie die Videos, doch das stört die Follower keineswegs: »Wow ich liebe dieses Format jetzt habe ich so Hunger auf Donuts«, »Kann ich forbei kommen« und »Ich hab jetzt lust auf dunkin donuts«, schreiben sie in die Kommentare. Die vermeintliche Originalität der Videos speist sich einzig aus der fixen Idee, eine Fast-Food-Filiale in den eigenen vier Wänden zu errichten – Pate steht auch hier das Kino: In Richie Rich von 1994 hat der kleine Schnösel (Macaulay Culkin) eine eigene McDonald's-Filiale auf seinem Anwesen.

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