Titeldekoration

Sieben

Ein Hund:

Ich hatte meine Tasche gepackt und machte mich mit meinem Kissen unter dem Arm auf den Weg zu Mirandas Haus. Ich versuchte, möglichst rasch zu gehen, damit Winston müde wurde und wieder nach Hause lief, aber er war mit seinen vier Beinen im Vorteil und ziemlich schnell.

»Das ist eine schlechte Idee« schnaufte Winston mit heraushängender Zunge.

»Das hast du bereits gesagt«, erwiderte ich. »Ungefähr zehnmal.«

»Warum hast du Katie erzählt, dass du bei deiner Großmutter übernachtest?«

Ich hatte nicht vorgehabt, Katie überhaupt was zu sagen. Ich hatte gehofft, sie wegen meines Besuchs bei Miranda nicht anlügen zu müssen, indem ich ihr einfach gar nichts davon sagte. Doch dann hatte Katie angerufen und mich eingeladen, mit ihren Eltern Monopoly zu spielen. Ich hatte nicht gewusst, was ich sagen sollte. Die Lüge, dass ich zu meiner Großmutter gehen würde, rutschte mir einfach so heraus. Früher hatte ich überhaupt keine wirklich guten Freundinnen gehabt, und jetzt hatte ich zu viele. Beliebt zu sein, war echt kompliziert. Katie war meine beste Freundin, aber ich wollte noch immer auch mit Miranda befreundet sein.

»Ich soll so viel wie möglich über Langweiler lernen. Miranda ist das beliebteste Mädchen in meiner Klasse. Zu ihrer Pyjamaparty zu gehen, ist also fast so etwas wie eine Hausaufgabe«, erklärte ich Winston.

Winston hob eine buschige Augenbraue. »Aha.«

»Katie würde es verstehen, wenn sie wüsste, dass ich eine Fee bin. Aber das darf ich ihr ja nicht sagen. Ich konnte echt nicht anders.«

»Jeder weiß, dass der Hund der beste Freund des Menschen ist. Das macht mich also zu einem Freundschaftsexperten. Und ich sage dir, das man so einfach nicht mit seiner besten Freundin umgeht.«

»Eines Tages werde ich Katie davon erzählen. Wenn Miranda und ich einmal Freundinnen sind, werde ich die beiden miteinander bekannt machen, und wir können alle gemeinsam rumhängen.«

Ich blieb vor Mirandas Haus stehen. Plötzlich war ich nervös. Die einzige Langweilerin, mit der ich je Zeit verbracht hatte, war Katie.

»Warum möchtest du überhaupt mit Miranda befreundet sein?«

»Keine Ahnung, ich möchte es eben«, antwortete ich.

»Lass dich nie von einem neuen Quietschspielzeug ablenken – das ist eine meiner Devisen«, sagte Winston. Für einen Hund hatte er ziemlich viele Ratschläge parat.

»Was soll das heißen?«

»Es heißt Folgendes: Manchmal bekommst du ein glänzendes neues Quietschspielzeug angeboten, das vielleicht besser aussieht als dein altes ausgeleiertes Plüschwürstchen, aber das heißt nicht, dass es auch besser ist.« Winston legte den Kopf schief. »Ein paar Bissen, und der Quietschmechanismus gibt seinen Geist auf.«

»Vergleichst du meine Freundinnen etwa mit deinem ekligen Kauspielzeug?« Ich rümpfte die Nase. Ständig fand ich Winstons feuchtes, zerlumptes Plüschwürstchen in meinem Bett.

»Mein Plüschwürstchen ist nicht eklig.« Winston war eindeutig gekränkt. »Ich verschwende hier nur meine Weisheit. Ich dachte, es wäre ein Fortschritt, wenn mich endlich jemand verstehen könnte. Und jetzt finde ich heraus, dass du mich zwar hörst, aber nicht zuhörst.«

»Ich höre zu! Aber ich muss tun, was ich für das Beste halte.« Ich sah rasch zum Haus hin. Hoffentlich blickten Miranda und ihre Freundinnen nicht aus dem Fenster und sahen, wie ich mich mit meinem Hund unterhielt. Mit Winston war immer alles komplizierter. »Ich muss jetzt wirklich los.«

»Komm ja nicht heulend zu mir gerannt, wenn es schiefgeht.« Winston drehte sich um und machte sich auf den Heimweg.

Ich sollte jetzt nicht sauer werden. Von einem Hund konnte man schließlich nicht erwarten, dass er verstand, wie kompliziert Freundschaften waren. Seine engste Freundin war Louise, eine Katze, und wenn sie stritten, jagten sie einander durch den Garten, bis Louise ihm einen Nasenstüber verpasste.

Mirandas Mutter zeigte mir den Weg die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Miranda, Bethany und Paula saßen im Kreis um einen Stapel Zeitschriften herum. Als Miranda mich sah, kreischte sie, rannte zu mir und umarmte mich. Ich öffnete meine Tasche und zog die Schachtel Cupcakes heraus, die meine Mutter versprochen hatte.

»Ich habe den anderen gerade erzählt, dass du eine Expertin für Hochzeiten bist«, sagte Miranda. »Das wird ein toller Abend!«

»Wo ist dein Schlafsack?«, fragte Bethany.

Mir fiel auf, dass alle schicke Schlafsäcke dabeihatten. Der von Miranda war rosa und hatte ganz viele Friedenszeichen drauf, während auf Paulas mehrere Regenbögen abgebildet waren. Auf Bethanys Schlafsack war ein einziges riesiges Einhorn. Ich hätte mir denken können, dass sie Einhörner mochte. Einhörner sahen hübsch aus, doch wenn man es sich mit ihnen verscherzte, jagten sie einen und piksten einen mit ihrem Horn. Sie neigten dazu, arroganter zu sein als das Durchschnittspferd.

»Ich habe keinen Schlafsack. Ich habe mein Kissen und eine Decke mitgebracht«, sagte ich. Daheim war es mir nicht besonders wichtig vorgekommen, aber jetzt wurde mir klar, dass ich einen Riesenfehler begangen hatte.

Bethany sah Paula an und verdrehte die Augen. »Wie du meinst … Ich habe noch nie jemanden getroffen, der keinen eigenen Schlafsack besitzt.«

Einen Moment lang herrschte Schweigen, und niemand wusste, was er sagen sollte. Das war kein guter Start für die Pyjamaparty.

»Jetzt, wo alle da sind, werde ich euch mein Kleid zeigen«, verkündete Miranda.

Wir kreischten und folgten ihr in ihr Zimmer. Ihre Mutter rief uns nach, dass wir uns die Hände waschen sollten, bevor wir das Kleid anfassten. Wir saßen aufgereiht auf Mirandas Bett, als sie es aus dem Wandschrank holte.

Nach allem, was Miranda über das Kleid erzählt hatte, hatte ich es mir ausgefallener vorgestellt. Es war aus rosa Satin, doch der Schnitt war ziemlich schlicht und ohne Spitze oder Glitzerzeug. Es hatte eine Schleife, die hinten gebunden wurde, aber das war’s dann auch schon. Ich dachte, der ganze Sinn einer Hochzeit würde darin bestehen, so schick wie nur möglich zu sein. Sie musste unbedingt Glitzerohrringe dazu tragen.

»Was hältst du davon, Willow?«, fragte Miranda.

Ich tat so, als wäre ich die offizielle Hochzeitsexpertin, ging um das Kleid herum und befühlte den Stoff.

»Die Farbe ist hübsch«, sagte ich. »Schöner Tellerrock, die Schleife hat eine gute Größe. Traditioneller Schnitt.«

Der Ansatz einer Idee tauchte in meinem Hinterkopf auf. Eine Idee, wie ich die Hochzeit noch besser machen könnte.

Bethany schnaubte. Sie glaubte mir natürlich nicht, dass ich eine Expertin für Hochzeiten war. Ich würde es ihr schon zeigen.