Becca

»Schläft immer noch wie ein Stein.« Dom kommt ins Bad geschlendert, als wäre nichts geschehen, und hockt sich neben mich auf den Rand der Wanne.

Ich zwinge mich zu lächeln. »Gut«, sage ich, bevor ich tief einatme.

»Was ist denn los, Kätzchen?«

Ich sehe ihn an, als hätte er sie nicht mehr alle. Habe ich vielleicht irgendwelche Pillen genommen, die mir den Verstand vernebeln? Ich wurde von einer Gruppe Männer entführt, die mich umbringen wollten, und jetzt werde ich gegen meinen Willen zusammen mit meinem Sohn von einem Mann festgehalten, der nicht gut für mich ist.

Das Wasser spritzt, als ich meine Arme hochnehme, sie um meine Beine lege und die Knie an meine Brust ziehe. Meine Wunden brennen ein wenig, als das heiße Wasser dagegenschwappt, aber die Salze lindern den Schmerz sofort. Das fühlt sich so gut an. »Was genau ist denn jetzt der weitere Plan?« Ich mag Ordnung und Pläne. Dementsprechend weiß ich auch gern, wie es in meinem Leben weitergeht, damit ich alles Erforderliche in die Wege leiten kann. Gerade ist nichts davon gegeben: Ich habe keinerlei Kontrolle. Und das gefällt mir überhaupt nicht. Allerdings habe ich auch keine Wahl.

»De Luca ist ein toter Mann.«

»Als er mich überfallen hat, war er aber noch ziemlich lebendig«, entgegne ich prompt. Instinktiv kauere ich mich zusammen, als ich den Namen höre. Ich hasse ihn. Ich hasse es, wie sehr mein Körper schmerzt, wenn ich daran denke, was er mir angetan hat, und ich hasse es, dass ich diese Schmerzen nicht kontrollieren kann.

Dom verlagert seine Position auf dem Wannenrand. »Das tut mir sehr leid. Wirklich, Babe. Aber er wird dafür bezahlen, dafür sorge ich.«

»Ist er der mit dem Tattoo?« Ich schließe die Augen, um mich an das leuchtend grüne Motiv auf seiner gebräunten Haut zu erinnern.

»Ich dachte, du hättest nichts gesehen?« Er lehnt sich zu mir vor und sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. Als würde er denken, dass ich ihn angelogen habe.

Eigentlich sollte ich Angst haben, aber ich habe keine. Stattdessen bin ich stinksauer. »Jetzt schau mich nicht so an, verdammt. Ich hab’s gesehen, als sie mich überfallen haben. Mehr nicht.«

Dom hebt die Hand und packt mich am Kinn. »Wenn du nicht langsam auf deine große Klappe aufpasst, kriegst du ein echtes Problem, das schwöre ich dir.«

»Wieso hat er …?« Meine Zähne pressen sich so fest zusammen, dass ich die Worte nicht herausbringe, und mein Körper versteift sich. Ich will nicht daran denken. Ich will das, was passiert ist, nicht noch einmal durchleben.

»Sein Dad war eine große Nummer«, antwortet Dom ohne Umschweife, »aber er wurde hochgenommen, und De Luca ist gerade erst aus dem Knast gekommen. Jetzt schlägt er um sich. Greift die großen Jungs an und ist dabei unvorsichtig. Er ist gerade mal ’ne Woche draußen und schon zur Zielscheibe geworden. Er und die paar Typen, die ihm noch nachlaufen, werden das Wochenende nicht mehr erleben. Niemand kommt mit dem Scheiß durch, den er da veranstaltet. Nicht in diesem Geschäft.«

Ich ziehe die Knie noch enger an meine Brust. Am liebsten würde ich ihm noch mehr Fragen stellen. Ich will alles wissen. Aber ich versuche, mich immer wieder selbst daran zu erinnern, dass Neugier tödlich sein kann.

»Sprich mit mir, Kätzchen.« Dom steht vom Badewannenrand auf und geht hinter mir durchs Bad.

Als ich über die Schulter blicke, sehe ich, dass er irgendetwas aus dem Holzregal in der Ecke holt, bevor er die Bank aus der Duschkabine zum Kopfende der Wanne herüberzieht. Ich drehe mich wieder um und betrachte die Wand, als er die Hände auf meine Schultern legt. Massageöl. Es riecht wahnsinnig gut, nach Kamille und irgendwie zitronig. Im nächsten Moment graben sich seine Daumen in meine wunden Muskeln. Was mich erneut daran erinnert, wie weh mir alles tut.

Die Faustschläge konnte ich noch ertragen, aber dort zu hängen und gegen die Fesseln kämpfen zu müssen … Mein Kopf schmerzt jetzt noch, wenn ich daran denke, wie oft ich ihn mir an der Kante des Beckens gestoßen habe. Aber es hat funktioniert. Ich habe mich selbst gerettet. Wenn ich nicht gekämpft hätte, dann … Mein Herz setzt einen Schlag aus, und wieder spannt sich mein ganzer Körper an. Bewusst zwinge ich mich dazu, loszulassen, und schließe die Augen. Ich muss nicht mehr darüber nachdenken, was gewesen wäre, wenn …

Hörbar ziehe ich die Luft ein, als Doms Hände meine Schultern bearbeiten und anschließend meinen Nacken hinaufgleiten. Gott, fühlt sich das gut an. Mein Kopf wird ganz leer, und ich habe Mühe, mir eine weitere Frage zu überlegen. Dann fällt mir wieder ein, dass ich ihn vorhin schon etwas gefragt und bisher keine Antwort bekommen habe, deshalb wiederhole ich es einfach. »Wie viele Männer hast du bisher getötet?«

»Eine Menge. Wie viele, kann ich dir nicht mal sagen, Kätzchen.«

Entsetzt reiße ich die Augen auf, und meine Schultern versteifen sich schockiert.

»Entspann dich, Babe. Die wussten alle, was ihnen blüht. Sie haben nämlich auch auf mich gezielt.«

»Wenn ich das Geld nicht dabeigehabt hätte, hättest du mich dann auch umgebracht?«

Er lacht auf. »Also, erstens: Ein toter Mann kann dir kein Geld mehr geben. Wobei es auch nicht gerade förderlich ist, wenn man Leute damit durchkommen lässt, nicht zu bezahlen. Das Beste ist, erst gar keine Wette von jemandem anzunehmen, der es sich nicht leisten kann.« Seine Hände hören auf zu kneten, und ich höre ihn schlucken, bevor er weiterspricht. »Ich wusste, dass … dein Ex zahlen konnte. Wäre er nicht mit dem Geld aufgetaucht, hätten wir ein Problem gekriegt.«

»Und wie hätte das ausgesehen?« Das muss ich einfach fragen. Ich muss es wissen.

»Dann hätte ich sein Bankkonto leergeräumt.«

Abrupt drehe ich den Kopf nach oben und starre ihn an. Ich bin erneut geschockt.

»Ja, Kätzchen, ich habe da so meine Methoden.«

Sanft drückt er meine Schultern herunter, bis ich mich wieder umwende und er seine Behandlung fortsetzen kann. In beruhigenden Kreisen streichen seine Hände über meinen Körper. »Aber das hätte nicht gereicht. Ich hätte ein Exempel an ihm statuieren müssen.«

»Was …« Ich will ihn fragen, was genau er getan hätte, doch mir bleiben die Worte im Hals stecken.

»Was ich gemacht hätte? Willst du das wirklich wissen, Babe?«

Ich zögere.

»Ich hätte ihm ziemlich wehgetan, aber das hätte sich nur auf ihn beschränkt. Johnny hätte dir das eigentlich sagen müssen, als du auf die Nachricht deines Ex geantwortet hast. Das waren seine Schulden, nicht deine.« Zärtlich küsst er mich in den Nacken. »Keine Sorge, Kätzchen. Das Geld ist schon wieder auf deinem Konto.«

Seine Worte machen mich fassungslos. Wasser klatscht gegen den Wannenrand, als ich mich zu ihm umdrehe. »Ist das dein Ernst?«, frage ich.

»Ja, Kätzchen. Du warst mir nichts schuldig. Die ganze Zeit nicht.« Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen, als ich mich wieder anlehne.

Eine Weile herrscht Schweigen zwischen uns, während er weiter meinen wunden Körper knetet.

»Und was wäre gewesen, wenn ich doch Schulden bei dir gehabt hätte?«, frage ich schließlich.

»Du meinst, wenn du mich nicht hättest bezahlen können?«

»Ja, was hättest du dann mit mir gemacht?«, frage ich deutlicher. Wieder halten seine Hände kurz inne, um dann über meinen Rücken zu reiben und sich dabei immer tiefer vorzuwagen. Sein Atem streicht kribbelnd über meine Wirbelsäule.

»Kätzchen, ich hätte dir nie wehgetan.«

Er drückt einen Kuss in meine Halsbeuge, und ich ertappe mich dabei, dass ich mich entspannt in seine Bewegungen lehne. Trotzdem glaube ich ihm nicht.

Aus irgendeinem Grund öffnen sich meine Lippen, und die Worte purzeln nur so aus meinem Mund. »Das glaube ich dir nicht. Du hättest mir definitiv wehgetan.«

Aus seiner Kehle dringt ein leises Lachen, und sein heißer Atem in meinem Nacken sendet kalte Schauer durch meinen Körper, während Hitze in meinen Unterleib strömt. Er taucht die Arme ins Wasser ein und schlingt sie um meinen Bauch. »Was glaubst du denn, hätte ich mit dir gemacht, Kätzchen?« Langsam wandern seine Hände weiter nach unten und kneten meine Hüften, bevor sie sich zu meinen Schenkeln vorarbeiten und sie massieren. Verlangend öffne ich die Beine und gewähre ihm Zugang zu meinem brennenden Kern. Meine Klitoris giert pochend nach seinen Berührungen. Ich bin so heiß auf ihn. Meine Brust hebt sich, als ich tief einatme und ihm meine Hüften entgegenstrecke.

»Denkst du, ich hätte dich hiermit bezahlen lassen, Babe?«, fragt er und legt seine Hand um meinen Venushügel. Neckend lässt er seine Finger über meine Erhebungen gleiten und umkreist meine Klitoris.

Mein Kopf fällt nach hinten, während vor meinem geistigen Auge die Erinnerungen an unsere erste Begegnung in seinem Büro ablaufen. Und daran, als er mich auf meinem Teppich genommen hat. Mich gezwungen hat, ihm willig zu sein.

»Hätte dir das gefallen?« Er stößt ein tiefes, raues Lachen aus. »Auf jeden Fall hast du es verdammt genossen, als du damit die Zinsen getilgt hast. Was meinst du, wie oft hätte ich dich genommen, bis deine Schulden abbezahlt gewesen wären?«

»Hm.« Ich kann ihm nicht antworten. Ich will einfach nur, dass er mich weiter berührt, während ich an den Moment denke, als er mich gegen die Wand gevögelt hat.

Ein weiteres Lachen streift meinen Nacken. Dann lehnt Dom sich vor und schiebt einen seiner kräftigen Finger in mich. »Du hättest es geliebt, deine Schulden bei mir mit deiner Muschi zu bezahlen.«

Rhythmisch pumpt er mit dem Finger in mich und entlockt mir jedes Mal ein leises Stöhnen, wenn er seine Daumenspitze gegen meine vordere Innenwand presst. Ein angenehmes Kribbeln breitet sich in meinem ganzen Körper aus und steigert sich so sehr, dass meine Beine zu zittern anfangen. »Aber so was mache ich nicht, Babe. Ich nehme keine Wetten von Frauen an.« Er schiebt noch einen Finger in mich, reibt weiter über den heißen Knoten aus Nerven in mir und sendet ein loderndes Feuer durch meine bebenden Glieder. »Und ich akzeptiere auch keine Muschis als Bezahlung.« Ich nehme seine Worte kaum wahr, weil ich mich ihm entgegenbäume, als er gleichzeitig mit dem Daumen meine Klitoris massiert.

»Außer bei dir; dieser Versuchung konnte ich einfach nicht widerstehen.« Seine Worte geben mir den Rest, und der Orgasmus zerreißt mich förmlich, während Doms Finger weiter hart in mich stoßen. Erbarmungslos pumpt er in mich, während meine Schenkel sich eng um ihn pressen und mein Körper sich dreht und windet. Er legt seinen Arm um meine Brust, um mich festzuhalten, als ich von einer erlösenden Woge nach der anderen erfasst werde und wild hin- und herzucke. Er verlängert meinen Orgasmus, zwingt mich, ihn anzunehmen. Als ich vor Lust laut schreie, legt er seine Lippen über meinen Mund und schließt mein Stöhnen mit unserem Kuss ein.

Langsam beruhigt sich mein Körper wieder, als die Nachbeben verklingen. Dom zieht die Finger aus mir, und sofort vermisse ich seine Berührung. Vorsichtig lässt er mich in die Wanne zurücksinken, wo ich völlig ermattet im warmen Wasser liege. Ich schließe die Augen und schlafe fast ein. Ich bin so entspannt und ausgelaugt.

Kurz darauf spüre ich seine Arme um mich, einen in meinen Kniekehlen und den anderen an meinem Rücken, bevor Dom mich aus dem Wasser hebt. Draußen trocknet er mich ab, und ich unternehme einen schwachen Versuch, ihm zu helfen, doch er schiebt meine Hände weg und reibt weiter behutsam über meinen Körper. Schließlich lässt er das Handtuch auf den Boden fallen und trägt mich rüber ins Schlafzimmer. Ich will mich in seinen Armen aufrichten, aber er raunt mir kaum hörbar ins Ohr: »Ich halte dich, Kätzchen.« Dann legt er mich aufs Bett, und mit dem Gefühl seines Atems an meinem Hals und den Berührungen seiner Lippen, die sanfte Küsse über meine Haut verteilen, schlafe ich ein.