Eins

 

 

„Du machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Was ist denn los mit dir? Mensch, wir fahren in den Urlaub.“

Ja, wir fahren in den Urlaub und ich schätze, dass ich dieser Tatsache dankbar sein sollte, bin ich aber nicht. Cole sieht mal wieder nicht die grundsätzlichen Dinge, über die wir uns eigentlich einig waren, und obwohl ich mich mittlerweile daran gewöhnt haben sollte, komme ich damit gerade absolut nicht zurecht.

„Machen wir, ja. Leider nicht mehr aus dem Grund, aus dem wir ursprünglich fahren wollten.“

„Um zu entspannen?“, fragt er mit einem süffisanten Grinsen und umfasst meine Hüfte, um mich an sich zu ziehen. „Ich bin mir sicher, wir werden eine ganze Menge Spaß haben.“

Mit Spaß meint er vorwiegend Sex, davon bin ich überzeugt, denn das Körperliche hat in unserer Beziehung einen ziemlich hohen Stellenwert. Das ist ja auch in Ordnung. Der Sex mit Cole ist atemberaubend und ich bin diesem garantiert nicht abgeneigt, aber leider redet er seit Tagen nur noch ununterbrochen davon, wo wir es miteinander treiben können. Davon, dass ich mich mit meiner Vergangenheit beschäftigen möchte, ist kaum mehr die Rede.

„Und was ist mit meinen leiblichen Eltern?“

Cole zuckt die Schultern. „Du wirst genug Zeit haben, um nach ihnen zu suchen. Denn auch wenn ich es sicherlich begrüßen würde, so werden wir nicht den ganzen Tag im Bett liegen und Sex haben.“

Er drückt mir einen Kuss auf den Mund und wendet sich von mir ab, um ein paar Sachen in seinen Koffer zu räumen. Die Begeisterung über die Suche nach meinen Eltern stand ihm schon vor einigen Wochen buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Aber seit ich weiß, dass ich adoptiert bin und eine ganz andere Herkunft habe, möchte ich nun mal wissen, wo ich herkomme. Meine Eltern können es mir ja leider nicht mehr sagen und außer dem Hinweis, dass ich in Lightley geboren sein könnte, habe ich leider nichts in der Hand.

„Und du bist dir sicher, dass du zehn Tage damit zurechtkommst, dass du nur mit mir Spaß haben wirst?“

Ich stelle diese Frage bewusst, da mir klar ist, dass er es sich oft genug auch woanders holt. Cole und ich führen seit einigen Monaten eine offene Beziehung und vor allem er nutzt diese vollkommen aus.

„Wer sagt denn, dass wir zwei allein bleiben werden?“

Er grinst und ich kann mir nur zu gut vorstellen, was er damit meint. „Und was genau willst du mir damit sagen?“, frage ich dennoch.

Daraufhin zuckt er erneut die Schultern, sieht mich aber immer noch nicht an. Stattdessen räumt er weiterhin seinen Koffer ein. „Wie gesagt, ich bin mir sicher, dass wir nicht den ganzen Tag im Bett verbringen werden. Wir werden sicherlich auch mal ausgehen und da findet sich dann auch garantiert der eine oder andere, der dir ebenfalls gefallen wird. Vielleicht versuchen wir es ja abwechslungsweise mal zu dritt. Oder zu viert?“

Ich hätte wissen müssen, dass er mir irgendwann auch mit dieser Sache kommt, allerdings war ich gerade nicht auf diese Frage vorbereitet. Cole steht darauf, es mit mehreren Männern gleichzeitig zu treiben, doch bisher bin ich noch nicht ein einziges Mal dabei gewesen. Es hat mich nie gereizt, doch ich bin bei der ganzen Sache sowieso anders als er. Ich bin nicht ständig auf der Suche nach irgendwelchen Kerlen, mit denen ich Sex haben kann, und schon mal gar nicht nach mehreren auf einmal. Aber so ist er nun mal. Er kann jeden haben und das nutzt er auch aus. Anfangs dachte ich noch, ich komme damit zurecht, mittlerweile gefällt mir der Gedanke daran aber immer weniger. Auch ein Grund, warum ich mich auf unseren Urlaub gefreut habe. Nur wir zwei. Allein in einer abgelegenen Hütte. Ich dachte, ich kann ihn davon überzeugen, dass ich allein viel mehr wert bin als all die Männer, mit denen er regelmäßig in die Kiste steigt. Aber wenn ich ihn mir so anhöre …

Ich sollte dringend mit ihm reden.

„Ich liege also richtig mit der Vermutung, dass du mit bestimmten Absichten dorthin fährst?“

Jetzt dreht er sich endlich zu mir um, verschränkt die Arme vor der Brust und grinst wissend. „Warum denn nicht? Du möchtest dorthin, um deine Eltern zu finden, und ich möchte den Sex mit dir eben mal anders genießen. Wir haben zehn Tage. Zehn Tage, in denen wir nicht nur recherchieren können, sondern in denen wir auch eine ganz neue Erfahrung sammeln, falls es sich ergibt. Es gibt genug umliegende Städte mit Klubs, in denen wir genau das finden, was wir wollen. Und ich für meinen Teil möchte dich dieses Mal dabeihaben.“ Er kommt auf mich zu und bleibt dicht vor mir stehen. Seine Hände legen sich an meinen Hintern, bevor er mich fest an seinen Körper und somit an seinen harten Schwanz drückt. „Es gibt nämlich keinen, der so einen geilen Arsch hat wie du.“

Warum braucht er dann ständig einen anderen?