Der Mai ist der Monat, auf den alle Homefarmer warten. Denn Mitte Mai stehen die Eisheiligen im Kalender und eine alte Bauernregel sagt:
»Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz. Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist. Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder. Servaz muss vorüber sein, will man vor Nachtfrost sicher sein.«
Will heißen: Erst nach den Eisheiligen kann man sicher sein, dass das kälteempfindliche Gemüse im Beet nicht mehr von Nachtfrösten hinweggerafft wird.
Als ich in meinem ersten Gartenjahr noch nicht so richtig unterscheiden konnte zwischen kälteresistentem und kälteempfindlichem Gemüse, habe ich einfach bis Mitte Mai gewartet und erst dann Samen draußen ins Beet gelegt. Diese sehr pragmatische Lösung kann ich absolut weiterempfehlen, denn es ist doch frustrierend, wenn man im April etwas aussät, das dann auch erst keimt, aber kurze Zeit später plötzlich jegliches Wachstum einstellt, weil es kalte Füße gekriegt hat. Wollt ihr also auf Nummer sicher gehen, sät ihr eure Samen erst ab Mitte Mai draußen ins Beet oder in den Kübel ein.
Zu den Pflanzen, die auf jeden Fall erst in der zweiten Maihälfte nach draußen dürfen, gehören zum Beispiel eure vorgezogenen Tomaten, Gurken, Auberginen, Artischocken, Fenchel, Kürbis und die Paprika. Wenn es in der ersten Maihälfte tagsüber schon sonnig und nicht mehr frostig draußen ist, könnt ihr eure pikierten Youngsterpflanzen in ihren kleinen Pflanztöpfen schon mal stundenweise nach draußen an die frische Luft stellen. Sie müssen nämlich tatsächlich erst mal an die Bedingungen draußen gewöhnt werden: an die Sonne, den Wind und die veränderte Temperatur. Ihr könnt die Zeit, in der die Pflanzen draußen stehen, langsam erweitern. Lasst sie aber vor Mitte Mai noch nicht über Nacht draußen. Es wäre doch schade, wenn euch die mühsam vorgezogenen Tomatenpflanzen deshalb eingehen.
Wenn ihr sie aber langsam und vorsichtig an das Leben draußen gewöhnt, werden sie es euch ab Mitte Mai danken. Denn dann können alle Youngsterpflanzen ihren endgültigen Platz im Beet beziehen. Die Tomaten müssen dabei regengeschützt untergebracht werden. Auch den Gurken tut es meiner Erfahrung nach gut, wenn sie nicht so nass werden zwischendurch. Doch macht nicht den Fehler, den ich gemacht habe, und pflanzt versehentlich einen Kürbis ins Gewächshaus. Meine Kürbispflanze ist dort so groß geworden, dass sie fast das Gewächshaus gesprengt hätte – diesem Naturwunder habe ich damals eine ganze Podcastfolge gewidmet.
Natürlich solltet ihr beim Einsäen und Pflanzen eures Gemüses den Nährstoffbedarf der einzelnen Pflanzen beachten. Während ihr vor dem Pflanzen von Starkzehrern viel Dünger ins Beet bringen solltet, darf es bei Mittel- und Schwachzehrern gern etwas weniger sein. Vor allem eure Schwachzehrer sind überfordert, wenn ihr ihnen jeden Tag ein Steak zu essen gibt, obwohl sie eigentlich nur Haferschleim wollten. Also im übertragenen Sinne.
Beachtet auch die Regeln der Mischkultur, wenn ihr Pflanzen haben wollt, die sich gegenseitig unterstützen und sich im Idealfall sogar gegenseitig die Schädlinge vom Leib halten.
Und schützt eure Beete schon jetzt vor Schnecken. Wenn ihr einen Schneckenzaun um euer Beet setzt, bevor ihr dort einsät, so ist die Chance sehr groß, dass ihr euren Salat auch wirklich selbst essen könnt. Verzichtet ihr auf präventive Maßnahmen, so habt ihr am Ende den Salat – mit Schnecken darin.
Vergesst nicht, eure Kartoffeln anzuhäufeln, und deckt eure Erdbeeren bei drohendem Nachtfrost weiterhin mit Vlies ab. Denn die ersten Erdbeeren werden schon bald reif sein.
Statt Mulch kann man natürlich auch viele Katzen nebeneinander ins Beet legen.
Ich persönlich ziehe ab jetzt übrigens nichts mehr vor, um mir unnötige Arbeit zu ersparen. Salat, Bohnen, Brokkoli, Blumenkohl, Grünkohl, Rosenkohl, Knollenfenchel und Zuckermais dürfen ab Mitte Mai direkt ins Beet gesät werden.
Eure Obstbäume und -sträucher könnt ihr nun mit dem Grasschnitt vom Rasenmähen mulchen – das schützt vor Austrocknung und hält Unkraut fern.
Ernten dürft ihr jetzt schon richtig viel: die frühen Kohlarten, die ihr im Januar schon vorgezogen habt. Früh vorgezogene Erbsen werden auch langsam genussreif. Und ihr habt auch schon ein richtig leckeres kleines Salatbüfett im Beet. Sogar Zwiebeln könntet ihr jetzt schon frisch ernten, wenn ihr sie im Herbst des Vorjahres in die Erde gebracht habt.
Und: Es ist Spargel- und Rhabarberzeit. Weshalb ich in diesem Monat auch wieder leckere Rezeptideen für beides habe. Guten Appetit!