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Kapitel Neunzehn
C hloe konnte während der gesamten Heimfahrt nicht still sitzen. Ihr Magen verdrehte sich vor lauter Aufregung und sie bereute es, dass sie auf die Eiscreme in Moo’s Parlor bestanden hatte.
Sie hatte ihre Hände fest ineinander verschränkt. Ihr Vater hatte ihr erlaubt, den Ring sicher aufzubewahren. Es war ein wunderschönes Design mit einem glitzernden Diamanten und Saphiren und er hatte den Ring vom besten Boutique Juwelier in Jackson Hole gekauft. Nachdem sie das Geschäft verlassen hatten, hatte Dad gesagt, dass er einen Ring aus der Großstadt bestellen würde, weil dieser nicht speziell genug für Heather wäre, aber in der Zwischenzeit ausreichen müsste. Das hatte Chloe verblüfft, denn sie konnte sich nichts Spektakuläreres als diese Kreation vorstellen, die sie festhielt.
Sobald sie vor dem Haus geparkt hatten, stürmte Chloe ins Innere und ignorierte Tanners Rufe, ihm mit den Einkäufen zu helfen. Sie ließ das Ringkistchen in ihre Tasche gleiten. Ihr Dad hatte vor, später um Heathers Hand anzuhalten, wenn sie nicht dabei war. Aber wie dem auch sei, sie wollte Heather unbedingt sehen.
Aber das Haus war zu still und nachdem sie von unten gerufen hatte, rannte Chloe zu den Schlafzimmern hinauf. Sie erstarrte, als sie zu Heathers Zimmer gelangte. Es war leer. In dem Glauben, dass sie ihre Sachen vielleicht in Tanners Zimmer umgeräumt hatte, stürmte Chloe auch dort hinein. Aber es sah nicht so aus, als ob ihre Dinge dort waren. Sie öffnete den Schrank und sah nur die Arbeitskleidung ihres Vaters, die wie immer dort aufgehängt war. Chloe fing an, in Panik zu geraten. Sie hatte Angst, dass ihr etwas passiert war. Sie hätten sie nicht so lange allein lassen dürfen – was wäre, wenn sie einen Fremden hereingelassen hätte?
Chloe raste zurück nach unten und ihr Herz überschlug sich in ihrer Brust.
„Dad! Sie ist nicht hier! Ihr Zimmer ist leer! … Wir müssen die Polizei anrufen … ich glaube, ihr ist etwas passiert.“ Die Worte überschlugen sich fast und Chloe hatte das Gefühl, dass ihr die Eiscreme dieses Mal tatsächlich hochkommen würde.
„Wahrscheinlich ist sie im Garten, Chloe. Beruhige dich. Du machst dich selbst krank.“ Tanner kam mit den Einkaufstaschen herein und stellte sie auf dem Küchentisch ab. Direkt neben den Umschlägen – einer mit seinem Namen und als er ihn zur Seite schob ein weiterer an Chloe adressiert.
Chloe sah sie zur selben Zeit. Sie stürmte nach vorn, schnappte sich ihren Umschlag und riss ihn auf. Ihre Augen flogen über den Brief und landeten auf Heathers Unterschrift. Sie begann wieder von oben und las langsam den gesamten Brief.
Liebe Chloe,
Es tut mir so unendlich leid, dass ich dir das antue. Aber ich muss es tun. Bitte glaube nicht, dass meine Abreise irgendeine Art von Ablehnung gegen dich ist. Ich liebe dich mehr, als ich es sagen kann. Du bist ein wundervolles, unabhängiges, perfektes Mädchen und wenn ich eine Tochter zur Welt bringen könnte, würde ich wollen, dass sie genauso wie du wäre. Ich weiß, dass du zu einer wundervollen Frau heranwachsen wirst, und es tut mir leid, dass ich nicht dort sein kann, um das zu sehen. Ich würde gern mit dir in Kontakt bleiben. Ich habe dir unten die Adresse meiner Cousine in Kalifornien aufgeschrieben. Ich werde dort sein.
Du wirst immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben und ich werde dich niemals vergessen.
Mit ganz viel Liebe,
Heather
Unten auf der Seite befand sich die Adresse. Chloe spürte, wie sich ihre Brust panikartig hob und senkte und abgewürgte Schluchzer ihren Körper schüttelten. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr Vater von ganz weit weg seine Arme fest um ihren Körper schlang und sie hochhob, damit sie ihren Kopf auf seine Schultern legen konnte. Er streichelte ihren Rücken und sie konnte nichts weiter tun, als in seine Umarmung zu weinen.
„Ich werde sie wieder zurückholen. Das hier ist alles meine Schuld. Es tut mir so leid, Chloe. Ich werde es wieder in Ordnung bringen, ich verspreche es.“ Ihr Dad konnte alles reparieren. Sie konnte nicht sprechen, aber sie nickte ihm zu und zwang sich dazu, das Schluchzen zu unterdrücken. Natürlich würde er es wieder in Ordnung bringen.
„Bitte, bitte sage Heather, … dass ich ganz besonders gut sein werde. Und dass es mir leid tut, dass ich ihr Shirt mit Farbe vollgekleckert habe, und dass ich nicht bei den Einkäufen mit geholfen habe. Es tut mir so leid.“ Sie brach erneut in Tränen aus und ihr Vater setzte sie ab.
„Chloe, sieh mich an.“ Tanner zwang sie, aufzuschauen und ihn anzusehen. „Das hier ist nicht deine Schuld. Es liegt an mir. Es ist meine Schuld, okay?“
Chloe nickte. „Wirst du deinen Brief nicht lesen? Sie hat auch einen für dich geschrieben.“ Chloe deutete auf den Umschlag und Tanner warf kopfschüttelnd einen Blick darauf.
„Es ist mir egal, was darin steht. Ich liebe diese Frau und ich werde sie zurückholen – für uns beide. Du bleibst hier. Sie kann nicht weit gekommen sein. Rufe Josiah auf seinem Handy an und sage ihm, dass er herkommen soll, okay?“
Chloe brachte ein kleines Lächeln zustande. „Ja. Geh, Dad.“ Sie schob ihn praktisch aus der Küche raus, aber sie musste ihn nicht erst überreden. Er schnappte sich die Schlüssel zu seinem Pickup-Truck vom Tisch und Tanner betete insgeheim, dass sie sich kein Taxi genommen hatte oder jetzt bereits am Flughafen war. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass er Paul Moore, den einzigen Taxifahrer in Jackson Hole, kurz zuvor draußen vor Bubbas Barbecue hatte stehen sehen – wie er eine braune Papiertüte mit einer Flasche Alkohol umklammerte – schien dies eher unwahrscheinlich.
Er fuhr von seiner Einfahrt und dann die Straße runter in Richtung Stadt. Er fuhr direkt zur Busstation und hoffte inständig, dass er Heather dort vorfinden würde.
Zuerst wirkte die Busstation verlassen, aber als er langsamer wurde, konnte er gerade noch eine einzige Figur ausmachen, die vor dem hintersten Teil des Gebäudes saß.
„Heather?“ Tanner sprang aus seinem Truck und ließ den Motor am Straßenrand laufen. Sie wandte ihm erschrocken ihr Gesicht zu. Er konnte sehen, dass ihre Augen vom Weinen rot waren, und sie sah so klein und verlassen aus.
„Himmel, Heather. Was tust du hier?“ Er ging mit schnellen Schritten auf sie zu, zerrte ihren Körper hoch und in seine Arme, wie er es erst kürzlich bei Chloe getan hatte. Sie erwiderte seine Umarmung nicht, doch er hielt sie einfach fest und spürte, wie ihr Körper mit Schluchzern erbebte.
„Tanner, hör auf.“ Sie entzog sich aus seinem Griff und wischte sich hastig ihre Tränen weg. „Ich schaffe es nicht. Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich könnte bleiben. Aber ich kann es nicht.“
Tanner schaute auf sie herab und seine Verwirrung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Heather. Hilf mir, das hier zu verstehen. Was ist passiert?“ Seine Stimme klang sanft und Heathers Nerven waren zu aufgerieben, um den Schmerz herauszuhören, der unter der Oberfläche simmerte.
„Ich kann einfach … Ich schaffe es nicht noch einmal …“, murmelte Heather. Sie hatte ihr Gesicht mit ihren Händen bedeckt, weil ihr dieser dramatische Zustand der Geschehnisse so peinlich war. Sie hatte nicht gewollt, dass er ihr hierher nachjagte, dass sie eine Szene verursachte und sein wundervolles, friedliches Leben unterbrach.
„Schaffst was nicht noch einmal? Heather, setz dich“, befahl Tanner. So würde er nie irgendeine logische Antwort von ihr bekommen. Er drängte sie zur Sitzbank vor dem Stationsgebäude zurück und setzte sich vorsichtig neben sie. „Atme. Ich will wissen, was hier vor sich geht.“
Heather atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Sie schaute in seine Augen und sah dort nichts anderes als Mitgefühl und Zuversicht. „Ich weiß, dass du die Gesellschaft einer Frau suchst, und als ich hierherkam, war ich zunächst damit glücklich. Das war ich wirklich.“ Heather zögerte. Tanners Augen waren schmal geworden und er hatte seine Lippen missfallend zu einer dünnen Linie zusammengepresst. „Aber jetzt … Jetzt, da ich weiß … da ich dich kenne, wer du wirklich bist … Ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht.“
„Ist das wegen meinem Bären? Wegen meiner Vergangenheit?“
„Ja“, antwortete Heather. „Es ist wegen allem von dir. Ich habe mich total in dich verliebt, Tanner. Ich liebe dich vollkommen und absolut und Hals-über-Kopf und ich kann nicht nur deine Gesellschafterin sein. Das ist mir gegenüber nicht fair. Das ist nicht das, was ich fühle.“
Tanner konnte sich nicht helfen, er lächelte bei ihren Worten. Sein gesamter Körper hatte sich erhitzt, als er hörte, dass sie ihn liebte, und einiges seiner Anspannung, die er mit sich herumgetragen hatte, seit er die Umschläge auf dem Tisch gesehen hatte, entwich.
„Dann verstehe ich es nicht. Ich fühle genau dasselbe für dich, Heather.“
„Aber du bist an jemand anderen gebunden“, rief Heather verzweifelt aus. „Du hast es mir gesagt. Du hast gesagt, dass du für den Rest deines Lebens an die Person gebunden bist, sobald der Bund geschlossen wurde.“
„Wovon redest du da? An wen bin ich gebunden?“ Tanner war von dieser Unterhaltung mehr als verblüfft. Er dachte, dass er ihr an diesem Morgen seine Gefühle deutlich gemacht hatte.
„Chloes Mutter“, flüsterte Heather. Jetzt war sie sich ihrer Theorie nicht mehr so ganz sicher.
„Nein! Was zum T- … wie zur Hölle bist du zu diesem Schluss gekommen? Ich kannte Chloes Mutter nur eine Woche lang! Wir hatten Sex, aber der bedeutete nichts. Sie war eine Tänzerin, ich war gerade mal fünfundzwanzig und jung und leichtsinnig. Sie war nur auf der Durchreise und wir hatten einen One-Night-Stand. Dann zog sie weiter. Etwa sieben Monate später tauchte sie vor meiner Tür auf und sagte, dass sie schwanger sei. Ich lachte und wollte sie wegschicken, weil ich wusste, dass ich keine Kinder zeugen kann, doch sie brach vor meiner Tür zusammen. Sie war nicht meine Gefährtin, Heather. Du bist es. Du bist meine Gefährtin. Du bist die Frau, die ich liebe. Wir sind das Für-Immer, Heather. Du und ich, Baby.“
Heather war sprachlos. Sie hatte solch einen riesigen Fehler gemacht. „Oh, Tanner. Es war mir nicht klar … Ich dachte … Ich nahm an, dass …“ Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, als sich ein riesiges Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie wurde knallrot und starrte auf den Boden. „Ich war so dumm.“
Tanner bellte ein Lachen. „Ja, das warst du. Du kannst mich nicht verlassen, Heather.“ Seine Stimme wurde traurig und er bedeckte ihre Schultern mit seinen Händen. „Ich verstehe es. Ich verstehe, warum du nach Bertram so denken würdest, aber du – Heather – bist das, was ich mir mein ganzes Leben lang gewünscht habe. Der fehlende Teil von mir. Ich verspreche dir, dass ich dich das niemals wieder anzweifeln lassen werde, wenn du jetzt mit mir nach Hause kommst. Ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, dir zu zeigen, wie sehr ich dich liebe.“
Tanner neigte seinen Kopf und wartete nicht auf ihre Antwort. Seine Lippen suchten ihre und der antwortende Kuss war gleichzeitig süß und salzig. Heather fuhr mit ihren Händen in sein Haar und wurde von einer Flut von Lust und einer warmen, friedvollen Zufriedenheit überwältigt. Sie war zu Hause.