Impressionen von Oberbayern

Malerische Natur, Kultur, Lebensfreude und Genuss

Oberbayern bietet eine überwältigende Vielfalt an Möglichkeiten. Eine Urlaubsgegend, die keine Wünsche offen lässt

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Majestätisch ragt die Zugspitze südwestlich von Garmisch-Partenkirchen auf

»Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land.«

Ludwig Ganghofer

Die anderen Gegenden mögen es verzeihen. Aber wenn für Deutschland als Reiseland geworben wird, dann stammen die Motive meist aus Bayern. Genauer gesagt von dem Fleckchen Erde, das im Südosten des Freistaats liegt: Oberbayern. Die Region ist sozusagen die Essenz aller touristischen Reize. Oberbayern ist das Idealbild eines Urlaubslandes und bietet ein Landschaftskino, das mit seinen vielfältigen Kulissen einzigartig ist. Wer bei gutem Wetter mit dem Schiff über den Königssee fährt oder durch den Park des Schlosses Herrenchiemsee spaziert, der ist geneigt zu glauben, dass es das Paradies auf Erden gibt. Man kann das »Ober« im Namen also auch so deuten, dass Oberbayern sogar das international so beliebte Bayern nochmals toppt. Oberbayern ist Überbayern.

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Das bayerische Volksgetränk (links) – Umgeben vom »bayerischen Meer«: Fraueninsel im Chiemsee (rechts)

Tradition und Brauchtum

Die Idylle in Oberbayern ist aber keine folkloristische Inszenierung. Tradition wird hier wirklich noch gelebt und gepflegt. Es gibt in diesem Landstrich die meisten Trachtenvereine Deutschlands und allein 46 Gebirgsschützenkompanien. Besonders auf dem Land ist es auch für die »junga Leit« eine Selbstverständlichkeit, in der Blasmusikkapelle zu musizieren und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zu sein. Man ist stolz auf die regionalen Besonderheiten, auf das spezielle Brauchtum und die lokale Tracht. Und man setzt sich auch dafür ein, dass all die Umzüge, Prozessionen, Pferdewallfahrten, Almabtriebe, Dorf- und Waldfeste fortbestehen. Tradition ist mit Engagement verbunden, mit Arbeit. Und die wird gerne investiert, um das Brauchtum von Generation zu Generation weiterzugeben. Der Respekt vor der Historie ist hier überall zu spüren.

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Für hungrige Bergsteiger: Schärtenalm am Hochkalter bei Ramsau (oben) – Schloss Neuschwanstein (unten links) – Original Münchner Weißwürste (unten rechts)

Land und Leute

Wie hat man sich ihn vorzustellen, den typischen Oberbayern? Gibt es wirklich eine Wesensgemeinsamkeit zwischen einem Spitzenmanager bei Audi in Ingolstadt und der Sennerin, die ganz alleine hoch oben über dem Schliersee die Jägerbauernalm managt? Vielleicht ist es die Devise »Schwer arbeiten, leicht leben«, die sie verbindet. Innerhalb Deutschlands hat Oberbayern das zweithöchste Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner. Doch trotz des allgegenwärtigen Fleißes und der Disziplin, die so gar nicht dem gängigen Klischee entsprechen, wird der Genuss nicht aufs Jenseits verschoben. Der geniale Regisseur Helmut Dietl hat seiner Serienfigur »Monaco Franze« den berühmten Satz in den Mund gelegt: »A bisserl was geht immer.« Und er stimmt, insbesondere für Oberbayern. Ein Genussmoment ist immer möglich, auch zwischendurch. Mal kurz mitten im Winter und zwischen zwei Terminen das Cabriodach öffnen? »Ja mei, warum denn ned.« Oder ein Weißbier zum zweiten Frühstück? »Passt scho.« Die Kunst des Lebens besteht hier darin, bei allen Rechenkünsten auch mal Fünf gerade sein zu lassen. Die Oberbayern lieben zwar die Ordnung, aber es ist für sie kein Widerspruch, tolerant zu sein, wenn einer mal aus der Reihe tanzt. Im Prinzip lieben sie sogar die Rebellen, die sich nicht um »political correctness« scheren. Von außen betrachtet mag Oberbayern, trotz Verlust der absoluten Mehrheit, ein immer noch von der CSU dominiertes Land sein. Aus der Innenperspektive zeigt sich aber, dass es viele Querdenker gibt. Man muss wohl auch Dinge immer wieder in Frage stellen und neu justieren, um, wie zum Beispiel der Huberwirt in Altötting, einen Familienbetrieb 400 Jahre lang aufrecht erhalten zu können. Und solche Familienunternehmen gibt es viele. Wie auch immer, um die Oberbayerin und den Oberbayern kennenzulernen, folgt man am besten der Einladung im Biergarten oder im Wirtshaus: »Hock ’ di hera, dann samma mehra.«

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Das Münchner Hofbräuhaus am Platzl gilt als das berühmteste Wirtshaus der Welt

Kirche und Küche

Ja, diese Kombination gehört in Oberbayern unbedingt zusammen. Kaum ein Kirchturm, in dessen Schatten sich nicht ein Wirtshaus befindet. Das beste Bier wird traditionell in Klöstern wie etwa in Andechs oder Ettal gebraut. Und fast jedes sakrale Fest ist mit einem üppigen Essen verbunden. Es ist nicht so, dass die Oberbayern statistisch gesehen gläubiger wären als der Rest der Nation. Aber sie sind auch nicht ungläubig. Ein feiner, aber wichtiger Unterschied, der wieder mit Toleranz zu tun hat. Man lässt sich einfach die Möglichkeit offen, dass der Herrgott existiert, warum auch nicht. Und angesichts der überirdisch schönen Wieskirche und vielen anderen Rokoko-Meisterwerken ist das durchaus verständlich.

Es gibt aber neben den Kirchen auch viele Wirtsstuben, die ebenfalls seit Jahrhunderten unverändert sind und so wunderbar, dass man nie mehr aufstehen mag. Man könnte allein Monate damit verbringen, die schönsten Gasthäuser Oberbayerns zu besuchen. Die Speisen sind gerne deftig und oft noch auf den Kalorienverbrauch einer körperlich hart arbeitenden Bevölkerung zugeschnitten. Schweinebraten und Schweinshaxn mit Knödel sowie als Brotzeit abgebräunter Leberkäs mit Spiegelei und Bratkartoffeln stehen fast immer auf der Speisekarte. Doch auch in Oberbayern gibt es Köche, die es verstehen, die Tradition und Regionalität zu wahren, aber gleichzeitig neue Elemente und Ideen einbringen. Kulinarisch ist die Nähe zu Österreich in der Vorliebe für Süßes und Mehlspeisen zu erkennen. Zum Café-Besuch gehören Kuchen und Torten einfach dazu. Und auf welcher Hütte es den besten Kaiserschmarrn gibt, das ist für die Oberbayern eine Art Glaubensbekenntnis.

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Ausflugsschiff auf dem Königssee, unterwegs zur Wallfahrtskirche St. Bartholomä

Tourismus und Sport

Viele Regionen Oberbayerns haben seit langer Zeit Erfahrung mit dem Fremdenverkehr. Das Salzbergwerk in Berchtesgaden wurde Besuchern bereits 1816 zugänglich gemacht, das erste Teilstück der Zugspitzbahn 1929 eröffnet. Das heißt, die Gegend lebt mit und vom Tourismus. Dementsprechend gut ist die Infrastruktur. Oberbayern hat eine Vielzahl an klassischen Sehenswürdigkeiten wie Schlösser, Burgen, Kirchen, Museen, Seen und Berge. Auch das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten ist breit und reicht von einfachen Pensionen bis zu Luxusresorts mit integrierten Wellness-Oasen. Einzigartig ist aber das Angebot an Aktivitäten, kaum eine Sportart, die es in Oberbayern nicht gibt. Und auch Kinder kommen auf ihre Kosten, sei es in Thermenwelten, Freizeitparks oder im größten Abenteuerspielplatz: der Natur.

Nach einigen Bausünden haben die Oberbayern gelernt, auf ihre Heimat aufzupassen. In Tegernsee etwa sind Häuser ohne Spitzdach per Gesetz verboten. Und es gibt viele Projekte, um Innenstädte vom bisweilen erdrückenden Verkehr zu entlasten. Um die Tradition zu wahren, sind immer wieder Veränderungen nötig. So ruht Oberbayern gleichzeitig in sich und ist doch in stetiger, sanfter Bewegung.