HACK YOUR BRAIN: WIE DU ENDLICH AN DICH GLAUBST
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ast du Lust auf ein Experiment? In diesem Kapitel will ich dir zeigen, wie unser Gehirn funktioniert und wie du es für mehr Motivation und Erfolg nutzt. Wir können mit unseren Gedanken sogar unseren Körper beeinflussen. Glaubst du nicht? Dann lies dir bitte den folgenden Text durch und führe das Experiment danach in deinen Gedanken aus.
Stell dir vor, eine Zitrone liegt vor dir auf dem Tisch. Sie ist richtig reif, strahlt gelb. Jetzt nimmst du sie in die Hand und fühlst, wie saftig sie ist, du riechst daran. Kannst du die Säure durch die Schale riechen?
Nun legst du die Zitrone auf ein Brett und schneidest sie durch. Der Saft quillt heraus.
Jetzt nimmst du dir die eine Hälfte und riechst wieder daran. Kannst du die Säure jetzt noch besser riechen? Und jetzt stell dir bitte vor, du beißt in die Zitrone und schmeckst, wie sauer sie ist.
Jetzt nimm dir bitte kurz Zeit, schließ deine Augen und spiele den Ablauf in deinen Gedanken durch …
Und? Was ist dir aufgefallen?
Wahrscheinlich hat dein Mund mehr Speichel produziert und dein Gesicht hat sich verzogen, vor allem der Kiefer. Was will ich dir damit zeigen? Dass sich mit unseren Gedanken mehr steuern lässt, als wir wahrhaben wollen.
Tony Robbins erzählt in seinem Buch
Das Robbins Power Prinzip
eine faszinierende Geschichte. Er beschreibt ein Ereignis während eines Footballspiels in Monterey Park, einem Randbezirk von Los Angeles. Einige der Stadionbesucher erlitten im Stadion eine
Lebensmittelvergiftung. Aber woher kam die Übelkeit? Ein Arzt kam schnell zur Diagnose: Alle Patienten hatten ein Getränk aus einem Automaten gekauft, und es musste die Ursache sein. Der Stadionsprecher warnte daraufhin vor dem Getränk und beschrieb die Symptome. Daraufhin brach im Stadion Panik aus! Menschen übergaben sich auf den Tribünen, fielen sogar in Ohnmacht. Selbst Menschen, die den Automaten nicht mal aus der Nähe gesehen hatten, entwickelten die Symptome. Und jetzt der Clou: Der Automat war doch nicht die Ursache – und auf einen Schlag waren die meisten Fans auf wundersame Weise geheilt.
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Dieses Phänomen bezeichnet man als Placebo-Effekt. Es ist wissenschaftlich erwiesen: Wenn ich meinem Körper signalisiere, ich hätte keine Schmerzen, dann sendet er tatsächlich Stoffe aus, die die Schmerzen hemmen. Wir können also mit unserem Hirn unser Hirn steuern und unseren Körper gleich mit. Das ist eine mächtige Waffe. Und was könnte mehr motivieren als die Idee, dass wir alleine mit unseren Gedanken unser Leben verbessern können.
»Praktisch alles, was wir tun, verändert unser Hirn«, erklärt der Neurowissenschaftler Moran Cerf in seinem Ted Talk
Training Your Brain
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Das Faszinierende am Hirn ist: Es kennt nicht den Unterschied zwischen tatsächlichen Erlebnissen und Dingen, die wir uns vorstellen. Denk an die Geschichte mit der Zitrone. Kennst du das Gefühl, wenn du aus einem Traum aufwachst und dich den ganzen Tag fragst, ob das nicht doch passiert sein könnte, was du geträumt hast? Die Psychologin Elizabeth Loftus bringt es in dem Ted Talk
Fiktion der Erinnerung
auf den Punkt: »Es lässt sich nicht unterscheiden zwischen falschen und echten Erinnerungen.«
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Was steckt dahinter? Eine wichtige Rolle spielt das retikuläre Aktivierungssystem. Es ist ein Netzwerk von Neuronen und funktioniert wie ein Filter. Und diesen Filter können wir selber programmieren. Es geht darum, worauf wir uns konzentrieren, und das gelangt durch den Filter und in unser Hirn. Das resultiert in selektiver Wahrnehmung: Frauen, die schwanger sind, sehen auf einmal überall Kinderwägen. Und wer sich ein weißes Auto kaufen will, dem fallen ab sofort alle weißen Wägen auf. Ähnlich funktioniert so ein Filter auch, wenn
wir eine fixe Idee haben. Beispielsweise findest du die Facebook-Aktie spannend, und du willst sie kaufen. Dann wird dein Hirn ständig nach Argumenten für Facebook suchen.
Was machen wir aus dieser Erkenntnis? Es geht darum, unser Gehirn auf Erfolg zu programmieren und uns selber positiv zu betrachten. In der PR gibt es ein geflügeltes Wort: Erzähle es so lange, bis es die Leute glauben. Und genau so sollten wir uns selber erzählen, dass wir die Dinge schaffen können, die wir uns wünschen. Eine harte Aufgabe: Denn Zweifeln scheint eine der größten Stärken des Menschen zu sein. Wir haben alle Ängste, aber wir können lernen, sie objektiv einzuschätzen und unser Hirn neu zu programmieren. Hast du manchmal auch diese Momente, in denen deine Gedanken abschweifen? Wenn du auf der Couch sitzt und in eine Spirale des Selbstzweifels verfällst, nach dem Motto: Das bringt doch alles nichts! Das kann sehr gefährlich sein und deine Motivation gefährden. Achte auf Sätze wie:
»Das kann ich nicht.«
»Ich habe immer Pech.«
»Das bringt doch eh nichts.«
»Geld ist einfach nichts für mich.«
Wenn du schon 35 bist, bringt es doch eh nichts mehr, Aktien zu kaufen, das hättest du schon mit 20 machen müssen. Und heute habe ich eh schon ein Snickers gegessen, dann kann ich doch gleich noch drei essen. Und der Sport lohnt sich erst recht nicht mehr. Solche Denkweisen sind menschlich, aber sehr gefährlich. Nehmen wir noch ein anderes Beispiel: Du denkst, dass ein Arbeitskollege dich nicht mag. Dann wird dein Filter im Gehirn nur noch Sachen hereinlassen, die diese These bestätigen. Und dieser Glaube verfestigt sich immer stärker wie bei einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung.
Stopp! Wenn du solche Gedanken hast, musst du einschreiten! Experten empfehlen, aktiv ein Stoppschild im Gehirn aufzustellen – kurz zur Ruhe zu kommen – und dann in den positiven Gang zu schalten. Wir müssen uns motivieren, indem wir uns in Richtung unserer Ziele treiben. Ich habe mir angewöhnt, negative Gedankenmuster zu
unterbrechen und sofort die Aktion zu suchen. Wenn ich keine Ideen habe und am Schreiben zweifle, nehme ich ein Buch in die Hand. Wenn ich mich schlapp fühle, dann bewege ich mich. Und wenn ich schlecht über einen anderen Menschen denke und mich über sein Verhalten ärgere, dann versuche ich, mich auf seine positiven Eigenschaften zu fokussieren. Um unsere Gedanken zu ordnen, müssen wir zuerst überlegen, welche Sätze uns beschränken, die wir uns ständig vorsagen. Oben habe ich dir bereits ein paar Beispiele gegeben. Man spricht auch von limitierenden Glaubenssätzen. Überlege ganz genau, wer dir in deinem Leben gesagt hat, dass du etwas nicht kannst. Wir stecken mental oft noch im Stadium eines kleinen Kindes. Wir hören unterbewusst Stimmen, die uns entmutigen. Hat dir dein Vater in der Jugend das Werkzeug aus der Hand gerissen und dir gesagt, dass du zwei linke Hände hättest? Hat dich ein Mitschüler terrorisiert, weil du eine hässliche Brille getragen hast? Oder hat dir später ein Ex-Freund gesagt, dass du eine Versagerin bist? Schreib dir jene Blockaden auf, die immer wieder in deinem Kopf auftauchen.
Die Funktionsweise unseres Hirns findet auch Anwendung im Sport, der sogenannten Neuroathletik. Am Ende steht bei einem Sprinter eine Zeit – also sieht man den Output, aber was ist der Input? In der Informatik gibt es den Spruch: »Garbage in – Garbage out.« Wer ein System mit schlechten Daten füttert, wird am Ende keine guten Ergebnisse bekommen. Von dieser Erkenntnis können wir auch profitieren: Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich sogar Bewegungsabläufe verbessern lassen, wenn wir unser Hirn mit einem positiven Vorbild füttern. Wer also Bewegungen von Profis studiert, kann seine eigene Technik verbessern. Es geht um Visualisierung. Wir können uns eben das Scheitern vorstellen, aber auch den Erfolg. Und warum sollten wir uns die Welt schwarzmalen?
Wenn du dich selber den ganzen Tag mit Müll fütterst, wird nichts Gutes dabei herauskommen. Müll kann Fast Food sein, Müll kann Trash-TV sein, aber Müll können auch die Gespräche sein, die wir mit uns selber führen. Bist du jemand, der sich selber bemitleidet und erklärt, warum er was nicht kann? Oder bist du dein eigener Coach, der
dich pusht? Ich habe mir antrainiert, positiv mit mir selber zu sprechen. Mir gefällt die These des Psychologen Jordan Peterson: Betrachte dich selbst als jemanden, dem du helfen musst.
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Wenn ich mir vorstelle, wie ich auf die Bühne gehe, dann strahlen mich die Menschen an, sie freuen sich, mich zu sehen. Wir sollten auch unsere Körpersprache darauf ausrichten und schon in Gedanken Kraft ausstrahlen. Und genau so sollten wir dann auch auftreten: Allein, wenn du aufrecht gehst und die Schultern zurücknimmst, lädst du deinen Körper mit Energie auf und strahlst Selbstbewusstsein aus. Emotion hat viel mit Körpersprache zu tun und kann tatsächlich über Körpersprache reguliert werden.
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Glaubst du also, dass du erfolgreich wirst? Wenn jetzt ein Nein in deinen Gedanken auftaucht, dann stell sofort dein Stoppschild auf! Nimm dir kurz Zeit und dann denk daran: Erfolgreich kannst du nur werden, wenn du die giftigen und falschen Ideen in deinem Kopf zerstörst.
Test yourself!
Schreib auf, was dich zurückhält. Was sind deine limitierenden Glaubenssätze? Versuche diese Gedankenmuster sofort zu unterbrechen, wenn du sie wahrnimmst.