DIE FOKUS-LÜGE – WARUM DU NICHT ALL IN GEHEN MUSST
B ist du schon mal All In gegangen? Es ist dieser Kick, wenn du beim Pokern alle deine Chips in die Mitte schiebst. Vor allem der Showdown reizt so viele: Wenn beide alle Chips riskieren und es kein Zurück mehr gibt. Beim Spielen macht das Spaß, aber im Leben sollten wir solche Showdowns vermeiden. Aber Moment mal, Instagram und Erfolgsbücher predigen doch etwas anderes: Finde deine Leidenschaft und dann setze alles auf eine Karte. Ich habe dir auch schon in diesem Buch erzählt, dass du deine Mission finden musst, aber du solltest dich von der Idee verabschieden, dass es nur dieses eine Ding gibt und alles andere in deinem Leben nichts mehr zählen darf. Es wird mittlerweile glorifiziert, dass sich erfolgreiche Leute angeblich für Monate in ihrem Keller einschließen und an ihrem neuen Business arbeiten. Es gibt diese Menschen, die dir einreden wollen: Mach nur noch eine Sache. Der Gedanke stimmt auch grundsätzlich, aber wie so oft müssen wir das Bild differenzierter betrachten. Denn Fokus ist eine mächtige Waffe, aber er muss richtig eingestellt sein! Instagram ist voll von diesen Motivationssprüchen: Hell yeah oder Nein. Warum Nein so ein mächtiges Wort ist, habe ich dir gerade erklärt. Und du kannst es gar nicht oft genug gebrauchen. Das gilt besonders bei Themen wie der Liebe oder einer geschäftlichen Partnerschaft. In beiden Fällen solltest du von einer Person begeistert und nicht aus Vernunft mit jemandem zusammen sein. Im Business kann es sich schnell rächen, wenn du dich auf ein Ja versteifst. Es hatten schon viele eine vermeintlich geniale Geschäftsidee und scheiterten, weil sie alles auf eine Karte setzten .
Gerade bei Geld und Erfolg geht es nicht darum, es anderen zu beweisen, sondern um Strategie. Diversifikation ist ein Schlüsselwort, wenn es um Reichtum geht. Wir werden im dritten Teil dieses Buches noch tiefer darauf eingehen. Aber um eines vorwegzunehmen: Diversifikation heißt nichts anderes, als deine Risiken zu streuen und damit das Gesamtrisiko des Scheiterns zu minimieren. Trotzdem wird uns ständig diese Alles-oder-nichts-Mentalität eingebläut: Es gibt angeblich nur noch erfolgreiche Konzerne, wenn sie sich auf ein Produkt konzentrieren. Die Zeit großer Mischkonzerne wie General Electric mag vorbei sein, aber es führt nicht ausschließlich der Coca-Cola-Lifestyle zum Erfolg. Facebook erlebte seinen zweiten Frühling beispielsweise mit dem Zukauf von Instagram. Apple wird auch gerne auf sein iPhone reduziert, und es heißt, dass es nur dieses eine Produkt habe und davon abhängig sei. Aber das stimmt aus meiner Sicht nicht: Apple hat einen Kosmos um eine geniale Marke herum erschaffen und deswegen verdient der Konzern immer mehr mit dem Service-Geschäft. Es wird also mit Diensten wie Apple Music Geld verdient. Das läuft zwar über das iPhone, aber eigentlich ist es nur der Multiplikator und nicht der Ursprung. Zuerst brachte Jobs den iPod auf den Markt, seit Jahren dominiert nun das iPhone und in Zukunft wird es ein anderes Produkt geben. Es kann alles sein: ein digitaler Ohrring, eine Brille oder ein Chip unter der Haut. Eigentlich spielt es keine Rolle. Apple verkauft eine Idee und fokussiert sich nicht zwingend auf ein Produkt. Apple selbst ist das Produkt. Apple hat die Mission, die Welt zu verändern, anders zu denken und Design zu revolutionieren. Apple hat nicht die Mission, für die kommenden Jahrhunderte iPhones zu bauen.
Fokus auf die Mission ist genau das Richtige, aber ein zu enger Fokus kann schnell in Engstirnigkeit enden und den Erfolg torpedieren. Um es noch mehr zu verdeutlichen: Kodak war einst der größte Player bei der Fotografie. Aber dann folgte der Absturz, weil der Konzern es verpasste, die Digitalisierung zu meistern. Der Fokus war falsch eingestellt. Es ging nicht um die Fotografie an sich, Kodak versuchte sich sogar an digitalen Produkten und entwickelte gar die erste Digitalkamera: Steven J. Sasson konstruierte sie im Jahr 1974. 130 Aber was lief danach schief? Kodak schaffte es nicht, das alte Image loszuwerden. Aus Kundensicht war Kodak immer nur ein Fotofilmunternehmen, das nebenbei Digitalkameras angeboten hat. Heute dominieren Apple, Canon und Co. bei der digitalen Fotografie. Die Qualität der Fotografie hat sicher nicht darunter gelitten, aber Kodak hat darunter gelitten, dass der Konzern All In mit dem falschen Fokus ging.
Ähnlich könnte es den Autobauern in Zukunft ergehen. In den letzten Jahrzehnten ging es stets darum, das beste Auto zu bauen und gerade die deutschen Konzerne sind sehr gut damit gefahren und haben Milliarden verdient. Aber was passiert, wenn das Auto auf einmal gar nicht mehr das Produkt ist? Die Mobilität an sich könnte das neue Produkt werden und das Auto nur noch das Mittel zum Zweck sein. Stellen wir uns eine Zukunft vor, in der die meisten Autos autonom fahren und sich damit alles verändert. Wenn wir nicht mehr selber fahren müssen, gewinnen wir Tausende Stunden von Lebenszeit dazu. Wer sich auf eine Reise mit dem Auto von München nach Berlin macht, kann auf einmal sechs Stunden lesen, an seinem Businessplan arbeiten oder Schlaf nachholen. Der Trend könnte sich in Richtung autonomer Zukunft entwickeln, in der Flotten ohne Fahrer durch die Städte steuern und wir wie heute bei Uber unser Smartphone zücken und uns eine Fahrt buchen. Sollte es so kommen, erscheint der Kauf eines Autos viel unvernünftiger als heute. Die Fortbewegung würde also das Fahrzeug als Produkt ablösen. Das Fahren könnte zum Erlebnis werden und ganz neue Player in Stellung bringen. Stell dir vor, dich würde morgens ein fahrendes Fitness-Studio abholen und du könntest auf dem Weg ins Büro noch schnell pumpen und dich dann auf dem Parkplatz vor dem Büro duschen. Vielleicht mischen dabei Sportkonzerne wie Adidas oder Nike mit, oder vielleicht bieten Konzerne wie Alphabet die Fahrten sogar umsonst an und finanzieren das Ganze über Werbung, die im fahrenden Fitness-Studio auf einem Bildschirm läuft. Wir wissen es nicht. Vielleicht wird es auch fahrende Bars, Yoga-Studios und Hotels geben. Nur eines ist sicher: Selbst wenn du heute das beste Auto der Welt baust, kannst du morgen schon zu den Verlierern zählen .
Amazon und Alphabet machen es dagegen besser vor: Sie haben ein erfolgreiches Kerngeschäft und darum einen Kosmos aufgebaut. Dabei macht sie vor allem die Innovation aus. Stell dir mal vor, Jeff Bezos hätte seinen Fokus nicht geändert, dann würde er heute noch in seiner Garage stehen und Bücher verkaufen. Wenn du also eine Idee hast und dich selbstständig machen willst, dann musst du nicht deinen Job schmeißen und alles auf eine Karte setzen. Am einfachsten baust du dir dein Business nebenbei in deiner Freizeit auf. Wenn du es wirklich willst, dann dürfte es kein Problem sein, dir ein paar Abende in der Woche freizuschaufeln oder mal am Wochenende zu arbeiten. Ich habe dieses Buch auch nebenbei geschrieben, obwohl ich einen Vollzeitjob habe. Es geht alles, wenn wir unsere Zeit sinnvoll nutzen. Wenn du dein Business schneller hochziehen willst, dann setz dich am besten mit deinem Chef zusammen und versuche, dir mehr Zeit rauszuschlagen. Möglicherweise kannst du einen Tag oder mehrere Tage Home Office in der Woche erreichen. Du solltest deinem Chef natürlich gute Gründe dafür liefern und deine Leistung steigern, andernfalls wäre es frech und egoistisch. Aber du wirst sehen, wenn du dich anstrengst und organisierst, dann schaffst du deine Arbeit auch in vier statt fünf Tagen und gewinnst jede Woche einen ganzen Tag, um an deinem Imperium zu arbeiten. Und wenn es dir dein Arbeitsumfeld ermöglicht, dann könntest du deine Geschäftsidee sogar deinem Chef vorstellen. Vielleicht zeigt er sich so begeistert, dass er dich zu einem Sub-Unternehmer macht und dir Kapital zur Verfügung stellt.
Du wirst jetzt denken, dass sich das alles nach Hobby anhört und man von Anfang an viel größer denken müsse. Das Ziel darf auch groß sein, aber es beginnt immer im Kleinen und nicht mit einem großen Knall. Mindvalley-Gründer Vishen Lakhiani erklärt es sehr schön in seinem Buch, wie er sich in den ersten Jahren mit seinem Blog nur ein paar Dollar pro Jahr dazuverdient hat. Er sah das Projekt eher als Spaß und wollte anderen Menschen die Themen Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität näherbringen. 2003 war er ganz klein gestartet mit einem Kapital von nicht mehr als 700 Dollar. Zwölf Jahre später hatte das Unternehmen schon 200 Mitarbeiter und eine halbe Million zahlende Kunde und das alles ohne Bankkredite oder Beteiligungskapital. 131
Setze deine Ideen in Bewegung, das ist das Wichtigste. Veränderung funktioniert nicht wie eine Explosion, es geht darum, ein Feuer zu legen und die Flamme wachsen zu lassen. Wir kommen wieder zum Felsen: Stell dich drauf und betrachte die Welt von oben. Was wollen die Kunden? Was gibt es für Konkurrenten? Oder was gibt es schon, was du besser oder anders machen kannst? Es ist fast alles schon mal da gewesen. Es gilt, die Dinge neu zu verbinden. Die erfolgreichsten Menschen der Welt haben das sogar teilweise neben ihrer normalen Arbeit geschafft und ihren Brotberuf noch lange behalten. Phil Knight, der Mitgründer von Nike, begann beispielsweise 1964, Schuhe aus dem Kofferraum seines Autos zu verkaufen, war aber noch bis 1969 als Wirtschaftsprüfer aktiv. Ihm ging es in erster Linie darum, Schuhe zu verkaufen, die richtige Plattform kam später. Der Unternehmer und Social-Media-Gigant Gary Vaynerchuk beschreibt sehr schön in seinem Buch Crushing it , wie wichtig es ist, sich nicht nur auf ein Thema oder eine Plattform zu beschränken, sondern stets für Neues offen zu sein: »Es ist eine Frage des Überlebens, über Ihre aktuellen Erfolge hinauszudenken und permanent nach Wegen zu suchen, wie Sie neue schaffen können (…).« 132
Es geht darum, immer den richtigen Kanal zu finden. Jetzt stell dir mal vor, du hättest vor einigen Jahren alles auf ein kompliziertes Content-Management-System gesetzt, hättest eine eigene Programmiersprache gelernt, aber es vernachlässigt, guten Content in Wort und Bild zu produzieren. Aber dann wurden auf einmal Videos der große Renner. Heute sind noch Instagram und YouTube angesagt, in fünf Jahren sind es dann ganz andere Apps oder es gibt wieder einen Trend zum geschriebenen Wort. Niemand weiß es, aber erfolgreiche Menschen zerbrechen sich nicht den Kopf, sie reagieren darauf und passen sich der Welt an. Du darfst niemals versuchen, die Welt an deine Wünsche anzupassen. Am besten baust du dir eine Kompetenz auf, die sich dann mit vielen Werkzeugen vervielfältigen lässt. Du wirst also unabhängig von einer Plattform. Nehmen wir das Schreiben: Wenn du es beherrschst, dann ist es egal, ob du die Leute auf deinen Blog ziehst, auf die Webseite eines großen Magazins, auf Facebook oder sonst eine Plattform. Es geht um die Fähigkeit an sich. Warren Buffett würde vom Kompetenzkreis sprechen. Dieses Konzept stellte er zum ersten Mal 1996 in seinem Brief an die Aktionäre von Berkshire Hathaway vor. Er beschränkte sich dabei aufs Investieren. Ein guter Investor ist in seinen Augen jemand, der sich mit einer gewissen Spezies von Konzernen auskennt. Wer reich werden will, muss nicht jede Firma auf dem Planeten einschätzen können. Die Größe des Kompetenzkreises spielt in den Augen von Buffett nicht die entscheidende Rolle, wichtig ist nur, dass du weißt, wo die Grenzen liegen. 133 Der Großmeister hat es auch schon anders auf den Punkt gebracht: Kaufe nur, was du verstehst. Es sind schon Topmanager pleite gegangen, die Hunderte von Millionen auf dem Konto hatten, weil sie beispielsweise die Finanzen in die Hände anderer Menschen gegeben haben und in geschlossene Immobilienfonds oder besonders riskante Aktien investiert wurde. Am Ende war das Geld weg. Ein geniales Beispiel für den Kompetenzkreis aus der Geschäftswelt ist WeChat: Eigentlich kennt man die App als chinesisches Pendant zu WhatsApp, aber dahinter steckt vielmehr ein Betriebssystem. Über WeChat kannst du auch bezahlen oder dir ein Date klarmachen. WeChat hat einen Skill entwickelt und der lässt sich skalieren.
Die Psychologin Bonnie Cramond stieß in den frühen 1990er-Jahren auf eine seltsame Entwicklung, was die Literatur über die Krankheit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betraf. Die betroffenen Kinder schienen eine Ähnlichkeit mit hochbegabten Kindern aufzuweisen. Sie waren leicht abzulenken und hatten großen Hunger nach Aktivität. Das klingt negativ, aber Cramond wollte das so nicht hinnehmen und meinte, dass diese Eigenschaften sogar vorteilhaft für das Denken sein könnten. Aber hilft ADHS wirklich dabei, kreativ zu sein, ambitioniert und produktiver zu arbeiten? Cramond wollte es herausfinden und machte einen Test für elastisches Denken mit Kindern, die ADHS diagnostiziert bekommen hatten. Und mit Kindern, die ein Stipendiat bekommen hatten, machte sie im Gegenzug einen Test auf ADHS. Es gab erstaunliche Überschneidungen: Ein Drittel der ADHS-Gruppe schnitt gut genug ab, um sich für das Eliteprogramm zu qualifizieren. Und es wird noch besser: Ein Viertel der Eliteschüler bekam eine Diagnose für ADHS. Das veranlasste Cramond, diese Sache genauer zu untersuchen. Nun ist ADHS natürlich mit einigen negativen Klischees behaftet: Wer davon betroffen ist, soll nicht ruhig sitzen können und unfähig sein für Routine-Arbeit. Aber selbst wenn das stimmen sollte, kann man die Sache auch ganz anders sehen: Solche Menschen suchen Kompensation durch neue Stimulation. Wenn ein ADHS-Hirn also auf eine Aufgabe stößt, die es spannend findet, dann erhöht sich der Fokus enorm und funktioniert präzise wie ein Laser. Allerdings machte sich Cramond auch Sorgen wegen einer bekannten Eigenschaft von ADHS: Solche Menschen schweifen gerne ab und produzieren Ideen ohne jeglichen Fokus. Das kann einen völlig aus der Bahn werfen.
Wahrscheinlich kennst du auch diesen Freund, der ständig ein neues Projekt beginnt. Eigentlich fängt er nie mit einem richtig an, aber er hat schon das nächste in Planung. Aber verurteile ihn nicht zu schnell, denn die Gedanken, die ständig in seinen Kopf strömen, können in aus der Bahn werfen, aber sie können ihm auch neue Impulse bringen. Sie können neue Assoziationen liefern, auf die »normale« Menschen nie gekommen wären. Und es ist eine herausragende Eigenschaft von erfolgreichen Leuten, dass sie die Verbindung zwischen Dingen erkennen. Es geht nicht immer darum, Sachen zu erfinden, sondern einen neuen Blick auf jene Dinge zu bekommen, die alle vor uns liegen. Also könnten wir ADHS auch als Qualität ansehen. Cramond sieht ADHS sogar als Vorteil in unserer Zeit des Fortschritts. 134
Stell dir das mal vor: Eine vermeintliche Schwäche könnte in dieser rasanten Welt zwischen Social Media, Blockchain und künstlicher Intelligenz eine Stärke sein. Ich habe früher andere für ihren messerscharfen Verstand beneidet, gerade in der Schule hätte ich mir gewünscht, dass ich die Konzentration und die Geduld gehabt hätte, um mich fünf Stunden am Stück auf meinen Hintern zu setzen und Mathe zu lernen. Aber spätestens nach einer halben Stunde kam der Drang aufzuspringen und spätestens nach einer Stunde wollte ich etwas anderes machen. Auch heute arbeite ich oft noch dynamisch und habe kein Problem damit, von einer Aufgabe zu einer anderen zu springen. Es ist so wichtig, in dieser Welt Google-proof zu sein und ein Experte zu werden. Aber Konzentration und Arbeitsweise unterscheiden sich stark zwischen Berufsbildern, gerade wenn du ein Experte für kreative Arbeit bist, musst du nicht den ganzen Tag auf Fokus getrimmt sein. Regisseure, Schriftsteller oder Investoren sollten abschweifen können und müssen Ideen bekommen. Ich habe dir bereits beschrieben, dass ich die besten Ideen in Aktion kriege, beispielsweise beim Sport oder wenn ich anderen dabei zusehe, wie sie kreativ sind. Vielmehr geht es um die Basics wie das Storytelling. Genau deswegen erkläre ich dir in diesem Buch, was die Grundlagen für Erfolg sind. Du bekommst die Fähigkeiten an die Hand, die notwendig sind.
Nun soll das Ganze nicht so klingen, als wäre Fokus eine negative Sache. Wir brauchen ihn unbedingt, um erfolgreich zu sein. Der klare Kopf macht den Unterschied in einer Welt der Ablenkungen, und ich will dir jetzt drei Methoden vorstellen, die mir sehr dabei geholfen haben, einen klaren Kopf zu kriegen.
Meditation . Es ist für mich ein ganz sensibles Thema, denn ich bin wirklich nicht der Typ dafür. Ich schaffe es kaum, ruhig zu sitzen und wackle auch gerne mit dem Fuß, wenn ich versuche, mich zu konzentrieren. Aber gerade deshalb ist es so wichtig für mich runterzukommen. Meditieren mag dir wie Hokuspokus vorkommen und auch ich war anfangs skeptisch. Aber nicht umsonst schwören erfolgreiche Menschen wie Ray Dalio drauf und behaupten, dass Meditation ihr Leben verändert hätte. Yuval Noah Harari beschreibt in seinem Bestseller 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert in einem extra Kapitel am Ende des Buches, wie wichtig Meditation für ihn ist. Er behauptet sogar, dass die Erklärung seines Yoga-Lehrers, das Wichtigste sei, was jemals irgendjemand zu ihm gesagt habe. Es ging dabei darum, sich auf seinen Atem zu konzentrieren und den Augenblick wahrzunehmen. 135 Mehr ist es eigentlich auch nicht, aber Meditieren kann man aus meiner Sicht trotzdem nicht so gut in der Theorie erklären. Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Es geht in erster Linie um die Atmung und um Zeit für sich selbst in absoluter Ruhe. Es geht auch nicht darum, nichts zu denken. Denn du wirst merken, dass das nicht funktioniert. Du kannst Gedanken nicht verbieten, in deinen Kopf zu gelangen. Es geht mehr darum, sie vorbeiziehen zu lassen. Mir hat ein Vergleich dabei geholfen, es besser zu verstehen: Du setzt dich an den Straßenrand und beobachtest die Autos, die vorbeifahren. Die Autos sind deine Gedanken. Sie kommen und gehen und das ist in Ordnung. Du bekommst aber Abstand dazu und beobachtest, wie sie wieder verschwinden. Am besten lädst du dir Apps herunter und lässt dich führen. Sich einfach hinzusetzen und auf eigene Faust loszulegen, geht aus meiner Erfahrung schief. Es gibt mittlerweile besonders für den Start viele Apps, die einen führen, und dann findet man sich auch schnell selber zurecht. Harari schreibt in seinem Buch, dass er sich seit dem Jahr 2000 mittlerweile jeden Tag zwei Stunden Zeit nimmt für das Meditieren. Das ist eine sehr ambitionierte Dauer und wird dich wahrscheinlich erst mal erschlagen, aber eigentlich spielt die Dauer auch keine Rolle. Selbst wenn du nur für zehn Minuten am Tag meditierst, wird es dir dabei helfen, einen klaren Kopf zu bekommen.
Sport . Ich gebe es zu, es ist eine Weisheit. Aber bitte nimm dir regelmäßig Zeit dafür, dich in der Natur zu bewegen. Ein Fitness-Studio solltest du auch besuchen, damit du gezielt an deinem Körper arbeiten kannst, aber zur Erholung dient ein solcher Ort eher nicht. Ich kann dort nicht abschalten, weil laute Musik läuft und ich ständig auf andere Leute achten muss, die mein Gerät benutzen wollen. Abschalten und meinen Fokus finden, kann ich nur, wenn ich mich an der frischen Luft bewege. Also geh spazieren, geh laufen, geh in die Berge zum Wandern. Es wird dir eine andere Perspektive eröffnen, wie der Felsen, auf den wir uns mental stellen. Und es wird deinen Körper und dein Bewusstsein positiv beeinflussen.
Schreiben . Es mag simpel klingen, aber schreib es dir auf. Wenn du ein Buch liest, wie dieses hier und du über eine wertvolle Information stolperst, dann streich sie dir an, aber schreib sie dir am besten zusätzlich auf. Gestalte dir ein Notizbuch und halte darin alle wertvollen Learnings fest. Stell dir das mal vor: Ein Buch, in dem du alle wichtigen Informationen sammelst, die dir begegnen. Und damit meine ich keine Nachrichten aus der Zeitung, sondern Dinge, die dich tief beeindrucken. Wenn ich ein Buch lese, bleiben vielleicht nur ein paar Infos und Sätze hängen, und wenn ich sie mir aufschreibe, werde ich sie nie wieder vergessen. Auch wenn du Ideen hast, dann schreib sie dir sofort auf. Selbst wenn es in der Nacht sein mag, dann schnapp dir dein Smartphone und schreib es dir in die Notizen! Genauso solltest du mit deinen Aufgaben verfahren: Wenn du beispielsweise in der Früh ins Büro kommst, dann mach dir eine altmodische To-do-Liste und streich Punkt für Punkt durch. Du nimmst dadurch so viel Druck von dir, weil du nicht ständig das Gefühl hast, dass du etwas vergessen könntest. Termine solltest du auch alle in einen Kalender packen und du wirst es erstens nicht vergessen und auch nachts nicht hochschrecken, weil es dir plötzlich eingefallen ist. Alles, was ich aufschreibe, erleichtert mein Hirn. Das funktioniert zwar nicht wie ein Fass, das überlaufen kann, aber kommen wir wieder zum Bild mit den Autos, die an uns vorbeifahren. Jeder Gedanke, den du dir aufschreibst, ist wie ein Auto, das du im Parkhaus abstellst. Es fährt dir nicht mehr vor der Nase herum und macht auch keinen Lärm.
Test yourself! Wenn du deine Mission und deinen Kompetenzkreis immer noch nicht genau umrissen hast oder noch auf der Suche bist, dann will ich dir hier nochmal ein Tool an die Hand geben. Und zwar geht es darum, seine Mission zu finden.
  1. Wann warst du zum letzten Mal glücklich? Stell dir diesen Moment vor. Am besten schließt du dafür die Augen und erlebst den Moment nochmal in Gedanken. Was hast du gespürt und gedacht?
  2. Und jetzt treibst du das Ganze auf die Spitze: Stell dir den perfekten Tag vor. Was würdest du tun? Würdest du morgens an deinem privaten Strand aufwachen? Würdest du als CEO in dein eigenes Unternehmen fahren? Oder würdest du wieder einmal an einem fremden Ort aufwachen und wärst ständig auf der Durchreise? Du entscheidest!
  3. Und jetzt kommt die entscheidende Frage: Was kannst du in den kommenden Stunden tun, um deinem Traum sofort einen kleinen Schritt näherzukommen?