GELD FUNKTIONIERT WIE EINE KETCHUP-FLASCHE
»Was ist der beste Tipp, den du jemals bekommen hast?«, fragt mich Sherlock.
»Sei extrem und geh dann noch einen Schritt weiter. Dass der Zinseszins das achte Weltwunder ist oder dass man lieber eine Stunde über Geld nachdenken soll, als dafür zu arbeiten …«, entgegne ich ihm.
„Das ist alles wichtig. Aber am Anfang jeden Reichtums steht für mich dieser Satz: ›Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.‹« 139
Und dann erzählt mir Sherlock das Gleichnis von den anvertrauten Talenten. Darin schildert Jesus einen Herrn, der seine Knechte reich mit finanziellen Mitteln ausstattet. Er entlohnt sie nach ihren Fähigkeiten. Dem einen gibt er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines. Danach begibt er sich auf Reisen und die Knechte verfügen frei über das Geld: Sofort beginnt der Diener, der fünf Talente erhalten hat, mit ihnen zu wirtschaften, und gewinnt noch fünf dazu. Ebenso gewinnt der, der zwei erhalten hat, noch zwei dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hat, geht und gräbt ein Loch in die Erde und versteckt das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrt der Herr von seiner Reise zurück und fordert Rechenschaft ein.
Die beiden Diener, die mit dem geschenkten Geld Gewinn gemacht haben, zeigen ihrem Herrn den hinzugekommenen Verdienst und werden von ihm als tüchtig und treu gelobt, und er verspricht ihnen, neue große Aufgaben. Doch als der dritte Diener ihm sagt, dass er das Geld aus Angst versteckt hat und es ihm zurückgeben will, schimpft der Herr ihn aus, dass er faul sei, weil er das Geld nicht wenigstens zur Bank gebracht hat, wo es ihm Zinsen eingebracht hätte. Der Herr befiehlt daraufhin nicht nur, den faulen Knecht herauszuwerfen, sondern ihm vorher auch das Geld wieder abzunehmen und es demjenigen mit den zehn Talenten zu geben. In diesen Zusammenhang fällt auch Sherlocks weiter oben erwähntes Lieblingszitat. 140
Der Feigling wird vom Herrn demnach sogar bestraft. Er nimmt ihm das Geld weg und gibt es dem erfolgreichen Knecht! Wenn du dir einen Satz merken solltest aus diesem Buch, dann diesen: Wer hat, dem wird gegeben. Dieses Phänomen ist auch bekannt geworden als Matthäus-Effekt. 141 Denn Erfolg und Geld funktionieren wie eine Ketchup-Flasche. Wenn du lange genug und konstant schüttelst, dann explodiert die Sache irgendwann. Nun halten sich hartnäckig Sprüche wie »Glück im Spiel, Pech in der Liebe!«. Klingt nett, aber Matthäus hätte darüber gelacht. Oder glaubst du wirklich, dass der feige Knecht ohne Geld mehr Frauen abbekommen hat als der erfolgreiche, der von seinem Herrn reich belohnt wurde? Wenn ein Ding klappt, dann kommen meistens die anderen auch ins Lot! Es funktioniert vieles in Wellen, und manche Dinge verhalten sich wie eine Lawine. Es dauert lange, bis sich etwas bewegt, aber wenn es ins Rollen kommt, dann reißt es vieles andere mit sich.
In der Welt der Algorithmen gilt dieses Prinzip noch mehr: beispielsweise bei dem Algorithmus von Instagram. Wenn du ein Bild postest, testet es Instagram bei deinen Followern, und nur wenn es gut ankommt, wird es besser ausgespielt. Bei YouTube habe ich dieselbe Erfahrung gemacht: Nur wenn ein Video am Anfang in Schwung kommt und wenn es viele Likes und Kommentare bekommt, wird es ein Erfolg. Diese Welt ist mehr denn je auf Wellen programmiert und verstärkt diesen Matthäus-Effekt noch mehr.
Dieses Phänomen begegnet uns auch in Sprichwörtern wie »Es regnet immer dorthin, wo es schon nass ist« oder »Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen«. Es herrscht immer öfters der Grundsatz: The Winner takes it all . Nicht umsonst besitzt 1 Prozent der Weltbevölkerung 47 Prozent des weltweiten Vermögens. 142 Dieses Prinzip gilt auch für die Wissenschaft: Nur wenige Forscher verfassen den Großteil der Arbeiten. In Talkshows sitzen immer dieselben Experten. Und die erfolgreichsten Bücher werden nur von wenigen Autoren geschrieben: In den USA erscheinen jedes Jahr anderthalb Millionen Titel, aber nur 500 davon schaffen es über die Grenze von 100.000 verkauften Exemplaren. 143
Du hast bestimmt auch manchmal dieses Gefühl, dass anderen alles zufällt. Es gibt diese Leute, die nicht mal einen Finger rühren müssen, aber trotzdem bekommen sie die hübschen Frauen oder die tollen Männer ab und scheinen alles richtig zu machen. Glaub mir eines: Erfolg kommt nie über Nacht, und solche Menschen mussten wahrscheinlich viele Niederlagen einstecken. Nur wer sich dem Growth Mindset verschreibt und sich dank schwieriger Aufgaben verbessert, wird am Ende die Lawine ins Rutschen bringen. Ich will dir in diesem Teil des Buches vor allem ein Money-Mindset beibringen! Denn es macht den entscheidenden Unterschied im Leben aus, was du dir leisten kannst, wenn du dein Geld selber in die Hand nimmst. Es bringt uns niemand bei! In der Schule lernen wir es nicht, und unser Gehirn ist nicht auf finanziellen Erfolg programmiert. »Für Finanzentscheidungen haben wir keinen evolutionären Grund«, sagt der Psychologe Dan Ariely in seinem Ted Talk Are we in control of our own decisions . »Wir haben keinen spezialisierten Teil im Gehirn dafür und wir tun es nicht viele Stunden am Tag.« 144
Deswegen solltest du das achte Weltwunder kennen: den Zinseszins-Effekt. Praktisch erklärt funktioniert er so: Wenn du 100 Euro anlegst und 10 Prozent Zinsen bekommst, hast du am Ende des Jahres 110 Euro. Im zweiten Jahr werden daraus aber nicht 120 Euro, sondern 121 Euro. 10 Prozent Zinsen auf 110 Euro bringen dann nämlich 11 Euro Rendite im zweiten Jahr. Es gibt auch die viel zitierte Idee vom Josephspfennig: Das Gedankenexperiment geht zurück auf den britischen Moralphilosophen und Ökonom Richard Price und zeigt, wie sich Zinsen über einen sehr langen Zeitraum bezahlt machen. 145 Die Idee dahinter lautet: Wenn Joseph bei Christi Geburt nur einen Cent angelegt und dafür jedes Jahr nur 1 Prozent Zinsen kassiert hätte, dann wäre bis heute ein unvorstellbarer Betrag daraus geworden: 5.307.055,95 Euro. Der wahre Clou daran ist, dass das Spiel mit den Zinsen erst nach langer Dauer richtig Fahrt aufnimmt. Nach 1000 Jahren waren aus dem Cent erst 209,59 Euro geworden, und dann wurden mehr als 5 Millionen daraus. 146
Deswegen ist es so wichtig, dass du früh anfängst und dein Geld für dich arbeiten lässt. Geld wird dein Leben verändern, wenn du es selber in die Hand nimmst und mehr draus machst. Wenn du dabei zuschauen kannst, wie du dir ein finanzielles Fundament aufbaust. Glaub mir, dein Kontostand wird deine Körpersprache verändern. Du wirst aufrechter gehen und deine Stimme wird tiefer, wenn du der Boss deiner Finanzen bist, weil Geld Freiheit ist! Es erlaubt dir, Nein zu sagen. Nein zu schlechten Jobs, Nein zu Sorgen und Stress. Und es erlaubt dir, Ja zu sagen zu Dingen, die du liebst. Und glaub mir: Du musst nicht reich sein, um Geld zu sparen. Es hängt alles von deinem Mindset ab. Es gibt viele Menschen, die 10.000 Euro im Monat verdienen und trotzdem kein Geld haben. Den Unterschied machen Money-Mindset und Disziplin! Ich könnte nicht schlafen, wenn ich jeden Monat mein Konto überziehen würde und nicht ein paar Monatsgehälter auf der hohen Kante hätte. Wer vom Dispo lebt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!
Im Vorwort des Buches habe ich das Beispiel mit Monopoly aufgegriffen: Du kannst nicht reich werden, wenn du einmal pro Monat auf dein Gehalt wartest und während dieser Wartezeit an der Seitenlinie stehst. Mach das Leben zu einem Spiel und kauf dir nebenbei viele Häuser und Hotels, nur dass es eben Aktien sind. Du kassierst dann keine Miete, sondern Dividenden und profitierst von steigenden Kursen und einer wachsenden Weltwirtschaft. So werden die Reichen immer reicher. Und damit kannst auch du heute noch anfangen. Dir wird es erst mal lächerlich vorkommen, wenn ich dir erzähle, dass du schon als 16-Jähriger mit 50 Euro pro Monat starten kannst. Aber es geht um Time und nicht um Timing. Das beste Beispiel für passives Einkommen ist Warren Buffett: Er kassierte im Jahr 2017 pro Minute 6700 Dollar, ohne einen Finger zu rühren. 147 Mit seinem Imperium Berkshire Hathaway verwaltet er mittlerweile ein Vermögen von mehr als 200 Milliarden US-Dollar und ist beteiligt an den Gewinnen von Coca-Cola, American Express und Wells Fargo. 148 Natürlich werden wir niemals ein Aktienvermögen aufbauen wie er, aber es zeigt, wie mächtig ein Portfolio werden kann. Dazu eine Beispielrechnung: Nehmen wir an, du würdest 100.000 Euro in die Aktie der Münchner Rück stecken. Dann hättest du im August 2019 ungefähr 460 Aktien bekommen. Die Dividende hätte pro Stück bei knapp 10 Euro gelegen. Also wären jährlich alleine 4500 Euro auf dein Konto geflossen. Es geht jetzt nicht um Beträge, sondern darum, dass die Idee in deinem Kopf erscheint. Du setzt einen Kreislauf in Bewegung: Wenn du von den Dividenden, die du kassierst, wieder neue Aktien kaufst, wird die Lawine immer größer. Das Geniale daran: Irgendwann hast du deine Aktien quasi gratis bekommen und kannst deinen Einsatz theoretisch sogar herausziehen.
Jeder Euro, den du sparst, verleiht dir mehr Freiheit. Und jeder Euro, den du investierst, wird die Lawine beschleunigen. Denn wer hat, dem wird gegeben …