SCHAU NACH UNTEN ODER SEI EINFACH DANKBAR
W ährend ich die letzten Zeilen dieses Buches schreibe, sitze ich auf einer Dachterrasse an der Amalfiküste, schaue von oben auf Ravello und überlege, was ich dir am Ende noch mitgeben möchte. Dabei fällt mir der Abend davor ein: Wir machten auf dem Rückweg von Positano einen Stopp bei einem Luxushotel, um uns auf der Dachterrasse einen Drink zu gönnen. Der Ausblick war gigantisch: Positano besteht aus Hunderten bunten Häusern und liegt auf einer Klippe, in der Dämmerung erstrahlten die Häuser und aus zwei Kilometern Entfernung hatten wir den perfekten Blick darauf. Das Meer vor dem Kieselstrand Positanos schimmerte blau, die Sonne ging unter und färbte den Himmel rot. Als ich meinen Martini trank, bemerkte ich neben uns einen Mann, der mich optisch an Bill Gates erinnerte und auf seinem iPad Zeitung las. Natürlich war es nicht der echte Bill, aber ich dachte mir in diesem Moment, dass er durchaus in diesem perfekten Hotel absteigen würde. Und dann kam mir ein Gedanke, der mal wieder alles veränderte in meinem Kopf: Selbst Bill Gates könnte in diesem Moment nichts anderes tun, als diesen Ausblick zu genießen. Er könnte mit seinen Milliarden zwar für die nächsten Jahre im Luxushotel leben und es auch einfach kaufen, aber in diesem Moment wären wir gleich. Also frage dich bitte immer, was du tun würdest, wenn du schon reich wärst und was du heute schon alles auf deiner Bucket List abhaken kannst.
Verfalle nie wieder in das toxische Muster des Vergleichs: Wir fühlen sonst, dass wir mehr tun müssten und nicht genügen! Der Typ links neben dir verdient mehr und trägt eine Rolex. Du brauchst dringend mehr Geld! Der Typ rechts sieht besser aus und hat keine Wampe, nicht mal einen Ansatz davon. Du darfst nie wieder Schokolade essen! Nie wieder! Du kennst diese Stimme in deinem Kopf wahrscheinlich auch. Ich beobachte mich auch oft dabei, wie ich Dinge schlecht rede, obwohl ich weiß, dass es mir gut geht und dass ich auf dem richtigen Weg bin und mich sogar einige beneiden um jene Dinge, die ich kann, habe oder haben könnte. Aber trotzdem beißt dieses Gefühl immer wieder zu. Es muss einfach immer mehr sein! Und genau dagegen helfen mir die Werkzeuge, die ich dir in diesem Buch vorgestellt habe.
Die Fabel des griechischen Dichters Phaedrus mit dem gierigen Hund klang bereits in einem der vorherigen Kapitel an. Wir sollten öfters zufrieden sein. Wahrscheinlich ist es der größte Reichtum, wenn wir uns stetig weiterentwickeln und dabei Freude spüren. Freude an den Dingen, die wir bereits haben und an jenen Dingen, die wir haben werden. Zufriedenheit kommt von innen und nicht von außen. Arbeite an Sachen, die du liebst und schau öfter zurück – oder besser nach unten. Betrachte die Vergangenheit und vergleich sie mit heute. Vergleich dich selber also nicht mit anderen, sondern mit dir selbst und schätze die Entwicklung, die du in den letzten Jahren genommen hast. Ich saß beispielsweise am Valentinstag 2019 in einer französischen Brasserie in Haidhausen und damals traf mich auf einmal die Erkenntnis, wie gut es mir eigentlich geht. Weil ich nach unten schaute: Was für Restaurants habe ich vor fünf oder zehn Jahren besucht? Was habe ich dort gegessen und getrunken? Und vor allem: Wer saß mir damals gegenüber? Als ich wieder ins Jetzt blickte, fühlte sich die Gegenwart reich an! Vielleicht lässt es sich so zusammenfassen: eine zufriedene Gegenwart + eine ambitionierte Zukunft = Glück. Oder wie es Immanuel Kant ausdrückte: »Die Regeln des Glücks: Tu etwas, liebe jemanden, hoffe auf etwas.« 227
Ich teile noch ein ganz besonderes Erlebnis mit dir. Ich habe am Anfang des Buches geschrieben, dass ich so offen wie möglich sein möchte, und dazu gehört auch ein Moment, der mich sehr bewegt hat und für den ich im Nachhinein sehr dankbar bin. Es klingt etwas kitschig, aber mir kam im Jahr 2008 tatsächlich ein entscheidender Gedanke, als ich eine Verfilmung der Wallander-Reihe von Henning Mankell sah. Den schwedischen Kommissar spielte Kenneth Branagh. Wallander hat in den Romanen eine sehr schwierige Beziehung zu seinem Vater. Der Vater ist Künstler und leidet jeden Tag mehr unter seiner Parkinson-Krankheit. Er malt immer dieselben Bilder einsam in seiner Hütte und erkennt seinen Sohn teilweise gar nicht mehr. Aber in einem lichten Moment sagt er zu ihm, dass er noch einmal gerne nach Rom fahren und die Sixtinische Kapelle sehen würde. In diesem Moment hatte ich auf einmal Angst davor, dass mir sowas auch passieren könnte und dass ich auf mein Leben zurückblickte und zu wenige spezielle Erinnerungen hätte. Es könnte irgendwann zu spät sein. Dieses Gefühl erschlug mich in diesem Moment. Dass ich manche Dinge erst wollen würde, wenn ich sie nicht mehr haben könnte, beispielsweise mehr Zeit mit meiner Familie. Ich hatte nie Probleme mit meinem Vater, aber wir sind sehr unterschiedlich. Deswegen wollte ich bewusst mehr Zeit mit ihm alleine haben, was als Erwachsener nicht mehr so selbstverständlich ist, gerade wenn man nicht mehr zu Hause wohnt. Nach dem Wallander-Vorbild schlug ich ihm vor, dass wir einen Männer-Ausflug für ein paar Tage machen würden. Ihm gefiel die Idee und wenige Wochen später waren wir bereits auf dem Weg nach Wien. Wir unterscheiden uns zwar vom Charakter, aber wir teilen zum Beispiel die Begeisterung für die Fotografie und fanden dort endlich mal die Zeit, diese Leidenschaft auszuleben. Tag und Nacht schossen wir Bilder. Man muss schon viel Begeisterung mitbringen, um sich während des Sonnenuntergangs mit Stativ zu positionieren und Hunderte Bilder in der Dämmerung von einer Stadt zu machen.
Aus der spontanen Idee hat sich mittlerweile eine Tradition entwickelt und wir waren mittlerweile an folgenden Orten:
2009: Wien
2010: Istanbul
2011: Amsterdam
2014: Prag
2015: Brüsse l
2016: Warschau
2017: Valencia
2018: Krakau
2019: Mailand
Und das ist der wichtigste Gedanke, mit dem ich dich am Ende dieses Buches entlassen möchte: Reich machen dich Erlebnisse. Die kann dir zum einen niemand mehr nehmen und sie werden dich zum anderen glücklicher machen als eine teure Uhr oder eine Yacht. Weil wir alle gleich sind, wenn es um die Dinge geht, die uns wirklich glücklich machen.
Test yourself! Gewöhne dir bitte an, dir regelmäßig aufzuschreiben, für was du dankbar bist. Studien zeigen, dass Dankbarkeit dich glücklicher und damit reicher macht. Jetzt denkst du wahrscheinlich, je länger die Liste ausfällt, umso besser geht es dir. Aber ich habe mich bewusst nur für drei Punkte entschieden, denn du weißt ja, dass die beste Entscheidung immer diejenige ist, die wir nicht treffen müssen. Und der Psychologe Norbert Schwarz fand heraus, dass wir Dinge als wichtiger einschätzen, über die wir nicht lange nachdenken müssen. Wenn uns etwas leicht einfällt, dann steigt es in unserer Wertschätzung. 228 Stell dir mal vor, du müsstest 50 Dinge aufschreiben, für die du dankbar bist. Dann würdest du spätestens beim vierzigsten Punkt dieses Buch aus dem Fenster werfen, und die Dankbarkeit würde sich in Wut auflösen. Also halten wir es einfach: Drei Punkte fallen jedem ein. Es können drei Dinge sein, für die du grundsätzlich dankbar bist, oder die dir auch gestern passiert sind. Du entscheidest!
Hier kommt meine Liste:
  1. Ich bin dankbar dafür, dass du dieses Buch gelesen hast und ich die Chance bekommen habe, dieses Buch zu schreiben, und mir damit einen Traum erfüllt habe, den ich schon seit vielen Jahren träume. Im tiefsten Italien hatte alles begonnen, und heute ist es geschafft!
  2. Ich bin dankbar für meinen Job und meine Kollegen, dafür, dass ich mein Freundschaftsmotiv ausleben kann und mit Mission Money auch eine Vision wahr geworden ist.
  3. Ich bin dankbar für meine Beziehung, meine Familie und meine besten Freunde. Es ist unbezahlbar, wenn man so sein kann, wie man ist, und dabei Liebe und Freude empfindet.
Und jetzt fülle bitte deine eigene Liste aus: