Gegen sechs Uhr morgens, als die Party schon ausklang, tauchten die Cops auf. Nicht zum ersten Mal, wie die Jungs im Desirea’s sagten, und zumindest hatte man eine gewisse Routine entwickelt, mit diesen unangemeldeten Besuchen umzugehen. Seit der Schießerei aber wurde hart durchgegriffen, und die Polizei gab sich betont kühl. Sie erschienen im Pulk an der Tür, sechs auf einmal und in klobigen Westen, und als sie darum baten, hereingelassen zu werden, war klar, dass von einer Bitte keine Rede sein konnte. Sie drangen ein in unseren Raum, und mit einem Schlag wurde der Laden klein, die Luft eine andere. Die Musik brach ab, die Gesichter der Menge, bis dahin ein Strahlen, waren plötzlich leer.
»Worum geht’s?«, fragte Dru.
»Jemand aus der Nachbarschaft hat Pot gerochen«, erklärte ein Polizist. »Wir kommen wegen Drogen.«
»Darf ich Ihnen eins der Finanzinstitute in der Bay Street empfehlen?«
»An die Wand, du Komiker. Und die Taschen ausgeleert. Die anderen auch.«
Alle gingen langsam auf die Wand zu, aber einem Polizisten gefiel gar nicht, wie Jelly sich an seinem Setup Zeit ließ, zwei der kostbaren Platten von den Tellern nahm, sie in die Hüllen steckte. Der Cop ging zu ihm und gab ihm einen Schubs. »Hey, du Wunderknabe«, sagte er.
Francis fuhr herum. »Nicht anfassen!«, rief er.
Im Desirea’s war es auf einmal unheimlich still. Alle schwiegen, selbst die Polizisten, und schauten hin. Ich spürte, wie mir unter dem Hemd ein kalter Schweißtropfen über den Rücken kroch. Der Polizist, der Jelly geschubst hatte, sah jünger aus als die anderen.
»Wie bitte?«, fragte er, auf dem Gesicht ein Lächeln.
Francis antwortete nicht, sein Blick verhärtete sich, erstarrte in einem feuchten Glanz. Ich sah hilflos auf die Hand des jüngeren Polizisten, er hielt sie nicht weit von der Pistole im Gürtelholster. Eine Ewigkeit verging, dann fragte der Polizist noch einmal: »Wie bitte?« Ein älterer Polizist murmelte ihm etwas zu.
»Okay, Francis«, sagte der jüngere Polizist. »Du und dein Freund gehen jetzt rüber an die Wand. Und die Taschen ausgeleert, genau wie die anderen.«
Mein Bruder und Jelly gehorchten. Die Durchsuchung war eine Sache von Minuten. Es gab kaum etwas zu finden. In der Tasche vom Professa entdeckten sie eine Klemme, um Joints zu halten, aber das sei, erklärte Dru rasch, nur ein Haarclip, und er wollte es schon an einem Jungen mit Dreadlocks demonstrieren. Der schlug ihm das Ding prompt aus der Hand und blitzte ihn an. Der ältere Polizist rollte mit den Augen, rief aber niemanden heraus. Als die Durchsuchung beendet war, bedankte er sich, dass wir seine Leute reingelassen hatten.
»Ich bitte Sie«, sagte Dru, »wir danken Ihnen! Ihnen und Ihren tüchtigen Beamten.«
Nachdem die Cops gegangen waren, rührte sich für ein paar Sekunden niemand im Laden. Ich schaute zu Francis, er hatte noch immer feuchte Augen und bebte, vor Angst oder Wut, vielleicht beides. Erst als Jelly ihm die Hand auf den Arm legte, schluckte er schwer und nickte.
Francis fühlte sich schnell in die Ecke gedrängt. Das wussten alle. So erging es einem, wenn man im Park aufwuchs, und mit sechzehn verlieh Francis diesem Gefühl eines Abends auf sehenswerte Weise Ausdruck. Es war die Woche vor Weihnachten, Mutter war gerade von der Arbeit nach Hause gekommen. Sie hatte Lippenstift aufgelegt und trug den Faltenrock, in den sie zu »Anlässen« schon mal schlüpfte. Sie summte einen Parang, eins dieser spanisch klingenden Lieder, von denen wir wussten, dass sie zu dieser Jahreszeit in Trinidad gesungen wurden, und sie schien glücklich zu sein, oder zumindest fest dazu entschlossen. Sie wärmte rasch den Rest Linseneintopf vom Vortag auf und stellte uns die Teller hin, und als Francis sagte: »Du lässt ja kaum etwas für dich übrig«, meinte sie, sie habe keinen Hunger. Dann erklärte sie, dass es dieses Jahr eher ein ruhiges Weihnachten werde, mit einem schönen Essen, aber wohl ohne Geschenke. Wir müssten »einfach sparen«. Sie finde schon eine neue Arbeit, und nach den Feiertagen könne sie bestimmt ein paar Überstunden machen.
Als wir am Tisch saßen, wurde Francis still, das war alles, nur Schweigen.
Mutter summte zunächst weiter. Dann legte sie die Gabel ab und schloss verärgert die Augen. »Werd erwachsen«, flüsterte sie. »Sei ein Mann.«
Francis sagte immer noch nichts, aber plötzlich stand er auf und zog sich seine Jacke über. Ich beeilte mich, meine ebenfalls anzuziehen, und folgte ihm zur Tür hinaus.
Schneeregen blies uns ins Gesicht, der Himmel zeigte das herbe Weiß von Streusalz. Francis und ich liefen zwanzig Minuten bis zum nächsten 7-Eleven und holten uns jeder einen Hotdog, und nachdem wir sie drinnen gegessen hatten, sagte der Wachmann, wir sollten jetzt abhauen, er würde sonst die Polizei rufen. Schließlich gingen wir zu einem Bushäuschen einen Block weiter und setzten uns bibbernd auf die Bank, keiner sagte ein Wort. Wir schauten zu, wie es am Eingang herabtropfte, Hände in den Taschen, Hals und Wangen in der Jacke vergraben, die Ärmel über die Finger gestreift. Meine Schuhe waren durchnässt, und ich schob die Zehen immer wieder vor und zurück, damit sie nicht erfroren.
Eine Frau kam herein. Sie war trotz des Wetters elegant gekleidet und hielt Einkaufstaschen in den Händen, die Griffe waren bunte Stricke. Offenbar hatte sie Francis und mich durch die verschmutzte Scheibe des Wartehäuschens nicht gesehen, und jetzt machte sie einen etwas unbehaglichen Eindruck, mit einem Mal auf engstem Raum mit uns zusammen. Francis nahm zwei Plätze auf der Bank ein, und er rückte ein Stück, damit sie sich setzen konnte, aber sie schaute geflissentlich zur Seite. Er versuchte Blickkontakt aufzunehmen, deutete sogar auf den freien Platz, aber diese Geste schien sie nur noch mehr zu verängstigen. Sie ging wieder hinaus, die Straße hinunter, vielleicht zur nächsten Haltestelle, ihre Absätze klackerten auf dem Bürgersteig.
»Das ist nicht Mutters Schuld«, sagte ich. »Sie tut, was sie kann.«
»Das weiß ich selbst, du Klugscheißer! Für wen hältst du mich?«
Eine Gruppe Jugendlicher näherte sich dem Häuschen. Sie waren erst schwer zu erkennen, aber sie waren älter als wir. Sie trugen Hemden in Übergröße und so weite Jeans, dass sie ihnen tief unter die aufgeknöpften Jacken rutschten. Einer stand auf den Pedalen eines Fahrrads, das viel zu klein für ihn war, der Lenker umwickelt mit Fetzen von schwarzem Klebeband. Das Licht der vergitterten Außenbeleuchtung an der Rückseite eines Mietshauses strahlte sie von hinten an, und während sie auf uns zukamen, schienen sie keine Gesichter zu haben, nur dunkle Schatten mit grellen Konturen.
»Gehn wir lieber«, sagte ich zu Francis.
»Wartehäuschen sind niemandes Eigentum«, sagte Francis.
Es war nicht der Moment, darüber zu streiten, und ich blieb sitzen und hoffte, die Gruppe würde einfach an uns vorbeigehen. Aber dann standen sie auf einmal alle im Eingang, wir hätten gar nicht hinausgekonnt. Von Nahem sahen sie nicht allzu bedrohlich aus. Wir kannten sie, das waren Jungs aus der Gegend, die gelernt hatten, sich knallhart zu geben. Einer schnipste ein Feuerzeug an, und eine große orange Flamme beschien die lächelnden Gesichter der anderen, ihre Schatten tanzten und flackerten auf den Scheiben des Wartehäuschens. Der Kleinste, ein Junge, der sich Scatter nannte, trug eine Sonnenbrille. Mit seinen spiegelnden Insektenaugen sah er mich an, lächelte böse.
»Was geht ab, Bitch?«, sagte er.
Und Gelächter. Ein fieses, raues Lachen. Einer der Jungs hatte einen fetten weißen Kaugummiklumpen im Mund. Einem anderen fehlten mehrere Vorderzähne, dabei war er höchstens vierzehn. Dann verhallte das Lachen, und es folgte eine unangenehme Stille, ich sollte wohl etwas antworten.
»Hey, Bitch«, sagte Scatter. »Hey, ich rede mit dir, du Schwuchtel.«
»Sup«, versuchte ich es.
»Sup, sagt der.« Scatter lachte. »Sup.«
Francis hatte mir klargemacht, dass ich mich durchsetzen musste. Einmal reicht, hatte er gesagt. Und in dem Bushäuschen sah er jetzt zu mir und wartete darauf, dass ich reagierte. Ich spürte, wie sich mein Magen verzog, ein Toffee im Aufruhr, und murmelte in Richtung Scatter, er solle sich verpissen. Ein paar der größeren Jungs kicherten, Scatters Gesicht zeigte Überraschung. Dann ein verlegener Blick zu seinen Freunden, und schon hatte er sich wieder gefangen. Erneut setzte er sein Lächeln auf, als hätte er nur darauf gewartet. Und zog ein Messer unter der Jacke hervor.
Es war ein Jagdmesser, wie man es aus der Fernsehwerbung im Spätprogramm kennt, die Klinge ein bläuliches Schimmern im Licht. Scatter hielt das Messer auf mich gerichtet, mit der Klingenspitze nach unten und für die Passanten auf der Straße kaum zu sehen, sie berührte mich fast schon im Schritt.
»Gefällt dir?«, fragte er.
Ich wollte schon etwas sagen, keine Entschuldigung, nur irgendwas, leise, um die Situation zu entschärfen, aber dann fasste Francis langsam, ohne Scatter aus den Augen zu lassen, nach dem Messer und legte die Finger um die blanke Klinge.
Er griff zu, schloss die Hand um die Waffe.
Sekundenlang starrten die beiden einander an, es war ein regelrechter Kampf. Am Ende hielt Francis das Messer in seiner blutigen Hand. Für einen Moment war Scatters Gesicht der Schock anzusehen, vielleicht sogar aufrichtige Sorge, aber genauso schnell war dieser Ausdruck wieder verschwunden. Er prustete los, und während er lässig zurückwich, sprach er aus, was alle anderen dachten, selbst ich.
»Echt crazy«, sagte er.
Danach hatten sowohl Scatter als auch Francis ihren Ruf weg. Der eine hatte sich, obwohl er das Messer am Griff hielt, als unfähig erwiesen, wirklich zuzustechen. Trotz klaren Vorteils hatte Scatter das Messer losgelassen, und dieses Zeichen von Schwäche blieb nicht ohne Folgen, sosehr er sich bemühte, es durch alle möglichen Posen und ein zunehmend aggressives Auftreten wettzumachen.
Dagegen erwarb sich der andere, der die Klinge gehalten hatte, einen Namen. Und je öfter die Geschichte die Runde machte, desto tiefer wurde der Schnitt in Francis’ Hand, klaffend bis auf die Knochen, in einem roten Schwall ergoss sich das Blut auf den Boden. Francis hatte bewiesen, dass man mit einer einzigen Geste einen Ruf besiegeln konnte. Er hatte sich behauptet, aber er konnte auch, wenn man ihn in die Ecke drängte, den Verstand verlieren.
An dem Abend von Jellys Audition stand Francis eine gute Stunde vor dem Spiegel und bearbeitete seinen Fade, und trotz der Hitze ließ er es sich nicht nehmen, eine leichte schwarze Jacke mit Pelzkragen überzuziehen. Beim Anblick meines zweifarbigen Durags auf dem Kopf verdrehte er die Augen, sagte aber nichts.
Abgemacht war, dass sich die meisten von uns direkt am Veranstaltungsort trafen. Francis würde mit dem Auto hinfahren. Nachdem wir es beim Desirea’s abgeholt hatten, hielten wir kurz am Waldorf, um Aisha mitzunehmen. Sie trug ihre normalen Sachen, aber auch eine Mütze, das einzige Zugeständnis an einen wie auch immer gearteten B-Girl-Style. Sie quetschte sich zu mir auf die Rückbank. Danach fuhren wir in einen »besseren« Teil der Vorstadt, mit frei stehenden Einfamilienhäusern, und holten Raj bei seinen Eltern ab. Er kam in einem knallgelben Trainingsanzug, eine Banane auf zwei Beinen, doch als er meinen eigenen Versuch sah, mir ein Outfit zuzulegen, machte er ein wütendes Gesicht.
»Auf gar keinen Fall«, sagte er zu Francis. »Der? Den willst du mitnehmen?«
»Entspann dich«, sagte mein Bruder. »Er macht schon keinen Ärger.«
»Was zum Teufel soll dieses Ding da?«
»Was für ein Ding da?«, sagte ich.
»Das Ding auf deinem Kopf. Du siehst aus wie die beknackte Tante Jemima auf der Pancake-Schachtel!«
Zum Schluss holten wir Jelly bei sich zu Hause ab, in einem der niedrigeren Wohnblocks, dem Rosedale. Das Gebäude stand schief, als wollte es in dem weichen, unbegrünten Boden versinken. Die Vorgärten waren matschige Streifen, verrostete Autos standen aufgebockt auf Betonziegeln, alte Pizzakartons zerfielen zu einem pappigen Brei, die Wäsche auf den Leinen sah schmutzig aus. Jelly wartete draußen, zusammen mit einem kleinen Jungen, der sein Bruder hätte sein können. Francis und Jelly begrüßten sich mit Faustcheck, umarmten sich, und während Jelly eine Kiste mit Platten zum Wagen schleppte, sah der Junge ihm nach und winkte. Als wir losfuhren, rief der Junge: »Viel Glück!«, aber Jelly drehte sich nicht um. Er trug denselben leichten grauen Hoodie wie immer und sah die ganze Zeit nervös auf seine Finger. Als er merkte, dass ich es mitbekam, versteckte er sie unter den Armen.
»Okay«, sagte er plötzlich. »Packen wir’s.«
Als wir zur Ex kamen, stellten wir den Wagen ab und trafen uns mit der restlichen Crew, und zusammen gingen wir so cool wie möglich zum Stadion. Dort hingen Plakate mit den Performern, flankiert von Frauen in knappen Shorts und BHs und mit glitzernden Ketten und Armbändern. Für die Auditions hatte sich schon eine lange Schlange gebildet, sie führte zu einem Zelt an der Seite. Wir nahmen unseren Platz am Ende ein, die Schlange bewegte sich langsam auf eine Gruppe von Türstehern zu, die die Ausweise kontrollierten und Namen aufschrieben. In der Luft pulsierende Musik.
Das Warten fühlte sich an wie eine Ewigkeit, schon das ging an die Nerven. Immer wieder hörten wir, wie es in dem Zelt losging, irgendwer performte eine Weile, und dann brach die Musik plötzlich ab, vielleicht weil die Zeit um war oder die Geduld des Publikums erschöpft. Direkt vor mir waren ein paar weiße Kids aus der Mittelschicht, sie trugen Klamotten, die sich kaum jemand leisten konnte. Nike, Air Jordan, Louis Vuitton. Sie rissen Witze und machten mit den Fingern Gangzeichen, beschwerten sich über manche der Acts. »Verdünnte Verkaufsscheiße«, meinte einer. »Jetzt Frontman, der hat’s echt drauf. Der Nigga hat sogar im Knast gesessen, Körperverletzung und so.«
Ich stand zusammen mit Aisha, und zweimal ertappte ich sie dabei, wie sie zu Francis schaute, er trat von einem Bein aufs andere, verrenkte sich fast den Hals, um einen Blick ins Zelt zu werfen, ging noch mal die Platten durch, die Jelly in seiner Kiste mitgebracht hatte. Die Spielbuden und Karussells auf der Ex warfen immer längere Schatten, und der Himmel hinter den Monster Rides färbte sich dunkelorange.
Schließlich waren wir bei den Türstehern. Sie waren alle groß und stämmig und trugen T-Shirts mit dem Schriftzug von Regal Sport, einem der Hauptsponsoren des Events.
»Die Bühne scheint frei zu sein«, sagte Francis.
»Entspann dich, Junge«, antwortete einer der Männer. »Du kommst schon noch dran.«
»Okay, ihr Superstars«, sagte ein anderer. »Ihr seid die Nächsten.«
Auf einer Bühne stand alles bereit, Plattenspieler, Mischpult, Boxen. Davor ein Tisch mit fünf Stühlen, aber nur zwei Typen saßen dort. Der eine, wahrscheinlich der Veranstalter, im weißen Hemd, der andere war der Conductor, er trug Ketten und einen schwarzen Blazer, die Füße in knallweißen Jordans. Als wir reinkamen, redete Weißhemd weiter mit ihm, als ob es uns nicht gäbe, aber der Conductor nickte uns zu und deutete auf die Bühne. Jelly schleppte seine Kiste zu den Plattentellern, und Francis half ihm, das Equipment einzustellen, nahm die Kopfhörer, testete den Sound, holte mehrere Platten aus der Kiste, um sie in Griffweite zu haben. Die Technics 1200 waren in der Battle-Position, das Mischpult hatte mehr Knöpfe und Regler, als selbst Jelly je gesehen hatte. Schließlich war es so weit, und beide sahen zu den Juroren und zu uns, die wir zuschauten, und dann blickten sie einander an. Keine aufmunternde Geste, nichts. Francis nickte nur und entfernte sich ein Stück.
Es begann mit Stimme, eine Überraschung. Schon einmal hatte Jelly im Desirea’s etwas von einer Kassette vorgespielt, was selbst den Professa verblüffte. Die Sprache, in der er sang, sagte mir nichts, hinterher meinte Francis, das sei balwo gewesen, ein Gesangsstil aus Somalia, normalerweise ein Liebeslied. Und jetzt sang Jelly dieses Lied und ließ die Wörter fast zehn Sekunden in der Leere erklingen, bevor er loslegte. Eine Drumline und eine Bassline kamen hinzu, und dann schob sich, übergangslos, unerbittlich, andere Musik hinein. Soul, Rocksteady, sogar Calypso und kongolesische Rumba. Bei Bedarf schnappte Francis sich ein paar Platten und gab sie ihm. Ich hörte Stimmen, die mir bekannt waren: Gladys Knight, Smokey Robinson, Etta James, der Professa hatte mir die Namen mal genannt. Hörte Tablas und Discogedudel. Ein Gitarrenlick von Jimi Hendrix. Ein Blues-Riff, beschleunigt in eine digitale Zukunft. Jelly legte Stimmen übereinander, manipulierte das Tempo und ließ einen Mann wie eine Frau und eine Frau wie einen Mann klingen, und unter seinen Händen trat auf einmal die tiefere Bedeutung eines Songs, das darin ausgedrückte Gefühl umso wahrer hervor.
»Wow«, flüsterte Raj, der neben mir stand.
Wir waren wie erstarrt. Das war sehr viel gewaltiger, wilder, als wir gedacht hatten. Abgefahrener, selbst für Jelly. Nichts schien ihm zu abseitig zu sein. Country, Punk. Der Conductor hörte aufmerksam zu. Stile und Stimmen verschmolzen, Musik ging über in Lärm in Musik in Lärm. Weißhemd winkte, Schluss, das war’s, aber Jelly war so konzentriert bei der Sache, dass er nicht aufhören konnte. Erst als Francis ihm an die Schulter tippte, wachte er auf, fuhr er alles herunter, hob die Nadeln an.
Die Jungs stürzten zu Jelly und gratulierten ihm, Francis stand daneben, schnaufend, ein Lächeln im Gesicht. Der Conductor hatte sich erhoben und klatschte, und schließlich bedankte er sich bei Jelly und seiner Crew für die Vorführung, großartig, sagte er, ein echtes Talent. Er meinte, wir sollten friedlich bleiben und weiter zur Schule gehen, und danach unterhielt er sich wieder mit Weißhemd. Wir rührten uns nicht und warteten, ich fragte mich selber, worauf. Schließlich wagte Francis sich vor.
»Wollen Sie noch etwas von ihm hören?«, fragte er.
»Danke«, sagte Weißhemd, ohne auch nur hinzusehen.
»Er könnte noch ein Set spielen, ganz kurz.«
»Danke! Eine andere Gruppe wartet schon.«
Francis blieb weiter stehen. Die Jungs aus dem Desirea’s bedeuteten ihm, er solle mitkommen. Weißhemd drehte sich zu einem der Techniker um, in seinen Augen ein Was-soll-der-Scheiß.
Francis räusperte sich. »Sie melden sich also, wenn wir gewonnen haben?«, fragte er.
»Klar doch, Junge. Ganz sicher. Wir melden uns.«
Wir hatten schon geplant, am Abend im Desirea’s zu feiern, und Dru meinte, er würde lieber gleich losgehen und bei den Vorbereitungen helfen. Die Jungs verließen einer nach dem anderen das Gelände, alle wandten sich, bevor sie aufbrachen, noch einmal voller Respekt an Jelly.
»Phänomenal«, sagte der Professa.
Aisha umarmte mich und sagte, wahrscheinlich könne sie später nicht ins Desirea’s kommen. »Das war toll«, sagte sie zu Jelly und Francis. »Das ist die Wahrheit. Ist doch egal, was ein Veranstalter denkt. Ihr habt schon gewonnen.« Aber ihre Stimme, dachte ich, klang ein wenig zu lieb, und Francis schluckte nur und nickte. Wir waren die Letzten, Francis, Jelly und ich, und auf einmal schien alles meinen Bruder einzuholen: die schlaflosen Nächte nach der Schießerei und vor der Audition, die angespannte Erwartung, verpufft in einem einzigen, rasch abgebrochenen Auftritt. Francis quälte sich mit dem Gedanken, das ganze Setup sei Murks gewesen, die Plattenteller zu hoch aufgestellt und offenbar nicht justiert, die Nadel nicht auf dem Punkt, sie hätten ihnen einfach nicht genug Zeit gegeben.
»Ob die überhaupt wissen, wie sie uns erreichen können?«, sagte er. »Haben die unsere Kontaktdaten? Hat jemand gesehen, ob die überhaupt etwas notiert haben?«
Jelly hob die Schultern. Die Schlange war mittlerweile verschwunden, die Türsteher standen noch vor dem Zelt und flachsten. Außer ihnen war niemand mehr da, abgesehen von ein paar Reinigungskräften, die den Müll aufsammelten. Francis schaute zurück zum Zelt und zu den Türstehern und ging auf sie zu. Jelly und ich folgten ihm.
Vier waren es, ein Schwarzer und drei Weiße, und zunächst ignorierten sie uns. Aber dann tippte einer seinen Nebenmann an, und ihre Blicke wanderten zu uns.
»Ich muss mit dem Veranstalter sprechen«, sagte Francis.
»Tut mir leid, Kollege. Die Show ist vorbei.«
»Wir müssen nur mit ihm sprechen.«
»Hast ja gehört. Kommt keiner mehr rein.«
Sie bauten sich vor ihm auf, Riesenkerle, profimäßige Kleiderschränke, vollgepumpt mit Muskelpräparaten. »Regal Sport«, schmetterte es von ihren Brustkörben. Francis ging weiter auf sie zu, schaute ihnen fest ins Gesicht, und auf einmal knisterte die Luft.
»Also«, erklärte Francis, »wir waren eben da drin.«
»Echt, da drin eben«, sagte der Schwarze Türsteher.
»Bei der Audition. Wir haben performt.«
»Wow, performt, klar doch. Und euer Ding gemacht, ja? Du und deine Homies? Deine Niggaz?« Er verkrüppelte seine Finger, unterstrich, dass er kein Wort glaubte. Die weißen Türsteher lachten.
Jelly legte Francis die Hand auf die Schulter, aber Francis schüttelte sie ab. Jelly griff nach seinem Arm, diesmal ganz sanft, und flüsterte etwas, aber mein Bruder reagierte nicht. Die Türsteher lachten weiter. Ich konnte sehen, wie Francis die Tränen kamen. Er schluckte.
»Wir gehn jetzt rein«, sagte er.
»Das glaube ich nicht«, sagte der Schwarze Türsteher.
»Francis …«, sagte ich.
»Francis, hey, wie wär’s, wenn du mal tust, was die kleine Bitch da …«
Die Faust traf den Mann auf die Nase, ein sattes Knirschen, er stolperte nach hinten. Und sofort begann der Kampf. In einer solchen Situation, wenn die Verzweiflung groß ist und man im Grunde nicht die kleinste Chance hat, geht man am besten aufs Ganze. Wahrscheinlich wusste das niemand so gut wie Jelly, und wir legten uns beide ins Zeug und droschen auf die Türsteher ein. Jelly schien zumindest zu treffen, meine Knöchel stießen kaum mehr als in die Luft, dafür bekam ich selbst einen schweren Schlag ab, so heftig, dass mein Kiefer nicht schmerzte, sondern taub war. Zweimal spürte ich etwas in den Rippen, was sich anfühlte wie ein Baseballschläger, dann wurde ich in einen Griff genommen. Ein Reißen in der Schulter, und ich konnte nur noch zusehen, wie zwei der Türsteher auf meinen Bruder losgingen. Sie hatten ihm die Beine weggetreten, er lag jetzt auf dem Boden und versuchte, seinen Kopf vor den Fäusten und den Stiefeln zu schützen.
»Der Wichser hat mir die Nase gebrochen …«, sagte der eine.
»Halt ihn unten«, der andere.
»Mach ihn fertig. In die Fresse.«
Jelly war ebenfalls mit einem Griff fixiert, und er brüllte, als die Männer Francis immer wieder in den Bauch traten, ins Gesicht, sich ihm auf die Finger stellten. Von meinem Bruder hörte ich jetzt andere Laute, Stöhnen, Fluchen, dann ein Geräusch wie von einem Stock, der auf einen nassen Sandsack schlägt, hörte Laute, die sich aus seinem Mund quälten, aus seiner Lunge, aber kein Wort. Hörte mich selbst, wie ich aufhören sagte, mein eigener Mund jetzt angefüllt mit Salz.
Und tatsächlich hörte es auf. Ein Mann rief etwas. Es dauerte einen Moment, bis die Worte zu verstehen waren und mir bewusst wurde, dass jemand aus dem Zelt rief. Francis war still, er lag zusammengekrümmt da, mit dem Rücken zu mir.
Ich sah, wie die Türsteher zum Zelt gingen. Francis kam auf die Beine, aber er machte einen benommenen, verwirrten Eindruck, als wüsste er nicht, wo er sich befand oder was passiert war. Jelly versuchte, ihn zu halten, aber wieder schüttelte mein Bruder seine Hand ab. Ich stand zuletzt auf, bog mich vor Schmerzen in den Rippen. Francis spuckte Blut und brabbelte etwas vor sich hin, Jelly sagte ein paar Worte zu ihm, es klang wie durch zermanschte Lippen. Francis bückte sich nach seiner Mütze, hielt sich die Seiten. Er wischte die Mütze vorsichtig ab und setzte sie auf. Wir humpelten los.
»He, ihr da!«
Weißhemd war das. Er stand am Eingang des Zelts und wedelte mit dem Telefon in unsere Richtung.
»Lasst euch noch einmal hier blicken, und ich hole die Polizei«, sagte er. »Verstanden? Schlägertypen wie ihr gehören verhaftet, dafür sorge ich.«
Bei jedem Atemzug taten mir die Rippen weh, und wenn ich mir mit der Zunge über die Lippe leckte, schmeckte sie nach Leber und fühlte sich an, als wäre sie nicht Teil von mir. Mein Mund war voll von flüssigem Salz. Richtig kaputt aber sah Francis aus. Sein linkes Auge war zugeschwollen, eine dünne Flüssigkeit lief heraus. Seine Nase war eine einzige Sauerei, die Lippen aufgeplatzt. Aus den Nasenlöchern floss Blut, er wischte es immer wieder mit dem Saum seines Hemds ab.
Jelly half ihm ins Auto. Er legte ihm sogar, als käme es noch darauf an, den Sicherheitsgurt um. Jelly wollte ihn ins Krankenhaus bringen, aber Francis schäumte. »Auf keinen Fall«, blaffte er. »Wenn die uns sehen, sitzen wir gleich im Knast. Auf gar keinen Fall.« Wir hielten an einer Tankstelle und wollten uns auf der Toilette vor dem Spiegel waschen, der dort in seinem gebürsteten Stahlrahmen hing, aber der Toilettenmann hielt uns zurück. Aus sicherem Abstand sagte er, er würde die Bullen rufen, wenn wir nicht abhauen.
Jelly fuhr wieder los. »Ich mache ihn im Desirea’s sauber. Mit den anderen Jungs.«
»Nein«, sagte ich. »Setz uns einfach zu Hause ab, bitte.«
»Er braucht unsere Hilfe. Er braucht seine Leute.«
»Zuerst nach Hause«, sagte Francis. »Und meine Mütze?« Aber die war schon auf seinem Kopf.
Mutter stand von ihrem Sofaplatz auf. Sie hatte sich bereits bettfertig gemacht, war aber sofort hellwach, und in dem blauen, flimmernden Licht des Fernsehers sah sie ihren ältesten Sohn mit aufgerissenen Augen an.
»Francis!«, sagte sie.
Er taumelte auf sie zu. Sie hielt ihn fest, schloss die Augen, schob ihn sanft von sich und betrachtete sein Gesicht, ihre Nasenflügel bebten. Wir hatten getan, was wir konnten, aber er sah immer noch grässlich aus. Mit dem Ärmel ihres Bademantels wischte Mutter vorsichtig über den Schweiß und das verkrustete Blut. In seinem Blick lag eine unendliche Traurigkeit.
»Francis, was ist passiert?«
Sie drückte ihn an sich und sagte, er brauche jetzt Hilfe, sie kümmere sich darum. Was immer der Grund sei, was immer er getan habe, sie sorge dafür, dass ihm geholfen werde, versprochen. Mein Bruder gab leise Stöhnlaute von sich, tief aus seinem Bauch. Und im Flüsterton entschuldigte er sich für alles, für sein Gesicht, für das Blut auf ihrem Nachthemd, dafür, dass sie immer so schwer hatte arbeiten müssen.
»Ist gut, mein Junge. Sag jetzt nichts. Und hör auf zu weinen, bitte.«
»Es tut mir so leid, Mom.«
»Still jetzt. Setz dich aufs Sofa, Francis. Und bleib ganz ruhig sitzen. Ich verspreche dir, ich gehe nicht fort. Ich hole nur ein paar Sachen. Verbandszeug, Salbe.«
»Das alles tut mir so leid«, sagte er.
Sie lief ins Bad, und ich hörte, wie sie das Spiegelschränkchen aufmachte, in den Regalen wühlte, wie Sachen scheppernd ins Waschbecken fielen. Ich ging zu ihr, um zu helfen. Ich räumte die Toilettenartikel beiseite, die sie heruntergeworfen hatte, hielt ihre zitternden Hände und sagte, alles werde wieder gut, und sie schloss die Augen und rang um Fassung. Als wir ins Wohnzimmer zurückkamen, war Francis nicht mehr da.
»Bitte«, höre ich Aishas Stimme. »Du musst aufstehen.«
Ich liege im Wohnzimmer, auf dem Sofa und in denselben Sachen, die ich anhabe, seit ich von der Arbeit gekommen bin und die Party aufgelöst habe. Mir kommt es vor, als wäre es früh am Morgen, aber es ist noch dunkel, das Zimmer ist kalt, Schneeregen klatscht gegen die Fenster.
Aisha hockt neben mir. »Ein Unfall.«
»Was? Wo … wer?«
»Deine Mutter. Sie ist über die Avenue gelaufen. Jelly war bei ihr.«
Sie sagt noch etwas, aber ich höre es nicht. Ich springe so schnell auf, dass mir schwindlig wird, stolpere über meine Schuhe. Auf der rechten Spur der Avenue sehe ich Autos stehen, im Licht der Scheinwerfer eine kleine Gruppe von Nachbarn, ein Mann winkt den Verkehr vorbei. Ich renne los und sehe Mutter am Boden liegen. Sie ist in ihrem Nachthemd, von der Straße durchnässt, ich ziehe es ihr tiefer über die Beine. Sie atmet. Ihr rechtes Bein sieht geschwollen aus, ein schlimmer Bluterguss, ihre Augen sind fest zusammengepresst, sie ist also bei Bewusstsein. Jelly hat sich über sie gebeugt und flüstert ihr etwas zu.
»Ich bin Zeugin«, sagt Mrs Henry. »Ich habe gesehen, wie der Wagen sie angefahren hat.«
»Sie ist einfach auf die Straße gelaufen«, sagt ein Mann. »Ich konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen.«
Der Mann ist nicht von hier. Er ist gut gekleidet, sein Auto groß und teuer. »Wie aus dem Nichts war sie plötzlich auf der Straße«, betont er noch einmal. Ein Nachbar sagt, sie hätten den Rettungswagen gerufen, und im selben Moment höre ich die Sirene. Ich schaue zu Mutter und sehe, wie Jelly ihre Lippen mit einem Tuch betupft.
»Fass sie nicht an!«, brülle ich.
»Sie hat Durst«, sagt Jelly.
»Nicht anfassen, verdammt noch mal!«
Jelly steht auf, schaut mir in die Augen. Mrs Henry drängt sich an mir vorbei. Sie beugt sich unter Mühen zu Mutter hinunter und legt ihr die Hand aufs Gesicht. »Ruth?«, fragt sie. »Alles wird gut.« Und dann singt sie, leise und mit geschlossenen Augen. »Komm nach Hause, Wanderer Zions. Komm nach Hause, Wanderer Zions.« Mutter nickt, ebenfalls mit geschlossenen Augen.
Der Rettungswagen kommt, die Sanitäter legen Mutter auf eine Trage und setzen ihr eine Maske aufs Gesicht. Sie fragen mich, ob ich hinten bei ihr mitfahren will, aber offenbar kriege ich keine Antwort heraus.
»Jelly und ich kommen dann zu euch ins Krankenhaus«, schaltet Aisha sich ein.
»Lasst uns in Ruhe!«, brülle ich.
»Michael …«
»Das meine ich ernst.«
Der Sanitäter fragt noch einmal, ob ich mitfahren will, und ich steige hinten ein, die Türen schließen sich, ich muss ihre Gesichter nicht mehr sehen.
Im Krankenhaus wird Mutter sofort abgeholt und weggebracht, jemand stellt mir ein paar Fragen. Haben Sie die Nummer ihrer Krankenversicherungskarte? Ist Ihre Mutter krank gewesen? Nimmt sie Medikamente? Gibt es psychische Vorerkrankungen, Verwirrtheit, Demenz? Wahrscheinlich habe ich den Kopf geschüttelt, ich weiß es nicht. Die surrenden Röhren über mir werfen ein chemisches weißes Licht, keine Schatten. Ich schaue hinauf und höre eine Weile auf das Geräusch. Die Stimme spricht jetzt langsamer. Vielleicht ein Schock, vielleicht gebrochene Knochen, aber erst mal macht meine Mutter einen stabilen Eindruck. Gut möglich, dass man sie zur Beobachtung hierlässt. Ich darf bestimmt bald zu ihr, könnte aber eine lange Nacht werden. Machen Sie es sich doch bequem.
Im Wartebereich stehen ein Kunstledersofa und ein Gummibaum und ein Beistelltisch mit einer Schachtel Kleenex. An der Wand hängt ein Fernseher, ich sehe Werbung für Autos, für Gemüsehobel, für Vitaminpräparate. Ein Mann mit getrimmtem Bart lässt nichts unversucht, den Leuten Kalzium und Zink aufzuschwatzen, Haifischknorpel und Hagebutten, geheime Heilmittel für die Lieben zu Hause.
Ich sitze schon eine Weile da. Wie viel Zeit vergangen ist, weiß ich nicht. Vor mir läuft der Abspann eines Actionfilms, und auf einmal steht ein großer Mann im Kittel neben mir. Ich brauche peinlich lange, bis ich ihn als Krankenpfleger erkenne. Er lächelt freundlich. »Sind Sie der Sohn von Mrs Joseph?« Ich nicke, und er erklärt mir, dass man ihr rechtes Bein eingerichtet hat, keine einfache Sache, sagt er, aber auch nicht allzu schlimm. Ihre Hüfte scheint Gott sei Dank in Ordnung zu sein, allerdings reagiert sie nicht auf Fragen, weshalb sie sich nicht sicher sind, ob sie noch Schmerzen hat. Er möchte wissen, ob ich ihnen vielleicht behilflich sein kann, und ich nicke, finde weder die richtigen Worte noch meine Stimme. Ich fasse mir ans Gesicht, es ist feucht, und der Mann nickt ebenfalls und legt mir mitfühlend die Hand auf den Arm. Er stellt eine weitere Frage, aber anscheinend höre ich sie nicht, oder ich vergesse sie gleich. Und wieder nickt er.
»Schon gut«, sagt er. »Das ist ein bisschen viel auf einmal, ich weiß. Fangen wir noch mal von vorn an.«