Wieder war es Kostas, der den kleinen Corsa durch Limassol und über die B8 lenkte, vorbei am Tsirio-Stadion. Sofia hoffte, sie würde rund um die Hochzeit die Gelegenheit haben, mit ihrem Vater ein Spiel ihres geliebten Fußballclubs AEL anzusehen. Der Botschafter würde erst übermorgen aus Armenien anreisen, wo das Ehepaar Perikles seit dem Amtsantritt der Kommunisten residierte. Die schönen Zeiten in Paris gehörten der Vergangenheit an, genau wie die Zukunftsträume von Washington, D.C., oder den UN in New York.

Als sie endlich die gewundene Landstraße erreichten, wählte Sofia die Nummer des Grenzübergangs in Nikosia. Sie bat darum, dass man die Daten überprüfte und herausfilterte, wer an allen drei Tagen die Grenze passiert hatte, zudem gab sie noch den gestrigen Tag an.

»Es ist Urlaubszeit, dazu werden wir nicht so schnell kommen«, sagte die mürrische Stimme in der Leitung.

»Es geht um einen Mordfall. Es ist wirklich dringend.«

Die Stimme stöhnte.

»Bis wann brauchen Sie es denn?«

»Heute Nachmittag?«

»Wir rufen Sie an.«

»Wählen Sie die Nummer des Chief Inspectors, Kostas Karamanlis.«

»Vielleicht kann er uns helfen«, sagte Kostas mit einem Blick auf die kleine Kapelle, an der sie gerade vorbeifuhren.

»Zyperns Bürokratie kann wirklich nur Gott helfen«, entgegnete Sofia. »Das war übrigens keine Retourkutsche eben, mit deiner Nummer. Ich glaube aber, dass sie eher den Arsch hochkriegen, wenn ein Mann von deinem Rang anruft.«

»Schon in Ordnung«, murmelte Kostas.

Nach einer guten Stunde fuhren sie durch Astromeritis. Die Gemeinde war, anders als Kato Koutrafas und andere Käffer ringsum, durch den endlich wieder geöffneten Grenzübergang zu einigem Wohlstand gelangt. Böse Zungen behaupteten, das Dorf lebe allein vom Schmuggel. Sie fuhren die Hauptstraße entlang, an der großen Kreuzung ging es links und rechts nach Zypern. Nur geradeaus zeigte das Schild zwar einen Pfeil, aber da stand kein Ort – denn geradeaus ging es in ein anderes Land, das von keinem anderen Staat der Welt akzeptiert wurde, außer von der Türkei. Das Konstrukt Nordzypern war wirklich abenteuerlich: Wollte man mit einem Mietwagen über die Grenze, musste eine neue Versicherung abgeschlossen werden. Umgekehrt durften türkische Mietwagen gar nicht in der Republik Zypern fahren. Auch der Weltpostverein erkannte den illegal geschaffenen Staat nicht an. Wer aus dem Ausland einen Brief an Verwandte in Nordzypern schicken wollte, musste ihn an eine Adresse in Antalya adressieren, von dort aus wurde er weitergeschickt. Und auch Direktflüge aus Europa nach Nordzypern gab es nicht, immer musste erst ein türkischer Flughafen angeflogen werden. Nein, das Leben im Norden war wirklich nicht einfach, deshalb wurde türkischen Bürgern, die dorthin auswanderten, auch ein hübscher Bonus gezahlt, verbunden mit allerlei Steuererleichterungen. Die alten Zypern-Türken aber,

Kostas hielt geradewegs auf die Grenze zu, die Straße wurde schmaler, und vor ihnen tauchte ein kleines Häuschen aus Beton auf, am Fahnenmast hingen die zypriotische, die griechische und die Flagge der Vereinten Nationen. Der Chief Inspector fuhr vor dem Häuschen auf den Bürgersteig, und gemeinsam stiegen sie aus. Anders als der in Nikosia wurde dieser Grenzübergang im Landesinneren kaum benutzt. Touristen verirrten sich nur selten hierher, regelmäßig kamen allenfalls Handelstreibende aus Süd und Nord. Der Grenzposten ging gelangweilt auf sie zu, er hatte sein Hemd hochgekrempelt, eine Kippe glomm in seinem Mundwinkel.

»Oh, hallo, schöne Frau«, sagte er mit einem frivolen Blick auf Sofia, »so ’ne Kollegin hätte ich aber auch gerne.«

»Hättest du nicht«, sagte Kostas, »mit dir würde sie kurzen Prozess machen. Hör zu, ich hab schlechte Laune. Ich brauche die Einreisebücher von vorgestern. Und zwar jetzt. Danach müssen wir rüber. Kannst du uns bei den UN anmelden? Hier sind die Ausweise. Ich bin Chief Inspector Karamanlis. Wenn das nicht gut läuft, lasse ich dich versetzen, und zwar … ach nein, du bist ja schon am Arsch der Welt. Also, los geht’s.«

Verdutzt sah der Beamte Kostas an. So einen Ton war er offensichtlich nicht gewohnt. Wobei die Menge seiner Kontakte hier vermutlich sehr überschaubar war. Dennoch trat er die Kippe aus, verschwand im Inneren der Baracke und kam nach kurzer Zeit mit einem dicken Buch wieder heraus, das so zerschlissen aussah, als würden dort seit mindestens vierzig Jahren alle Reisenden eingetragen.

Sofia und Kostas setzten sich auf die Wiese neben der Straße, auf der ein großer Olivenbaum stand, der ihnen Schatten bot. Sie blätterten zum vorvorigen Tag.

»Es sind mehr Leute, als ich gedacht habe«, sagte Kostas nach kurzem Zögern.

Sofia nickte und überflog die Namen und Geburtsdaten. »Ja, über hundert Einreisen von Türken. Überqueren eigentlich nur Männer die Grenze? Und leider sind es auch viele junge Leute. So ein Mist.«

»Lass uns alle Namen aufschreiben, die vom Alter her infrage kommen. Dann können wir es mit den Namen vergleichen, die wir später aus Nikosia bekommen.«

»Wenn du gebetet hast.«

»Hast du das etwa nicht gemacht?«

Sofia schrieb eifrig die Namen und Geburtsdaten ab. Am Ende kamen sechsundzwanzig Personen infrage. Zu viele, um jedem Einzelnen einen Besuch abzustatten.

»Ich bring das Buch zurück, damit dich der Kerl nicht noch mal so anstarrt.«

Fasziniert sah Sofia Kostas hinterher. Er nahm sie in Schutz, passte auf sie auf, hörte auf sie. Wie gern sie diesen Kerl jetzt hatte.

Sie stiegen wieder in den Wagen und passierten schweigsam die Grenze. Es waren nur etwa tausend Meter, die sie im Niemandsland zubrachten. Rechts und links Felder, die niemals kultiviert oder abgeernet wurden. Einzelne verlassene Häuser und Scheunen, in denen früher gearbeitet und gelebt worden war. So weit sie schauen konnten, nur Ödland und keine Menschenseele. Die UN zogen immer mehr Soldaten von der Insel ab, sodass es in der Pufferzone immer weniger Einsatzkräfte gab. Zivilisten durften ohnehin nur

Sie näherten sich dem Checkpoint von Nordzypern. Eine Armada von Flaggen begrüßte sie: Rot und Weiß, Weiß und Rot, die türkische und die nordzypriotische, nur diese, keine anderen. Als müsse das Selbstbewusstsein für diesen illegal errichteten Staat herbeigeflaggt werden, wenn schon kein anderes Land ihn akzeptieren wollte.

Kostas bremste vor dem Checkpoint und ließ den Wagen ausrollen, hielt genau neben den beiden Wachposten an, die sie mit finsterem Blick musterten. Er kurbelte das Fenster herunter.

Der eine Mann, ein älterer mit Schnauzbart, sagte etwas auf Türkisch. Kostas schüttelte den Kopf.

»Wir sprechen griechisch oder englisch«, sagte er forsch auf Griechisch.

Der Grenzer schaute wütend drein. Sein jüngerer Kollege kam um den Polizeiwagen herum und sah Kostas scharf an.

»Aber hier sprechen wir türkisch«, sagte er auf Englisch und ohne sich auf die Provokation einzulassen. »Was wollt ihr hier?«

»Wir ermitteln in einem Mordfall«, sagte Kostas, jetzt auf Englisch.

»Und es soll ein Türke gewesen sein, euer Mörder? So wie immer?«

»Das Opfer ist Türke. Wir wollen zum Polizeichef von Taşpınar. Er soll uns helfen.«

»Major Kusumbali?«

Kostas verzog das Gesicht, als habe er starke körperliche Schmerzen, aber er nickte.

»Gut. Sind Sie angemeldet?«

»Er wird schon da sein. Er ist doch immer da.«

»Zwei Handfeuerwaffen der zypriotischen Polizei. Heckler & Koch MP5

»Die müssen Sie anmelden.«

»Wo?«

»Beim Innenministerium in Nikosia.«

»Rufen Sie Ali Kusumbali an.«

»Lassen Sie die Waffen hier.«

»Rufen Sie ihn an.«

Der jüngere Grenzer sah den älteren fragend an. Der wischte sich den Schweiß von der Stirn.

»Gut, fahrt einfach. Es ist mir zu heiß, um zu diskutieren. In drei Stunden seid ihr wieder hier. Und wenn ihr mit den Knarren schießt, dann buchten wir euch direkt hier ein, verstanden?«

Kostas nickte, fuhr wieder an, und sie rollten auf der einwandfreien Straße in Richtung Kato Zodeia.

»Es ist immer das Gleiche mit den Türken. Man muss sie nur lange genug nerven, dann geben sie auf. Wenn du ein größeres Problem bist und gleichzeitig zu verstehen gibst, dass du gern auch einfach weiterfährst, dann lassen sie dich eben weiterfahren.«

Nach einer Weile kurbelte er das Fenster hoch. »Findest du nicht auch, dass es hier komisch riecht?«

Sofia sah ihn fragend an.

»Ich mag ihn nicht, diesen Geruch. Es riecht … na ja, nicht wie bei uns«, sagte Kostas.

Dabei sah es aus wie bei ihnen, fand Sofia. Die niedrigen Häuser, die karge Landschaft, die Pick-ups mit den prall gefüllten Ladeflächen, ab und zu ein alter Mann auf einem klapprigen Fahrrad, den sie mit großem Abstand überholen mussten, weil er so schwankte. Nur die türkischen Flaggen

In Zodeia bogen sie nach links in Richtung Taşpınar und Lefke. Der Weg führte durch einen Olivenhain, die Zikaden sangen so ohrenbetäubend, dass sie durch die geschlossenen Fenster zu hören waren. Von Kilometer zu Kilometer wurde Kostas stiller, verschlossener, grimmiger. Hatte er kurz nach der Grenze noch gescherzt und sogar ein türkisches Lied im Radio mitgepfiffen, blickte er nun starr geradeaus und hielt das Lenkrad fest umklammert. Hatte sie einen Fehler gemacht? Hätte sie ihm dieses Aufeinandertreffen nicht zumuten sollen?

Taşpınar war ein Nest, eine Ansammlung von Häusern in rotem Sand. Schon bei ihrem ersten Besuch hier hatte Sofia nicht verstanden, warum die Türken ausgerechnet an diesem Ort eine Polizeiwache aufgebaut hatten. Allerdings fiel ihr auf, dass diese Frage sich noch ein Dutzend Mal mehr bei Kato Koutrafas stellte. Zwei Käffer mit hochangesehenen Polizisten in ihren Reihen, die sich sprichwörtlich fürs Nichtstun bezahlen ließen. Nun ja, bis zu dem Moment, als Sofia in ihrer beider Leben getreten war.

Allerdings war die Polizei auf dieser Seite der Grenze irgendwie besser ausgestattet, musste sie wieder feststellen, als sie neben der Moschee den schwarz-weißen Jeep stehen sah, mit getönten Scheiben, Alufelgen und einer modernen Sirenenanlage – die Aufschrift Polis stand in großen Lettern auf der Seite. Genau wie auf dem modernen Gebäude nebenan, ein Flachbau mit geradem Dach und großen Fenstern, und auf jedem der Fenster prangte ein goldener Sheriffstern wie in alten amerikanischen Western, auch hier jeweils der Name der Wache Polis Taşpınar.

Die Schiebetür öffnete sich, und sie betraten die Wache, die angenehm klimatisiert war, kein Vergleich zu ihrem der Sonne ausgesetzten Schiffscontainer. An der Rezeption sah eine junge Frau sie erwartungsvoll an, aber Kostas stoppte gar nicht, sondern bewegte sich ganz so, als sei er hier zu Hause. Als Sofia den nun bestürzten Blick der Empfangsfrau sah, wusste sie auch, warum. Kostas war nicht zum ersten Mal hier. Er ging den kurzen Gang entlang, und wieder schaffte es Sofia, sich vor ihn zu setzen, sie drückte die Spanplattentür zu dem lichten und ordentlichen Büro auf und stand vor ihm: Ali Kusumbali, Major der nordzyprischen Polizei, der auf seinem modernen Bürostuhl saß, die Anzugjacke säuberlich über die Lehne gehängt, das Hemd blütenweiß, die dunkle Fliegerbrille in den gegelten schwarzen Haaren, er las etwas an seinem Bildschirm. Dann aber sah er auf, und sofort wurde aus dem konzentrierten Blick, der sich über die Störung beschweren wollte, ein Lächeln:

»Miss Perikles, wie schön, Sie in meiner …« Er erstarrte. »Kostas … Was willst du denn …«

Er schien sich zu wappnen, ballte schon die Hände, doch sein potenzieller Widersacher ließ sich einfach grußlos in den Besucherstuhl fallen und murmelte, ohne Kusumbali anzusehen: »Ich will nicht hier sein, ich will nicht mit dir arbeiten, aber sie zwingt mich dazu. Also keine Freundlichkeiten, sonst muss ich dir die Fresse polieren. Hilf uns einfach. Geht um einen toten Türken.«

Sofia hätte die brutale Einführung gern erst mal verarbeitet, aber sie sah, dass sie hier sofort einspringen musste.

»Sie wissen, dass ich Ihnen immer helfen würde, Miss Perikles.«

»Ja, schönen Frauen hilfst du immer, du eitler Gockel«, murmelte Kostas deutlich hörbar.

Ali schnellte aus seinem Sitz hoch und brüllte: »Jetzt reicht es mir, nicht in meinem Büro, Karamanlis! Ich habe mir die ganze Scheiße immer wieder angehört und mich immer wieder entschuldigt! Irgendwo draußen auf freiem Feld, da kannst du mich gerne ankotzen wie gehabt, falls es jemals noch mal so weit kommt, aber du spazierst nicht in mein Büro und machst mir hier Vorwürfe, das verbitte ich mir.«

Sofort stand auch Kostas auf: »Na, dann komm mit raus, und ich prügel dir die Flausen aus der hohlen Rübe, du …«

Sofia hieb mit der flachen Hand auf den Tisch, dass das Holz krachte, und sagte laut und vernehmbar: »Jetzt ist aber wirklich Schluss mit eurem Kindergarten, Herrgott noch mal, jetzt setzt euch wieder hin und benehmt euch. Wir haben zu tun. Ihr könnt euch in der Freizeit schlagen, ihr Testosteron-Lappen. Hinsetzen jetzt!«

Die beiden Männer sahen sie erschrocken an, dann aber setzten sie sich. Sofia war ganz rot im Gesicht, vor Aufregung, aber auch vor Wut.

»Wir haben einen jungen Mann gefunden, von dem wir nur wissen, dass er Türke ist. Nun ja, nicht mal das wissen wir sicher. Wir hoffen, dass Sie uns helfen können, Major.«

»Wurde er umgebracht?«

»Der Bericht der Gerichtsmedizin steht noch aus. Aber wir haben ihn an verdächtiger Stelle gefunden. In einer Kupfermine.«

»Genau, Sie kennen die Mine?«

»Na ja, ist die einzige Mine in eurem Amtsbezirk, liegt nahe. Was ist mit ihm passiert?«

»Er ist ertrunken. Ein Mann zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren. Er trug ein Tattoo auf dem Oberarm.«

Sie nahm ihr Handy aus der Tasche, scrollte durch die Fotos und zeigte ihm dann die Tätowierung. Ali Kusumbali betrachtete das Foto, dann pfiff er durch die Zähne und räusperte sich.

»Jetzt bin ich ganz Ohr.«

»Tatsache?«

»Mit diesem Tattoo wird es für mich eine politische Ermittlung. Wenn ich jetzt Alarm gebe, ist in einer Stunde der Staatsschutz hier. Erst der aus Nikosia – und in drei Stunden dann der aus …« Er wies mit dem Kopf nach Norden.

»Ankara?« Sofia war erstaunt. »Was zeigt das Tattoo?«

»Es ist ein Erkennungszeichen der Luftwaffe. Die Fallschirmspringer der Türkei haben es als geheimes Emblem getragen. Also, in einem begrenzten Zeitraum. Es waren die Fallschirmspringer, die …«

»… die 1974 die vermaledeite Invasion begonnen haben.«

»So ist es, Kostas.«

»Verdammt.«

»Aber unser Toter war doch viel zu jung dafür«, gab Sofia zu bedenken.

»Können Sie mir sein Gesicht zeigen, Miss Perikles?«

Sofia zoomte aus dem Foto heraus.

»Ja, Sie haben recht. Er ist zu jung.«

»Kennen Sie ihn vielleicht?«

Ali Kusumbali schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht.«

»Woher wissen Sie von dem Zeichen? Waren Sie in der Armee?«

»Wir alle waren in der Armee, Miss Perikles. Sie sind zu jung, um das zu wissen. Und Sie kommen aus anderen Verhältnissen als wir hier drüben. Ich war allerdings nicht in der türkischen Armee, sondern in unserer Truppe. Aber jeder hier kennt dieses Zeichen. Die Fallschirmspringer von damals, das sind nationale Helden. Wenn sich jemand so ein Tattoo stechen lässt, ehrt er damit diese Männer.«

»Unser Toter ist also Nationalist?«

»Gut möglich.«

»Was kann er in der Mine gewollt haben? Wissen Sie irgendetwas über mögliche krumme Geschäfte?«

»Wie gesagt: Die Mine ist euer Beritt. Ich habe keine Ahnung, was die da drüben treiben. Ist da nicht ein Festlandgrieche der neue Boss? Den Griechen ist doch alles zuzutrauen.«

»Nun, das lass mal unsere Sorge sein. Wie können wir rauskriegen, wer unser Toter ist?«, übernahm Kostas leicht ungehalten.

»Na, genauso wenig wie ihr haben wir hier drüben eine Gesichtssuche. Wir können eine Öffentlichkeitsfahndung machen. Aber dann muss ich mir die Frage gefallen lassen, warum ich mit dem Erzfeind kooperiere. Nein, ich brauche schon ein wenig mehr.«

»Wir haben drei Daten, zu denen er die Grenze überquert hat. Wir lassen die gerade abgleichen, an den zwei Grenzpunkten, die denkbar sind.«

»Gut. Gebt auch mir die Daten. Meine Leute sind zwar nicht gründlicher, dafür aber schneller. Es sei denn, sie wurden bestochen.«

»Wenn du irgendwas rauskriegst …«

»Dann melde ich mich, Kostas. Ich war ein Arschloch, aber ich habe dich während der Arbeit noch nie betrogen, oder?«

»Wenn Sie mir das angetan hätten«, sagte sie stolz, »dann hätte ich Sie umgebracht, Herr Major. Ich glaube, er wird nicht darüber hinwegkommen, bis Ihre Frau – also seine Frau – ihm nicht erklärt, warum sie das getan hat. Er will es einfach verstehen. Sie sollten mit ihr sprechen. Um Kostas willen.«

Damit stand sie auf und verließ so grußlos das Büro, wie ihr Kollege eingetreten war.