Pénte – verdammt, pénte. Die Nummer fünf. Er war das tatsächlich völlig falsch angegangen. Seine Bullenehre schmerzte ihn. Ihn rettete nur, dass auch Sofia nicht darauf gekommen war. Diese geniale junge Frau, die in allem zehnmal schneller und pfiffiger zu sein schien, als er es war.

Aber nun, hier und heute und jetzt, würde er beweisen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehörte. Dass er wieder da war. Nicht mehr Kostas, der Säufer. Kostas, der Traurige. Kostas, der Schläger oder die verlorene Seele. Sondern Kostas, der harte Bulle.

Er raste die Landstraße entlang, außer zweier Bergziegen hatte er seit dem Grenzübergang kein Lebewesen mehr gesehen. Kurz vor Kato Koutrafas schlug er sich nach rechts in die Berge. Es konnte nicht mehr weit sein. Er wusste von den alten Schächten, jeder hier kannte sie. Aber niemand ging dorthin, warum auch? Es gab nichts zu holen, nichts zu suchen, und junge Leute, die dort ein Stelldichein veranstalteten, gab es in Kato Koutrafas auch nicht mehr – nun gut, außer Christos, aber der hatte auch ein Schlafzimmer.

Es war das perfekte Versteck.

Nummer fünf.

Er hörte, wie die Reifen in den Kies griffen, fast wäre er ins Schleudern geraten, weil die Kurve und der Abhang so plötzlich kamen, aber er fing den großen Wagen wieder ein, nahm

Er löschte das Licht und fuhr die letzten Meter im Dunkeln. Den dunklen Wagen hinter einem Felsvorsprung bemerkte er nicht. Unten angekommen, ließ er den Pick-up stehen und ging an der Felswand entlang. Vor vielen Jahren mussten sie die alten Schächte gesprengt haben, damit nicht etwa Kinder die verlassene Mine als Spielplatz nutzten, denn das hatte schon mehrmals tödlich geendet. Er befühlte den Fels, drückte mit den Händen immer wieder fest dagegen. Es war eine Geduldsprobe. Zehn Meter, wieder zehn, doch der Fels gab nicht nach, da war nichts, kein Lufthauch, nichts. Er geriet ins Schwitzen, drückte, presste, ging wieder weiter. Er sah sich um, weil er glaubte, eine Bewegung im Augenwinkel bemerkt zu haben. Doch da war nichts. Weiter und weiter. Sollte er sich doch getäuscht haben? War das hier die Suche nach dem Bernsteinzimmer, das nie gefunden worden war?

Fast war er am Ende der Ebene angelangt, als er doch einen Luftzug spürte. Konnte das sein? Er betrachtete den Felsen, der Rillen hatte, als sei er zusammengesetzt worden. Er spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. Ein leichter Druck, dann geriet die Fläche in Bewegung, und der obere Fels segelte nach hinten in eine Lücke. Kostas konnte in eine dunkle Höhle sehen. Jemand hatte kleine Felsbrocken übereinandergestapelt und so den Eingang verschlossen. Jemand, der etwas verstecken wollte. Jemand, der bei der Sprengung der Schächte zugegen gewesen war. Jemand, der für die Sicherheit der Minen zuständig war.

Er hörte die Schritte hinter sich fast zu spät, aber es brauchte nur eine Sekunde, bis er die Pistole schussbereit hatte, er warf sich herum gegen den Felsen, fiel hin und drehte sich im Fallen um, den Finger am Abzug, er sah von unten herauf und erstarrte.

Dann sagte er leise: »Verdammt, Giorgios, was willst du denn hier?«