AQUARELLTECHNIKEN

Das Schöne beim Aquarellieren ist, es gibt zwei Grundtechniken, die – mit etwas Übung – leicht zu erlernen sind. Wann du welche Technik einsetzt, bleibt dir überlassen. Beide haben allerdings Eigenschaften, die sie für manche Motive besonders oder weniger geeignet machen. Das wirst du gleich erkennen.

Die Nass-auf-Trocken-Technik, auch Lasieren genannt, meint genau das, was im Namen bereits drinsteckt: Wir bringen unsere mit Wasser vermischte Farbe auf das trockene Papier auf – und das in mehreren Schichten.

Jeden Farbauftrag lassen wir erst trocknen, bevor der nächste erfolgt. Dadurch behalten wir die Kontrolle über den Farbverlauf. Außerdem erzeugen wir durch die Transparenz der Farben dort, wo sie übereinander liegen, neue Farbtöne und optische Tiefe. Diese hilft uns, Räumlichkeit und Plastizität zu erzielen. So kann beispielsweise aus einem flachen Kreis nach und nach ein Apfel modelliert werden.

Bei der Nass-in-Nass-Technik, auch Lavieren genannt, ist nicht nur die Farbe feucht, sondern auch der Untergrund, also das Papier. Wir können es mit klarem Wasser anfeuchten oder mit weiteren Farben, die noch nicht getrocknet sind.

Solange die Farben feucht sind, verändern sie sich. Sie breiten sich aus und laufen dort, wo sie sich begegnen, ineinander. Darauf haben wir nur begrenzt Einfluss. Wir können das Papier hin und her drehen und kippen, nasse Farbe noch schnell wegtupfen oder neue nachlegen. Doch die entstehenden Muster und Gebilde formen sich von selbst. (Achtung, keine Technik für Kontrollfreaks!)

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Du hast es bestimmt schon geahnt: Kleine Details lassen sich so sicherlich nicht abbilden. Dafür aber umso schöner Wolken, Baumkronen, Hausfassaden – eben alles, wo es ein bisschen ungestümer und großzügiger zugehen darf.

Ich möchte dir beide Techniken kurz demonstrieren. Dazu habe ich eine Frau skizziert, die wir nun ankleiden werden. Für ihre Hose verwende ich die Lasurtechnik. Dazu trage ich eine erste Schicht wässeriges Blau auf. Ich orientiere mich dabei am Lichteinfall. Die Farbe setze ich dorthin, wo Schatten ist, sich also die dunkleren Partien befinden.

Nach dem Trocknen lege ich eine zweite Lasur darüber. Siehst du, wie die Beine dadurch plastischer werden?

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TIPP FÜR EILIGE:

Wenn du zu Hause aquarellierst, kannst du den Trocknungsprozess mit einem Föhn beschleunigen. Unterwegs ist das natürlich nicht möglich, aber bei warmem Wetter funktioniert das mit dem Trocknen ohnehin schnell.

Es geht weiter mit dem Pulli der Frau, für den ich die Nass-in-Nass-Technik, das Lavieren, einsetze. Dafür habe ich das Papier mit Wasser angefeuchtet und im Anschluss die Farbe aufgetragen. Beim Ärmel siehst du, dass ich auch noch einmal (im nassen Stadium) nachgelegt habe: die Farbe hat dort einen interessanten Rand gebildet, der zur Beschaffenheit eines Wollpullovers passt.

Nach dem Trocknen habe ich die Vorgänge nochmals wiederholt, um den Farbeindruck zu intensivieren. Dass die Farbe dabei – wie auch bei der Hose – über die Linie hinaus geht, macht die Sache locker und vermeidet den Eindruck, mein Motiv auszumalen.

Wir kommen im weiteren Verlauf immer wieder aufs Lasieren und Lavieren zurück, und ich werde dir immer wieder Tipps an konkreten Beispielen geben. Denn so einfach die Techniken sind, es gehört auch eine Menge Übung dazu, sie wirkungsvoll einzusetzen.