Ich schreibe dieses Buch schwerpunktmäßig für alle, die gern draußen zeichnen möchten und denken, das nicht zu können. Glaube mir, du kannst das. Sage dir: Was soll denn schon dabei sein, einen Stift aufs Papier zu setzen, wenn jedes Kind das täglich tut?
Ach so, du glaubst, du bist nicht gut genug. Gut genug in was? Und warum ist das wichtig? Könntest du es nicht auch erst einmal schlecht tun, bevor du besser wirst? Hast du dir vor deiner ersten Fahrstunde auch gesagt »Oh, ich bin nicht gut genug. Ich werde wohl besser nicht Auto fahren«? Na, siehst du.
Du darfst also einfach drauf los zeichnen und kritzeln, und ich werde dich dabei gern mit ein paar Tipps begleiten. Draußen in deiner Umgebung oder vielleicht sogar auf Reisen deine Eindrücke zeichnerisch festzuhalten, kann so entspannend und erfüllend sein! Auf einmal entsteht durch dein Tun auf ein paar Seiten eine ganze Welt.
Das möchte ich dir mit diesem Buch zeigen. Und auch, wie du dich durch Experimentierfreude und einen wohlwollenden Blick auf deine Fähigkeiten von der Angst befreist, nicht zu genügen. Denn das ist Quatsch.
Deshalb hier mein erster Tipp:
Nein, jetzt noch nicht? Dann möchte ich mit dir kurz über Desensibilisierung sprechen. Man könnte es auch »Abhärtung« nennen, was ein bisschen streng klingt, oder? Ich könnte mir vorstellen, wenn du noch nie draußen gezeichnet hast, ist dein vermeintlich größtes Problem, was die anderen Leute dazu sagen. Werden sie dich ansprechen? Werden sie dich kritisieren? Oder – noch schlimmer – sich schlapp lachen über deine Zeichenkünste? Glaubst du etwa, eine Künstlerin, ein Künstler zu sein? Je länger du in deinem Kopf herumhirnst, umso stärker blähen sich deine Befürchtungen auf.
Lege das Buch aus der Hand. Jetzt. Nimm dein Skizzenbuch (oder ein Blatt Papier) und den nächstbesten Stift. Und geh vor die Tür. Ja, jetzt. Und auch, wenn es regnet.
Stopp! Bevor du in deine Schuhe springst, hier noch ein paar Hilfestellungen fürs Zeichnen da draußen:
• Sag dir einfach, du gehst »nur mal gucken«.
• Setz Kopfhörer auf. (Dann spricht dich wirklich niemand an.)
• Zeichne das erste Objekt, das dir ins Auge springt.
Na, wie war das? Was ist passiert? Wahrscheinlich hat dich niemand angesprochen, oder? Ich verrate dir jetzt etwas: So ist das meistens. Und wenn einen jemand anspricht, kommt zu 99,9 % etwas Positives. Üblicherweise so etwas wie »Das ist toll«, womit in Klammern dahintersteht: »Ich könnte das nicht!«.
Natürlich ist es völlig ok, nach Fotos zu zeichnen. Wenn du aber nur deshalb nicht mit deinem Skizzenbuch rausgehst, weil andere das doof finden könnten, wäre es schade, es nicht doch einmal auszuprobieren. Draußen zu zeichnen ist eine gute Möglichkeit, sich von dem Gedanken zu befreien, was die anderen denken. Wir sind gar nicht so wichtig und die anderen meistens mit sich selbst beschäftigt.
Diese Zeichnung ist während eines Italienurlaubs vor unserem Ferienhaus entstanden. Ich hatte Spaß daran, das Ganze ein wenig nach Kinderzeichnung aussehen zu lassen.