Berlin-Cölln - eine Spätgeburt
Während in Europa schon Weltreiche auf- und untergegangen waren, andernorts schon Kathedralen dem Himmel entgegenstrebten, war Berlin noch ein vergessener, von Sand und Wäldern umgebener Flecken. Die Stadt erwuchs im 13. und 14. Jh. aus zwei Siedlungen: Da war Cölln (1237 erstmals urkundlich erwähnt) auf der Spreeinsel, wo Fischer und Schiffer lebten und die Dominikaner ein Kloster gegründet hatten. Und da war am Ufer gegenüber - dort, wo heute das Nikolaiviertel liegt - die Kaufmannssiedlung Berlin (1244 erstmals erwähnt). Beide Siedlungen verband der Mühlendamm, der bereits Ende des 12. Jh. als Spreeübergang angelegt worden war.
1432 schlossen sich Berlin und Cölln zu einer Doppelstadt zusammen. Bald darauf ließen die Hohenzollern die Burg Zwing Cölln errichten. 1486 machte Johann Cicero von Brandenburg Berlin-Cölln zur Residenzstadt der brandenburgischen Kurfürsten. Mehr als vier Jahrhunderte lang sollten nun die Hohenzollern Stadt und Land prägen.
Um 1500 zählte Berlin-Cölln rund 12.000 Einwohner, die meisten Häuser waren aus Holz, mit Schweinekoben, Hühnerstall und Misthaufen davor - von Glanz und Glamour keine Spur. Das änderte sich Mitte des 16. Jh. ein wenig, als Kurfürst Joachim II. Hektor die abweisende Burg abtragen und durch ein repräsentatives Renaissanceschloss ersetzen ließ. Noch vor dem Dreißigjährigen Krieg gewährte Kurfürst Johann Sigismund die Religionsfreiheit. Er ging als großer Trinker in die Geschichte ein, verdoppelte aber auch die Größe des Kurfürstentums, das nun von den Niederlanden bis Polen reichte und erstmals in der europäischen Politik Beachtung fand. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) bedeutete für Berlin-Cölln Niedergang und Neuanfang: Ein Drittel der Häuser wurde zerstört oder verfiel, die Einwohnerzahl sank auf rund 6000.
Nach dem Krieg wurde Berlin-Cölln in Form eines Sterns mit 13 Bastionen ausgebaut. Um Handwerk und Handel zu fördern, forcierte Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, den Zuzug von Glaubensflüchtlingen. Rund um die Stadt siedelten nun österreicherische Juden, französische Hugenotten und Protestanten aus dem sächsisch-thüringisch-anhaltischen Raum, aus der Pfalz und der Schweiz. 1709, als die umliegenden Vororte mit dem Zentrum zu Berlin vereinigt wurden, zählte die Stadt rund 55.000 Einwohner.