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NACHLEBEN.

LENIN IN DER (POST-)SOWJETISCHEN ERINNERUNG UND GESCHICHTSPOLITIK

(Selbst-)Zerstörung und Entrückung

Um Lenins Gesundheit war es seit Langem nicht gut bestellt. Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen peinigten ihn. Den Leidenden, der zwischen Depression und Wut, melancholischer Erschöpfung und Aggression schwankte, empfand vor allem auch Nadeschda Krupskaja als »Opfer der Rage«.1

Der Lebensstil, die langen Phasen der psychischen Anspannung, die unregelmäßige und unausgewogene Ernährung taten ihr Übriges. Lenin litt an Magengeschwüren und Hautkrankheiten. Immer wieder berichtete sein engstes Umfeld außerdem von Gefühlsausbrüchen und Nervenkrisen. Krampfhafte Pedanterie und selbstvergessene Diszipliniertheit paarten sich mit cholerischer und bisweilen sprunghafter Zielstrebigkeit. Eine fieberhafte Wissbegierde machte ihn zum Getriebenen.2

Meist als auffallend unsentimental gekennzeichnet, erschütterte ihn allerdings der Verdacht seiner Ärzte, er könnte wie sein Vater einer Zerebralsklerose bzw. einem Herzanfall erliegen. Darüber hinaus befassten sich einige behandelnde Spezialisten auch mit der Möglichkeit, seine Beschwerden seien Ausdruck einer Neurasthenie. Die auf das moderne und vor allem städtische Leben zurückgeführte Erschütterung des Nervensystems wurde gerne auch dann diagnostiziert, wenn man bei Männern Verhaltensweisen wahrnahm, die den Frauen als hysterisch ausgelegt wurden. Dieses Krankheitsbild war jedoch ungenau und verlor in der medizinischen Debatte bald an Bedeutung. Während der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aber war es in Mode, von neurasthenischer Überlastung und Erschöpfung zu sprechen. Der therapeutische Rat lautete in diesem Fall wie bei zahlreichen anderen Beschwerden: permanente und drastische Reduktion der Arbeitsleistung.3

Davon wollte Lenin nichts wissen, er blieb seinen Verhaltensweisen treu. Selbst Nebensächliches, wie etwa ein verlorenes Schachspiel, konnte ihn in Wut versetzen. Die aufreibende Zeit der Machtergreifung und Machtbehauptung der Bolschewiki verstärkte seine Unausgeglichenheit. Die physische Belastung, die ihm sein enormes Arbeitspensum abverlangte, nahm beständig zu.

Die Folgen des Attentats, das am 30. August 1918 auf ihn verübt wurde, machten sich erst nach und nach bemerkbar.4 Lenins Gesundheitszustand verschlechterte sich schleichend. Er verspürte Schmerzen im Brustbereich und in den Beinen. Es dürfte sich dabei bereits um leichte Herzanfälle gehandelt haben, zumindest konsultierte er dahingehend die vorhandenen medizinischen Lehrbücher. Mitte 1921 war dem Partei- und Regierungschef ein ganzer Arbeitstag zu viel. Widerwillig und schließlich verzweifelt begab er sich auf Anraten des Politbüros nach Gorki zur Erholung.

Sein Zustand besserte sich allerdings nur vorübergehend. Der unruhige Patient klagte schließlich, unter »Zwangsvorstellungen« zu leiden. Der drohende Kontrollverlust entfernte ihn noch weiter von seinem Bestreben, das Ruder wieder fest in die Hand zu nehmen. Panik und Suizidgedanken beherrschten ihn. Die Hoffnung, eine Besserung durch die Entfernung jener Kugel zu bewirken, die seit dem Attentat vom August 1918 in seinem Hals steckte, erwies sich als trügerisch. Weniger als einen Monat nach der Operation, am 25. Mai 1922, erlitt Lenin einen schweren Schlaganfall. Halbseitig gelähmt, kaum des Sprechens fähig, in verwirrtem Geisteszustand, erschien seine Genesung fraglich.5

Als er sich dennoch wieder einigermaßen handlungsfähig fühlte, ging er noch obsessiver daran, den sowjetischen Herrschaftsapparat möglichst wirkungsvoll zu gestalten und dessen Feinde unschädlich zu machen. Bis Dezember 1922 befasste er sich mit Verfolgungsmaßnahmen, Verhaftungs- und Vertreibungskampagnen. Das unaufhörliche Engagement bei der Vernichtung seiner Gegner war seiner physischen und psychischen Verfassung diametral entgegengesetzt. Ein weiterer schwerer Anfall folgte im März 1923. Doch wieder versuchte er, sich in die Geschäfte der Staatsführung einzumischen.6

Das KP-Zentralorgan präsentierte indes einen gesundeten Führer. Auffallend war jedoch, dass die begleitende Berichterstattung potenzielle Nachfolger wie Stalin, Kamenew und Sinowjew in den Vordergrund rückte. Die Machtverhältnisse änderten sich. Der Schöpfer und oberste Repräsentant der bolschewistischen Diktatur geriet unter deren Aufsicht. »Statthalter« und »Epigonen« brachten sich in günstige Ausgangspositionen, um an die Spitze der entstehenden Sowjetunion zu treten.7

Mithilfe der behandelnden Ärzte wurde ein »Abschottungsregime« geschaffen, das den Übergang von Lenins Herrschaft zu seiner Verklärung absicherte. Voraussetzungen dafür gab es seit einigen Jahren. Die Monumentalisierung des »Revolutionsgenies« begann 1920 u. a. mit dem Beschluss, seine gesammelten Werke zu veröffentlichen.

Der deutlichen Verschlechterung von Lenins Gesundheitszustand im Frühjahr 1923 folgte dann der KP-Beschluss, ein eigenes Lenin-Institut einzurichten. Dabei ging es nicht mehr nur um Werkeditionen oder die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem charismatischen Parteiführer. Vielmehr wurde für einen Reliquienkult geworben, für die Sammlung von Gegenständen, die mit Lenin in Verbindung gebracht werden konnten und das kollektive Gedächtnis mitprägen sollten. Der Charakter einer säkularen Religion trat schließlich wenige Monate später noch unverhohlener zutage: Die Landwirtschaftsausstellung in Moskau im Herbst 1923 stellte die künftige Modell-Wohnung der Sowjetbürger vor. In ihr sollte es nicht an einer »Lenin-Ecke« fehlen, die als Ersatz für die traditionelle Ikonen-Verehrung konzipiert worden war.8 Unterdessen übten sich die kommunistischen Funktionäre in der ritualisierten Form des Lenin-Zitats, einem nach Autorität heischenden Zwang, dessen Ausübung der Etablierung des Leninismus diente.

Die Adoration des Bolschewikenführers erhielt schließlich ihre sanktionierte Form, nachdem der Tod von Wladimir Iljitsch Uljanow in den Abendstunden des 21. Januar 1924 der Parteiführung bekannt gegeben worden war.

Damit setzten auch die Gerüchte und Vermutungen über seine Todesursache ein. Stalin könnte ihn vergiftet haben, wurde geargwöhnt. Eine Syphiliserkrankung, hieß es weiters, habe sein frühes Ableben herbeigeführt. Andere mutmaßten, dass eine Bleivergiftung durch die spät entfernte Kugel des Attentates vom August 1918 der Grund seines Dahinscheidens gewesen sein könnte.

Zeitgenössische Berichte und ärztliche Befunde sprechen allerdings für oft genannte erbliche Erkrankungen: chronische Sklerose der Blutgefäße im Gehirn oder Verkalkungen, die für gewöhnlich im Beinbereich auftreten, durch ungewöhnliche Mutationen aber den Kopf betroffen haben dürften.9

Die Bulletins der Mediziner hoben 1924 Lenins übermäßige geistige Tätigkeit hervor. Sein Gehirn wurde daraufhin Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses. In rund 31.000 Schnitten zu je 20 Mikron, also 0,002 Millimeter, verwahrt es bis heute ein Moskauer Forschungsinstitut.10 Den Geheimnissen jener grauen Zellen, die die »Oktoberrevolution« sozusagen »erfunden« hatten, spürten Fachleute ab den 1920er Jahren nach. Der Berliner Experte Oskar Vogt und »Freund des Neuen Russland« nahm das »seltene Wunderwerk der Natur« noch genauer unter die Lupe. 1927 ließen seine Schlussfolgerungen die Welt aufhorchen: Der hochverehrte Tote habe über »Pyramidenzellen« und »Assoziationsfasern« verfügt, die bei Weitem zahlreicher und stärker entwickelt gewesen seien als bei Normalsterblichen. Der verstorbene Führer der Bolschewiki könne nach hirnanatomischem Befund als »Assoziationsathlet« angesehen werden, seine außergewöhnlich schnelle Auffassungsgabe und sein ausgeprägter Wirklichkeitssinn, von Zeitzeugen immer wieder hervorgehoben, seien unter solchen Umständen nur zu verständlich.11

Personen- und Revolutionskult

Eine eigene Beisetzungskommission überwachte zunächst die Aufbahrung des Leichnams und die Trauerfeierlichkeiten. Im Kolonnenhaus der Gewerkschaft in Moskau defilierten vom 23. bis 26. Januar 1924 rund eine Million Menschen an Lenins Sarg vorbei. Die Staats- und Parteifunktionäre hatten zwar den »Abschied von Iljitsch« einer straffen Organisation unterworfen, das Ausmaß der Anteilnahme in der Bevölkerung überraschte sie aber und trug endgültig dazu bei, dem Totenkult Dauerhaftigkeit zu verleihen. Mitte März 1924 beschloss das Politbüro die Einbalsamierung der Leiche und deren Zurschaustellung in einem Mausoleum, das zunächst aus Holz auf dem Roten Platz errichtet und 1930 zu einem prachtvollen Marmorgrabmal umgestaltet wurde.12

Parallel dazu band man die Gesellschaft mit einer ganzen Kette von Verewigungsritualen an die Partei und ihren einstigen Führer: Bald gedachte man seines Lebens und Wirkens auch mit Gedenktagen und -abenden, Märchen und Legenden. Die Zensur wachte zudem über die Auswahl der Fotografien, Plakate und Postkarten mit dem Porträt des Verstorbenen. Ein eigenes Komitee prüfte die Angemessenheit der Abbildungen. Altbolschewiken wie Anatolij Lunatscharskij und Leonid Krassin belehrten in dieser Hinsicht nicht zuletzt die Bildenden Künstler. Speziell den Bildhauern empfahl Krassin ein Standardmotiv, ausgehend von abgelichteten Szenen, die Lenin während einer Rede zeigten, bei der er mit ausgetrecktem Arm in die Ferne wies. Das Sujet wurde stilprägend, unzählige Denkmäler orientierten sich an ihm.

Gleichzeitig erhielten Tausende Straßen und Plätze, Städte und Institutionen Lenins Namen, während sich vor allem die »Alte Garde« und speziell die nächsten Mitkämpfer des Verstorbenen weiter um dessen Andenken bemühten. Ergebnis der Anstrengungen waren etwa Erzählungen von »Zeugen und Wächtern« der Revolution und der Parteientwicklung. Die »Leniniana«, wie die immer gleichen Narrative hießen, erschienen bis 1928.13

Die vorgegebenen Muster des Gedenkens empfanden viele schon bald als eintönig und langweilig. Eine grundlegende Veränderung der sowjetischen Erinnerungskultur wurde daraufhin angedacht und betraf vor allem den mit Lenin eng verbundenen »Roten Oktober«. Das Ergebnis basierte keineswegs auf den Anweisungen eines gleichgeschalteten parteistaatlichen Kulturapparates. Die Polyphonie unterschiedlicher Stimmen diente alles in allem jedoch einem fortschreitenden Prozess der Mythenbildung und Vereinheitlichung. Geschichtswerke aus dem Jahr 1927 betonten in diesem Sinn die »weise« Führung der Bolschewiki, die den Aufbruch in eine neue Zeit organisierten. Aus den divergierenden Darstellungen und Dokumenten, die von den Organisationen und Kommissionen für die Geschichte der Ereignisse von 1917, die Geschichte von der Partei und deren Jugendverband, die Geschichte der Gewerkschaften und der wichtigsten politischen Akteure zusammengetragen wurden, sollte eine kohärente, unantastbare Erzählung, eine vom Parteistaat gezeichnete »Oktober-Landschaft«, entstehen.14

Wichtig war in diesem Zusammenhang die Einbeziehung der Öffentlichkeit zur Verankerung der Revolution im kollektiven Gedächtnis. Angesichts der Berücksichtigung persönlicher Erlebnisse und der Erfahrungen verschiedener Gruppierungen in allen Landesteilen konnte dieses Vorgehen schwer mit den hierarchischen Strukturen und der Bürokratisierung der historischen Rekonstruktion in Einklang gebracht werden.15

Die Widersprüche der Erfahrungen und ihrer Lesart schienen sich im massentauglichen Medium des Kinos allerdings aufzuheben. Sergej Eisensteins Film Oktober strebte einem Höhe- und Zielpunkt zu, der sich über die differenzierte Sicht der historischen Begebenheiten hinwegsetzte und etwaige Unvereinbarkeiten der Interpretationen irrelevant erscheinen ließ. Wie in bereits existierenden Theaterinszenierungen der frühen 1920er Jahre diente ein »Bastille-Moment« der legendenhaften Zuspitzung. Die epische Szene des Sturms auf das Winterpalais als opfervolle Massenerhebung kollidierte freilich mit den Berichten der vielen noch lebenden Augenzeugen. Eisenstein und sein Co-Regisseur Grigorij Alexandrow zielten darauf ab, dem Authentischen die Stirn zu bieten, um einer tieferen Wahrhaftigkeit Raum zu geben. Das »Film-Gedicht« bereitete den kommunistischen Spitzenfunktionären indes Kopfzerbrechen: Die Aneignung des Streifens durch die ungebildeten Arbeiter und Bauern führe möglicherweise nicht zu den gewünschten Eindrücken und Ansichten.16

Dennoch gehörten die Laufbilder zu den maßgeblichen Werken des zehnjährigen Gedenkens. Weitere Auftragswerke wie Boris Barnets Moskau im Oktober oder Wsewolod Pudowkins Das Ende von St. Petersburg bildeten gemeinsam mit der filmischen Erinnerung an das Jahr 1905 in Eisensteins Streik und Panzerkreuzer Potemkin oder Pudowkins Mutter insofern eine Einheit, als sie die Unerbittlichkeit der geschichtlichen Entwicklung und die Unvermeidlichkeit der »Oktoberrevolution« beschworen. Besonders Eisenstein schuf die Bildikonen jenes Mythos, den die Kremlführung speziell mit Blick auf das Ausland und die unveränderten Hoffnungen auf die Weltrevolution nutzen wollte.17

In der UdSSR selbst wechselte die Stimmung zu diesem Zeitpunkt allerdings auffällig. Die Aufführung von Oktober wurde in die Zeit nach dem zehnjährigen Revolutions-Jubiläum verschoben. Anstoß erregende Szenen mit einer keineswegs allmächtig erscheinenden bolschewistischen Partei sollten herausgeschnitten werden. Das Auftreten von Leo Trotzki rief gleichfalls Unmut hervor.18 Treibende Kraft hinter den Kulissen war Stalin. Seine Entourage griff nach den Spitzenpositionen der Sowjetstaates. Persönliche Zeugnisse aus der bewegten Vergangenheit verloren an Bedeutung. Wichtiger wurden nun die Lenkung des Lenin-Narrativs durch den Parteiapparat und die Herausgabe einer sanktionierten Biografie des toten Anführers und »Lehrmeisters«.19

Den 7. November, der seit 1918 offiziell bejubelt und ab 1927 auch ein arbeitsfreier Feiertag war,20 beherrschte 1937 eine jüngere Elite. Sie setzte der Darstellung des volkstümlichen und bisweilen etwas schusselig wirkenden Lenin die überragende Gestalt des bedachtsam abwägenden Führers der kommenden Dekaden entgegen, der mit ruhiger Hand die Geschicke der Partei und des Landes lenkt. Bei Michail Romms Film Lenin im Oktober zog Stalin hinter der Kamera uneingeschränkt die Fäden. Trotzki, der antisowjetische Erzfeind, war nun vollständig der »damnatio memoriae« anheimgefallen. Seine Auslöschung blieb der ausländischen Kritik nicht verborgen, Romms Arbeit wurde ansonsten aber selbst in den USA als »gutes Stück Geschichte« gesehen.21

Mangelnde Kenntnis und ideologische Verblendung kennzeichneten die internationale Wahrnehmung vielfach, als der Kreml zum 20. Jubiläum der »Oktoberrevolution« vornehmlich die sowjetischen Errungenschaften der letzten Jahre pries. Tatsächlich manifestierte sich in der Zwangskollektivierung und -industrialisierung vor allem aber eine exzessive Gewalt mit Millionen Todesopfern. Die enthemmte totalitäre Machtausübung prägte dann auch die Phase der Schauprozesse und des »Großen Terrors«. Ein Schreckensregime inszenierte das Gedenken an die Ereignisse von 1917. Den »Roten Oktober«, neben dem 1. Mai Fixpunkt der sowjetischen Erinnerungskultur, überschatteten Massenhinrichtungen. Allein vom Jahresende 1937 bis zum Herbst 1938 wurden 700.000 Menschen getötet und rund eine Million in Arbeitslager geschickt. Die »Säuberungen« betrafen nicht zuletzt auch die Streitkräfte, die für die KP dennoch im Mittelpunkt des Oktober-Gedenkens standen. Ein Aufmarsch der Roten Armee bildete den Höhepunkt der Festlichkeiten.22

Der bewaffneten Macht galt dann auch die besondere Aufmerksamkeit nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Kampf gegen das »Dritte Reich«, dem »Großen Vaterländischen Krieg«. Der 9. Mai als Jahrestag des Sieges über »Hitler-Deutschland« wurde zum Feiertag, zum Anlass für Veteranentreffen, Ausstellungen, Ansprachen und Radiosendungen. Dennoch stand man einer Militärparade, wie sie im Juni 1945 stattgefunden hatte, distanziert gegenüber. Stalins Eifersucht gegenüber der Generalität mochte dafür ausschlaggebend sein. Den »Kriegshelden« die Bühne der Öffentlichkeit längerfristig zu überlassen, fand deshalb keinen Anklang.23

Als Truppen schließlich zum Gedenken an die »Große Sozialistische Oktoberrevolution« im November 1947 aufmarschierten, wurde auch dieses Zeremoniell eher routiniert abgespult. Das gelenkte Interesse galt der 800-Jahr-Feier Moskaus und der Verbannung nationaler Sonderwege zum Sozialismus. Die bleierne KP-Herrschaft in der sowjetischen Einflusssphäre Mittelost- und Südosteuropas kündigte sich an.24

Hoffnungen auf eine Liberalisierung wurden in weiterer Folge durch die Niederschlagung des Aufstands in Ungarn und die Eindämmung von reformkommunistischen Strömungen enttäuscht. Die vorsichtige und lediglich partielle Entstalinisierung brachte unter dem Schlagwort »Zurück zu Lenin« vorwiegend dessen autoritäres Erbe zum Vorschein. Trotz der ökonomischen Effekte eines vorübergehenden Tauwetters – Lockerung des planwirtschaftlichen Drucks, Formen der Eigeninitiative, Erhöhung der Löhne – löste das vierzigjährige Gedenken an die Machtergreifung der Bolschewiki 1957 keine Aufbruchstimmung aus. Zivilgesellschaftliche Aktivitäten schränkte der Partei- und Staatsapparat bald wieder ein. Eine relative Freiheit hatte ohnehin nur Nischen betroffen, die für das Leben der Bevölkerungsmehrheit kaum von Belang waren.25

Unter Leonid Breschnew blieben die Handlungsspielräume klein, das Veränderungspotenzial beschränkt. Nicht nur die militärische Unterdrückung des »Prager Frühlings« und die ideologische Erstarrung des »real existierenden Sozialismus« waren hierfür verantwortlich. Auch der revolutionäre Internationalismus erwies sich angesichts des Kalten Krieges und einer multiplen, dynamischen »Dritten Welt« als fragil, provisorisch und ergebnisoffen.26

In den 1960er und 1970er Jahre fehlte es häufig an einer detaillierten Beschäftigung mit Lenins Leben und Werk. Im Jubiläumsjahr 1967 – ein halbes Jahrhundert nach dem »Roten Oktober« – beobachtete Moskau hauptsächlich den Entkolonialisierungsprozess, den Nahost-Konflikt, die Entwicklung in Kuba und die Lage in Lateinamerika.27 1977 beging die UdSSR den 7. November verhalten und beinahe unpolitisch. Die dünne, wenige Seiten umfassende Ausgabe der Prawda nahm an diesem Tag in keinem einzigen Artikel direkt auf die Begebenheiten des Jahres 1917 Bezug. Erwähnung fanden propagandistisch aufgewertete Erfolge des globalen Marxismus, die freundschaftlichen Beziehungen zu den Verbündeten und sozialistischen Brudervölkern.28

Der einzelne Sowjetbürger fand lediglich in Ausnahmefällen Erwähnung, hauptsächlich bei systemkonformen Spitzenleistungen. Ansonsten ging er zu den inhaltsleeren Ritualen und Verpflichtungen so gut es ging auf Distanz. Dem erstarrten Staat und seiner aufgeblähten Bürokratie entzog er sich durch die Flucht ins Private. Die Sowjetmacht, das System und seine Institutionen existierten als Kulisse. Die eigentlichen Lebenswünsche mussten hinter und abseits von ihr verwirklicht werden.29

Eine Schnittstelle zwischen der kontrollierten Öffentlichkeit und den individuellen Befindlichkeiten bildete lediglich der 9. Mai, der Tag des Sieges, den Breschnew wieder aufwertete. Die Freude und Dankbarkeit der Menschen, den »faschistischen Aggressor« niedergerungen zu haben, führte zur Verflechtung familiärer Erinnerungen mit Leistungen und Anliegen des Regimes. Breschnew fühlte, dass damit eine Lücke gefüllt werden konnte, die Lenin und der »Rote Oktober« niemals zu schließen vermochten.30

Der Untote

Erst mithilfe der Glasnost gab Michail Gorbatschow den Anstoß zu einer neuerlichen eingehenden Analyse des Revolutionsjahres 1917. Die historische Zäsur am Ende des Ersten Weltkrieges und damit auch die Februarrevolution, die Entwicklungen seit dem Sturz des Zaren, setzten sich in der Neubetrachtung von Stalins »Kasernensozialismus« und seinen Massenverbrechen ab. Eine kritische Geschichtsbetrachtung wurde möglich, die letztlich Lenin und den »Roten Oktober« für den Umgestaltungsprozess des »Realsozialismus« in Dienst nehmen, den »guten Kern« und die hoffnungsvollen Anfänge des Sowjetstaates gegen spätere Abweichungen und Irrwege bewahren wollte.31

Die Wende von 1989 bis 1991 markierte mit dem Zerfall der UdSSR das Scheitern dieses (geschichts-)politischen Projektes. Das Ende Gorbatschows und der Perestrojka verbannte auch Lenin und die »Oktoberrevolution« weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein. 1991 entschied ein Referendum, dass Leningrad hinkünftig wieder St. Petersburg heißen sollte. Der 7. November wurde zunächst 1992 aus dem Festtagskalender gestrichen. Die museale Stilisierung der Revolutionsführers verschwand, ebenso die Wachen vor dem Mausoleum mit seinem einbalsamierten Leichnam.32

Aus den unterschiedlichen historischen Interpretationen gingen jedoch Trends hervor, in denen sich Elemente der Sowjetnostalgie offenbarten. Die Aufarbeitung der Diktatur und die Dokumentation eines Schreckensregimes sowie des Schicksals seiner Opfer rückten in den Hintergrund. Neben einem wachsenden Desinteresse an der Vergangenheit tauchte vermehrt die positive Bewertung Stalins auf.33 Parallel dazu betonte die Staatsführung seit Boris Jelzin zunehmend die Kontinuität und die Einheit des »Imperiums«. Eine weiter zurückreichende Geschichte fand unter solchen Bedingungen Beachtung.34 Die Zwietracht in den Reichskrisen Anfang des 16. und des 20. Jahrhunderts thematisierten gedächtnispolitische Initiativen. Am 7. November ging es nun um einen reaktivierten orthodoxen Feiertag, der als »Tag der Eintracht und Versöhnung« zunächst an das Ende der Zeit der Wirren im Jahr 1612 erinnern sollte.35

Die Beschlüsse von Boris Jelzin aus den Jahren 1996 und 1997 griff Wladimir Putin auf. Er verlegte den »Tag der nationalen Eintracht«, wie er seit 2004 hieß, allerdings auf den 4. November, der mit der Kapitulation der polnischen Besatzung im Kreml 1612 in Verbindung gebracht wird. Der 7. November hatte dafür ab 2005 wiederum die Funktion, als »Tag des militärischen Ruhms« die siegreiche Verteidigung Moskaus zu würdigen. Die Streitkräfte erhielten solcherart einen besonderen Platz in der historischen Langzeitbetrachtung. Diese integrierte wiederum den »Großen Vaterländischen Krieg« und die Errungenschaften der Sowjetunion in das Narrativ vom tausendjährigen, großen Russland.36

Die Vorgehensweise Putins, der sich immer mehr als Chefhistoriker und wichtigster Geschichtsinterpret seines Landes gerierte, verband sozialistisch-kommunistische mit nationalen Standpunkten.37 Die Darstellungen und Beurteilungen kommen Ansichten der Orthodoxie und einer partiellen Idealisierung der russischen Monarchie entgegen, lassen zugleich aber positive Wertungen der Sowjetzeit zu.38 Die KP der Russischen Föderation trägt diesen Kurs in beträchtlicher Weise mit, indem sie sich eher an Stalin als an Lenin orientiert, auf antireligiöse Rhetorik verzichtet und gleichzeitig die Ankunft im »postheroischen« Zeitalter verweigert. Abgelehnt wird die Revolution als Inbegriff des Chaos: Das »Desaster« von 1917 und die »Tragödie des Volkes« legitimieren ein energisches Plädoyer für die Konfrontationsvermeidung. Inkludiert ist die Warnung vor »Zerrüttung und Anarchie« unter Gorbatschow, die wiederum der Unterbindung demokratischer Diskurse Vorschub leistet. Der Appell zur Konfliktvermeidung und die Anrufung der Stabilität, des Heldentums und der Geschlossenheit des Landes sind kaum Ausdruck einer Versöhnungspolitik. Sie stellen vielmehr eine verordnete Geschichtsauslegung dar, die sich gegen die Meinungsvielfalt wendet und nationalpatriotische Vorstellungen im Angesicht vermeintlicher äußerer Feinde stimuliert.39

Die aggressiven, historische Themen instrumentalisierenden Deutungsmuster schaffen einen Konsenszwang und arbeiten mit einer latenten Paranoia, die auf der Epoche der Revolution, des »Bürgerkriegs« und der Intervention »ausländischer Kapitalisten« gleichermaßen basiert wie auf dem Verfolgungswahn der stalinistischen »Säuberungswellen«.40 Zugleich bedienen sie sich einer wachsenden Sympathie für die Breschnew-Ära. Sie steht, anders als in der Phase der Perestrojka, nicht für Still- und Rückstand, sondern für Ruhe und Ordnung.41

Ein alternatives Erklärungsmuster, das zwischen dem »Roten Oktober« als Weg in den Totalitarismus und dem Februar 1917 als Freiheitsakt, Chance und nicht realisiertes Potenzial des Parlamentarismus streng unterscheidet, wird unter solchen Umständen marginalisiert. Die Vorstellung, die Bolschewiki hätten mit ihrem Umsturz das sinn- und gnadenlose Aufbegehren einer irrationalen und zerstörerischen Masse bewirkt, schmeichelt dem »Volkscharakter« zudem nicht und trägt ihrerseits wenig zur Verbreitung liberaler Revolutionsdarstellungen in Russland bei.42

Lenin als unerwünschte Personifikation der revolutionären Wirren und der entfesselten Wut droht in Anbetracht der maßgeblichen historischen Deutungen auf dem »Kehrichthaufen der Geschichte« zu landen. Dass die Kremlführung selbst keine besonderen Sympathien für die Bolschewiki und ihren Anführer hegt, zeigte sich bei mehreren Gelegenheiten. Besonders deutlich wurde die Abneigung im Zuge des Gedenkens an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Den Separatfrieden von Brest-Litowsk verurteilend, bezichtigte der Präsident der Russischen Föderation die Sowjetführung von 1918 gar des »nationalen Verrats«. Die KP-Führung um Lenin firmierte in Ausstellungen und Schulbüchern dementsprechend nicht bloß als Verkörperung des revolutionären Chaos, sondern als russische Variante der Dolchstoßlegende.43 Die Losungen des Oktoberregimes, nationale Selbstständigkeit bis zur Abspaltung vom Reichsgebiet zu gewähren und ethnische Identitäten im Zuge von Autonomiekonzepten zu fördern, betrachtet die gegenwärtige Kremlführung gleichfalls seit Längerem mit Unbehagen. Das Recht des Austritts aus der Sowjetunion, so Putin im Umfeld des Revolutionsgedenkens 2017, war eine »Zeitbombe für unsere Staatlichkeit«. Mit Blick auf das Territorium und die Grenzen der Ukraine sprach er von Fehlern Lenins, die »bis heute nachwirken«.44

Das Vorhaben etwa des Klerus, Lenin aus dem Mausoleum zu holen, zu bestatten und damit endgültig zu verabschieden, kam dennoch nicht zur Ausführung.45 Ebenso mangelte es an der Bereitschaft zur Umbenennung von Plätzen und Straßen. Die Denkmäler des Revolutionsführers blieben oft unangetastet. Von den knapp 7000, die sich auf das ganze Staatsgebiet verteilten, standen hundert Jahre nach dem Oktoberumsturz immer noch rund 6000.46 Die Kremlführung wies auf die vorhandenen Sympathien in der Bevölkerung hin.47 Speziell in den entlegenen Landgebieten änderte sich wenig. Dort bewahrten überproportional viele – vor allem ältere Menschen – ein positives Lenin-Bild.48 Außerdem schienen die steinernen Zeugen des einstigen Personenkults kaum jemanden zu stören. Sie fielen nicht weiter auf – ein Schicksal, das Gedenkmonumente vielerorts, nicht nur in Russland, miteinander teilen.49

Gerade die Entwicklungen im postsowjetischen Raum führten allerdings zur Wiederbelebung eines Denkmalstreits. Die Majdan-Proteste in Kiew 2013/14 bewirkten die Entfernung bislang kaum beachteter Statuen.50 Der »Leninopad«, die Beseitigung von Lenin-Monumenten in der gesamten Ukraine, symbolisierte den Widerstand gegen imperialistische Ansprüche und die russische Hegemonie, die Abkehr von Totalitarismus und Unterdrückung. Lenin repräsentierte für die Demonstranten eine dunkle Vergangenheit. Der »Weg nach Europa«, so der Kommentar, sei versperrt, solange seine Ehrenmäler noch stehen.51

In mehreren Regionen des Landes wollte man daraufhin die Skulpturen vor der Zerstörung schützen.52 Manche sahen ihre Bewahrung vor allem als Maßnahme gegen eine befürchtete Ruhestörung infolge ihrer Demontage. Speziell in Gebieten unter der Kontrolle (pro-)russischer Kräfte wird Lenin indessen wieder gezielt auf das Podest gehoben.53 Der umstrittene Revolutionsführer vertritt nach Ansicht einiger Kommentator:innen lokale Identitäten.54 Lenins neuerliche Monumentalisierung erfüllt unter diesen Vorzeichen die symbolträchtige Aufgabe einer Wiederherstellung der alten Ordnung. Das autoritär regierte Zentrum eines gekränkten Imperiums dürfte diese Art der Restauration bei aller Distanz, die zu Lenin eingenommen wurde, billigen.55 Für einen »Ausgleich« sorgt unterdessen die nunmehrige Würdigung des Zaren Alexander III. Ihm, den Lenin als »Mörder« seines Bruders in Erinnerung behielt, wurde 2017 auf der Krim ein Denkmal errichtet. Im heutigen Russland steht jener Monarch, den Lenin als Verkörperung eines gnadenlosen Unrechtssystems erachtete, für Stabilität und Stärke.56

1 Benno Ennker, Das lange Sterben des Vladimir I. Lenin. Politik und Kult im Angesicht des Todes, in: Thomas Großbölting/Rüdiger Schmidt (Hg.), Der Tod des Diktators. Ereignis und Erinnerung im 20. Jahrhundert, Göttingen 2011, 35–57, 39.

2 Robert Service, Lenin. Eine Biographie, München 2000, 142, 176, 188.

3 Ebd., 214f., 257, 271.

4 Ebd., 475–478.

5 Ebd., 562–573.

6 Ennker, Sterben, 39.

7 Ebd., 39f.

8 Ebd., 44f.

9 Berthold Seewald, Blei, Syphilis, Verkalkung – was tötete Lenin?, in: Die Welt, 3.5.2013.

10 Zu Theorien und Forschungen, die von Lenins Leichnam und dessen Konservierung inspiriert wurden: Alexei Yurchak, Communist Proteins. Lenin’s Skin, Astrobiology, and the Origin of Life, in: Kritika. Explorations in Russian and Eurasian History 20/4 (2019), 683–715.

11 Vgl. Seewald, Blei.

12 Ennker, Sterben, 46 und 48.

13 Ebd., 49–51.

14 Frederick C. Corney, Zehn Jahre Roter Oktober. Das öffentliche Gedenken an die Oktoberrevolution im Jahr 1927, in: Jan Claas Behrends/Nikolaus Katzer/Thomas Lindenberger (Hg.), 100 Jahre Roter Oktober. Zur Weltgeschichte der Russischen Revolution, Berlin 2017, 59–83, 65, 72–74.

15 Vgl. ebd., 59–83.

16 Il’ja Kalinin, Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik. Russlands Regime und der Geist der Revolution, in: Osteuropa 67/6–8 (2017) (Revolution retour: 1917–2017: Vorwärts, und stets vergessen), 7–17, 7–9.

17 Corney, Zehn Jahre, 76f.

18 Ennker, Sterben, 49; Corney, Zehn Jahre, 78.

19 Ebd.

20 Lev Gudkov/Natalija Zorkaja, Instrumentalisieren, Klittern, Verdrängen. Russlands unerwünschtes Revolutionsjubiläum, in: Osteuropa 67/6–8 (2017, 19–42, 21.

21 New York Times, 2.4.1938.

22 Kalinin, Revolutionserinnerungspolitik, 9; José M. Faraldo, 1937. Eine Gedenkfeier im Spannungsfeld von Terror, »Fünfter Kolonne« und transnationalem Kommunismus, in: Jan Claas Behrends/Nikolaus Katzer/Thomas Lindenberger (Hg.), 100 Jahre Roter Oktober. Zur Weltgeschichte der Russischen Revolution, Berlin 2017, 85–106.

23 Olga Nikonova, 1947. Gesichter des Nachkriegssozialismus, in: Behrends/Katzer/Lindenberger (Hg.), 100 Jahre Roter Oktober, 107–129, 123.

24 Kalinin, Revolutionserinnerungspolitik, 9; Nikonova, 1947, 115, 119–121.

25 Maciej Górny, 1957. Die Lehren des »Schwarzen Oktober«, in: Behrends/Katzer/Lindenberger (Hg.): 100 Jahre Roter Oktober, 131–156, hier insbesondere 136, 139, 153; Kalinin, Revolutionserinnerungspolitik, 9.

26 Andreas Hilger, 1967. Lenins Erben und die nationale Revolution in der Dritten Welt, in: Behrends/Katzer/Lindenberger (Hg.), 100 Jahre Roter Oktober, 159–178.

27 Ebd.

28 Juliane Fürst, 1977. Stagnierende Revolutionen? Zwischen Erstarrung und Dynamik, in: Behrends/Katzer/Lindenberger (Hg.), 100 Jahre Roter Oktober, 181–207, 181, 184.

29 Kalinin, Revolutionserinnerungspolitik, 9; Fürst, Revolutionen, 182, 195.

30 Fürst, Revolutionen, 187.

31 Ekaterina Makhotina, Russlands Geschichtspolitik und die Revolution, in: Osteuropa 67/6–8 (2017), 211–230, 214.

32 Irina Scherbakowa, 1997. Eine Wende, still und leise, in: JBehrends/Katzer/Lindenberger (Hg.), 100 Jahre Roter Oktober, 235–277, 245.

33 Andrej Kolesnikov, Erinnerung als Waffe. Die Geschichtspolitik des Putin-Regimes, in: Osteuropa 70/6 (2020), 3–28, 17f.; Scherbakowa, 1997, 250–252.

34 Orlando Figes, Eine Geschichte Russlands, Stuttgart 2022, 13–24.

35 Nikolaj Plotnikov, Konservative Sinnsuche. Die russische Philosophie der Gegenrevolution, in: Osteuropa 67/6–8 (2017), 243–258, 257f.; Makhotina, Geschichtspolitik, 218.

36 Nikolaus Katzer, Russlands langer Abschied. Die Revolution als Geschichte und Gegenwart, in: Osteuropa, 67/6–8 (2017), 43–64, 43f., 49; Kolesnikov, Erinnerung, 3–6, 15, 18; Figes, Geschichte Russlands, 13–24; Ekaterina Makhotina, Verordnete Versöhnung. Geschichtspolitische und gesellschaftliche Perspektiven auf die Russische Revolution, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Neue Folge 65/2 (2017), 295–305, 296.

37 Kolesnikov, Erinnerung, 15, 26f.; Katzer, Abschied, 53–56.

38 Katzer, Abschied, 46, 60.

39 Kalinin, Revolutionserinnerungspolitik, 10–14.

40 Kolesnikov, Erinnerung, 3–5, 8.

41 Gudkov/Zorkaja, Instrumentalisieren, 29–31; Makhotina, Verordnete Versöhnung, 299–301.

42 Makhotina, Verordnete Versöhnung, 302f.

43 Makhotina, Russlands Geschichtspolitik, 223f. In Bezug auf die russische Debatte über Lenins Beziehungen zu deutschen Regierungsstellen auch: Katzer, Abschied, 49.

44 Makhotina, Russlands Geschichtspolitik, 226.

45 https://religion.orf.at/v3/stories/2831405 (16.3.2017) (10.1.2023); Welt-Online, 16.6.2012.

46 Scherbakowa, 1997, 246.

47 https://orf.at/stories/3245828 (1.2.2022) (10.1.2023).

48 Gudkov/Zorkaja, Instrumentalisieren, 38.

49 Tatiana Zhurzhenko, Neuerfindung und Entsorgung. Ukraine: Die Revolution 1917 im Lichte des Majdan, in: Osteuropa 67/6–8 (2017), 273–289, 284; Yevgenia Belorusets, We’re losing him! On monuments to Lenin, and the cult of demolition in present-day Ukraine, in: Jonathan Bach/Michal Murawski (Hg.), Re-Centering the City. Global Mutations of Socialist Modernity. UCL Press 2020 (https://doi.org/10.2307/j.ctvhn085m) (18.11.2022), 261.

50 Zhurzhenko, Neuerfindung, 284.

51 Belorusets, We’re losing him, 258–261.

52 Zhurzhenko, Neuerfindung, 285.

53 Der Standard, 22.4.2022.

54 Zhurzhenko, Neuerfindung, 285.

55 Belorusets, We’re losing him, 261. Zur Charakterisierung von Putins Regime: Tat’jana Vorozejkna/Andrea Huterer, Parasitärer Autoritarismus. Regime und Gesellschaft in Russland, in: Osteuropa 68/8–9 (2018), 3–24; Alexander J. Motyl/Irmgard Hölscher, Russland. Volk, Staat und Führer. Elemente eines faschistischen Systems, in: Osteuropa 59/1 (2009), 109–123.

56 Vgl. Martin Schulze-Wessel, Der Fluch des Imperiums. Die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte, München 2023, 144–146.