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VERMÄCHTNIS UND BILANZ

Testament

Ganze Bücher sind geschrieben worden, allein um die Authentizität von Lenins »Letztem Willen« entweder zu widerlegen oder zu bestätigen. Intensiv wurde darüber diskutiert, ob das ominöse Testament, das Lenin ab Ende 1922 seiner Sekretärin diktierte, tatsächlich so etwas wie das Plädoyer für einen fundamentalen Richtungswechsel oder zumindest für Korrekturen des bisherigen Kurses enthielt.1

Enormes Interesse weckten vor allem die von Lenin formulierten Vorbehalte gegenüber Stalin, der seit dem Frühjahr 1922 das Amt des Generalsekretärs ausübte. Ihn hatte aber Lenin selbst in jene Machtposition gehievt, für die er sich dann jedoch einen besonneneren Kandidaten wünschte.2 Außerdem plädierte er in teilweise noch zu Lebzeiten veröffentlichten Schriften für eine Erweiterung des keine 30 Personen umfassenden Zentralkomitees um bis zu 100 Mitglieder, wobei er von »einfachen« Arbeitern und Bauern sprach, die hinzugezogen werden sollten.3 Letztere stellte er sich aber womöglich nicht anders als in Zusammenhang mit Diskussionen über eine bäuerliche Partizipation in anderen Gremien als lediglich zweitrangige Parteigänger vor, die »den Schein von Zugeständnissen« an diese Bevölkerungsgruppe vermitteln sollten.4

Die Einsicht, dass sich vieles falsch entwickelt hatte und nun sogar aus dem Ruder zu laufen drohte, war freilich nicht neu. Sie prägte etliche Reden und Texte des Parteichefs bereits vor der Krise 1920/21. Als Folge einer Vielzahl von Problemen rechtfertigte er bekanntlich einen weitreichenden Strategiewechsel, der schließlich in der Neuen Ökonomischen Politik gipfelte. Am IV. Kominternkongress im November 1922, sichtlich gezeichnet, aber immer noch kämpferisch, sprach er obendrein von »eine[r] enorme[n] Zahl von Dummheiten«, die »wir gemacht haben und noch machen werden«. Die Gründe für diese »Dummheiten« lagen klar zutage, meinte er: »Erstens sind wir ein rückständiges Land, zweitens ist unsere Bildung minimal, drittens erhalten wir keine Hilfe«, da kein »einziges zivilisiertes Land« dazu bereit sei.5 Selbst dieses Eingeständnis, das »Experiment« des Sozialismus wider besseres Wissen und ohne notwendige Voraussetzungen begonnen zu haben, münzte er in einen Triumpf über die »anderen« um. Diese seien – sinngemäß – noch beschränkter als die Bolschewiki: »Wenn die Bolschewiki Dummheiten machen, so heißt das, dass der Bolschewik sagt: 2×2=5; wenn aber seine Gegner, d. h. die Kapitalisten und die Helden der II. Internationale, Dummheiten machen, so heißt das, dass sie sagen: 2 × 2 = Stearinkerze.«6

Außerdem behauptete Lenin, dass die Bolschewiki ungeachtet aller Defizite und fehlender Grundlagen für die sozialistische Transformation Russlands richtig gehandelt hatten, dass Revolutionen gar nicht anders »gemacht« werden könnten und dass am Ende also doch alles so hatte kommen müssen: Das Einhalten von bestimmten Reihenfolgen, d. h. etwa zuerst Zivilisiertheit und dann Sozialismus, entspreche dem Denken der Buchgelehrten. In Wirklichkeit aber müsse man aus Erfahrung lernen, anstatt darauf zu warten, dass alles so eintritt, wie man es in Lehrbüchern zu lesen bekomme.7 Außerdem entgegnete er Kritikern, die sich über die Inangriffnahme des sozialistischen Experiments empörten, dass alle anderen verfügbaren Alternativen für Russlands Zukunft ebenfalls einem Versuch, einem Unternehmen mit ungewissem Ausgang gleichgekommen wären. Warum also in Richtung einer parlamentarischen Demokratie »experimentieren«, wenn man gleich auf den Sozialismus zusteuern hatte können? Dass das Ziel, das er vorgab, diffus war, störte ihn nicht. Bereits im März 1918, vor dem Hintergrund des 7. Parteitags der KPR(B), hatte Lenin eingestanden, »keine Charakteristik des Sozialismus geben« zu können. Man wisse auch nicht, wie er »aussehen wird, wenn er fertige Formen annimmt«. Die »Ziegel sind noch nicht hergestellt, aus denen der Sozialismus aufgebaut wird«.8

Lenins Ratschläge für eine gedeihliche Entwicklung der Sowjetmacht, die er in seiner letzten Lebensphase erteilte, knüpften im Wesentlichen an frühere Überlegungen an.9 Die sogenannte Aussöhnung mit den Bauern war seit der NÖP das Thema. Die personelle Auffrischung alter Kader bzw. das »Ausmustern« von Genossen, die nicht auf Linie waren, hatten ihm bei internen Machtkämpfen immer wieder als geeignete Mittel gegolten, um Ruhe in die Partei einkehren zu lassen. Gleichzeitig schoben sich zweifellos größer werdende Bedenken über das Gelingen der NÖP und diesbezügliche Konsequenzen für die Partei in den Vordergrund. Argwöhnisch betrachtete er speziell den Einfluss der sogenannten NÖP-Leute, also jener, die vom nunmehrigen Wirtschaftssystem profitierten und die er als Vertreter einer »neuen Bourgeoisie« empfand. Alles werde davon abhängen, ob die »Bauernmasse« dem Bündnis mit den Arbeitern »die Treue« halten oder ob sie es der »neuen Bourgeoise« gestatten werde, »sie mit den Arbeitern zu entzweien, sie von ihnen abzuspalten«.10 Vor diesem Hintergrund bzw. aus Sorge vor einer Stärkung kleinbäuerlicher und antisozialistischer Elemente, forcierte er den »genossenschaftlichen Zusammenschluss« als Absicherung der bolschewistischen Wirtschaftspolitik und lieferte mit diesem altbekannten sozialdemokratischen Rezept die Grundlage für einen dogmatischen Stufenplan, der wenige Jahre später »ausgehend von Handelsgenossenschaften über Produktionsgenossenschaften zu Kollektivwirtschaften führen sollte«.11 Die Gefahr eines weiteren großen Bauernaufstands war nach Lenins Ansicht nicht gebannt. Diese Angst vor der Aufkündigung des »Bündnisses« mit der Arbeiterschaft, das Lenin propagiert hatte, steigerte sich unter seinen Genossen bald zur Paranoia. Sie diktierte eine Agrarpolitik, die ein Experimentierfeld für unterschiedliche Reformen blieb.12 Da ideologische Vorbehalte nicht überwunden werden konnten, mündete Lenins aus Not geborene und dann nur ansatzweise vollzogene NÖP am Ende in die Rückkehr zu einem von Zwang und Gewalt geprägten Kurs und in letzter Konsequenz in die Kollektivierung unter Stalin.

Lenin blickte seit 1922 ohne Zweifel zunehmend besorgt auf die Zukunft des Sowjetstaates. Diese Haltung resultierte keineswegs aus der Sinnkrise eines Schwerkranken, der alles umstieß, was bisher auf den Weg gebracht worden war – nichts deutet auf eine grundsätzliche Infragestellung seines Lebenswerkes hin. Es ging vielmehr darum, das Überleben des Erreichten über den eigenen Tod hinaus zu sichern. Wesentlich erschien ihm daher eine Drosselung des Tempos beim Umbau des Staates – zu oft sei auf bereits Vorhandenes, d. h. auf die Strukturen aus der Zarenzeit, zurückgegriffen worden. Nun sollte nach dem Motto »weniger, aber besser« gearbeitet werden. Ins Visier nahm er dabei vor allem die Bürokratie, die alle Energien zu ersticken drohte. Besonders vehement trat er für eine Bildungsoffensive ein. Effizienter arbeiten sollten außerdem die existenten Inspektionsorgane und Kontrollkommissionen, ihre Verbindungen zu den höchsten Parteigremien verbessert werden.13 Auch die Kritik an der Parteiorganisation wurde schärfer als sonst formuliert. Man müsse, meinte er, »unseren Apparat, der absolut nichts taugt«, überprüfen und »verbessern«.14 Die Rede war sogar von einer »maximalen Reinigung«.15 Dieser Appell hatte bereits 1919 zu einer Reduktion der Parteimitglieder von 250.000 auf 150.000 geführt. Die darauffolgende Rekrutierung neuer Funktionäre verband Lenin, der sich im Prinzip nicht weniger, sondern mehr Parteigänger wünschte, mit deren möglichst rascher Überprüfung. Zu testen galt es vor allem ihre Fähigkeiten in der Praxis.16 Überall forderte er mehr Professionalität ein, verlangte den Einsatz von Spezialisten, um gleichzeitig dazu aufzufordern, deren Gesinnung laufend zu kontrollieren. An allen Ecken witterte er Sabotage, und in sämtlichen Betrieben vermutete er verkappte Kapitalisten, die ihr Zerstörungswerk geschickt drapierten. Bei alledem blieb er nach wie vor strikter Befürworter einer zentralisierten Verwaltung.17

Nicht in allen Belangen bewies er Stringenz. Wenn er eine »institutionalisierte Bürokratiekritik« oder die weiterhin aufrechtzuerhaltende proletarische »Vormundschaft« über die Bauern einforderte, dann wieder Klagen über ein Zuviel an Zentralismus und Lenkungswut als berechtigt empfand, riss er jenes weite Feld an Problemen und Widersprüchen auf, die in den vorangegangenen Jahren nicht weniger, sondern mehr geworden waren. Angetrieben wurden sein Reformwillen und seine fieberhafte Suche nach Korrekturen und Verbesserungen von der Angst vor dem, was nach ihm kommen würde. Im Zentrum seiner Befürchtungen stand die Spaltung der Partei, auf die, wie er meinte, die Feinde Sowjetrusslands nur warteten.18 Ganz offensichtlich traute er seinen Genossen nicht zu, künftige Herausforderungen zu meistern. Er schwankte hin und her zwischen vernichtenden Urteilen und Phrasen der Ermutigung. Was bei aller Kritik oder der Warnung vor schädlichen Einflüssen nie fehlen durfte, war die Vision. Lenin war ein Propagandist, der ungeachtet fortschreitender Krankheit nicht aufhörte, Überzeugungsarbeit zu leisten. So trat er nach wie vor wie ein Prediger auf, der seinen Jüngern das Gelobte Land versprach. Er führte eine – freilich erst nach unermüdlichen Anstrengungen – am Ende erstarkte Wirtschaft vor Augen. Dann würde man in der Lage sein, die Entwicklung der »maschinellen Großindustrie«, die »Elektrifizierung« und die Fertigstellung des großen »Wolchowkraftwerks« zu gewährleisten.19 Lenin trommelte für »große Ziele« und appellierte an die Opferbereitschaft – gemäß den Vorstellungen von Marx, der sich bei aller Kargheit diesbezüglicher eigener Aussagen den Sozialismus nicht als Oase der Selbstverwirklichung, sondern als »strikte Leistungsgesellschaft« gedacht hatte.20 Bevor es um die Befriedigung von »Bedürfnissen« ging, müssten die Grundlagen hierfür geschaffen werden. Das kommunistische »Paradies« wartete erst auf einer zweiten Ebene, auf einer höheren Stufe.

Im Mittelpunkt der Spekulationen über die Echtheit des »Testaments« standen nicht die Bilanz des Revolutionsführers oder seine Rezepte für die Zeit ohne sein »Dirigat«. Im Zentrum stand vielmehr die Nachfolgefrage, die er in seinem Brief an den Parteitag aufwarf. Eine drohende Spaltung lastete er damals zu einem Gutteil den Konflikten zwischen Stalin und Trotzki an. In diesem Zusammenhang erinnerte er auch an Trotzki als ursprünglichen »Nichtbolschewisten« und an die Bremser-Rolle, die Kamenew und Sinowjew vor dem Oktoberumsturz gespielt hatten. Kritisches hatte er auch in seinen Charakterisierungen von Nikolaj Bucharin und Georgij Pjatakow anzumerken. Besonders gravierende Defizite benannte er außerdem in ergänzenden Kommentaren, die Josef Stalin galten. Er bezweifelte dessen Fähigkeit, die Macht, die er bereits besaß, »vorsichtig genug« zu gebrauchen. Tatsächlich schlug Lenin »den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin ablösen könnte«, um jemanden an seine Stelle zu setzen, der »toleranter, loyaler, höflicher« sowie »weniger launenhaft« sei. Was auf den ersten Blick als »Kleinigkeit« erscheine – also all die aufgezählten charakterlichen Mankos –, sei »unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung einer Spaltung« alles andere als eine Lappalie.21

Wollte Lenin Stalin wirklich kaltstellen? Oder hatte Nadeschda Krupskaja ihre Hände im Spiel? Versuchte sie, Stalin zu diskreditieren, weil er ihr per Telefon niveaulose Beleidigungen an den Kopf warf, die sie angeblich dazu verleiteten, sich wie ein kleines Kind zu gebärden und schreiend am Boden zu wälzen?22 Stammen die Notizen über Stalins anzustrebende Ablösung wirklich von Lenin?

Die Entstehungsgeschichte von Lenins »Testament«, die Versuche, zumindest Teile davon geheim zu halten und die sich aus alledem ergebenden Konsequenzen, die für zahlreiche Intrigen sorgten, sind Zutaten eines kammerspielartigen, abgründigen Machtkampfes. Die Nachwelt ist sich aber auch heute noch – ungeachtet genauer Rekonstruktionen dieses »Erbfolgekriegs«, der bereits zu Lebzeiten des Parteichefs tobte – uneins, ob Lenin den georgischen Genossen wirklich loswerden wollte. Das »Testament« bzw. einige längere Textstellen landeten obendrein auf Trotzkis Schreibtisch – obwohl der todkranke »Bolschewikenführer Anweisungen gegeben hatte, seinen »Letzten Willen« bis zu seinem Tod unter Verschluss zu halten.

Wie ein bereits aufgrund seiner Schlaganfälle schwer beeinträchtigter Mann in der Lage gewesen sein soll, seine Botschaften an die Nachwelt auch nur zu diktieren, warf und wirft Fragen auf. Andererseits hatte sich Lenin – bereits vom Krankenlager aus – immer wieder zu Wort gemeldet, um Einfluss zu nehmen auf eine Politik, die nun weitgehend ohne ihn gemacht wurde. Lenins Ansehen war groß. Auch jetzt, in seinem geschwächten Zustand, galt es, das Risiko eines endgültigen Zerwürfnisses mit ihm zu vermeiden: Da Stalin seinen Stern im Sinken sah, ließ er dem KP-Chef schwülstige Bekundungen seiner Zuneigung überbringen. »Ich liebe ihn mit ganzer Seele«, gestand er der Lenin-Schwester Maria.23 Für Geständnisse dieser Art aber war es zu spät. Der Adressat fand anbiedernde Gesten überdies eher lächerlich. Am Ärger über den »prachtvollen Georgier«, wie er Stalin einmal bezeichnet hatte, änderte sich ohnehin nichts. Maßlos erregt hatte Lenin nicht zuletzt dessen Haltung zur »Autonomisierung«. In Stalins Konstruktion der UdSSR ortete Lenin unverhältnismäßige Reaktionen auf einen »Sozialnationalismus«, den vor allem georgische Genossen zu vertreten schienen.24 Wieder dozierte er über den Unterschied zwischen dem Nationalismus unterdrückter und unterdrückender Nationen und einem Internationalismus, der über formale Zugeständnisse hinausgehen müsse. Bedenkt man, wie oft und wie eingehend sich Lenin mit dieser Frage auseinandergesetzt und welch große Bedeutung er ihr beigemessen hatte, erscheint nachvollziehbar, dass es gerade diese Causa war, die ihn so sehr gegen Stalin aufbrachte – nicht aber, wie erklärte Lenin-Kritiker:innen meinen, weil er als verständnisvoller Fürsprecher der Nationalitäten auftrat, sondern weil er den Widerstand der »Randvölker« fürchtete und Stalins »harte Linie« daher für unangebracht hielt.25 Dessen evidente Missachtung von Lenins Grundsätzen könnte so oder so ausgereicht haben, um sich vom »Kronprinzen« abzuwenden. Dass Stalins Ausfälligkeiten gegenüber Nadeschda Krupskaja der Entscheidung zusätzlichen Nachdruck verliehen, erscheint logisch. Doch Stalin, dessen Macht der nun Schwerkranke als »unermesslich« einschätzte, schaffte es, mithilfe von Kamenew und Sinowjew, Lenins Intentionen entgegenzuwirken. Auf die Vorschläge des Parteichefs, das ZK einer »Reinigung« zu unterziehen oder noch mehr Konkurrenten in ein erweitertes Gremium zuzulassen, hatten auch diese beiden alles andere als begeistert reagiert. Dann aber entsprachen sie plötzlich dem Willen des siechenden »Führers«, unterschätzten dabei aber ihren bisherigen Verbündeten: Die Neulinge, die kooptiert wurden, erwiesen sich bald als treue Anhänger Stalins.26

Das »Testament« wurde indessen ignoriert, die ominöse Absetzungsforderung geheim gehalten, bis sie die Gegner des neuen »Führers« schließlich »als eine ihrer gefährlichsten Waffen gegen ihn« einsetzten.27 Stalin bot zunächst aber sogar von sich aus seinen Rücktritt an. Er tat dies freilich aus sicherer Deckung und wusste, dass der engste Kreis diese gespielte Geste der Selbstbescheidung zurückweisen würde. Mehr an Bestätigung für den Nachfolger brauchte es nicht. Stalin hatte sein Ziel erreicht. Nadeschda Krupskaja, die dagegenhielt und wohl ahnte, was hier inszeniert wurde, war bereits marginalisiert.28

Unklar bleibt, wen Lenin sich nun wirklich als »Erben« gewünscht hatte. Die besten Zensuren – zumindest hinsichtlich seiner Fähigkeiten, sehr viel weniger aber bezüglich seines Charakters – hatte Leo Trotzki bekommen. Der militärische Kopf des Oktoberumsturzes nahm sich aber wohl schon aufgrund seiner weitgehend isolierten Stellung im Nachfolgekampf mehr oder weniger selbst aus dem Spiel. Lenin hatte ihn zudem als eine der Hauptfiguren des latenten innerparteilichen Zwists identifiziert. Die vom KP-Chef ausgehende Besserung des Verhältnisses zu Trotzki, kurz vor dem letzten Schlaganfall, blieb ohne praktische Wirkung auf die Diadochenkämpfe. Zurückhaltung im Streit um die Führung der Partei erlegte Trotzki aber auch eine rätselhafte Erkrankung auf, die Mutmaßungen über etwaige Giftanschläge seiner Gegner nach sich zog. Auch in Zusammenhang mit Lenins Krankheit und Tod kursierten in der Folge Gerüchte über toxische Cocktails, die angeblich im Auftrag Stalins verabreicht wurden.29

Wer also sollte an der Spitze stehen? Verließ sich Lenin, der nichts mehr zu fürchten schien als eine außer Kontrolle geratene parteiinterne Krise, wirklich auf vernunftgeleitete, konsensuale Entscheidungsprozesse seiner Genossen? War diese Perspektive realistisch? Hätte er dem schließlich »siegreichen« Triumvirat, dem Stalin, Sinowjew und Kamenew angehörten, zugestimmt oder eher auf alternative Machtkonzepte gesetzt? Oder gab er keine eindeutigen Hinweise auf seine Präferenzen, weil er selbst schwankend war und in der Hoffnung auf Genesung kommende Entwicklungen abwarten wollte? Als er im März 1923 seinen dritten Schlaganfall erlitt, blieb ihm diese letzte Option definitiv verwehrt. Die Funktion eines Schiedsrichters konnte er in Anbetracht einer weiteren drastischen Verschlechterung seines Gesundheitszustands nicht mehr ausüben.30 Lenin, könnte man sagen, starb schon viele Monate vor seinem eigentlichen Ableben. Ab dem Frühjahr 1923 war es mit seiner Einflussnahme auf Partei und Politik definitiv vorüber.

Die Art und Weise, wie die Parteidiskussionen in dieser Phase geführt wurden, lief jedenfalls auf eine Bestätigung seiner Befürchtungen hinaus. Doch war es Lenin gewesen, der mit dem 1921 verordneten Fraktionsverbot Stalin jene Munition gegen Oppositionelle geliefert hatte, die es diesem in der Folge erlaubte, Proteste gegen Konformität und Gefügigkeit problemlos abzuwehren.31 An Stalin hatte Lenin nicht zuletzt dessen Geradlinigkeit gefallen. Die »Zuverlässigkeit« des Georgiers als Gegner von innerparteilichen Streitigkeiten und Kritik oppositioneller Gruppen war seinem eigenen Streben nach Einheit entgegengekommen.32

Die Frage, was gewesen wäre, hätte Stalin verhindert werden können, treibt seitdem die Nachwelt um. Unter Berücksichtigung von Lenins Wirken bis 1922 ist jenen, denen es angesichts des Pools an Kandidaten für die Nachfolge schwerfällt, an einen Sozialismus mit menschlicherem Antlitz zu glauben, der jetzt hätte kommen können, mühelos zu folgen.33 Spekulationen über ein moderateres Regime und eine geringere Opferbilanz im Falle einer rechtzeitigen »Entfernung« Stalins erschöpfen sich zudem in jener moralischen Anspruchslosigkeit, die sich auf ein Mehr oder Weniger an menschlichem Leid einlässt. Müßig sind auch Spekulationen über einen Lenin, der sich gesund und munter noch weitere 20 Jahre um die Betreuung des von ihm gestarteten Experiments gekümmert hätte. Selbst wenn er das Alter seines Nachfolgers erreicht hätte, erscheint es unrealistisch, dass er plötzlich eine Vorliebe für demokratischere Herrschaftsformen entdeckt hätte. Das anzunehmen, entbehrt in Anbetracht von Lenins ganzem Denken und Tun jeder Grundlage.

Was ihn in den letzten Monaten seiner geistigen Wachheit umtrieb, bezog sich mit Sicherheit nicht auf die Infragestellung bisheriger Zwangsmaßnahmen. Den Terror als Herrschaftsinstrument zog er nie in Zweifel. Die Partei betrachtete er weiterhin als »Gehirn« der Gesellschaft. Was ihn störte, war lediglich die mangelnde Effektivität des Regierens und Verwaltens einer »Revolution«, die er ohne wirklichen Plan für die »Zeit danach« durchgesetzt hatte. Diese Haltung schlug sich auch in den Justizreformen und in den neuen Bestimmungen über die Geheimpolizei nieder: Lenin erklärte im Mai 1922, dass es ihm nicht darum ging, den Terror auszuschalten, sondern »ihn zu begründen« und zu »legalisieren«.34

Die proletarischen Massen, die sich mit Begeisterung am Aufbau des Sozialismus beteiligten, blieben im Wesentlichen ein Propagandakonstrukt und die Bauern erwiesen sich als das, wovor andere stets so klar gewarnt hatten: als widerständig, ablehnend und weitgehend desinteressiert an dem Idealbild des »neuen Menschen«, der jetzt erschaffen werden sollte. Auch der geschürte Klassenkampf im Dorf hatte daran nichts zu ändern vermocht. Inwiefern Lenins Auseinandersetzung mit dem Problem des mangelnden Rückhalts unter der Bevölkerung, das in seinen letzten Reden und Texten hervortrat, das Streben nach Akzeptanz »von unten« meinte oder ob ihn dieses Thema nur beschäftigte, um sein Projekt der Menschheitsbeglückung auf Erfolgskurs zu bringen, sei dahingestellt. Immer noch war er auf der Suche nach jenen »Transmissionskräften«, die diese Aufgabe erfüllen konnten. Seine Anhängerschaft schien an dieser Aufgabe nicht nur zu scheitern, sondern sie gar nicht erst ins Blickfeld zu nehmen – oder unter Rückgriff auf jene brachialen Mittel, die Lenin selbst propagiert hatte. Seine Vorstellung von einer »Durchdringung der Massen« lief auf ein strikt hierarchisches Prinzip hinaus, das wie von selbst in die Diktatur mündete. Parallel dazu klammerte er sich an die Fiktion eines »einheitlichen Willens«. Um dieses Ideal zu erreichen, brauchte es Gewalt und, wie er offen eingestand, alles andere als Gleichberechtigung. Ihm war jedoch auch klar, dass »mit Gewalt allein« kein Land von den Ausmaßen Russlands regiert werden konnte. Trotzdem plädierte er für ein Mehr an Diktatur bzw. die »Anerkennung diktatorischer Vollmachten einer einzelnen Person« – und das »unter dem Gesichtspunkt der Verwirklichung des Rätegedankens«. Das Proletariat, meinte er anlässlich des 3. Allrussischen Gewerkschaftskongresses im April 1920, könne siegen, »weil wir Hunderttausende von disziplinierten Menschen haben, die einen einheitlichen Willen zum Ausdruck bringen«.35 Dass diesem »Willen zum Sozialismus« eine lange Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit unter demokratischen Bedingungen vorausgehen müsse, wie Karl Kautsky in seiner Bolschewismuskritik hervorhob, tat Lenin als opportunistische Verirrung oder als »Stumpfsinn kleinbürgerlicher Demokraten« ab.36

Während hartnäckige »Lenin-Fans« die Schuld an einem gewaltsam errichteten Sozialismus dem Bürgerkrieg anlasten und eine bis dahin auf mehr oder weniger basisdemokratischen Prinzipien beruhende erste Phase der bolschewistischen Herrschaft sehen wollen, ließ Lenin niemals Zweifel an der Notwendigkeit von Gewalt und Zwang. Ja, er brüstete sich sogar damit, die »Diktatur des Proletariats« und damit jene opfervolle Übergangsphase, die er seiner Heimat vorschrieb, immer schon als Gewaltherrschaft definiert zu haben. Die Gewalt der Massen gegenüber der Minderheit der »Gewalttäter am Volk« bedurfte seiner Meinung nach keiner Rechtfertigung. Dasselbe galt freilich auch für die Radikalität gegenüber jenen, die zwar nicht den früheren Unterdrückern angehörten, aber dennoch keine Anstalten machten, sich dem geforderten einheitlichen Willen zu beugen. Dann mussten, stellte er fest, eben auch Arbeiter erschossen werden.37

Keine »große Revolution«, betonte er – noch bevor Bürgerkrieg und Intervention Russland erschütterten –, und insbesondere keine sozialistische Revolution, sei denkbar »ohne einen Krieg im Innern, d. h. einen Bürgerkrieg, der eine noch größere Zerrüttung als ein äußerer Krieg bedeutet«. Nur so würden die »Elemente der Zersetzung« zum Vorschein kommen und vernichtet werden können. Diese Liquidierung von Feinden, aber auch von Schwankenden legte er als eine der zentralen »nächsten Aufgaben der Sowjetmacht« in seiner gleichnamigen, im März und April 1918 verfassten Schrift fest.38 Dem »proletarische[n] Demokratismus«, den er rühmte, stellte er die für nötig befundene »Diktatur einzelner Personen« gegenüber und hob diese Diskrepanz durch die Chimäre einer »Kontrolle von unten« auf.39 Selbst als er, in einer Skizze für seine Rede am Parteitag 1922, mehr Überzeugungsarbeit zur Gewinnung der Massen und ein Ende »der Propaganda durch Dekrete« forderte oder sogar eine Art Renaissance der Sowjets andeutete, standen auf der anderen Seite einzementierte Losungen – darunter das »Erschießen« von Menschewiki und Sozialisten-Revolutionären »für politische Manifestation«, »straffe Disziplin« unter dem Motto einer »Reinigung von oben« und in Hinblick auf das Funktionieren einer sozialistischen Wirtschaft die »Auslese der Menschen und Kontrolle der Durchführung«.40 Die Neue Ökonomische Politik mit ihren limitierten »Freiheiten« für die Wirtschaft hatte Lenin nun außerdem endgültig an die totale Ausschaltung der Opposition geknüpft.41

Das »menschliche Antlitz« von Lenins Sozialismus existierte genau wie die »direkte Demokratie« nicht einmal während seiner kurz aufflackernden naiven Emphase, als er 1917/18 angesichts eines schnell kollabierten inneren Widerstands glaubte, es bereits mit dem »einheitlichen Willen« der »unterdrückten Massen« zu tun zu haben und nun nur noch ein paar Kapitalisten und eine Handvoll Konterrevolutionäre ausrotten zu müssen. Gegen seine Besessenheit von der reinigenden Kraft der Gewalt als Ausdruck revolutionärer Macht hatte in Wirklichkeit weder das eine noch das andere jemals eine Chance – Menschlichkeit ebenso wenig wie Demokratie und »Volksherrschaft« auch nicht in einem »proletarischen« Verständnis.

Als Lenin starb, brachten sich jene Genossen in Stellung, die »in seine Schule« gegangen waren. Dort hatten sie nichts oder nur sehr wenig darüber gelernt, wie sie eine »Erziehungsdiktatur« praktizieren sollten, die nicht auf Gewalt und Verbote, sondern auf Argumente und Vertrauen schaffende Prozesse setzte. Eine Mobilisierung der Massen, um sie mit Bildungsangeboten und verschiedenen Vergünstigungen auf die Seite der Sowjetmacht zu ziehen, gab es zwar, was immer aber in dieser Hinsicht unternommen wurde, blieb im Kern gebunden an die krankhafte Angst vor einem schlummernden und jederzeit reaktivierbaren inneren Widerstand. Niemals in Zweifel gezogen worden war das Diktat der Ideologie, dem Lenin die Flexibilität des entschlossenen Revolutionärs sowie den kompromisslos-messianischen Geist des »Erneuerers« hinzufügte – und Stalin die Beharrungskraft des abartigen Tyrannen.

Der Leninismus – eine europäische »Affäre«

Lenin betrat die politische Bühne, um – frei nach Karl Marx – die Welt nicht neu zu interpretieren, sondern sie zu verändern.

Der »andere« bzw. »historische« Lenin, von dem zu Beginn des Buches die Rede war, empfand seine Ideen im Einklang mit einer revolutionären internationalen Sozialdemokratie. Ohne diese Bindung, die eine so zentrale Rolle in seinem Denken spielte, ist seine Geschichte nicht zu erzählen. Das Selbstverständnis, Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein, war mindestens genauso bestimmend für die Entwicklung und Ausprägung seiner Überzeugungen wie die spezifische russische Realität.

Seine Konzepte von einem Zweckbündnis des Proletariats mit den Bauern oder seine Ansichten über das Selbstbestimmungsrecht der Völker entstanden oder festigten sich lange vor dem Revolutionsjahr 1917 in Anlehnung an die damaligen Debatten in der Sozialdemokratie und im internationalen Rahmen. Lenins Gedankenwelt war Produkt einer Entsprechung ebenso wie einer Verzerrung sozialdemokratischer Haltungen und marxistischer Grundlagen. Ablesen lässt sich diese Polarität u. a. an seinen Vorstellungen vom Wesen der Demokratie oder aber an seinen Ansichten über die »Diktatur des Proletariats«. Sie gediehen gleichzeitig auf »fruchtbarem« Boden: Die Wirklichkeit demokratischer Entscheidungsfindungen und parlamentarischer Spielregeln ließ die Ideale von Volksherrschaft, Fortschritt, Freiheit und Gerechtigkeit oft weit zurück. Die evidenten Defizite einer überall immer noch mehr oder weniger beschnittenen Demokratie und die unterschiedlich deutlich ausfallende Benennung dieser Mängel durch die europäische Sozialdemokratie dienten Lenin in Summe als Bestätigung für seine radikale Ablehnung eines bürgerlichen und nicht für, sondern – meinte er – gegen das Volk wirkenden Parlamentarismus. Eine im Ersten Weltkrieg rücksichtslos vertretene Machtpolitik der kriegführenden Staaten befestigte sein Urteil von der Wertlosigkeit demokratischer Strukturen zusätzlich. Da Parlamentarismus und Demokratie vom marxistischen Standpunkt aus ohnehin nur als Vorstufe zur »Diktatur des Proletariats« gesehen wurden und nicht als Endpunkte revolutionären Elans, empfand Lenin sich mit seiner Haltung im Recht. Allerdings komprimierte er diesen Prozess auf wenige Monate, indem er im April 1917 ein Programm vorlegte, das bereits erste Schritte in Richtung Sozialismus forderte.

Das Schicksal des Bruders machte aus Lenin den erbittertsten Gegner des Zarenregimes. Nach dessen Hinrichtung verhielt er sich wie ein »zorniger junger Mann«, der nach Orientierung und Halt suchte und beides schließlich im Marxismus fand. Geradezu schwärmerisch bekannte er: »Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist. Sie ist in sich geschlossen und harmonisch, sie gibt den Menschen eine einheitliche Weltanschauung, die sich mit keinerlei Aberglauben, keinerlei Reaktion, keinerlei Verteidigung bürgerlicher Knechtung vereinbaren läßt. Sie ist die rechtmäßige Erbin des Besten, was die Menschheit im 19. Jahrhundert in Gestalt der deutschen Philosophie, der englischen politischen Ökonomie und des französischen Sozialismus hervorgebracht hat.«42

Das Kommunistische Manifest sollte ursprünglich einen anderen Titel haben. Zur Auswahl standen »Kommunistisches Credo« oder »Kommunistisches Glaubensbekenntniß«.43 Lenins Haltung zum Marxismus entsprach letzterer Bezeichnung am besten. Mit den Jahren reifte Lenin vom Gläubigen zum Vollstrecker heran. Auf Grundlage und entlang der von ihm rezipierten Marx’schen Lehren sowie als Resultat zusammengetragener Konzepte Dritter und Reflexionen verschiedener zeitgenössischer Diskussionen formte Lenin die Utopie zu einer fassbaren Perspektive. In ihr war das Agrarland Russland nicht zur ewigen Rückständigkeit verdammt, sondern Hoffnungsgebiet einer im Evolutionären stecken gebliebenen westlichen Sozialdemokratie.

Die Frage, ob es Lenin um die Macht oder um die Idee des Sozialismus ging, ist falsch gestellt. Er war ein Überzeugungstäter: Lenin strebte die Macht an, weil er den Sozialismus verwirklichen wollte. Die Realisierung seiner Ziele verknüpfte er mit der Beseitigung des alten Regimes, einer Herrschaft im Namen des Proletariats, mit gewaltsamen Erschütterungen als Begleiterscheinungen dieser Geburt einer neuen Gesellschaft und einem konsequenten »Reinheitsgebot« für alle, die in ihr lebten: »Alle wahren und konsequenten Demokraten in Rußland müssen Sozialdemokraten werden«,44 forderte er bereits 1897. Sieben Jahre später, am Vorabend der ersten Russischen Revolution, kündigte er an, nach einer demokratischen Umwälzung »den Übergang zur sozialistischen Revolution« in Abhängigkeit »der Kraft des klassenbewussten und organisierten Proletariats« in Angriff zu nehmen.45 Kurze Zeit danach gab er dann bekannt, als Ergebnis einer »revolutionär-demokratischen Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft« sofort auf »neue Aktionsmethoden« zurückzugreifen, »die dem Charakter und den Zielen der zur vollen sozialistischen Umwälzung strebenden Partei der Arbeiterklasse entsprechen«.46 Dieses Programm setzte er 1917 mit erstaunlicher Konsequenz um.

Das Endziel, der Sozialismus, den viele Genossen als ferne und höchst vage Zukunftsvision betrachteten und an nachfolgende Generationen delegierten, diente ihm als Kompass für einen Weg, auf dem er stets nach verfügbaren Abkürzungen Ausschau hielt. Er beschritt ihn nicht zuletzt unter dem Eindruck eines vermeintlichen Auftrags. Die Zweite Internationale und allen voran die deutschen Genossen bestärkten ihn mit – so sah er es – verbindlichen Versprechen für eine länderübergreifende Solidarität im Kampf gegen die zarische Autokratie. Seine Bemühungen, den Marxismus »russlandtauglich« zu machen, und seine Überzeugung, das russische Proletariat als Teil einer internationalen »Familie« sehen zu dürfen, erschienen gleichzeitig keineswegs ungewöhnlich. Nicht erst während des Ersten Weltkriegs und als Folge eines, wie er damals behauptete, sterbenden Kapitalismus vertraute er auf »große Lösungen«. Der Traum, den bereits der Bruder geträumt hatte – auch Alexander Uljanow benannte die soziale Revolution als anzustrebende Zukunftsperspektive –, sollte auf diese Weise in Erfüllung gehen.

Die allseits geteilte Meinung über das Zarenreich als europäischen Sonderfall bewog Lenin schon zu Beginn seiner politischen »Karriere« dazu, nach Rezepten für die Bewältigung der damit zusammenhängenden Probleme zu suchen. Die prosperierende deutsche Sozialdemokratie diente ihm als Orientierung; er zog sie aber nicht als blind nachzuahmendes Beispiel heran. Für wesentlich erachtete er die Bindung der SPD an das Erfurter Programm. Damit verknüpfte er wiederum nicht nur klare Positionen gegen den Revisionismus, sondern auch für den revolutionären Kampf. Lenin war – wenn man diese in der neueren Historiografie verwendete Bezeichnung für ihn aufgreifen möchte – insofern »Erfurtianer«, als er diese Programmatik einer, wie er dachte, klar offensiven SPD befürwortete. Dieses Credo übertrug er auf die russische Partei – allerdings mit einigen Ergänzungen, die sehr viel radikaler waren als jene in der deutschen Grundsatzerklärung. Organisatorisch galt es allerdings, sich nach anderen Modellen umzuschauen, die der Entwicklungsstufe der Arbeiterbewegung in Russland eher entsprachen. Lenin hielt sich mit seinen Vorstellungen von der Partei in Anbetracht der spezifischen russischen Bedingungen an die Frühphase der sozialistischen bzw. sozialdemokratischen Bewegung, die sich ganz unter dem Eindruck von Reaktion und Restauration entwickelt hatte. Die SPD und ihre jüngere Vergangenheit taugten in diesem Zusammenhang nur sehr bedingt als Vorbild. Eine legale Massenpartei lag Universen von der russischen Realität entfernt. Das machte nach Lenins Ansicht eine Parteiorganisation erforderlich, die er schon um die Jahrhundertwende als »Generalstab« der Revolution konzipierte. Trotzdem beinhaltete dieses Modell des Partei-Autoritarismus, das in Was tun? (1902), einer seiner bekanntesten Schriften, skizziert worden war und in nachfolgenden Texten noch deutlicher hervortrat, noch kein Herrschaftsprogramm für die Zeit ab 1917. Die Autorität der Partei knüpfte er dabei auch an die »Reife« des Proletariats. Diese erschien ihm in Zusammenhang mit der Machtergreifung sehr viel ausgeprägter als dann beim Aufbau des Sozialismus, als er die mangelnde »Zivilisiertheit« der russischen Bevölkerung ebenso kritisierte wie das Fehlen eines »einheitlichen Willens« und so seine Erziehungsdiktatur legitimierte.

Diskussionen über die Prinzipien des Marxismus und die Frage einer reformorientierten Sozialdemokratie, wie sie der Revisionismusstreit auslöste, beförderten Lenins Kompromisslosigkeit gegenüber abweichenden Strömungen. Vor einem gesamteuropäischen Hintergrund stellte sich die 1903 begonnene Spaltung der SDAPR dennoch als langwieriger Prozess dar. In diesem stand Lenins Wunsch nach Einheit der Partei und Sammlung aller Kräfte zugleich dem Bestreben nach einer klaren Abgrenzung zwischen linkem und rechtem Flügel, also zwischen Menschewiki und Bolschewiki, gegenüber. Die Spaltung, die zunächst nicht als Auflösung einer Gesamtpartei, sondern als ein in allen europäischen Parteien üblicher Disput zwischen Gemäßigten und Radikalen gesehen wurde, zog sich über Jahre hin. Hinzu kam eine Vielstimmigkeit auch unter den Bolschewiki, die Lenin nach Möglichkeit unterband. Lenin verwies gegenüber abtrünnigen Genossen bzw. Kritikern stets auf seine eigenen »orthodoxen« Anschauungen, die sich auf einem, wie er meinte, unverfälschten Marxismus gründeten. Worum es den westlichen »Orthodoxen« in diesem Kontext aber vor allem ging, war die »Überlebenssicherung« einer in die Krise geratenen Weltanschauung. Zentrale Bedeutung kam in diesem Zusammenhang Karl Kautsky zu. Den 1938 im Exil verstorbenen Theoretiker sah Lenin lange Jahre als »Gralshüter« des revolutionären Marxismus und überzeugten Gegner des Revisionismus – trotz aller Schwankungen. In erster Linie seinen Wortmeldungen zu Russland und zu den dort vorhandenen Möglichkeiten einer Umwälzung entnahm Lenin den Auftrag für die Mission, das Zarenreich zum Motor einer revolutionären Entwicklung zu machen, die auch den Rest Europas erfassen würde. Die Perspektive eines Systemwechsels im autokratischen Romanowimperium wurde insbesondere ab Anfang des 20. Jahrhunderts zur Projektionsfläche für einen »Revolutionismus«, von dem sich eine reformorientierte Sozialdemokratie Europas immer weiter entfernte. Überspitzt könnte man sagen, dass das zarische Russland ein ausgelagertes »Umsturzareal« darstellte, welches viele SP-Organisationen über ihre eigene Verfasstheit hinwegtäuschte. Schließlich präsentierten sich die entsprechenden Kräfte als zunehmend kompromissbereit. Sie integrierten sich in bestehende Gesellschaftsstrukturen, rangen aber gleichzeitig um ideologische Glaubwürdigkeit. Kautskys eigenwillige publizistische Versuche, einen Ausgleich zwischen Reform und Revolution zu offerieren, rezipierte Lenin trotz wachsender Zweifel an der Prinzipientreue des Genossen immer eher als Aufruf zum Handeln denn als Suche nach der Vereinbarkeit gemäßigter und radikaler Richtungen.

Lenin hat per se wenig Einfluss auf die erste Russische Revolution ausgeübt, dafür aber diese umso größeren auf ihn. Die meist als marginal beschriebene Rolle Lenins in dieser Zeit sagt nichts über ihre enorme und kaum zu überschätzende Bedeutung für sein Denken aus. Die Erfahrung elementarer revolutionärer Gewalt und die brutalen Gegenmaßnahmen des Regimes bestimmten langfristig Lenins Verhältnis zum Terror und verfestigten seine Selbstwahrnehmung als »wahrhafter« Revolutionär. Diese Eigendefinition teilte er im Übrigen auch mit nicht wenigen politischen Gegnern, die allerdings ihr ideologisches Credo jenseits von revolutionärer Ungeduld und Putschismus ansiedelten. Als Folge der damaligen Ereignisse und der beobachteten Dynamik formte sich Lenins Auffassung über das Wesen der Revolution und über die Grundlagen einer Machtergreifung, die in wesentlichen Punkten seine Positionen von 1917 vorwegnahm. Die berühmten Aprilthesen waren ein Konzentrat seiner teilweise lang vor der Rückkehr nach Russland entwickelten Konzepte.

Schon 1905 wollte er nicht »auf halbem Wege stehen bleiben«, sich also weder mit einer prognostizierten bürgerlichen Regierung zufriedengeben noch die beanspruchte hegemoniale Stellung der Arbeiterschaft bzw. der SDAPR an andere politische Kräfte abtreten. Das Scheitern der ersten Revolution bestärkte ihn zweifellos 1917 in seinem Drängen, die Idee eines »Aufstands« ungeachtet des beachtlichen parteiinternen Widerstands voranzutreiben. Lenin wollte »seine« zweite Chance nützen. 1905 aber hatte der Aufruhr der Moskauer Arbeiter eine Niederlage zur Folge. Aus Lenins Sicht, weil dem Unternehmen die »technischen« Voraussetzungen fehlten, aus der Perspektive der Menschewiki aufgrund eines unzeitgemäßen »Revolutionismus«. Bereits zu diesem Zeitpunkt strebte Lenin nicht nach einer Massenerhebung als zwingender Vorbedingung für den Sturz des Regimes, sondern entwickelte seine Anschauungen gemäß den aktuellen Entwicklungen. Die Möglichkeit, in ein Machtvakuum hineinzustoßen, beflügelte seine Pläne einer Diktatur von Arbeitern und Bauern seit den turbulenten Ereignissen in Russland zwischen 1905 und 1907. Allerdings modifizierte er diesbezügliche Aussagen nach Bedarf. Diese Wandlungsfähigkeit irritierte Anhänger wie Kritiker. Sie korrespondierte mit einer Vielzahl widerspruchsvoll erscheinender Standpunkte. Lenin selbst stellte dabei stets die Praxis der Revolution in den Vordergrund und verband sie mit flexibel eingeflochtenen marxistischen Theorien, sozialdemokratischen Grundsätzen und situationsangepassten Taktiken. So entwarf er Perspektiven, die sich stets am sogenannten Maximalprogramm der Partei orientierten.

Trotz der bereits lang zuvor entwickelten Prämissen, die Lenins Politik im Revolutionsjahr 1917 prägten, waren es die spezifischen Bedingungen im Rahmen des Weltkriegs und die außerordentlich komplexen Herausforderungen, an denen das Februarregime scheiterte, die den »Roten Oktober« ermöglichten. Seine spezifische »revolutionäre Moral« schloss parellel dazu den »Vaterlandsverrat« nicht aus. Alles, was dem Widerstand gegen das verhasste Zarenregime und später einem Weitertragen der Revolution in den Westen nützte, betrachtete er als legitim. Das schloss die Kooperation mit einer feindlichen Macht vor dem Hintergrund der ersten Russischen Revolution ebenso wenig aus wie dann im Ersten Weltkrieg. Dieses Credo eines »revolutionären Defätismus« bzw. einer zweckorientierten Politik mit zeitweiligen ideologischen Kompromissen wurde handlungsleitend auch für die junge Rätemacht. Es legte die Basis für jene Doppelbödigkeit der sowjetischen Außenpolitik, die über Jahrzehnte Bestand hatte und – wenngleich in anderer Gestalt – auch in der jüngeren Geschichte Russlands eine Renaissance gefeiert hat.

Die Streitfrage der Parteiorganisation als »konspiratives Eliteprojekt« spielte für die innerparteilichen Differenzen, die 1903 eine wechselhafte Ära von Distanz und Nähe einleiteten, eine wichtige, aber nicht jene zentrale Rolle, die ihr später zugewiesen wurde. Tiefe Gräben verliefen u. a. entlang der unterschiedlichen Positionen zur Agrarfrage bzw. zur Rolle der Bauern im Rahmen einer bevorstehenden Umwälzung. Die Auseinandersetzungen über die legale und/oder illegale Parteiarbeit präsentierten sich überdies als Scheingefechte. Die Repressionen des zarischen Regimes vor Augen, wurde Lenins Parteikonzept einer im Untergrund wirkenden Zentrale gewissermaßen rehabilitiert – zumindest kurzfristig. Gleichzeitig lehnte der Bolschewikenführer legale Parteiarbeit keineswegs ab. Er wollte alle Möglichkeiten zugunsten einer Unterminierung des Herrschaftssystems ausschöpfen und seinen Anhang gerade auch auf Basis »erlaubten« Wirkens in den Arbeiterorganisationen vergrößern.

Die Zerrüttung der Partei nach dem Ende der Revolution 1905/07 nahm Lenin als größtmögliche Katastrophe wahr. Während die Menschewiki fast völlig aufgerieben wurden, rettete er aus seiner Sicht eine bolschewistische Rest-Partei, die allerdings ihrerseits durch innere Abweichungen und Kämpfe geschwächt war. Erst ab 1912 begann er, die Partei mehr oder weniger nach seinen Vorstellungen zu leiten. Der Kriegsbeginn 1914 bedeutete aber einen herben Rückschlag für die Arbeit der Bolschewiki und führte Lenin drei Jahre später eine Anhängerschaft vor Augen, die sich zu Kompromissen mit »kleinbürgerlichen« Kräften bereitfand und von jener Geschlossenheit, die er unentwegt gefordert hatte, wieder ähnlich weit entfernt zu sein schien wie am Anfang ihrer Existenz.

Lenin war ein Sammler von Zitaten. Selektiv suchte er all jene Aussagen zusammen, die seinem Verständnis einer radikalen Sozialdemokratie entgegenkamen. In Anbetracht der damals breit geführten Diskussionen über Voraussetzungen und Perspektiven einer Revolution im Zarenreich fällt es schwer, Lenin in diesem Kontext als wirklich originellen Denker und Theoretiker zu sehen. Das gilt auch für Debatten über den Imperialismus und die Zukunft des Kapitalismus sowie die Rolle der Sozialdemokratie im Transformationsprozess. Von anderen hob er sich aber zweifellos durch seinen bemerkenswerten Pragmatismus, einen ausgeprägten politischen Instinkt und eine auf Zuspitzungen setzende, fast schon hypnotisch konzipierte Publizistik ab. Die für ihn charakteristische Demagogik orientierte sich an einem binären Schema: Für oder wider die Revolution, allein diese Polarität bestimmte sein Denken, seine Rhetorik und seine Texte genauso wie sein Handeln.

Dass sich der sozialdemokratische Antizarismus 1914 auf den Standpunkt der Landesverteidigung zurückzog und den Internationalismus aus Lenins Sicht zu Grabe trug, beantwortete er mit der Forderung nach der Gründung einer neuen Internationale. Diese Perspektive war nun der Anker für seine Vorstellungen von einer sozialistischen Umwandlung in großem Maßstab. Krieg und Revolution, Bürgerkrieg und Klassenkampf hatte er vor diesem Hintergrund immer zusammengedacht. Nicht ohne Grund war schon im Rahmen der ersten Russischen Revolution von einem Bürgerkrieg die Rede gewesen. Dieses Muster galt Lenin erst recht im Umsturzjahr 1917 als Grundlage für seine Entscheidungen. Die Machtergreifung, die nominell als eine des Proletariats und der armen oder ärmsten Bauernschaft vollzogen wurde, implizierte eine fortschreitende Revolution. Das hieß auch, die »bürgerlich-demokratischen Aufgaben« mit einer sozialistischen Umwälzung oder, wie er klarstellte, die erste mit der zweiten Revolution zu verbinden. »Die erste« Revolution, meinte er, »wächst« auf diese Weise »in die zweite hinüber«.47 Schon deswegen war es ein Leichtes, die ursprünglich zeitlich limitierte »Diktatur des Proletariats«, d. h. de facto der Partei, auf unbestimmte Zeit auszudehnen. Möglich geworden war die Machtergreifung im Oktober 1917, abgesehen von Lenins besessenem Drängen darauf, aber auch durch eine weitgehende Selbstneutralisierung der Opposition. Während das Kerenskij-Regime zunehmend handlungsunfähig geworden war, hatten die Räteparteien den Bolschewiki sukzessive die Kontrolle über die Sowjets abtreten müssen. Ihre Hinwendung zur Verfassunggebenden Versammlung als Alternative zu den großteils bolschewisierten Räten vermochte Lenin dann aber als Zurückweisung bisheriger revolutionärer Errungenschaften darstellen. Eine gesamtsozialistische Lösung der Machtfrage lehnte er im Unterschied zu vielen seiner Genossen strikt ab – eine Haltung, die ebenfalls bereits aus früheren Konzepten resultierte.

Die Ablehnung, die Lenins Regime von vielen ehemaligen Weggefährten, aber auch anderen Linken entgegenschlug, speiste sich nicht zuletzt aus der Sorge vor einer unheilvollen Kompromittierung des Marxismus und seiner Lehren. Der Ruf des sozialdemokratischen »Befreiungsprojekts«, das sich in Zusammenhang mit der Forderung nach Bürgerrechten, sozialen Reformen, der Bekämpfung geburtsrechtlicher Privilegien oder der überfälligen Berücksichtigung von Frauenrechten historische Verdienste erwarb, nahm angesichts des Oktoberregimes und seiner Fortsetzung unter Stalin tatsächlich enormen Schaden. Die Frage, was von dem übrig blieb, was Lenin und abseits von ihm die Linke im Westen zu erreichen hofften bzw. was davon eine tatsächlich erstrebenswerte oder realistische Perspektive enthielt, hat bereits eine Vielzahl von Antworten nach sich gezogen. Ähnliches gilt für die Frage, was gewesen wäre, hätte der Bolschewikenführer 1917 nicht die Heimreise nach Russland angetreten. Eines ist gewiss: Der Oktoberumsturz hätte ohne Lenin nicht stattgefunden und die soziale Revolution, die er nun ausrief, wäre das geblieben, wofür sie auch ein Gutteil seiner Anhänger damals hielt: eine Utopie.

Der spätere KP-Chef hob schon im Jahr 1902, in Was tun?, die Notwendigkeit zu träumen hervor. Dass es einem, wie viele Zeitgenossen meinten, »Utopisten und Phantasten« gelang, das wahrzumachen, was er um die Jahrhundertwende prophezeite, nämlich Russland mit einer Handvoll Revolutionäre aus den Angeln zu heben, erstaunt auch heute noch und stimmt nicht minder nachdenklich. Das gilt bei näherer Betrachtung aber auch mit Blick auf jene Macht-Cliquen, die die Geschicke Europas lenkten, als Lenin die Welt veränderte. Der Krieg und die damals betriebene Politik warfen unheilvolle Schatten auf eine Zeit voraus, die in eine apokalyptische Barbarei mündete. Die Ideologen und großen Vereinfacher, die Feldherren und Demagogen – sie alle reüssierten über die großen Umbrüche von 1917/18 hinaus. Die Beseitigung von schwach entwickelten, kränkelnden oder bereits willentlich entstellten Demokratien fiel vor diesem Hintergrund leicht. Hundert Jahre nach Lenins Tod scheint sich in dieser Hinsicht erschreckend wenig geändert zu haben.

1 Vgl. Alexis Pogorelskin, »Under Seven Seals«. New Perspectives on Lenin’s Testament, in: Canadian-American Slavic Studies 53 (2019), 90–106.

2 Vgl. Helmut Altrichter, Stalin. Der Herr des Terrors, München 2018, 123.

3 LW, Bd. 36, 582.

4 Vgl. Markus Wehner, Bauernpolitik im proletarischen Staat. Die Bauernfrage als zentrales Problem der sowjetischen Innenpolitik 1921–1028, Köln/Weimar/Wien 1998, 46.

5 Ebd., 414.

6 Ebd., 415.

7 LW, Bd. 33, 466f.

8 Roy Alexandrowitsch Medwedew, 80 Jahre Russische Revolution. Sieg und Niederlage der Bolschewiki, in: Wladislaw Hedeler/Horst Schützler/Sonja Striegnitz (Hg.), Die Russische Revolution 1917. Wegweiser oder Sackgasse?, Berlin 1997, 32–47, 43.

9 Dazu vor allem die Texte in LW, Bd. 33, 447–533.

10 Ebd., 473.

11 Stephan Merl (Hg.), Sowjetmacht und Bauern. Dokumente zur Agrarpolitik und zur Entwicklung der Landwirtschaft während des »Kriegskommunismus« und der Neuen Ökonomischen Politik, Berlin 1993, 38.

12 Vgl. ebd., 42.

13 Dazu Manfred Hildermeier, Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates, München 1998, 163.

14 LW, Bd. 36, 588.

15 LW, Bd. 33, 489.

16 Christopher Read, Lenin. A Revolutionary Life, London/New York 2005, 145.

17 LW, Bd. 36, 586f.

18 Ebd., 578; vgl. Hildermeier, Geschichte der Sowjetunion, 164.

19 LW, Bd. 33, 489.

20 Gerd Koenen, Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus, München 2017, 291.

21 LW, Bd. 36, 518.

22 Wolfgang Ruge, Lenin. Vorgänger Stalins. Eine politische Biographie, Berlin 2010, 365.

23 Zit. nach Robert Service, Trotzki. Eine Biographie, Berlin 2012, 379.

24 LW, Bd. 36, 591.

25 Vgl. Ruge, Lenin, 364–366.

26 Hildermeier, Geschichte der Sowjetunion, 168.

27 Benno Ennker, Einführung zu V. I. Lenin, Brief an den Parteitag, 23. Dezember 1922 bis 4. Januar 1923. https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_ru&dokument=0013_tes&object=context&st=&l=de (12.1.2023); Hildermeier, Geschichte der Sowjetunion, 185.

28 Hildermeier, Geschichte der Sowjetunion, 174f.

29 Vgl. Ruge, Lenin, 371.

30 Hildermeier, Geschichte der Sowjetunion, 166.

31 Vgl. ebd., 170–173.

32 Vgl. Ruge, Lenin, 356.

33 Vgl. ebd., 375.

34 Zit. nach Isaak Steinberg, Gewalt und Terror in der Revolution, Berlin 1931, 328.

35 W. I. Lenin, Sämtliche Werke, Bd. XXV: Das Jahr 1920. Strategie und Taktik der proletarischen Revolution, Wien/Berlin 1930, 180f.

36 LW, Bd. 27, 254.

37 Lenin, Sämtliche Werke, 180 und 535–558.

38 LW, Bd. 27, 255f.

39 Ebd., 263–266.

40 LW, Bd. 36, 558–560.

41 Vgl. Theodor Dan, Die Sozialdemokratie Rußlands nach dem Jahre 1908, in: J. Martow, Geschichte der russischen Sozialdemokratie, Berlin 1926, 225–320, 319.

42 LW, Bd. 19, 3f.

43 Vgl. Gareth Stedman Jones, Karl Marx. Die Biographie, Frankfurt am Main 2017, 292.

44 LW, Bd. 2, 339.

45 Zit. nach Winfried Scharlau, Parvus-Helphand als Theoretiker in der deutschen Sozialdemokratie und seine Rolle in der ersten russischen Revolution (1867–1910), Duisburg-Hamborn 1964, 205.

46 LW, Bd. 9, 47.

47 Vgl. Lenin zum 4. Jahrestag der Revolution, in: W. I. Lenin, Ausgewählte Werke, Bd. VI, Zürich 1934, 509–520.