Kapitel acht

Römer raus!

Unter dem brausenden Jubel der Menge trat Julius aus dem Tempel. Der Priester stellte sich ihm in den Weg und besah ihn sich von oben bis unten. »Nun, was hat das Orakel gesagt?«

Julius schob ihn beiseite und wandte sich an die Menge.

Die Versammelten brüllten wieder vor Begeisterung und Cornelius ging zu Julius.

»Donnerwetter! Das hast du sehr gut gemacht, Julius! Das ist GROSSARTIG! Du musst ihn wirklich beeindruckt haben. Nur sehr weise alte Männer dürfen Orakel werden.«

»Gute Arbeit, Julius!«, rief Felix. »Aber wo ist deine Krone?«

»Gut, dass du mich daran erinnerst!« Julius wandte sich an den Priester. »Und wo bleibt bitte meine Krone?«

Der Priester hatte Julius’ vorige Faxen noch nicht vergessen und musste sich regelrecht zwingen, das Zebra anzusehen. »Geduld, Euer Hoheit«, knurrte er. »In drei Tagen wird man Euch krönen. Die Zeremonie wird in der alten Stadt Memphis im Schatten der großen Pyramiden vorbereitet werden.«

Cornelius konnte seine Aufregung kaum verbergen. »Sagtest du, DIE PYRAMIDEN?! WOW! Diese Reise wird ja immer besser!«

Julius hatte nichts kapiert. »Was ist so besonders an Piraten-Miesen? Die Meere sind voll davon!«

»Mann, die haben’s aber mit ihren Wundern hier«, entgegnete Julius.

»Aber das sind die Wunder ALLER Wunder!«, rief Cornelius. »Dreieckige Grabmäler so hoch wie Berge, die fast den Himmel berühren, sagt man.« Er faltete selbstgefällig die Arme. »Die Gelehrten fragen sich bis heute, wie man sie gebaut hat. Jeder einzelne Steinblock wiegt eine Tonne!«

»Oh, da muss ich mir einen für meine Steinsammlung besorgen!«, schwärmte Felix. »Stellt euch mal so einen auf meinem Kaminsims vor!«

Plötzlich kam ein kleiner, dicker Mann in einer feinen Toga die Treppen heraufgekeucht.

»Nehmt euch besser in Acht«, warnte der Priester. »Da kommt der Präfekt Titus Flavius. Er ist der Mann aus Rom, der hier das Sagen hat!«

»Rom?«, fragte Julius verdutzt. »Was haben denn die hier verloren?«

»Ägypten ist eine römische Provinz, Julius!«, antwortete Cornelius. »Ihnen GEHÖRT Ägypten!«

»Sie randalieren nicht!«, protestierte Julius. »Sie jubeln mir zu! Ich bin der Erwählte. Der neue PHARAO

Flavius explodierte fast vor Wut. »PHARAO?!«, kreischte er, und sein Gesicht lief an wie eine Tomate. »Habt ihr den VERSTAND verloren? Unser großer Imperator HADRIAN regiert dieses Land. Niemand sonst!«

»Dann erkläre das mal DIESEN Leuten!«, sagte Julius und deutete auf die Menschenmenge.

Der römische Präfekt zuckte erschrocken zusammen. »Aber das … das ist ja WAHNSINN!« Er starrte Julius an. »Wer bist du, dass du es WAGST, hier den Thron zu beanspruchen?«

»Ich bin HETER, der Pferdegott, Bringer von magischem Regen und Münzen«, erklärte Julius stolz. »Du kennst mich aber vielleicht auch als Julius Zebra, den Champion aus dem Kolosseum!«

Flavius stockte der Atem. Er beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. »Das ist doch nicht möglich …?« Schon klatschte faules Obst auf die wunderschöne saubere Toga des Präfekten. »GÜTIGER HIMMEL!«, brüllte er, drohte der Menge mit der Faust und diese schrie dröhnend zurück. Aus Furcht vor ihrem Zorn huschte Flavius in Richtung Tempel davon. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um und wagte einen letzten Ruf in Richtung der Menge.

Und dann verschwand er.

»Im Tempel wird er wohl nicht weit kommen«, bemerkte Julius. »Das ist doch der einzige Eingang, oder?«

»Nein«, antwortete der Priester.

»In der ganzen Stadt gibt es jede Menge Geheimgänge und Tunnels. Flavius wird leicht hinauskommen.«

Julius klatschte in die Hufe. »Heißt das, ich kann jetzt endlich Ägypten regieren?«

»Ich glaube schon«, erwiderte der Kommandant. »Aber wir sollten auf einen Besuch von Hadrian und seiner Armee gefasst sein. Jetzt, wo sich die Kunde über deine Ankunft verbreitet hat, wird er nicht mehr lange auf sich warten lassen.«

»Ach, mach dir keine Sorgen um ihn«, lachte Julius. »Aus Britannien habe ich ihn auch schon mit einem Fußtritt hinausbefördert!« Er wandte sich an den Priester, der mit gefalteten Armen in der Nähe stand und das Zebra mürrisch anstarrte. »Wir beide, wir sind doch quitt, oder?«

Der Priester verdrückte sich in Richtung Tempel.

»Was sollte denn DAS?«, fragte Julius besorgt.

»Ich habe dich gewarnt, Julius«, sagte Milus. »Manche in Ägypten sind nicht glücklich darüber, dass du einfach daherkommst und dir die Krone schnappst.«

Der Löwe ging die Stufen wieder hinunter. »Genieß das Ganze ein paar Tage, aber dann verschwinden wir von diesem verrückten Ort, bevor es zu spät ist.«

Julius schüttelte nur den Kopf. »Wie kann man nur so ein MIESEPETER sein!«