23
F ür einen kurzen Moment habe ich gedacht, du kriegst einen Herzinfarkt. Jetzt stehen wir wieder auf dem Boden. Du zitterst am ganzen Körper, kannst kaum gehen und ich halte dich fest. Ich halte dich an mich gedrückt und küsse immer wieder dein Gesicht. »Du bist so ein Arsch.«
Doch deine gebrochene Stimme meint es nicht ernst. Längst sind wir wieder auf dem Weg zum Auto und ich spüre das Glück durch mich rauschen, obwohl meine Beine weich sind. Spüre auch bei dir, dass sich etwas verändert hat. Du strahlst, obwohl du nicht lächelst. Du strahlst, weil du lebst und nicht tot bist. Aber dieser kleine Ausflug hat noch nicht gereicht, um dich davon zu überzeugen, wie wahnsinnig es ist, sich umzubringen, und wie groß dein Lebenswille ist. So wie früher muss ich dich immer erst in Angst und Schrecken versetzen, damit ich dir etwas Schönes zeigen kann, also wird es jetzt Zeit für deine kleine Belohnung.
Als ich dich auf dem Beifahrersitz absetze und dich anschnalle, sehe ich, dass deine Beine immer noch zittern.
Dein ganzer Körper bebt neben mir, als ich den Wagen starte. Da ich bei deinem bleichen Gesicht damit rechnen muss, dass du dich jeden Moment übergibst, mache ich dein Fenster ein Stück auf.
Mittlerweile hast du eine ganz rote Nase und ich entschließe mich, rechts ranzufahren, um eine Mütze aus meiner Jackentasche rauszuholen. Verwundert siehst du mich an, als ich mich zu dir rüberbeuge und sie dir aufziehe.
»Schämst du dich für meinen kahlen Kopf?«, fragst du mich schonungslos und unterkühlt, was mich überrascht. Lächelnd und fast ungläubig über deine Worte ziehe ich die Mütze an deinem Kopf zurecht und küsse deine rote Nasenspitze.
»Nein, ich will nur nicht, dass du krank wirst. Nicht, dass wir unseren Todesplan verschieben müssen, weil du dich erkältest.«
Spielerisch haust du mir auf die Brust und ich muss lachen. Schließlich setzen wir unseren Weg fort und du kannst mir am Gesicht ablesen, dass ich dir sicher nicht verraten werde, was dich als Nächstes erwartet.
Wir werden einige Stunden fahren müssen, doch schon nach der ersten bist du neben mir eingeschlafen. Mit dem Kopf gegen die Scheibe gelehnt hat dich die Erschöpfung eingeholt. Ich habe dir einiges abverlangt, genauso wie mir selbst auch. Ich bin übermüdet und ausgebrannt durch meine Emotionen. Gleichzeitig pocht immer noch das Adrenalin in mir hoch, weil ich weiß, wie entscheidend dieser Tag ist. Jeder weitere Schritt ist wichtig für mein Vorgehen.
An der Raststätte halte ich schließlich an, kaufe diese irrwitzigen Taschenwärmer, etwas zu essen und zu trinken. Du schläfst noch immer, als ich zum Auto zurückkehre, und hast nicht einmal mitbekommen, dass ich nicht da war.
Die Tüten lege ich auf den Rücksitz und schaue dich an. Betrachte viel zu lange deinen Schlaf und bin erleichtert, dass du endlich neben mir sitzt. Ich kann es eigentlich noch immer nicht glauben, dass du da bist. Du lebst, Baby. Auch wenn Rose längst der Vergangenheit angehört, bist du immer noch die Frau, die ich über alles liebe und für die ich alles tue. Du bist mein Glück, mein Leben, einfach alles. Und ich werde alles unternehmen, um dich aufrechtzuerhalten. Um dich glücklich zu machen.
Schließlich setze ich die mehrstündige Fahrt fort, bevor du durch mein langes Starren wach wirst.
Erst gegen Nachmittag werden wir ankommen und ich kann dir etwas Schönes zeigen, was dir sicher gefallen wird.