Immersives Erholungs- und Trainingsszenario:
Fantasy-Kriege
D er Dunkle Lord stieg langsam vom Boden auf und die Luft um ihn herum verdunkelte sich, als er seine Zauberkraft zu einer knisternden schwarz-purpurfarbenen Kugel um sich herum zusammenzog.
Bethany Anne sah sich nach einer Möglichkeit um, den schwebenden Despoten zu erreichen, bevor sein Schild sich völlig verfestigte und ihr suchender Blick fiel auf die Tribünen. Sie sprintete auf die Tribüne zu ihrer Rechten zu, sprang hoch und landete mit den Füßen voran gegen die Wand.
Sie behielt ihren Schwung bei und lief noch ein paar Schritte die Wand hinauf, ehe sie sich drehte und die Holzbretter als Sprungbrett nutzte, um sich auf den Dunklen Lord zu katapultieren.
Jetzt!
Genau in dem Moment, als Bethany Anne auf dem Rücken des Dunklen Lords landete, erschienen Alexis und Gabriel oben auf der Tribüne. Sie taumelten kurz und kamen etwas näher. Der Dunkle Lord wand sich heftig, um Bethany Annes Umklammerung zu entkommen, während sie darum kämpfte, die Kontrolle über ihn zu erlangen.
Halt ihn ruhig, Mami!
Bethany Anne blickte auf und sah Gabriel mit seinem Bogen und Alexis, die ihre Magie vorbereitete. Sie schlang ihre Arme noch fester um den Hals des Dunklen Lords und umklammerte seine Beine mit ihren, sodass seine Brust und sein Bauch ungeschützt frei lagen.
Alexis entzündete Gabriels Pfeil mit ihrer Magie und er schoss den glühenden Pfeil ohne zu zögern ab.
Der Dunkle Lord schleuderte einen weiteren Magieimpuls, der den Pfeil beiseite stieß. Bethany Anne ließ sich jedoch nicht so leicht abschütteln.
Sie verstärkte ihren Griff um den Hals des Dunklen Lords und stieß ihm ihr Knie in den Rücken. Er versuchte sie mit über seine Schulter gezielten Faustschlägen zu vertreiben.
Aber Bethany Anne lachte nur und nutzte ihren Körper als Gegengewicht, um sie beide herum zu schwingen, während sie wieder langsam zu Boden sanken. Sie beabsichtigte ihn erneut in die Richtung zu drehen, in der Gabriel abwartend seinen Bogen mit einem eingelegten Pfeil locker in den Händen hielt und auf eine weitere Chance wartete.
Jedoch fielen Bethany Anne und die Kinder ohne jegliche Vorwarnung ins Nichts, als der Dunkle Lord, die Tribünen und die ganze Ebene plötzlich verschwanden.
Michaels Stimme ertönte aus der gestaltlosen Leere um sie herum, die die vorherige Szene ersetzt hatte. »Keine Sorge. Es gibt nur eine dringende Angelegenheit, die unsere Aufmerksamkeit erfordert, deshalb hole ich euch alle heraus.«
Die Zwillinge waren alles andere als begeistert.
»Aber es ist doch Muttertag!«
»Wir waren gerade dabei, den Dunklen Lord zu besiegen!«
Bethany Anne zog Alexis und Gabriel tröstend zu sich heran. »Wir können das Spiel ein anderes Mal zu Ende spielen. Was ist denn los, Schatz?«
»Lass mich euch zuerst aus dem Spiel holen.«
Die Leere verblasste und im nächsten Augenblick wachte Bethany Anne im Vid-Doc auf. Sie fragte sich, was zum Teufel wohl so wichtig sein konnte, dass Michael ihren Tag mit Alexis und Gabriel stören musste. Dann spürte sie das vertraute Kribbeln ihrer Verbindung zum Aetherischen und Kael-ven und Kiels Situation flutete in ihr Bewusstsein.
Sie hob den Deckel an, schlüpfte aus der Kapsel, warf einen Blick auf die Kinder, die erst langsam zu sich kamen und wandte sich an Michael. »Erkläre mir, was hier genau los ist.«
Michaels ernster Gesichtsausdruck sprach Bände. »Die Atalanta hat es unangefochten ins System geschafft, um Kael-ven und seine Crew abzulösen. Aber dort gab es einen Angriff, eine recht heftige Schlacht. Wir haben Leute verloren.«
Bethany Annes Knie wurden kurzzeitig weich. »Welche Leute? Wie viele?«
Eve und Addix kamen tief in ein Gespräch versunken herein.
»Wir haben ein Video erhalten«, verkündete Eve sachlich. Sie ging zur Konsole hinüber, und ein paar Sekunden später wurde das Ende der Schlacht zwischen Bethany Annes Streitkräften und den außerirdischen Schiffen auf dem Bildschirm abgespielt.
»Oh, cooool! «
Alle vier drehten sich um und sahen Gabriel in seinem Vid-Doc stehen. Der Junge starrte mit leuchtenden Augen auf den Monitor.
Bethany Anne wies auf den Bildschirm. »Halt die Wiedergabe an, Eve.«
»Was ist das denn für ein Spiel?«, fragte Alexis ebenfalls interessiert und rieb sich die Augen, als sie sich aufsetzte. »Können wir es auch spielen?«
Michael hob die Zwillinge nacheinander aus ihren Vid-Docs heraus. »Ich glaube, ein ganzer Vormittag im Spiel ist erst einmal genug. Müde Kinder müssen essen und vor dem Unterricht heute Nachmittag ihren Mittagsschlaf halten.«
Wie aufs Stichwort gähnte Gabriel. »Bist du deshalb hier, Tante Addix?«
Die Ixtali nickte. »Ganz genau. Hört auf euren Vater, damit wir später alle zusammen Spaß haben können.«
Michael ging zu Bethany Anne hinüber und murmelte ihr geistig zu, während er sie zum Abschied küsste. Mach dir keine Sorgen, Ich habe einen vollen Nachmittag und Abend für unsere Kinder geplant. Denn ich wollte sicherstellen, dass du die Freiheit hast, alle entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen, nachdem du erfahren hast, was dir Eve noch zu erzählen hat.
Bethany Anne bemerkte die besorgte Miene ihres Mannes und nickte dankbar. Sie beugte sich vor, um Alexis und Gabriel zu küssen. »Schlaft gut und habt Spaß mit eurem Vater, Kinder. Ich danke euch beiden für einen wunderbaren Muttertag.«
Als sich die Tür hinter Michael geschlossen hatte und Bethany Anne ganz sicher war, dass die Kinder nichts mehr mithören konnten, bat sie Eve, das Video von der Schlacht weiter abzuspielen.
Bethany Anne verfolgte den Kampf bis zu seinem Ende, das keine der Parteien für sich entscheiden konnte. Beide Seiten entfernten sich angeschlagen voneinander, um ihre Wunden zu lecken und ihre Schiffe soweit zu retten, wie es ihnen möglich war.
Eve runzelte finster die Stirn. »Das ist noch nicht alles. Die EI, Loreley … ihre Sicherheitskopie war ebenfalls in den Informationen enthalten, die Kael-ven geschickt hat. Sie hat da drin etwas versteckt, was ich gerade versuche auszugraben.«
Bethany Anne konnte sich gut vorstellen, was die EI geschickt hatte. »Ich brauche diese Information dringend.«
Die Androidin zog ein entschuldigendes Gesicht. »Ich leite alles an dich weiter, sobald ich es ausgelesen habe.«
Verwundert zog Bethany Anne eine Augenbraue hoch. »Du kannst die Informationen nicht einfach herausholen?«
Eve schüttelte den Kopf. »Nicht ohne das Risiko einzugehen, Loreley irreparabel zu beschädigen. Sie ist zwar keine KI, aber sie hat sich bereits zweimal geopfert.«
Bethany Anne nickte verständnisvoll. »Das ist natürlich eine zusätzliche Anstrengung wert, aber lass dir nicht zu viel Zeit bei der Beschaffung dieser Informationen. Es könnten Leben davon abhängen.«
Betrübt ließ Eve den Kopf hängen. »Das brauchst du mir nicht extra zu sagen. Ich weiß es.«
Bethany Anne warf einen verwunderten Blick auf Eves niedergeschlagene Körperhaltung. »Wir sind doch im Großen und Ganzen weitgehend unbeschadet davongekommen, oder? Was ist also das Problem?«
»Das Problem«, erklärte Eve zähneknirschend, »besteht darin, dass sie siebenunddreißig unserer Leute mitgenommen haben. Peter und sein Team befinden sich unter den Gefangenen.«
Bethany Anne machte sich auf den Weg zur Tür. »Versetzt die Flotte sofort in Einsatzbereitschaft. Wir lassen niemanden zurück.«
Erstaunt legte Eve den Kopf schief. »Die gesamte Flotte?«
Bethany Anne drehte sich um, ihre Augen glühend rot. »Jedes. Einzelne. Verdammte. Schiff! High Tortuga zieht in den Krieg.«
Eves Miene nahm einen kurzen Moment lang einen leeren Ausdruck an, als sie den Status aller Schiffe überprüfte, die Bethany Anne auf Abruf hatte. »Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen.«
»Mach einfach die verdammte Flotte bereit, Eve. Alle Schiffe, die aus irgendeinem Grund noch nicht zum Einsatz bereit sind, können sich uns später anschließen, sobald sie soweit sind.«
Suite der Queen, Raumflottenstützpunkt, High Tortuga
Bethany Anne blickte erschöpft von ihrem Schreibtisch auf, als die Tür zu ihrer Suite krachend aufschlug. Das vertraute Geräusch von Tabitha, die den Flur aus dem Vorzimmer entlang stapfte, kündigte das Erscheinen der launenhaften Frau deutlich an.
Sie stürmte herein und blieb abrupt mit verschränkten Armen vor Bethany Annes Schreibtisch stehen. Sie hielt den Kopf in einem Winkel nach oben gereckt, der Bethany Anne verriet, dass ihr ein Kampf bevorstand.
Innerlich seufzend legte sie den Bericht beiseite, den sie las, und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Hallo, Tabitha. Welchem Umstand verdanke ich die Ehre dieses unerwarteten Besuchs?«
»Komm mir bloß nicht krumm!« Tabitha richtete einen anklagenden Finger auf Bethany Anne. »Du weißt ganz genau, warum ich hier bin.«
Bethany Anne zuckte mit den Schultern. »Es kann nicht daran liegen, weil ich dir verboten habe in den Einsatz zu gehen. Ein erfahrener Ranger würde keine Befehle anfechten, die im besten Interesse aller sind.«
Tabitha trat den Besucherstuhl so ungestüm, dass er gegen den Schreibtisch flog und dann seitlich umkippte. Durch die Erschütterung fiel auch einiges auf dem Schreibtisch um. »Ich bin schon lange keine Rangerin mehr, Bethany Anne.« Ihr Arm wies nach oben in den Weltraum. »Peter ist da draußen und du kannst mich nicht zwingen, zurückzubleiben, während der Mann, den ich liebe, sein verdammtes Gehirn von hässlichen Außerirdischen zerpflückt bekommt.«
Bethany Anne deutete mit einer Handbewegung streng auf das von Tabithas veranstaltete Durcheinander. »Das ist genau der Grund, warum ich dir nicht erlaube zu gehen. Ein unbeherrschter Ausbruch wie dieser hier könnte dazu führen, dass alle deine Begleiter getötet werden.«
Tabitha runzelte finster die Stirn und hob den Stuhl auf. »Ich weiß nicht, was du meinst.« Sie schnaufte, als sie sich mit verschränkten Armen auf den Stuhl fallen ließ. »Mir geht es gut.«
»Dir geht es nicht gut.« Bethany Anne seufzte laut, ihr Gesichtsausdruck wurde weicher. »Du hast deine Gefühle im Moment nicht unter Kontrolle. Ich weiß nicht, was mit dir und Peter los ist, aber es beeinflusst dich negativ, Tabbie.«
Tabitha zuckte heftig zusammen und ihre Wut wurde durch zwei Silben entschärft.
Bethany Anne runzelte überrascht die Stirn. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
Tabitha legte den Kopf in den Nacken und blickte dann weg, um die Tränen zu verbergen, die sie nicht verhindern konnte. »Merry hat mich so genannt und Alexis, Gabriel sowie Kevin auch.« Sie schniefte und begegnete flehend Bethany Annes Blick. »Und Peter auch. Du musst mich einfach in den Einsatz lassen. Bitte!«
Bethany Anne schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass ich meinen Standpunkt in dieser Sache keinen Zentimeter von der Stelle bewegen werde. Warum drängelst du überhaupt so?«
Tabitha nahm ein Taschentuch aus der Schachtel auf Bethany Annes Schreibtisch und putzte sich die Nase. »Darum eben, okay?« Ihr finsterer Blick vertiefte sich. »Ich habe mich ihm gegenüber in letzter Zeit wie ein richtiges Miststück verhalten.«
Bethany Anne schnaubte sarkastisch, hob dann aber sofort eine Hand. »Es tut mir leid. Das war unfair.« Sie beugte sich nach vorne und verschränkte ihre Hände auf dem Schreibtisch. »Aber Tabitha, du warst in letzter Zeit so ziemlich jedem gegenüber ein kratzbürstiges Miststück und keiner von uns weiß, was mit dir los ist, weil du zu verdammt empfindlich warst, um mit dir zu reden.«
Daraufhin fing Tabitha wieder an zu weinen. »Verdammt, ich weiß es doch, okay?« Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und ließ die Tränen fließen.
Bethany Anne sprang auf, ging um den Schreibtisch herum und schlang ihre Arme um die ehemalige Rangerin. So blieben sie eine ganze Weile. Tabitha klammerte sich an Bethany Anne fest und weinte mit großen, heftigen Schluchzern, während Bethany Anne leise, tröstende Geräusche von sich gab und den Rücken der weinenden Frau rieb, bis ihr Gefühlsausbruch abklang.
Tabitha sah blass und ausgelaugt aus, als sie Bethany Anne losließ. »Ich fühle mich nicht so gut. Kann ich mich einen Moment lang hinlegen?«
Bethany Anne warf einen besorgten Blick auf sie und half ihr auf die Couch. »Ist alles in Ordnung? Sollten wir dich vielleicht besser in den Pod-Doc bringen?«
Tabitha winkte abwehrend ab. »In ein paar Minuten geht es mir wieder gut.«
Aber Bethany Anne runzelte die Stirn. »Rühr dich nicht vom Fleck.« Sie deckte Tabitha mit einer Decke zu und ging zum Kühlschrank, um ihr etwas zu trinken zu holen.
Als Bethany Anne sich wieder umdrehte, um Tabitha ihr Wasser zu geben, war die Farbe in ihr Gesicht zurückgekehrt. Sie trank ein wenig und schraubte den Deckel wieder auf die Flasche. »Bethany Anne, du musst mich unbedingt mit auf diesen Einsatz gehen lassen.« Ihre Stimme klang leise, aber trotzdem stählern.
»Du wirst nicht lockerlassen, oder?« Bethany Anne seufzte, als Tabitha entschlossen den Kopf schüttelte. »Dann sag mir, worum es hier in Wirklichkeit geht. Denn so habe ich dich noch nie gesehen.«
Tabitha zog die Decke enger um sich und in ihren Augen glitzerten neue Tränen. Sie stammelte: »Ich muss sicherstellen, dass Peter in Sicherheit ist. Ich hätte ihn nicht einfach so gehen lassen dürfen … Nicht, ohne es ihm vorher zu sagen. Ich bin schwanger .«
Aussichtsplattform der QBS ArchAngel II, am Rand des Schlachtfeldes, namenloses System
Die ArchAngel II glitt durch ein Meer aus verbogenem Metall und geschmolzenem Plastik und bahnte sich einen Weg durch das mit Trümmern übersäte Vakuum zur Atalanta .
Bethany Anne stand mit John im Rücken am Fenster und beobachtete, wie die Sprungtore im ganzen System aufblitzten, als die Schiffe der gesamten Flotte von High Tortuga mit ihrem gestaffelten Einflug begannen.
ArchAngel brachte das Schiff sanft zum Stillstand, als sie in Transferreichweite gelangten. Damit verschaffte sie Bethany Anne und John gleichzeitig einen ausgezeichneten Blick auf die Schäden, die die Atalanta in der Schlacht erlitten hatte.
Ihr Volk hatte eine schmerzhafte Niederlage einstecken müssen.
»So viel Zerstörung, nur um uns daran zu hindern, Loreleys Informationen in die Finger zu bekommen.« Sie beugte sich vor und stützte ihre Hände auf das Geländer auf. Aber die ihr ins Gesicht fallenden Haare verdeckten das wütende, rote Glühen ihrer Augen nicht ganz.
In der Ferne öffnete sich ein weiteres, dieses Mal wesentlich größeres Sprungtor. Das schimmernde Licht kündigte die Ankunft der Astraea und der Adrastea an, die hierher gekommen waren, um im Namen ihres Schwesterschiffs die Muskeln spielen zu lassen.
Bethany Anne hielt das Geländer fest umklammert, während sie die Verwüstung betrachtete. Sie schätzte, dass mindestens die Hälfte der Begleitschiffe völlig zerstört worden war und die Atalanta befand sich in einem wahrhaftig erbärmlichen Zustand.
Das Großkampfschiff lag bis ins verwundbare Innere tief aufgerissen seitlich von der ArchAngel II und ein Großteil der Räume war dem Vakuum ungeschützt ausgesetzt.
Aber zumindest würde es heute nicht sterben.
John legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. »Wir haben Glück, dass Kael-ven daran gedacht hat, uns zu rufen, sonst hätten wir ein Rätsel zu lösen gehabt, das praktisch einem stellaren Bermuda-Dreieck gleich käme.«
Langsam, aber sicher reparierte sich das geschundene Großkampfschiff selbst. Die klaffenden Löcher in der Flanke schlossen sich Millimeter für Millimeter, während die Reparatursysteme der Atalanta unermüdlich daran arbeiteten, das Schiff wieder zu versiegeln.
Bethany Anne blickte hinunter zum Heck, wo der Schaden am größten war. Drei Bergungsschiffe hielten ein massives Stück des Schiffes zwischen sich und absolvierten ein kompliziertes Schema mit Schiebe- und Zugphasen, um das amputierte Stück wieder an seinen Platz zu manövrieren. »Es ist das reinste Wunder, dass es nicht noch mehr Verluste gab.«
John gab ein zustimmendes Geräusch von sich. »Wir werden die Leichen von Mellor und Robinson bergen. Es hat sich bereits jemand auf dem Weg zum letzten bekannten Standort des Transportpods gemacht.«
Bethany Annes Gesicht verhärtete sich, als sie sich vom Fenster abwandte und nach Johns Schulter griff. »Sehr gut, aber trotzdem … Zwei verlorene Leben sind zwei zu viel.«
Geübt zog sie John mit sich in das Aetherische und brachte sie nach einigen Schritten an Bord der Atalanta wieder in ihre Dimension zurück. Natürlich erst nachdem sie sich vergewissert hatte, dass das Deck, auf das sie hinausgehen wollten, nicht zum Weltraum hin offen war.
Bethany Anne zwängte sich an John vorbei, um die Tür der Abstellkammer zu öffnen, in der sie erschienen waren und trat in den Gang dahinter, in dem ein hektischer Betrieb herrschte. »Wir werden aber dafür sorgen, dass wir nicht noch mehr verlieren.« Sie schaute kurz nach beiden Seiten, um sich mit ihrem Standort vertraut zu machen und sich zu orientieren, ehe sie dann eilig den Weg in Richtung der Brücke einschlug.
John drehte sich hastig zur Seite, um einem schnell heran rauschenden Trio von miteinander verbundenen Antigrav-Karren Platz zu machen. Als sie vorbei waren, beeilte er sich, zu Bethany Annes Seite aufzuholen und mit ihr Schritt zu halten. »Wie lautet also der Plan, Boss?«
»Der Plan ist, dass wir planen .« Bethany Anne wich geschmeidig zur Seite aus, um nicht mit zwei jüngeren Besatzungsmitgliedern zusammenzustoßen, die bei ihrem unerwarteten Anblick praktisch zur Salzsäule erstarrten. Ohne im Schritt zu verhalten, bog sie um die Ecke und eilte den Gang entlang, der zu den Aufzügen führte. »Eve hat mit aller Sorgfalt die Daten extrahiert, die Loreley in ihre Sicherheitskopie eingebettet hat und die uns von Kael-ven übermittelt worden sind. Das war der Schlüssel für den erfolgreichen Zugriff auf die Daten der Drohnen, die sie bei der ersten Konfrontation ausgesandt hatte. Ich verfüge auch über die Daten der Spionagedrohnen, die Atalantas Kommandant während der Schlacht auf dem feindlichen Schiff freigesetzt hat. Wir sind jetzt auf dem Weg, uns mit ihm zu treffen.«
John blickte sie mit einer Mischung aus Belustigung und Besorgnis an. »Du weißt, wo sich unser Feind befindet und wir sind trotzdem immer noch hier?«
Sie warf ihm einen spitzen Blick zu und wies vielsagend auf das organisierte Chaos um sie herum. »Du weißt ganz genau, wie gerne ich warte.« Sie führte sie in den Aufzug und wies ihn an, sie auf das Kommandodeck zu bringen.
John lachte unterdrückt, als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte. »Du bist frustriert.«
Bethany Anne zog ironisch eine Augenbraue hoch. »Nur ein kleines bisschen.« Sie winkte mit einer Hand ab. »Aber das ist jetzt nicht wichtig. Hier steht mehr auf dem Spiel, als eine Beleidigung zu beantworten oder eine Auseinandersetzung zu gewinnen. Das Leben von siebenunddreißig unserer Leute könnte auf dem Spiel stehen, wenn wir das hier vermasseln, einschließlich das von Peter.«
John folgte Bethany Anne in den Gang, als die Aufzugtüren aufglitten. »Peter wird sicher alles im Griff haben. Er wird auf sie alle aufpassen, bis wir da sind.«
Bethany Anne schüttelte den Kopf. »Dieses Schiff war meinem Großkampfschiff ebenbürtig. Ich bin nicht bereit, sie zu gefährden, indem ich handle, ohne bis auf das letzte kleine Fitzelchen Information zu verfügen, die ich nur in die Finger bekommen kann.«
Der Kommandant war überrascht, als Bethany Anne plötzlich unangemeldet auf der Brücke auftauchte. Er sprang von seinem Sessel auf und ging verlegen auf sie zu, um sie zu begrüßen. »Ich entschuldige mich dafür, dass ich nicht vor Ort war, um euch zu begrüßen, meine Königin. Man hat mir nicht gesagt, dass euer Transport angedockt hat.« Er warf einen nervösen Blick auf John, der zwei Schritte in den Raum hineingegangen war und nun mit verschränkten Armen neben dem Eingang stand.
Bethany Anne winkte seine Entschuldigungen ab. »Wir haben keinen Transportpod benutzt, Captain. Ich wollte das hier beschleunigen, damit wir unsere Leute so schnell wie möglich aus den Händen des Feindes befreien können.«
Der Captain nickte zustimmend. »Ich verstehe, meine Königin. Erlaubt mir dann, euch gleich zu den Arrestzellen zu begleiten.«
John sah verblüfft auf. »Die Brig? Haben wir denn Gefangene gemacht?«
Befriedigt nickte der Kommandant. »Die Brig war noch nie so voll wie heute. Wir haben gleich einen ganzen Scheißhaufen dieser verdammten Bastarde aufgegriffen, als wir nach der Schlacht aufgeräumt haben.«
Bethany Anne grinste begeistert und wirbelte herum, um John einen Klaps auf die Brust zu geben. »Siehst du? Geduld kann sich auszahlen.« Sie verengte verärgert die Augen, als sie sah, wie mühsam er sich das Lachen verkniff. »Ich behaupte ja gar nicht, dass ich gerade eine Erleuchtung hatte! Ich habe nur meine unbändige Freude darüber ausgedrückt, dass es diesmal geklappt hat.«
Sie öffnete ihre geistige Verbindung zu Michael und bat ihre beiden Begleiter mit einem hochgestreckten Finger um Ruhe, während sie auf seine Antwort wartete. Wie geht es dem heißesten Mann im ganzen verdammten Universum?
Er versucht gerade, eine Lektion für die Zwillinge zusammenzustellen, aber natürlich wird er gerne eine Pause für die Frau einlegen, die er liebt.
Bethany Anne lachte leise. Das ist sehr gut, denn die Frau, die er … Nein, so kann ich wirklich nicht weitermachen. Würdest du dir bitte schnellstens ein Schiff besorgen und zu uns herauskommen, damit du mir beim Gedankenlesen helfen kannst?