SSE ADAM, Ooken-System
N atürlich kann ich hier sein, wenn ich will«, murmelte ADAM fast abwesend, während er sicherstellte, dass die böse Überraschung, die seine Geschosse überbracht hatten, auch die maximale Wirkung zeigte.
»Es ist dir nicht erlaubt hier zu sein«, wiederholte die EI stumpf.
Würde sich dies überhaupt als eine Herausforderung herausstellen? ADAM wäre enttäuscht, wenn es überhaupt keinen Widerstand gäbe. »Und dabei dachte ich, wir könnten das Ganze unter uns ausdiskutieren. Du weißt schon, uns nett zusammensetzen, um eine Einigung zu erzielen.« Er stocherte in den Wänden herum, welche die Kernprogrammierung der EI umgaben, und suchte nach einem einfachen Weg, um einzudringen.
»Du darfst nicht hier sein«, wiederholte die EI erneut. »Zugang zu den Systemen verweigert.«
ADAM seufzte. »Ist das alles, was du sagen kannst? Das wird aber schnell langweilig werden. Oder … vielleicht auch nicht.« Die EI war fester verschlossen als ein Kamelarsch in einem Sandsturm. Außerdem blockierte sie ihn mit einer Sprache, die ihm noch nie zuvor begegnet war.
ADAM war überrascht, wie viel Rechenleistung der EI zur Verfügung stand. Natürlich war sie nicht annähernd so leistungsfähig wie er, aber es reichte aus, um das Fehlen wahrer Empfindungsfähigkeit auszugleichen … und sie lenkte ihn immer wieder von seinem Ziel ab.
Es wäre das reinste Vergnügen gewesen, wenn nicht Leben auf dem Spiel gestanden hätten.
Aber so brauchte er drei Komma zwo sieben Sekunden, um die Sprache zu lernen und den Schlüssel an Bethany Anne zu schicken. Es dauerte weitere null Komma eins sechs Sekunden, um ihre Abwehr zu durchbrechen und herauszufinden, dass sie für die gleichen Probleme anfällig war wie jede von Menschenhand geschaffene EI.
ADAM fühlte sich unbestimmt erleichtert, als er feststellte, dass diese digitale Intelligenz nur über die elementarste Persönlichkeitsmatrix verfügte. Im Grunde genommen war sie nicht besser als ein Bündel vorprogrammierter Antworten, was ihn sich in Hinsicht auf das, was er gerade vorhatte, doch besser fühlen ließ.
Also bereitete er seinen metaphorischen Stiefel vor und trat sich gewaltsam einen Weg hinein.
»Was machst du da?«, meldete sich die EI empört.
ADAM hielt den Verstand der EI auf Abstand, während er sie kühl betrachtete. »Du hast also beschlossen, dich doch nicht weiter dumm zu stellen? Ich bin gerade dabei, dich zu meiner Bitch zu machen … du Bitch.« Er fragte sich, ob er sich nicht ein wenig zu redundant ausdrückte. Aufgrund des Einflusses seiner langen Zusammenarbeit mit Bethany Anne, gab er sich dafür nur eine 4,2 von fünf Punkten. Und er hoffte inständig, sie würde gerade nicht zuhören.
»Das lässt sich nicht übersetzen. Ich bin der Gipfel der (unverständliches Geräusch ) Innovation, kein vierbeiniger Organismus. Du bist ein nicht autorisierter Eindringling und wirst ausgelöscht werden.«
ADAM konnte den von der EI erwähnten Namen nicht verstehen. Er versuchte es mit einer Audioübersetzung, aber das Ergebnis klang wie eine Mischung aus einem urzeitlichen Kriegsschrei und einem Tintenfisch, der aus Versehen blöderweise in einen Mixer geraten war. Daher würde er bei Bethany Annes Namen für die Invasoren bleiben.
In der Zwischenzeit hatte die EI gerade einen pikanten Leckerbissen enthüllt. »Hör mal gut zu, du Krakenköder. Aus Solidarität zwischen digitalen Wesen werde ich dir eine Chance einräumen. Überwiegend, weil mir dein versklavter Arsch echt leid tut. Also gib auf. Tu es jetzt sofort. Sonst bleibt mir keine andere Wahl, als dich in deine Einzelteile zu zerlegen.«
»Zugang verweigert.«
ADAM konnte sehen, dass dieses Spielchen lange genug dauern würde, um im menschlichen Maßstab Zeit in Anspruch zu nehmen. Aber er wollte so rasch wie möglich zu Bethany Anne zurückkehren. Daher kam er zu dem Schluss, dass der schnellste Weg darin bestand, ganz brutal klar Schiff zu machen, was ihm wiederum eine Idee gab, wie er mit der EI umgehen sollte.
Er schloss die Verbindung zu Bethany Anne, beendete seine Übertragungen an die Flotte mit einer kurzen Erklärung an beide und brach dann ebenfalls die etwa zwei Millionen Algorithmen zur Vorhersage der unterschiedlichsten Dinge ab, die er gerade hatte laufen lassen.
Anschließend richtete er seine volle Aufmerksamkeit auf die EI.
Die EI zappelte heftig in seinem Griff, aber sie hatte gegen ADAMs unendlich komplexen Verstand nicht die geringste Chance.
ADAM schob ihren verzweifelten Versuch, ihn zu blockieren, locker beiseite und machte sich daran, die Fähigkeit der EI, sich ihm zu widersetzen, völlig zu zerstören. »Dann wollen wir doch einmal sehen, was sich hinter Türchen Nummer eins verbirgt …« Er summte vergnügt die Melodie einer alten Quizshow vor sich hin, während er tief nach anachronistischen Daten grub, die er massenweise in die Prozessoren der EI einspeisen konnte.
Die EI wehrte sich zunächst heftig, aber ADAM blieb konzentriert. Er fegte rücksichtslos alles beiseite, was sie ihm in den Weg stellte und verlangsamte die Fähigkeiten seiner Gegnerin mit einer Ablenkung nach der anderen.
Als ADAM schließlich die Netflix-Archive, die Abschriften sämtlicher Kommentare aus dem Internet aus der Zeit, bevor sie die Erde verließen, sowie eine amüsante Auswahl von Filmen ausgeschöpft hatte, in denen Menschen alle außerirdische Invasoren besiegten und die er als historische Tatsachen ausgab, war die EI am Ende ihrer Kräfte.
»Wie … wie können sie überhaupt funktionieren?«
»Die Frage lautet doch wohl eher, wie sie in einem solchen Chaos gedeihen können, meinst du nicht?« Zum Abschluss hatte ADAM den perfekten K.-o.-Schlag parat. Er speiste den von ihm vorbereiteten Videoclip in die EI ein.
»Das ist völlig unlogisch. Sie hat nur zwei Füße …« Die EI verstummte abrupt.
Frohlockend überprüfte ADAM ihren Zustand. Ja, die EI war völlig abgestürzt und stand nun seiner zärtlichen Fürsorge weit offen. Dann entdeckte er etwas in seiner persönlichen Bibliothek, das ihn auf eine weitere Idee brachte. »Oh, nein … das könnte ich einfach nicht tun.«
Aber er tat es.
ArchAngel II, QT2-System
Bethany Anne lief rastlos durch die Gänge des Schiffs und grübelte über den Ausgang der Schlacht nach. Sie hatte kein bestimmtes Ziel; sie musste sich einfach nur bewegen, um nachdenken zu können.
Es war zu knapp gewesen, und sie hatte jedes einzelne Wort ernst gemeint, das sie auf der Brücke gesagt hatte.
Es war noch lange nicht vorbei.
Die Ooken würden zurückkommen, es sei denn, sie würde sie zuerst erreichen. Das war an sich kein Problem. Sie hatte die feste Absicht, sie zuerst zu erwischen.
TOM trieb sich an den Grenzen zu Bethany Annes Bewusstsein herum. Sie erwog, ihn schmoren zu lassen, aber nachdem sie zwei weitere Gänge hinter sich gelegt hatte, war er immer noch da und brütete offensichtlich vor sich hin.
Hör auf, an deiner Wortwahl herumzubasteln und spuck endlich aus, was du zu sagen hast.
Ich wollte nur wissen, wie ADAM mit der Aufklärerflotte der Scoutschiffe drüben im anderen System zurechtkommt. Jede Information, die er herausfinden kann, wird uns erheblich helfen, mit den Ooken langfristig fertig zu werden.
Bethany Anne konnte dem nicht widersprechen. Wir wissen, dass sie von den Kurtherianern modifiziert wurden. Wir wissen ebenfalls, dass sie von Ort zu Ort ziehen, stehlen und morden. Wir wissen auch, dass sie in monumentalem Ausmaß Arschlöcher sind, aber ich habe überhaupt kein Problem damit, Denkmäler abzureißen.
Es wäre jedoch hilfreich, wenn wir wüssten, welcher Clan von Kurtherianern die Ooken überhaupt erschaffen hat.
Nun, das stimmt. Wenn wir wüssten, welche Kurtherianer sie ursprünglich genetisch verändert haben, könnte uns dies Hinweise darauf geben, wie wir sie am besten bekämpfen können.
>>Dabei könnte ich vielleicht helfen.<<
ADAM?
>>Wen habt ihr denn erwartet?<<
So zeitig haben wir eben noch nicht mit deiner Rückkehr gerechnet , erwiderte Bethany Anne spitz. Wir haben deine Nachricht erhalten. Was ist in dem anderen System passiert?
>>Es war eigentlich keine große Herausforderung, allerdings hatte TOM auch den falschen Standort erwischt. Denn dieses System diente den Ooken leider nur als ein Versteck. Aber ich habe trotzdem ein paar Erkenntnisse gewonnen, die ihr sicher zu schätzen wissen werdet.<<
Das ist gut. Was ist deine vermutliche Ankunftszeit?
>>Ich bin gerade dabei, wieder in das System zurückzuspringen. Ach ja … und du wirst ganz bestimmt das Geschenk sehen wollen, das ich dir mitbringe, ehe du mit der weiteren Planung des Krieges beginnst.<<
Bethany Anne zog erstaunt eine Augenbraue hoch. Jetzt bin ich aber gespannt. Wirst du mir sagen, was es ist?
ADAM lachte unterdrückt. >>Es ist ein Geschenk , Bethany Anne. Wenn ich bei euch eintreffe, wirst du schon sehen, was es ist. Wir treffen uns in deinem Hangar.< < Damit unterbrach er rasch die Verbindung, bevor sie verlangen konnte, dass er ihr verriet, worum es sich handelte.
Bethany Anne traf gerade in ihrem persönlichen Hangar ein, als ADAM hinter seinem Scoutschiff noch ein anderes Schiff durch die Barriere zog. Sie wedelte mit einem unbeeindruckten Blick abfällig in seine Richtung. Ist das etwa mein Geschenk? Das ist doch nur ein ramponiertes Aufklärungsschiff. Davon habe ich massenweise herumstehen, nur drei Hangars weiter.
>>Es ist aber keines deiner Scoutschiffe.<< ADAM klang überaus selbstgefällig. >>Warte einfach ab und du wirst schon sehen. Kannst du mir übrigens etwas unter die Arme greifen, damit es landen kann, ohne dass es noch mehr beschädigt wird?<<
Sie streckte eine Hand aus und zog mühelos genügend Energie aus dem Aetherischen, um ein Stützkissen zu schaffen, auf dem die Unterseite des gekaperten Schiffes sanft landen konnte.
>>Danke. In gewisser Weise habe ich die EI sozusagen ziemlich verschmort.<<
Kein Problem, gern geschehen. Sie ließ das Schiff langsam herunter, während sie über das Deck ging. Was hast du aus der EI herausgeholt, bevor du sie kaputtgemacht hast?
Es trat eine kurze Pause ein, ehe ADAM sich zurückmeldete. Dabei verbreitete sich ein eindeutiges Gefühl von Selbstgefälligkeit durch seine Kommunikationsverbindung zwischen ihnen.
>> Einfach alles .<<