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Alles entfernte sich von Henny Mangold. Ungefähr so wie die auseinanderstrebenden Planeten und Galaxien des Universums. Sie jedoch blieb immer am selben Fleck. Sie bewegte sich nicht und musste mit ansehen, wie die anderen um sie herum sich unaufhaltsam von ihr entfernten, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.

Wie lange es im Universum auch immer dauerte, diese zig Millionen Jahre – in Henny Mangolds Leben vollzog es sich wesentlich schneller. Mit ihrer Arbeitskollegin Karin hatte sie sich früher regelmäßig getroffen, zweimal im Monat, stets ohne ihre Männer. Sie waren essen gegangen, hatten ein wenig getratscht – auf wohlwollende, freundliche Art – und innige Abende miteinander verbracht. Karin war lange Zeit eine gute Freundin gewesen. Zumindest hatte Henny das immer gedacht. Wann hatte es aufgehört? Karin ging auf Distanz. Sprach Henny nicht mehr auf ein Treffen an. Und aus Angst vor einer ausweichenden Antwort, vor einem Ja, gern, aber ich habe im Moment so viel zu tun, ein andermal, wagte Henny nicht, sie zu fragen. Karin hatte sie auch nicht zu ihrem letzten Geburtstag eingeladen. Angeblich hatte sie ihn nicht gefeiert. Ob Henny ihr das glauben sollte?

Und Leonie nicht zu vergessen. Bei Leonie schmerzte es am meisten. Ihre Nichte zog sich zurück. Strebte von ihr fort wie die Planeten. Seit Klaus’ Tod ging das so. Seit seinem Tod fühlte Henny sich, als hätte sie eine ansteckende Krankheit.

Am Nachmittag hatte sie Blitze gesehen. Miniaturblitze, die sie blendeten, und kleine Blasen aus Licht, die vor ihren Augen zerplatzten. Henny hatte so etwas noch nie erlebt, sie konnte sich an nichts dergleichen erinnern. Sie dachte: Das geschieht mir nicht wirklich, nicht hier, an einem öffentlichen Ort, das muss ein Irrtum sein. Sie war robust. Schon immer gewesen.

Kurz dachte sie auch: Es ist vorbei. So früh konnte es aber doch nicht vorbei sein, oder? Sie war keine dieser schlaffen Personen, die sich gehenließen. Sie ging joggen. Im Sommer schwimmen. War schon seit Jahren im Yogakurs. Die anderen Teilnehmerinnen waren leider ziemlich niveaulos und oberflächlich, ein Gespräch mit ihnen, das länger als zehn Minuten dauerte, war einfach nicht auszuhalten. Erst wurde ihr heiß und im nächsten Augenblick ganz kalt, sie spürte die Kälte bis in die Fingerspitzen. Schlaganfall, dachte sie, und sie dachte natürlich an Klaus, sie dachte so oft an Klaus. Oder war es die Strafe, verhängt von einer nebulösen höheren Instanz, mit der Henny Mangold seit mehr als einem Jahr fast täglich rechnete? War es so weit – aber ganz anders, als sie es sich immer vorgestellt hatte? Das ist besser so. Wir können ja nicht erst auf den Jäger warten. Und dann waren die Blitze und die zerplatzenden Blasen aus Licht fort, all das gleißend Helle verschwand so plötzlich, wie es gekommen war, und anstelle dessen wurde es dunkel.

So beängstigend der kleine Zwischenfall – wie sie ihre kurze Ohnmacht insgeheim schon kurz danach nannte – auch war, er hatte etwas Positives hervorgebracht, und deswegen war sie ihm dankbar. Die junge Frau. Marie. Gut gekleidet. Drückte sich gewählt aus. Manchmal zwei Fremdwörter in einem Satz. Ein Putzjob war ganz sicher nicht erstrebenswert für sie. Henny wäre auch gar nicht auf dieses Thema gekommen, aber dann hatte Marie erwähnt, sie sei neu in Berlin und auf der Suche nach Arbeit. Selbst da hatte Henny noch gezögert. Am Ende fragte sie noch eine promovierte Kunsthistorikerin, ob sie nicht Lust hätte, ihre Wohnung zu putzen. Marie war freundlich und gleichzeitig rätselhaft. Undurchschaubar. Übertrieben verschwiegen, als hätte sie etwas zu verbergen. Ob sie Kummer hatte? Oder in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte? Ja, diesen Eindruck machte sie durchaus. Wenn dem so war, würde Henny es herausbekommen. So etwas bekam Henny Mangold immer heraus.

Sie hielt es für eine glückliche Fügung, dass es sich an diesem Mittwoch ereignet hatte. So konnte sie es gleich am selben Abend Leonie beim Essen erzählen. Trotz des kleinen Zwischenfalls in der Alten Nationalgalerie war Henny bester Laune. Endlich entfernte sich nicht mehr alles von ihr, weiter und weiter, ohne dass sie es verhindern konnte, sondern kam zu ihr.

Der kleine Zwischenfall war ihr bald eher peinlich, als dass er sie ernsthaft besorgt gemacht hätte. Für das Essen mit Leonie hatte sie bereits morgens eingekauft, da sie den Nachmittag ja im Museum verbringen wollte, und als sie nach Hause kam, war sie froh, dass alles schon erledigt war und sie sich noch eine Weile ausruhen konnte. Sie fühlte sich ein bisschen schwach, wie sie zugeben musste, nicht ganz auf der Höhe, aber sie weigerte sich, es mit dem Zwischenfall in Zusammenhang zu bringen.

Henny und ihre Nichte sahen sich regelmäßig, seit Leonie zum Studieren hierhergezogen war. Sie waren die Einzigen aus der Familie, die es nach Berlin verschlagen hatte, Henny vor Jahrzehnten, als die Mauer noch stand und nichts darauf hindeutete, dass sich daran je etwas ändern würde. Leonie hatte Henny und Klaus oft aufgesucht, wenn sie etwas brauchte. Oder wenn sie vorgab, etwas zu brauchen, sich in Wahrheit aber einsam fühlte, was sie um nichts in der Welt zugegeben hätte. In Berlin, das wusste Henny aus eigener Erfahrung, fühlte man sich schneller allein und verloren als woanders. Irgendwann ließ die Häufigkeit ihrer Besuche nach. Eine ganz normale Entwicklung, das wusste Henny, Leonie baute sich ihr eigenes Leben auf. Trotzdem kränkte es sie, was sie sich Leonie – nicht einmal Klaus – gegenüber aber nie anmerken ließ. Niemandem gegenüber. Was hätte sie auch sagen sollen? Undankbare Göre, erst lässt sie sich von Klaus und mir dauernd zum Essen einladen, Kleidung kaufen, Ikeamöbel transportieren, zum Recyclinghof kutschieren, und dann hat sie genug von uns? Wie hätte das ausgesehen, sie jammerte, weil ihre Nichte sie seltener besuchte. Als wäre die kinderlose Henny eine vereinsamte alte Schachtel. Dass Leonie sich nach Klaus’ Tod so rar gemacht hatte, und später dann, nach dem Vorfall, nahm sie ihr besonders übel. Auch das ließ sie sich nicht anmerken, obwohl es oft in ihr brodelte. Wem hatte Leonie denn damals ihre Freundin – ihre erste Freundin überhaupt, wie Henny vermutete – vorgestellt? Nicht ihren bigotten, engstirnigen Provinzeltern, sondern ihr. Henny.

Am späten Nachmittag, kurz nachdem sie von der Museumsinsel zurückgekehrt war und auf dem teuren Eames Lounge Chair im Wohnzimmer saß, rief Leonie an und sagte, sie komme etwas später – zwei Stunden, um genau zu sein – und Henny solle nichts kochen, weil sie woanders esse. Ob sie denn überhaupt zum Essen verabredet seien? »Dann musst du dir keine Mühe mit der Kocherei machen.«

Damit hatte Henny nicht gerechnet. Das gemeinsame Essen einmal in der Woche war doch ein festes Ritual. Sie aß nicht gern allein, es war deprimierend, und sie musste es viel zu oft tun. Am Telefon verbarg sie ihre Enttäuschung so gut es ging.

Sie überlegte, ob sie für sich allein kochen sollte, Zeit genug bliebe noch, aber plötzlich verabscheute sie all diese frisch gekauften Zutaten im Kühlschrank. Ihr war die Lust darauf vergangen. Und der Appetit. Was sollte sie mit dem ganzen Zeug anfangen? Machte sich Leonie darüber vielleicht mal Gedanken? Henny kaufte für ihre Nichte immer noch viel zu viel ein, wie damals in Leonies Studentenzeit, dabei war sie mit dem Studium längst fertig und nicht mehr verarmt. Wahrscheinlich war sie mit irgendeinem Weibsstück beschäftigt. Eigentlich gönnte sie ihr das ja, Leonie war schon eine ganze Weile allein. Aber sie geriet nie an Frauen, die ihr guttaten, sie besaß das Talent, von einer unglücklichen Liebesbeziehung in die nächste zu stolpern. Und wenn sie eine Neue kennenlernte – natürlich jedes Mal die ganz große Liebe –, hatte sie keine Zeit mehr, wurde unzuverlässig, sagte Verabredungen ab.

Henny sollte einen Salat essen. Der Schreck nach dem Zwischenfall im Museum, bisher erfolgreich verdrängt, meldete sich zurück. Der Schreck und aufkommende Fantasien über verstopfte Blutgefäße, wie kleine Autobahnen, auf denen permanent Stau herrschte. Kleine Autobahnen mit verengten Fahrspuren. Nein, da war nichts. Nichts Ernstes. Sie war doch immer gesund gewesen. Robust.

Henny aß keinen Salat, sondern nur ein Brot, ohne Butter, mit fettreduziertem Frischkäse – wegen der Blutgefäße –, und räumte die Wohnung auf. Nicht für Leonie, sondern für Marie. Am liebsten hätte sie auch noch geputzt, aber dafür war es allmählich zu spät. Außerdem fühlte sie sich doch etwas schwach. Was für ein absurder Gedanke: Putzen, bevor am nächsten Tag die künftige Putzhilfe kam.

Sie vertrödelte die Zeit mit Aufräumen und Herrichten und Umgestalten, gut, dass sie schon heute früh einen frischen Blumenstrauß gekauft hatte, welch glückliche Fügung, und öffnete den Rotwein, der für das Essen mit Leonie gedacht war. Nicht der ganz teure, den hatte ihre Nichte heute nicht verdient. Die Enttäuschung saß tiefer als zuerst angenommen. Allmählich verspürte Henny Hunger. Außer dem Frühstück, dem Kuchen im Bode-Museum und dem Frischkäsebrot vorhin hatte sie heute noch nichts gegessen, aber der Appetit fehlte immer noch. Die Enttäuschung lag ihr schwer im Magen. Wie immer Leonie die erste Hälfte des Abends auch verbracht hatte, und mit wem, hätte sie es für ihren Jour fixe nicht verschieben können? Als es Zeit wurde, deckte Henny den Esstisch mit Tellern, Gläsern, Brot, Käse und Oliven. Leonie würde sicher zugreifen, auch wenn sie schon gegessen hatte.

Der Balkon bot jetzt im Januar einen trübseligen Anblick, sie hätte ihn Marie lieber im Frühling präsentiert. Wenigstens frische Tulpen auf dem Esstisch. Henny dachte an die Begegnung am Nachmittag zurück. Was für eine nette junge Frau. Und was für ein Glück, dass sie sich zur selben Zeit im Museum aufgehalten hatte. Als wäre es vorherbestimmt. Ihre spontane Fürsorge hatte Henny sogar ein wenig an Klaus erinnert. Er hätte allerdings darauf bestanden, dass Henny sich in einer Klinik untersuchen ließ. Henny war der jungen Frau dankbar, aber das war es nicht allein. Sie hatte gewusst, dass sie Marie nicht einfach gehen lassen durfte. Etwas Entscheidendes würde sich verändern.

Marie hatte angespannt und nervös gewirkt. Henny hatte für so etwas einen Blick. Und sie schien einsam zu sein, was ja auch kein Wunder war, erst seit zwei Monaten in Berlin. So deutlich hatte sie es zwar nicht gesagt, aber Henny war ziemlich sicher, dass sie so gut wie niemanden in der Stadt kannte. Marie hatte ihr geholfen, und jetzt half Henny ihr. Warum sie wohl nach Berlin gekommen war? Sicher nicht wegen eines Jobs – dann würde sie wohl kaum bei ihr putzen. Gingen Putzhilfen ins Museum? Nicht dass Henny etwas gegen das Putzen gehabt hätte. Es war eine ehrliche, honorige Tätigkeit. Sofern man sie sorgfältig verrichtete. Was man von Sabine Kessler nicht behaupten konnte. Sabine Kessler hatte Henny in einem fort betrogen. Wenn Henny an sie dachte, überkam sie auch jetzt noch unbändige Wut. All die Dinge, die sie im Laufe der Zeit kaputt gemacht und heimlich im Müll vergraben hatte, nach ganz unten, verborgen unter ekligen Essensresten, damit Henny es nicht merkte. Hielt Sabine Kessler sie wirklich für so dumm? Das machte sie noch wütender. Lieblingstassen. Kleine Skulpturen. Sogar einen Lampenschirm. Auch einige Erinnerungen an Klaus. All die Betrügereien, dass sie angeblich vier Stunden gearbeitet hatte, wenn es in Wahrheit höchstens zwei gewesen waren. Im Sommer hatte sie die Arbeitszeit hauptsächlich damit verbracht, auf Hennys schönem Balkon Kaffee zu trinken und zu rauchen. Vermutlich hatte sie in den zwei Jahren auch allerhand gestohlen, was Henny ihr jedoch nie hatte nachweisen können.

Als Leonie endlich kam, setzten sie sich an den Esstisch. Wie erwartet langte ihre Nichte bei Brot, Käse und Oliven kräftig zu. Henny aß nichts, trank inzwischen das dritte Glas Wein. Oder war es schon das vierte? Ihr Hunger war komplett verflogen. Der Rotwein machte sie schwer und leicht zugleich. Und er wischte diese unterschwellige Angst, die sonst immer und überall lauerte, einfach weg. Früher hatte Klaus sie begleitet. Heute die Angst. Sie holte die zweite Flasche aus der Küche. Kurz überlegte sie, wie der Alkohol wohl ihren möglicherweise verstopften inneren Autobahnen bekäme, und fing albern zu kichern an. Zählfließender Verkehr in den Beinen. Staugefahr zwischen Herz und Gehirn.

»Was ist denn so lustig?« Leonie beäugte kritisch das Rotweinglas in Hennys Hand. Sie selbst hatte kaum etwas getrunken.

»Nichts. Ich habe nur gute Laune. Darf ich etwa nie mehr im Leben gute Laune haben?«

»Doch, natürlich.«

»Ich hatte heute ein besonderes Erlebnis. Auf der Museumsinsel.«

Und dann erzählte Henny ihrer Nichte alles vom zurückliegenden Nachmittag. Den kleinen Zwischenfall verharmloste sie, ging auch nicht auf Leonies Nachfragen ein. Umso ausführlicher schilderte sie die Hilfsbereitschaft der netten jungen Frau und geriet dabei, sicherlich unterstützt vom Rotwein, immer mehr ins Schwärmen.

»Sie kommt schon morgen zum Kaffee, um sich die Wohnung anzusehen.«

Rotwein, dachte Henny, ist doch viel gesünder fürs Herz als Kaffee, das weiß man doch. Und die Angst ist fort.

Leonie reagierte nicht wie erwünscht. Dass Henny das immer noch überraschte.

»Du kennst diese Frau doch gar nicht.«

»Nein. Doch. Doch, irgendwie kenne ich sie. Es war, wie soll ich sagen, ganz vertraut. Kannst du das nicht verstehen?«

»Nein, kann ich nicht. Halten wir mal fest: Du kennst diese Frau nicht. Es war ja nett von ihr, dass sie dir geholfen hat, aber deswegen willst du sie gleich in deine Wohnung lassen? Und ihr wahrscheinlich auch noch deinen Schlüssel geben?«

»Warum musst du immer alles sofort schlechtmachen?«

»Ich mache nichts schlecht. Ich weise dich nur auf etwas hin, was dir offenbar entgangen ist. Du bist doch sonst immer so misstrauisch. Bei den Nachbarn. Eigentlich bei allen Leuten. Und deine Paranoia wegen –«

»Hör auf, ich will darüber nicht reden. Ich will einfach nicht darüber reden.«

»Du willst nie darüber reden. Vielleicht würde dir das aber guttun. Bei deinen letzten Putzfrauen warst du übrigens auch misstrauisch. Du hast ständig erzählt, dass sie dich beklaut hätten. Wieso nicht bei dieser Frau, die du, wohlgemerkt, erst seit heute Nachmittag kennst? Du weißt gar nichts über sie.«

»Sie wohnt in Schöneberg wie du.«

»Ja, und? In Schöneberg wohnen auch noch ungefähr hundertzwanzigtausend andere Leute. Lass dir morgen wenigstens ihren Ausweis zeigen. Und kopiere ihn am besten.«

Warum war Leonie so abwehrend? War sie womöglich eifersüchtig, weil ihre Tante eine Frau ihres Alters ins Herz geschlossen hatte? Dann hätte sie heute nicht so spät kommen und Henny mit den ganzen Einkäufen im Kühlschrank sitzen lassen sollen.

»Du solltest dir wieder eine Freundin suchen«, sagte Henny. »Vielleicht bist du dann netter.« – So nett wie Marie, dachte sie. – »Wie lange ist das jetzt her?«

»Fang nicht schon wieder damit an.«

Auch von der zweiten Flasche Wein trank Henny wesentlich mehr als ihre Nichte. Leonie ging bald, was Henny heute nur recht war. Sie musste für morgen noch weiter aufräumen, alles vorbereiten. Als sie die hartnäckigen Zahnpastaspritzer vom Badezimmerspiegel mit Glasreiniger wegwischen wollte, sah sie, dass ihre Lippen vom Wein blau verfärbt waren. Dann hörte sie ein Geräusch von der Straße. Ein Scheppern, als wäre etwas umgestoßen worden. War er wieder hier, um sie zu Tode zu ängstigen?

„Ich bin Franziska Oswald. Nicht Marie Weber. Franziska Oswald ist promovierte Soziologin. Ich und ich. Im wirklichen Leben. Ich und ich. In der Wirklichkeit. Ich fühle mich so seltsam. Manchmal sitze ich auf dem scheußlichen Sofa, betrachte die rissigen Dielen, ich musste mir schon zwei Splitter aus der Fußsohle ziehen, die kahlen Wände, von denen an manchen Stellen der Putz bröckelt, und denke: Was tue ich hier? DAS LOCH ekelt mich an. Aber ich weiß, dass ich froh und dankbar sein muss, es gefunden zu haben. Es fällt schwer, froh über DAS LOCH zu sein.

Du bringst dir immer deinen eigenen Klappstuhl mit, so ein Campingding. Wahrscheinlich kommst du jeden Tag, und die Aufsicht kennt dich und behandelt dich bevorzugt. Ich möchte mit dir reden. Wenn ich nur mit dir reden könnte, würde das mein Leben retten. Du schreibst bestimmt deine Dissertation. Ich beneide dich so.

Was ich an Berlin hasse: Bierflaschen, volle und leere. Bei den vollen auch diejenigen, die sie spazieren tragen. Müll Müll Müll Müll Müll. Es ist so dreckig, was für eine abgeranzte Stadt. Stadtsoziologen lieben dich. Ich kann dich nicht leiden.“