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Im Verlauf der Dreiviertelstunde, die Franziska bis nach Dahlem benötigte, veränderte sich das Publikum in der U-Bahn so deutlich, dass es sich anfühlte, als würde sie von einer Stadt in die andere fahren, Grenzen passieren, ohne zwischendurch die Schlagbäume zu bemerken. Je näher sie Frau Mangold kam, desto besser waren die Fahrgäste gekleidet, sie rochen angenehmer, traten dezenter auf, waren leiser, unauffällig und mit ihren eigenen Dingen beschäftigt.

Zu diesem Zeitpunkt glaubte Franziska immer noch nicht daran, dass sie künftig bei Frau Mangold putzen würde. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. Nicht, dass sie grundsätzlich etwas gegen das Putzen gehabt hätte, sie fand es weder besonders ekelhaft noch sich als Akademikerin zu schade dafür, aber die gestern ausgesprochene Einladung betrachtete sie eher als eine unverbindliche Verabredung zum Kaffee, weil Frau Mangold immer noch der Überzeugung war, ihr etwas schuldig zu sein.

Sie war keine Akademikerin mehr. Das musste sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Genau genommen war Franziska gar nichts mehr. Sie konnte von Glück sagen, dass sie Unterschlupf in dem dunklen Loch im Hinterhof gefunden hatte. Es war alles so unwirklich, auch nach zwei Monaten noch. Franziska versuchte, sich so zu fühlen wie immer, um bei Verstand zu bleiben. Wie lächerlich: sich so fühlen wie immer. Nichts war mehr wie immer, davon zeugten allein die ganzen fremden Namen der U-Bahnstationen, Fehrbelliner Platz, Dahlem-Dorf, und es würde auch nie mehr so wie immer werden. Trotzdem versuchte sie es, unermüdlich, denn neben vielem anderen befürchtete sie manchmal, dass ihr der Verstand abhandenkam. Vielleicht geschah das noch schneller, als ihr das Geld ausging.

Sie war noch nie zuvor in Dahlem gewesen. Allerdings galt das für fast ganz Berlin. Franziska kannte nicht viel mehr als den Reichstag – von einem früheren Besuch zusammen mit Johannes, sie hatten sich oben in der Kuppel gestritten –, den Hauptbahnhof, das Hotelzimmer in der Nähe des Hauptbahnhofs, die Museumsinsel, den Ausblick aus der U1 und zwei Straßen in Neukölln. Und sie hatte keinerlei Ambitionen, mehr kennenzulernen. Auch nach zwei Monaten fühlte es sich noch so an, als wäre sie bloß auf der Durchreise und würde morgen wieder fahren. Doch das war nicht möglich. Sie konnte nicht zurück. Und auch nirgendwo anders hin. Hier war sie am sichersten. Der letzte Ort, an dem sie jemand vermuten würde, war ein dunkles Parterreloch in Berlin-Neukölln.

Von Westfalen nach Berlin, das war eine lächerliche Distanz, drei, vier Stunden mit dem Zug. Manche Berufspendler absolvierten solche Strecken wahrscheinlich fast jeden Tag. Doch Franziska kam es so vor, als wäre sie nicht nur in einem anderen Land, sondern auf einem fremden Kontinent gelandet. Auf dem fremden Kontinent verstand sie weder Sprache noch Sitten. Sie war nie eine Weltenbummlerin gewesen, die es hinauszog. Aufgewachsen in einem kleinen Ort im Bergischen Land, hatte sie sich für ein Studium in Münster entschieden, kein Bundeslandwechsel, geschweige denn ein Auslandsstudium für ein paar Semester. Eine gemütliche, spießige Stadt, die alle in Nordrhein-Westfalen liebten. Ihre Eltern waren anfangs häufig nach Münster gekommen, öfter, als ihr lieb war, und hatten jedes Mal auf einem Besuch des Prinzipalmarktes bestanden. Und im Dezember wollten sie unbedingt zum Weihnachtsmarkt in Münster. Der ist ja so schön. Ob sie das letzten Dezember, ohne ihre Tochter, auch getan hatten? Wohl kaum. Oder vielleicht doch. Zugetraut hätte sie es ihnen. Ihre spätere Professur hatte Franziska sich immer in einer vergleichbaren kleinen Universitätsstadt vorgestellt. Hundert- bis zweihunderttausend Einwohner, mehr nicht. Überschaubar. Idyllisch wie die Illustrationen in einem Kinderbuch. Sie hatte nie daran gezweifelt, dass nach ihrer Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiterin eine Professur auf sie wartete. Ihre Eltern waren also begeistert von ihrem Wohnort, weniger von ihrem beruflichen Interesse, und dann waren sie irgendwann begeistert von Johannes, mehr als von ihr. Zu dem Haus in der neuen Siedlung hatten sie sofort gesagt: Greif zu! Was für eine Chance! Und sie hatten Johannes und sie großzügig unterstützt, weit über das für den Hauskauf nötige Eigenkapital hinaus.

Obwohl Franziska fest davon überzeugt war, niemals Frau Mangolds Wohnung zu putzen, fuhr sie übertrieben früh los, um ja nicht zu spät zu kommen. Als wäre das von Bedeutung. Dass die Wege in Berlin sehr weit waren, erschloss sich schon aus dem Stadtplan. Warum war es ihr wichtig, was eine Fremde von ihr hielt? Es handelte sich bloß um eine Verabredung zum Kaffee und das auch nur, weil diese Frau offenbar an dem irrigen Glauben festhielt, Franziska hätte sie gestern Nachmittag gerettet.

Franziska hatte schon immer großen Wert darauf gelegt, einen guten Eindruck zu machen, egal, bei wem. Am meisten natürlich am Institut. Bei ihrem Doktorvater. Kollegen und Kolleginnen. Selbst bei den Studierenden war sie um einen guten Eindruck bemüht. Bei ihrer Familie. Bei Johannes’ Mutter. Einen guten Eindruck und es allen recht machen. Es war übertrieben, schon fast krankhaft. Dieses Verhalten konnte sie augenscheinlich immer noch nicht ablegen, obwohl jetzt, spätestens jetzt, wirklich alles egal war. Selbst bei dem versoffenen Hausverwalter hatte sie gut dastehen wollen, ungeachtet dessen, dass sie ihm völlig gleichgültig war und er sie nicht einmal richtig ansah. Sie wollte unbedingt die deprimierende Wohnung haben, sie musste sie haben – um den guten Eindruck bei ihm war sie jedoch auch dann noch bemüht, als der Mietvertrag längst unterschrieben war, er eine Schublade seines Schreibtisches öffnete, eine kleine Flasche Wodka hervorholte, sie aufschraubte, etwas davon in die vor ihm stehende Tasse goss und sich anschließend zu wundern schien, dass Franziska immer noch vor seinem Schreibtisch saß.

Putzfrauen verrichteten ihre Tätigkeit vermutlich nicht in der Kleidung, mit der sie zur Arbeit kamen. Darüber hatte Franziska sich noch nie Gedanken gemacht. Sie hatte sie einfach nicht beachtet, wie ihr jetzt bewusst wurde. In ihrem Haus in Senden hatte sie selbst geputzt. Johannes hatte manchmal so getan, als würde er sich daran beteiligen, moderner Mann und so, beispielsweise durch die Anschaffung eines Saugroboters, vor allem aber, indem er in regelmäßigen Abständen vorschlug, eine Hilfe zu engagieren, »irgend so eine Polin«, was Franziska für Geldverschwendung gehalten hatte. Außerdem wollte sie keine fremden Leute im Haus haben. Sie reagierte äußerst empfindlich und gereizt, wenn jemand ihre Unterlagen durcheinanderbrachte. Sie mochte es auch nicht, wenn Johannes sich in ihrem Arbeitszimmer aufhielt. Er hatte dort nichts zu suchen. Ob er inzwischen all ihre Bücher und Aktenordner entsorgt hatte und das kleine Zimmer längst anders nutzte? Ihre Promotionsurkunde hatte Franziska bei ihrem überstürzten Aufbruch eingesteckt. Den Putzfrauen im Institut war sie manchmal begegnet, wenn sie schon ganz früh am Morgen in ihr Büro kam. Sie hatte sie immer als störend empfunden, ihre lärmenden Staubsauger, ihre überdeutliche Präsenz, wie sie unnötig laut mit der Staubsaugerdüse gegen Papierkörbe und Tischbeine und Aktenschränke stießen, bong bong bong, als wollten sie mitteilen: Das ist jetzt unser Reich. Ihr habt hier nichts zu suchen. Franziska konnte sich nicht erinnern, jemals auch nur ein einziges Wort mit ihnen gewechselt zu haben. Was hatten sie eigentlich getragen? Vermutlich Putzfrauenkleidung. Wie immer die aussah.

Kurz nach ihrer Dissertation hatte sie auf der Suche nach Forschungsthemen eine Weile darüber nachgedacht, Putzfrauen – oder Putzmänner, das wäre noch zu untersuchen gewesen – und ihre Arbeit für einen wissenschaftlichen Aufsatz zu verwenden. »Verwenden«, genau dieses Wort hatte sie damals immer im Kopf gehabt. Ein kleiner Putzfrauenaufsatz über prekäre Beschäftigung. Für Wissenschaftler, vor allem für den Nachwuchs, gab es nichts Wichtigeres als Publikationen. Ohne Publikationen ging man unter. Oder kam gar nicht erst nach oben. Sie hatte sich Notizen gemacht, Literatur dazu gesucht und den Aufsatz schon so deutlich vor Augen gehabt, als wäre er bereits geschrieben worden. Besonders gern stellte Franziska sich ihren Namen darüber vor. Die Putzfrauen waren ihr dabei so fremd geblieben wie unter Glas aufgespießte Wesen mit sechs Beinen. Sie hatte den Aufsatz nie zu Ende gebracht. Die Notizen befanden sich in einem Ordner auf der Festplatte ihres Laptops, und wahrscheinlich würde sie die Datei namens »Putzhilfe« nie wieder öffnen. Natürlich wäre ihr damals nicht im Traum in den Sinn gekommen, dass sie eines Tages ihr eigenes Forschungsobjekt sein würde.

Doch sie hatte ja gar nicht die Absicht, für Frau Mangold zu putzen. Nur eine Einladung zum Kaffee, weiter nichts. Nichts Verbindliches. Weil sie Franziska immer noch so dankbar war. Andererseits brauchte sie Geld. Und Frau Mangold hatte einen Narren an ihr gefressen, sie würde sicher nicht Franziskas Adresse und Personalien überprüfen. Dazu war sie auch viel zu nett. Genau genommen war sie so nett, dass es Franziska auf die Nerven ging.

Sie vergewisserte sich mehrmals, ob sie auch wirklich an der richtigen U-Bahnstation ausstieg. Oskar-Helene-Heim. Natürlich war sie viel zu früh. Also ließ sie sich Zeit, schlenderte gemächlich über die Gehwege, betrachtete die Gegend, als hätte sie an einem Tag mitten in der Woche Muße für einen Spaziergang. Dass es hier komplett anders aussah als in Neukölln, wunderte sie inzwischen nicht mehr. In der U-Bahn hatte sie viele FU-Studierende auf dem Weg zu den heiligen Stätten des Wissens bemerkt, die Franziska, ohne es zu ahnen, schmerzlich ihr verlorenes Leben vor Augen führten.

Frau Mangold lebte in einer schönen, alten Villa neben vielen anderen Villen. Was war dagegen ihr kleinbürgerliches Einfamilienhaus in Senden, viel zu eng zwischen andere, genau gleich aussehende Einfamilienhäuser gequetscht? Franziska hatte sich so gut gekleidet, wie es auch bei einem wichtigen Vortrag angemessen gewesen wäre, aber natürlich war ihr klar, dass sie diesen Standard nicht lange würde halten können. In ein paar Wochen würde Frau Mangold merken, was mit ihr los war.

Sie musste ein für alle Mal aufhören, an wissenschaftliche Vorträge und dergleichen zu denken. Dieser Zug war abgefahren. Franziska war kein Teil der Wissenschafts-Community mehr. Und ebenso musste sie aufhören, weitere Fahrten zu Frau Mangold in Betracht zu ziehen. Sie würde nicht für sie putzen.

Vor dem Haus zögerte sie. Sie überlegte, den ganzen Weg zur U-Bahn einfach wieder zurückzugehen, ohne bei Frau Mangold zu klingeln. Sie könnte es als zwei weitere sinnlose U-Bahnfahrten verbuchen, so wie ihre Ausflüge mit der U1. Etliche Tage im Dezember und nach dem Jahreswechsel in der ersten Januarhälfte hatte sie damit zugebracht, stundenlang in der U-Bahn zu sitzen. Die U1 hatte es Franziska besonders angetan, der Teil, auf dem sie als Hochbahn fuhr. Sie wusste nicht, warum sie diese Fahrten unternahm und was sie sich davon versprach. Sie sah auf die Häuser in Kreuzberg, die dicht am Hochbahnviadukt lagen, entsetzlich dicht, dort mussten dauernd die Tassen auf dem Tisch wackeln, wenn eine Bahn vorbeifuhr, die Fenster, aus der U-Bahn zum Greifen nah. Sie versuchte, sich die einzelnen Fenster zu merken und beim nächsten Mal darauf zu achten, ob sich irgendein Detail verändert hatte, ob eine Pflanze fehlte, Gardinen vorgezogen waren oder nicht, ob sich ein Bewohner zeigte. Sie wusste, dass es völlig unsinnig war und außerdem Geldverschwendung. Weil sie nicht wagte schwarzzufahren – sie wollte auf gar keinen Fall jemandem ihre Personalien nennen, ihren Ausweis mit ihrem richtigen Namen zeigen, und das erhöhte Beförderungsentgelt wollte sie auch nicht zahlen –, kaufte sie sich immer eine Tageskarte. Sie probierte eine Art autogenes Training: An nichts denken. An gar nichts. Innerlich vollkommen leer sein. In der U-Bahn sitzen. Aus dem Fenster sehen, wahlweise zu den anderen Fahrgästen. An nichts denken. Leer sein. Natürlich gelang es ihr nicht.

Was würde Frau Mangold von ihr halten, wenn sie nicht erschien? Dass Franziska eine jener Personen war, auf deren Wort man nichts geben konnte, die kam und ging, wie sie wollte. Oder eben gar nicht auftauchte. Frau Mangold würde sie nicht erreichen können. Keine Anrufe. Keine E-Mails. Sie hatte also nichts zu befürchten. Und begegnen würde sie ihr sicher auch nie, dazu wohnten sie zu weit voneinander entfernt.

Aber vielleicht stand sie am Fenster und beobachtete Franziska? Sie hatte nicht erwähnt, in welchem Stockwerk sie wohnte. In beiden Etagen waren die Vorhänge zugezogen. Sie konnte durchaus hinter einem der Fenster stehen. Hatte Franziska sich nicht schon zu sehr eingelassen, um jetzt wieder zu gehen? Und möglicherweise würde sie es dann auch nicht mehr wagen, zur Museumsinsel zu fahren, aus Angst, ihr dort über den Weg zu laufen. Damit würde sie sich des Einzigen berauben, das sie am Leben hielt.

Franziska ging nicht zurück zur U-Bahn. Sie klingelte bei Frau Mangold. Frau Mangold schien schon hinter der Tür gewartet zu haben, denn ihre Stimme aus der Gegensprechanlage kam prompt, kaum dass Franziska den Finger von der Klingel genommen hatte.

»Ich habe Sie schon erwartet. Wie schön, dass Sie da sind. Und so pünktlich! Sie müssen in den ersten Stock.«

Frau Mangold begrüßte Franziska so herzlich wie erwartet. Sie nahm ihr sofort die Jacke ab und hängte sie an die Garderobe. Von der Diele konnte man Teile der restlichen Wohnung sehen, weitläufig und großzügig und geschmackvoll eingerichtet. Das durchdringende, scharfe Gefühl des Neids, das Franziska schon in den Straßen auf dem Weg zum Haus geplagt hatte, meldete sich zurück. Frau Mangold bemerkte offenbar, wie beeindruckt und auch eingeschüchtert sie war, denn sie sagte: »Ich habe auch nicht immer so gelebt, wissen Sie. In Ihrem Alter hatte ich eine ganz kleine Wohnung, dunkel, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Natürlich mit Ofen.«

Sie lotste Franziska ins Esszimmer und bat sie, am Tisch Platz zu nehmen. Auf dem Tisch stand eine Vase mit gelben Tulpen. Schmückte den Esstisch immer ein frischer Blumenstrauß? Oder nur heute, extra für sie? Frau Mangold nannte sie in einem fort »Marie« – Marie hier, Marie dort, wie schön, dass Sie da sind, Marie –, und Franziska musste sich erst wieder daran erinnern, wer diese Marie überhaupt sein sollte. Und natürlich kam Frau Mangold auch heute nicht ohne das Schicksalsgequatsche aus. Das Schicksal, das es so gut mit ihnen meine. Das sie auf der Museumsinsel zusammengeführt habe. Sie servierte Kaffee und Kekse und strahlte Franziska die ganze Zeit an. Vor lauter Strahlen hatte sie rote Bäckchen. Franziska sah sich verstohlen um. Hohe Decken, Holzfenster, viele Bücher und etliche Antiquitäten. Alles war mit Geschmack ausgesucht. Und mit Geld. Leider verließ Frau Mangold das Esszimmer nie lange genug, dass Franziska es gründlich in Augenschein hätte nehmen können. Sie musste an das Haus in Senden denken, wie klein und wenig großzügig es im Vergleich zu dieser Wohnung wirkte. Und an das Parterreloch in Neukölln.

Irgendwann bemerkte Frau Mangold ihren Blick. Franziska errötete.

»Sie sollen sich doch umsehen. Nur zu! Genau das war die Absicht dieses Treffens. Sehen Sie sich alles in Ruhe an. Natürlich machen wir gleich einen Rundgang durch die ganze Wohnung, und dann sagen Sie mir, ob Sie sich vorstellen können, hier zu –«

Frau Mangold sprach das Wort »putzen« nicht aus. Fast so, als wäre es etwas Unanständiges. Was es in ihren Augen ja vielleicht auch war. Gestern im Museum hatte sie es noch beim Namen genannt. Franziska hatte nirgendwo Putzutensilien entdeckt, Eimer, Lappen, Flaschen mit Reinigungsmitteln. Sie hatte durchaus die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass sie eine Runde probeputzen müsste. So wie künftige studentische Hilfskräfte erst einmal Bücher aus der Universitätsbibliothek holen mussten und eine Reihe Kopien anfertigen, damit sich feststellen ließ, ob sie solchen und ähnlichen Aufgaben auch gewachsen waren. Vielleicht kam das ja noch.

Frau Mangold vermied heute zwar konsequent das schlimme Wort »putzen«, erwähnte aber des Öfteren Franziskas – Maries – »neuen Wirkungskreis«, begleitet von verlegenem Lachen. Ansonsten war sie bemüht, Franziska und sich als Gleiche unter Gleichen darzustellen, auf einer Stufe, ebenbürtig, was natürlich nicht der Fall war, wie sie sicher selbst wusste. Sie erzählte, dass sie seit zwei Jahren Witwe sei, keine Kinder habe, aber eine Nichte in Berlin, zu der sie ein enges Verhältnis pflege. Franziska erinnerte sich, diese Nichte, die sie unbedingt kennenlernen sollte, hatte Frau Mangold bereits im Museum erwähnt. Wie hieß sie noch? Laura? Lena? Irgendwas mit L. Oder vielleicht mit A? Sie hörte nicht richtig zu, weil die Nichte sie noch weniger interessierte als Frau Mangold.

»Sie müssen Leonie wirklich mal kennenlernen.«

Frau Mangolds Stimme holte Franziska aus ihren Gedanken, die, wie so oft, an ihrem ehemaligen Institut in Münster hängen geblieben waren. – Leonie?

»Leonie, meine Nichte.«

»Ach so, ja. Das wird sich bestimmt mal ergeben.«

Warum sollte sie auch noch ihre Verwandtschaft kennenlernen? Reichte nicht sie selbst? War das in Frau Mangolds Kreisen so üblich? Wobei Franziska ihre Kreise gar nicht richtig einschätzen konnte. Zumindest mangelte es in diesem Haushalt nicht an Geld.

»Das würde mich freuen. Sie dürften ungefähr im selben Alter sein.«

Das hatte sie schon am Vortag gesagt. Wie sollte Franziska es mit ihr aushalten, wenn sie sich immer wiederholte? Schicksal, ihre Nichte, wie nett Franziska doch sei. Aber wenn sie Frau Mangold richtig verstanden hatte, wäre sie beim Putzvorgang – »Wenn Sie bei mir sind, Marie« – gar nicht anwesend, weil sie dann arbeiten musste.

Frau Mangold führte sie nach dem Kaffee durch ihre riesige Wohnung, und Franziskas erster Eindruck bestätigte sich in jedem Raum. Im Wohnzimmer fiel ihr der voluminöse Sessel auf, der auf einem Drehkreuz stand, mit schwarzem Leder gepolstert und außen mit dunklem Holz verkleidet, wie eine Nussschale. Irgendein Designklassiker. Ihr Doktorvater hatte auch so einen. Sie fand das protzig, musste aber zugeben, dass der Nussschalensessel sehr bequem aussah. Frau Mangold zeigte ihr den kahlen Winterbalkon, beschrieb, was sie im Frühling dort pflanzte, fasste ihr dauernd auf den Arm oder die Schulter, tat so, als würden sie sich schon länger kennen und nur aus Höflichkeit immer noch siezen, plapperte unaufhörlich, was in ihrer Wohnung alles zu beachten sei. Franziska verweigerte es, sich auch nur ein Detail davon einzuprägen, nickte aber stets brav.

»Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, und Sie machen so einen intelligenten Eindruck, Marie, so was sehe ich, ich sehe es in den Augen, wissen Sie, aber ich kann nicht von Ihnen verlangen, dass Sie sich das alles merken. Am besten, ich schreibe Ihnen eine Liste. Wann können Sie denn anfangen? Nächste Woche schon?«

Wie schon gestern im Museum tat Franziska so, als müsste sie lange über ihre komplizierte Terminplanung nachdenken. Wie gestern holte sie dafür weder ein Smartphone noch einen Kalender aus Papier hervor. Falls Frau Mangold es seltsam fand, ließ sie sich das nicht anmerken. Sie einigten sich auf den nächsten Dienstag, neun Uhr morgens. Einmal die Woche, bei Bedarf oder »Sonderaufgaben« auch öfter.

An diesem Tag im Januar wurde es früh dunkel. Nachdem Frau Mangold Franziska die Wohnung gezeigt hatte – zwischendurch fragte sie mehrfach, ob sie »sich das denn vorstellen« könne –, begaben sie sich wieder an den Esstisch. Franziska erwartete, dass sie ihr einen zweiten Kaffee anbieten würde und noch mehr Kekse, es war ungefähr vier Uhr am Nachmittag, aber Frau Mangold verschwand für einen Moment in ihrer Küche und kehrte nicht mit Kaffee, sondern mit zwei gefüllten Rotweingläsern zurück.

»Es ist doch so ein trüber Tag, und ich dachte, dazu passt ein Glas Wein. Finden Sie nicht? Lassen Sie uns anstoßen. Darauf, dass ich Sie gefunden habe, Marie.«

Kurz nach vier am Nachmittag fand Franziska etwas früh für Wein, aber sie nahm das gereichte Glas und stieß mit Frau Mangold an.

»Marie, ich habe noch eine Frage.« Frau Mangold zögerte, sprach zunächst nicht weiter, leerte stattdessen ihr Rotweinglas zur Hälfte. Franziska hatte zwar keine Idee, was nun käme, war aber sofort alarmiert. »Es ist eher eine Bitte. Wir sind uns jetzt doch einig geworden, auch über das Geld. Könnten Sie mir vielleicht … also, das ist mir sehr unangenehm … ich weiß auch gar nicht, wie ich das sagen soll … wenn Sie sich vorstellen können, hier in meiner Wohnung zu … wie soll ich das sagen?«

Sag es doch endlich, dachte Franziska.

»Könnten Sie mir vielleicht Ihren Personalausweis zeigen? Oder Ihren Reisepass oder Führerschein?« Frau Mangold trank ihr Glas aus. »Oder vielleicht reicht ja auch ein Büchereiausweis oder so was … wenn Sie sich vorstellen können, hier in meiner Wohnung zu … ich gebe Ihnen dann natürlich meinen Schlüssel. Das klingt ganz schrecklich, das klingt so, als würde ich Ihnen nicht vertrauen, was ganz und gar nicht der Fall ist, wirklich nicht, Marie! Das ist mir sehr unangenehm, ich bin doch nicht die Polizei … aber ich glaube, das macht man so, oder? Und Leonie meinte, darauf soll ich bestehen.«

Frau Mangold lachte verlegen. Franziska lachte mit. Jetzt hatte sie erst recht keine Lust mehr, jemals diese Nichte kennenzulernen. Frau Mangold bemerkte ihr leeres Glas, stand auf und verschwand in der Küche. Auch Franziska trank aus. Viel zu schnell.

Was sollte sie jetzt tun?

Sie hatte ihren Personalausweis zwar nicht im Münsterland hinter der Badewannenfliese versteckt, er befand sich sogar hier vor Ort, im Rucksack zu ihren Füßen neben Frau Mangolds Esstisch, aber in ihrem Ausweis hieß sie nicht Marie Weber, sondern Franziska Oswald, gemeldet in Senden in Westfalen, Kreis Coesfeld. Dass sie noch nicht dazu gekommen war, sich umzumelden, ließe sich erklären, nicht aber der Name.

Was sollte sie jetzt nur tun?

Es war kaum davon auszugehen, dass Frau Mangold ihr – berechtigtes – Anliegen in der Küche vergessen hätte. Franziska wurde so heiß, als wäre sie bereits der Lüge überführt worden. Sie sollte das Ganze hier abbrechen und gehen. Einfach aufstehen, ihren Rucksack nehmen, ihre Jacke von der Garderobe und verschwinden. Verlasse sofort diesen Ort. Putze nicht bei Frau Mangold. Ziehe keinen Putzlohn ein.

Frau Mangold kam mit der Flasche zurück, schenkte ihnen beiden nach und setzte sich. Franziska erkundigte sich nach ihrem gestrigen Schwächeanfall, bevor das Gespräch wieder auf den Personalausweis kam, obwohl sie natürlich wusste, dass das Thema damit nicht vom Tisch war. Es war bestenfalls für ein paar Minuten aufgeschoben. Sie fragte, ob sie beim Arzt gewesen sei oder zumindest einen Termin ausgemacht habe. »Ich habe mir nämlich wirklich Sorgen um Sie gemacht«, sagte sie. Die Besorgnis schmückte sie noch ein wenig aus, machte sie dramatisch. »Ich konnte gestern kaum einschlafen.« Gestern hatte sie zwar tatsächlich nicht einschlafen können, aber das lag nicht an Frau Mangold. Franziska konnte an keinem Abend einschlafen.

Frau Mangold sagte, es gehe ihr gut, sie wisse auch nicht, was das gewesen sei, das sei ihr noch nie passiert, den Arztbesuch werde sie nachholen, ganz sicher, »machen Sie sich keine Sorgen, bloß nicht, Leonie hat schon mit mir geschimpft« – als würde Franziska sich ernsthaft Sorgen um eine Wildfremde machen –, der Arztbesuch stehe oben auf ihrer Liste – offenbar hatte sie ein Faible für Listen –, zumindest fast, denn ganz oben stehe sie. Marie.

»Sie haben mich ja gerettet!«

Hatte sie das nicht schon gestern dauernd gesagt? Franziska musste sich bald zu ihrem Ausweis äußern. Lange ging das Ich-habe-mir-solche-Sorgen-um-Sie-gemacht nicht mehr gut.

»Stellen Sie sich vor, ich habe mein Portemonnaie vergessen.« Etwas Besseres fiel ihr auf die Schnelle nicht ein. Es war so blöd, dass es möglicherweise schon wieder glaubhaft klang. Sie konnte Frau Mangold auf nächste Woche vertrösten und ihr versichern, sie werde dann natürlich den Ausweis mitbringen – und einfach nie mehr wiederkommen. So hätte sie zumindest heute ihr Gesicht gewahrt. »Ich bin ohne Geld losgegangen. Es war wohl alles so aufregend, Ihr Schwächeanfall und dass ich Sie gleich am nächsten Tag besuche –« Franziska versuchte, genauso verlegen zu lachen wie Frau Mangold. »Ich bin die ganze Strecke schwarz mit der U-Bahn gefahren, stellen Sie sich das mal vor! Das ist eigentlich undenkbar für mich. Na, wenigstens an meinen Schlüssel habe ich gedacht.«

»Von Ihrer Wohnung in Schöneberg.«

Bildete sich da eine Falte des Zweifels zwischen Frau Mangolds Augenbrauen?

»Genau, von meiner Wohnung in Schöneberg.«

Frau Mangold nahm einen großen Schluck Wein und blickte an Franziska vorbei in eine entlegene Ferne. Oder vielleicht auch auf ein Regal oder irgendeine andere Oberfläche, die dringend abgestaubt werden musste. Oder sie dachte an Klaus, ihren verstorbenen Mann. Oder daran, was ihre Nichte wohl von all dem halten würde. Oder, das war natürlich auch möglich, sie fragte sich, weil sie ja so nett war, so scheißnett, wie sie Franziska jetzt auf elegante und höfliche Weise loswerden könnte. Franziska wäre es recht gewesen, trotz des Geldes. Sie hatte von Anfang an nicht bei ihr putzen wollen. Genau besehen war sie nur widerwillig hier. Frau Mangold musste im Alter ihrer Mutter sein oder nur unwesentlich jünger. Den aufkommenden Gedanken an ihre farblose, schwache Mutter, die sich seit Jahrzehnten ihrem Vater klaglos unterordnete, verscheuchte Franziska. Bislang hatte Frau Mangold sich noch nicht nach ihrer Familie erkundigt, aber das würde sicher noch kommen. Oder auch nicht. Wenn sie Franziska jetzt gleich bat zu gehen und entschuldigend und selbst dabei noch scheißnett erklärte, dass sie wohl doch nicht miteinander ins Geschäft kämen.

»Ich kann Sie natürlich unmöglich ohne Fahrschein zurückfahren lassen.« Frau Mangold stand auf, ging in die Diele und kramte dort eine Weile herum. Sie kam mit einem Zehn-Euro-Schein zurück, den sie neben Franziskas Glas legte.

»Hier, das ist zwar nicht viel, aber betrachten Sie es als kleinen Vorschuss für das –«

Putzen.

»Also, natürlich ist das kein Vorschuss«, korrigierte sie sich schnell, »sondern ein, äh, Geschenk. Und nächsten Dienstag kommen Sie um neun zu mir. Aber dann bitte mit Fahrschein!« Sie hob in gespielter Strenge den Zeigefinder und lachte wieder verlegen. »Lassen Sie uns noch mal darauf anstoßen, dass wir uns gefunden haben.«

Franziska stieß zum zweiten oder dritten Mal mit Frau Mangold an, weil sie sich gefunden hatten, und bald darauf war die Flasche leer. Frau Mangold holte eine zweite aus der Küche – Franziska hatte den Eindruck, als schwankte sie leicht – und schenkte wieder nach. Sie fragte gar nicht erst, ob Franziska auch noch etwas wolle. Dann zog sie einen Schlüsselring mit zwei Schlüsseln aus der Hosentasche und legte ihn auf den Zehn-Euro-Schein, den Franziska noch nicht angerührt hatte. Wäre sie bald so weit, wenn ihr das Geld ausging, gierig nach einem Zehn-Euro-Schein zu greifen?

»Einer für unten, einer für die Wohnungstür. Die Schlüssel hatte bis vor Kurzem Sabine. Sabine Kessler. Sie hat mich ein wenig enttäuscht. Aber das erzähle ich Ihnen ein andermal. Ich will jetzt nicht über Sabine reden. Ich schreibe Ihnen in den nächsten Tagen die Liste, was Sie alles beachten müssen. Die liegt dann am Dienstag bereit.«

Was immer Sabine Kessler angestellt hatte, oder unterlassen, Enttäuschung wog bei Frau Mangold offenbar schwer und hielt lange an.

Sie sprachen eine Weile über die Alte Nationalgalerie, über Caspar David Friedrich, über Böcklins Toteninsel. Menschen, die ins Museum gehen, sind gute Menschen, behauptete Frau Mangold. Franziska erwähnte das kleine Stillleben und beschrieb den Rotweinkelch, in dem sich der Maler zu spiegeln schien. Sie wollte nicht hier sein, in dieser teuer eingerichteten Wohnung, aber sie musste zugeben, dass sie es genoss, zum ersten Mal seit zwei Monaten eine Unterhaltung zu führen.

Sie lachten, als wäre es ungeheuer komisch, dass sie jetzt selbst vor Rotweingläsern saßen, und für einen winzigen Moment, der ungefähr dreißig Sekunden dauerte, oder vielleicht maximal ein, zwei Minuten, fühlte Franziska sich richtig wohl. Frau Mangold sagte, sie kenne das Bild gar nicht, werde es sich aber demnächst ansehen. Sie könnten es ja auch gemeinsam tun. Was meinen Sie, Marie? Das wäre doch schön! Sie tranken noch mehr Rotwein, bis Franziska schwindelig wurde. In den Beinen spürte sie eine angenehme Leichtigkeit. Und im Kopf. Alkohol machte geschwätzig und unvorsichtig. Sie musste auf der Hut sein. Frau Mangold hatte jetzt besonders rote Bäckchen. Sie fragte weder nach Franziskas Adresse noch nach ihrer Telefonnummer. Und auch der Ausweis schien vergessen. Ging das wirklich so einfach?

In Dahlem waren auch um diese Zeit viele Studierende unterwegs, aber Franziska hatte nun keinen Blick für sie. Ausnahmsweise war sie nicht von Sehnsucht und Neid zerfressen. Sie dachte nicht an das Soziologie-Institut in Münster, ihre Heimat seit Studienbeginn, ihre einzige wirkliche Heimat, nicht an ihren Chef, an Evi und Sebastian, an Johannes erst recht nicht, sondern an Frau Mangold. Sie griff in ihre Tasche und befühlte die beiden Schlüssel. Sie hatte sich genau das eingehandelt, was sie unter allen Umständen vermeiden wollte: einen Kontakt.

Wie auf dem Hinweg veränderten sich die Fahrgäste in der U-Bahn, diesmal nur leider anders herum – von gut gekleidet und zivilisiert zu abgerissen, verhaltensauffällig und laut. Franziska versuchte, nicht darauf zu achten. Sie musste sich ohnehin langsam daran gewöhnen. Und als sie das letzte Stück zu ihrer traurigen Behausung ging, die ihr insgesamt wesentlich kleiner vorkam als Frau Mangolds Wohnzimmer, oder vielleicht sogar kleiner als ihr Esszimmer, in dem sie den Wein getrunken hatten, fiel ihr dieses Mädchen auf. Sie war ihr schon mehrfach über den Weg gelaufen. Vielleicht irrte Franziska sich auch. Diese Teenager sahen ja alle gleich aus. Und der Wein bei Frau Mangold hatte sie träge und schläfrig gemacht.

Die Stadt hatte etliche Millionen Einwohner, wie viele genau, wusste Franziska nicht, weil es sie nicht interessierte. Genug jedenfalls, um sich nicht zufällig zu begegnen. Ganz anders als in Münster und erst recht in Senden. Franziska mochte das Kleinstädtische, Überschaubare, die kleinen roten Backsteinhäuser und die ordentlichen Gärten, und vermisste es. Vermisste es schmerzhaft. Sie war kein Großstadtmensch. Appelhülsen, Bösensell, Havixbeck, Nottuln und wie es alles hieß, es klang provinziell. Aber klangen Wuhlheide, Rixdorf, Schmargendorf, Rummelsburg und Krumme Lanke wirklich so viel besser?

Doch sie musste froh sein über den Ozean der Anonymität, der sie aufgenommen hatte und schützte. In Berlin konnte sie niemandem über den Weg laufen, weil sie keinen hier kannte. Mit Ausnahme von Frau Mangold, die sie allerdings wohl kaum in Neukölln antreffen würde. Franziska konnte sich Frau Mangold in Neukölln einfach nicht vorstellen.

Und mit Ausnahme dieses Mädchens. Ein schmuddeliger Teenager mit dauermürrischem Gesicht. Sie sah ein wenig verwahrlost aus, als würde sich niemand richtig um sie kümmern. Sie nickte ihr zu, kaum merklich, aber es reichte, um Franziska zu erschrecken. Frau Mangolds Barolo hatte ihr Denken verlangsamt. Als es wieder einsetzte, war sie überzeugt, das Mädchen meinte gar nicht sie. Warum sollte sie gemeint sein? Aber weit und breit war kein anderer zu sehen.

War das eine Art Gruß? He, wir kennen uns? Vermutlich sollte es total erwachsen wirken. Oder es war etwas ganz anderes, das nichts mit Franziska zu tun hatte. Ein unkontrolliertes Wackeln des Kopfes, wobei das Mädchen für Parkinson eindeutig zu jung war. Für Drogen sicher nicht. Begleitet wurde das Nicken von einem Lächeln. Zumindest erinnerte es entfernt an Lächeln. Eigentlich war es eine Grimasse. Eine Grinsegrimasse. Wie aus einem sehr schlechten Horrorfilm. Auffordernd. Aggressiv. Und auch ein bisschen ekelhaft, fast obszön.