Herzlich willkommen zur Lesenacht!
Kaum hatte sich die Tür hinter Frau Brettschneider geschlossen, sauste Götz zu seinem Rucksack. Anstelle seines Schlafsacks wühlte er eine Wasserpistole heraus und füllte sie am Waschbecken.
Studentin Paula, die später selbst einmal Lehrerin werden wollte, half Frau Brettschneider als Praktikantin bei der Betreuung der Schüler während der Lesenacht.
„Hast du nicht gehört, was Frau Brettschneider gesagt hat?“, fragte sie Götz.
„Natürlich! Aber sie hat mir auch beigebracht, höflich zu sein. Ich will Lulu und Albi angemessen begrüßen“, antwortete Götz frech.
Besonders Albi konnte er nicht leiden, weil der ihn aus Versehen mehrmals Gottlieb genannt hatte.
Auf Zehenspitzen schlich Götz zur Fensterwand. Leise kippte er einen Fensterflügel auf. Kichernd folgten ihm die anderen Kinder und stellten sich wieder an den Fenstern auf. Götz hatte wirklich lustige Ideen! Während Paula kopfschüttelnd begann, Isomatten auszurollen, drückten die Schüler ihre Nasen an die Scheiben. Keiner wollte verpassen, wie Götz Lulu und Albi von oben nass spritzte. Doch von den beiden war weit und breit nichts zu sehen. Dafür konnten die Kinder Herrn Vogelsang beobachten, der gerade vom Fahrrad stieg und den weißen Stoff vom Gepäckträger nahm. Frau Brettschneider kam aus dem Schulhaus und eilte geradewegs auf Herrn Vogelsang zu.
„Hä?“, sagte Maxi. „Ich versteh nur Bahnhofsbank. Wieso rast Frau Brettschneider wie ein Rennkuckuck über den Parkplatz auf den armen Herrn Vogelsang zu? Und warum deutet sie die ganze Zeit auf die Mülltonne?“
„Sie möchte wohl, dass er sich dahinter versteckt. Schaut doch mal, er macht alles, was sie will. Herr Vogelsang muss ganz schön Angst vor Frau Brettschneider haben“, stellte Johanna fest. „Man sieht nur noch seine knallorangen Turnschuhe.“
„Dieser Herr Vogelsang ist wirklich seltsam“, bestätigte Donatus.
Lukas unterbrach ihn: „Da drüben kommt der Opel Astra der Artichs!“
Er war Spezialist für Automarken.
Auch Frau Brettschneider hatte den Wagen entdeckt. Sie wandte sich von Herrn Vogelsang ab und lief auf das Auto zu. Frau Artich parkte und Albi und Lulu hüpften aus der hinteren Tür. Die beiden Kinder holten ihr Gepäck aus dem Kofferraum. Frau Artich küsste Albi auf die Wangen und drückte ihn fest an sich.
„Bei drei geht’s los“, flüsterte Götz. „Eins ..., zwei ...“
Während Herr Vogelsang komischerweise immer noch hinter der Mülltonne hockte und Frau Brettschneider, Albi und Lulu die Stufen zum Schultor hinaufgingen, rief Frau Artich ihnen laut nach: „Ich hole dich jederzeit ab, Albispatz!“
Durch das gekippte Fenster im ersten Stock konnte man jedes Wort hören. „Und denk an die langen Unterhosen, falls ihr rausgeht, Albispatz!“
„Drei ..., haha …, Albispatz!“ Götz prustete laut los und feuerte gleichzeitig die Wasserpistole ab. Da er so lachen musste, verfehlte er sein eigentliches Ziel – und ein Wasserschwall traf Frau Brettschneider mitten ins Gesicht!