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Chloe verbrachte den ganzen Nachmittag beim Einkaufen im Supermarkt, und als die drei Cherubs nach Hause kamen, konnten sie sich ein Fertiggericht aus dem umfangreichen Sortiment in ihrem riesigen amerikanischen Gefrier-Kühlschrank aussuchen.

James war als Erster an der Mikrowelle und machte sich eine Lasagne heiß. Dann behauptete er, das Curry, das sich Lauren und Dante aufwärmten, würde zum Himmel stinken, und verzog sich ins Wohnzimmer. Doch der Geruch folgte ihm, weil die beiden ein paar Minuten später dort ebenfalls mit ihren Tellern auftauchten.

»Isst du nichts?«, fragte Lauren Chloe, die sich in einen Sessel gesetzt und die Füße angezogen hatte.

»Ich habe in der Tapas-Bar gegessen«, erwiderte Chloe.

»Und? War es gut?«, wollte Lauren wissen.

»Ausgezeichnet«, nickte Chloe. »Und der alte Knabe neben mir hat mich angemacht. Seiner goldenen Rolex und dem Angebot eines Yacht-Ausflugs nach zu urteilen schien er jede Menge Geld zu haben.«

»Oooh, Chloe hat einen Freund!«, lachte Dante und tunkte das Naan-Brot in sein Chicken-Korma.

»Und du hast wohl eine Freundin«, grinste Lauren. »Oder zumindest bald, so wie du mit Anna auf der Busfahrt nach Hause herumgeflirtet hast.«

Bei der Erwähnung von Mädchen horchte James auf.

»Gute Titten?«, wollte er wissen.

Dante lachte. »Nicht riesig, aber hübsch.«

»Was soll das heißen?«, fragte James. »Kiwis, Äpfel, Orangen, Mangos oder Melonen?«

Lauren schüttelte den Kopf. »James, nicht alle Jungs sind solche Tiere wie du.«

Aber da belehrte Dante sie eines Besseren. »Große, feste Orangen, Tendenz Grapefruit«, erklärte er grinsend. »Wenn auch nicht zu vergleichen mit dem Mädel, mit dem ich in Irland gegangen bin.«

Enttäuscht musste Lauren mit ansehen, wie Dante die Hände vor der Brust wölbte.

»Oh Mann, du bist ja sogar schlimmer als mein Bruder«, beschwerte sie sich und schlug mit einer zusammengerollten Fernsehzeitung nach ihm.

»Es sind doch nur Titten«, grinste James.

»Titten, Titten, wundervolle Titten«, sang Dante.

»Also hört mal, ich werde bestimmt nicht hier sitzen und mir anhören, wie ihr über Brüste sprecht«, fuhr Chloe aufgebracht dazwischen. »Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf. Wie würde es euch gefallen, wenn wir uns über Penisse unterhielten?«

James blickte angestrengt auf seinen Teller und hatte offensichtlich Probleme damit, den letzten Bissen Lasagne mit der Gabel aufzuspießen.

»Wie sieht es denn eigentlich mit unserem Missionsbudget aus?«, fragte er unvermittelt. »Ich meine nur, weil ich vielleicht ein paar hundert Pfund für ein anderes Bike brauche, plus Versicherung.«

»Wozu brauchst du denn ein anderes Bike?«, spottete Lauren.

»Vielleicht werde ich zu einer Tour mit dem Monster Bunch eingeladen«, erklärte er. »Wenn ja, dann brauche ich ein Bike, mit dem man hundertzwanzig oder hundertdreißig fahren kann, sagt Nigel.«

James wollte das Motorrad unbedingt haben, daher ließ er zwei wesentliche Fakten lieber unter den Tisch fallen: Nigel hatte nichts davon gesagt, dass er zu einer Tour eingeladen werden würde. Was Nigel aber gesagt hatte, war, dass die Bandits bis zu hundertfünfzig, nicht hundertdreißig Stundenkilometer fahren würden.

Chloe richtete sich auf. Sie schien nicht sonderlich begeistert. »Um was für ein Motorrad geht es denn?«

»Eine 500-Kubik-Maschine. Eine echte Schönheit mit nicht mal sechstausend Kilometer auf dem Tacho.«

»Du hast dich also schon mal umgesehen?«, lachte Chloe. »Du solltest doch den Mechaniker nur bitten, sich deine Bremsen anzuschauen. Ich glaube kaum, dass sich da was machen lässt. Es hat bereits eines ewig langen Berichts an das Ethikkomitee bedurft, in dem ich mich mit der Frage auseinandersetzen musste, wie sicher es ist, einen Sechzehnjährigen auf einem Motorrad, wie du es jetzt hast, herumfahren zu lassen.«

James zuckte mit den Achseln. »Aber große Motorräder sind in vielerlei Hinsicht sicherer. Ich meine, zum Beispiel, wenn man auf der Autobahn hinter einem großen Truck herfährt, der einem den Regen ins Gesicht spritzt. Mit einer kleinen Maschine hängt man dahinter fest. Mit einer größeren dreht man kurz am Gas und überholt.«

Chloe gab ein leises Zischen von sich. »Mach dir lieber nicht allzu große Hoffnungen, James.«

»Ich finde, du solltest ihm eine richtig große Rennmaschine erlauben«, grinste Lauren. »Wenn er sie dann mit zweihundert Sachen an die Wand fährt, erbe ich mit achtzehn doppelt so viel vom Vermögen meiner Mutter.«

»Lauren, wenn du nichts Vernünftiges beizutragen hast, dann halt doch einfach die Klappe, ja?«, fuhr James sie gereizt an und wandte sich dann wieder an Chloe. Er bemühte sich, gelassen zu klingen. »Ich bin doch kein Idiot, oder? Ich würde das Bike natürlich mit der entsprechenden Vorsicht behandeln. Und wenn ich es auf Kredit kaufe, dann will Rhino mit Teeth sprechen, der mir einen Sommerjob in der Marina-Heights-Anlage verschaffen kann. Auf diese Weise kann ich die Raten bezahlen und komme dem Clubhaus der Bandits viel näher.«

Diesen Aspekt schien Chloe schon wesentlich interessanter zu finden, und James ärgerte sich, dass er ihn nicht gleich erwähnt hatte. Er wollte nicht, dass es so aussah, als habe er es lediglich auf ein cooleres Bike abgesehen.

»Ich schätze, das ist tatsächlich ein Vorteil«, gab Chloe zu.

»Cool«, rief James begeistert. »Der Laden hat bis um sieben heute Abend auf. Du musst nur ein paar Papiere für die Finanzierung unterschreiben.«

»Kommt nicht infrage«, wehrte Chloe ab. »Ich übernehme auf gar keinen Fall allein die Verantwortung dafür, dass ein Sechzehnjähriger auf einer Fünfhunderter Maschine herumkurvt. Ich muss das erst mit der Vorsitzenden und dem Ethikkomitee besprechen.«

Das enttäuschte James ein wenig, aber die Chance, dass er seine Traum-Maschine sofort bekommen würde, war sowieso relativ gering gewesen. Immerhin hatte er es geschafft, dass sich Chloe an seinem Vorschlag interessiert zeigte.

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Ein paar Kilometer vom Stadtzentrum von Salcombe entfernt standen zwei Dutzend Oberstufenschüler auf einer Betonterrasse über einer Sandbucht. Für James waren der Strand und die sanft anrollenden Wellen etwas Neues, aber für die anderen war es ein ganz normaler Treffpunkt, wo sie chillen, herumalbern, flirten und die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen konnten.

Nigel verkaufte an ein paar von ihnen Marihuana, und James hatte den Eindruck, dass er sogar noch mehr hätte loswerden können, wären nicht alle nach dem Wochenende pleite gewesen. Da James nicht nur laut seiner aktuellen Identität, sondern tatsächlich aus London stammte, beantwortete er bereitwillig alle Fragen über die besten Shopping- und Übernachtungsmöglichkeiten, mit denen er gelöchert wurde.

Julian und seine Clique planten vage, im Sommer für ein paar Tage nach London zu fahren. Aber da sie nicht wussten, wo sie wohnen sollten und außerdem zu unterschiedlichen Zeiten mit ihren Eltern Urlaub machten, kam Julian zu dem Schluss, dass dies wohl einer jener Pläne war, die nie verwirklicht werden würden.

Nach einer Weile setzte James sich, mit dem Rücken an das Terrassengeländer gelehnt, zwischen Ashley und ihre Freundin Caitlyn. Caitlyn war mit niemandem zusammen. Sie war klein, hatte glattes dunkles Haar und eine stämmige Figur. James überlegte, ob er sie anmachen sollte, fand dann aber, dass es besser war, sich zunächst auf die Mission zu konzentrieren, wenigstens ein oder zwei Tage, bevor er sich mit Mädchen einließ. Außerdem freute er sich jedes Mal tierisch über die finsteren Blicke, die Julian ihm zuschoss, wenn er Ashley zum Lachen brachte.

Als die Sonne untergegangen war, kam etwas Wind auf und sie beschlossen, nach Salcombe zurückzufahren, um in der Marina-Heights-Anlage etwas zu essen. Julian kochte vor Zorn, als er sah, dass James Ashley auf seiner Honda mitnahm, und trat ihm auf dem Parkplatz in Salcombe wütend entgegen.

»Ich finde es wirklich gefährlich, wenn sie keinen Sturzhelm trägt«, erklärte er. »Wie ich bemerkt habe, hast du deinen getragen.«

»Wie du meinst«, entgegnete James achselzuckend. »Weißt du, Jules, sie ist schon ein großes Mädchen.«

»Ehrlich gesagt meine ich, dass du dich verziehen solltest, James.«

Ashley seufzte tief, und James äffte Julians Upperclass-Akzent nach: »Nun, ehrlich gesagt meine ich, dass du selbst dich verdammt noch mal verziehen solltest.«

Ashley trat zwischen die beiden Jungen. »Um Himmels willen, Julian, er hat mich nur mitgenommen.«

»Ich spiele Rugby«, informierte Julian seinen Rivalen und stieß ihm den Finger auf die Brusttasche. »Ich warne dich also: Lass das sein!«

Die anderen, die in Julians Fiat mitgefahren waren, stiegen nun ebenfalls aus. Sie merkten, dass Julian eifersüchtig war, und versuchten, ihn zu beruhigen.

»Das ist ein echt blöder Streit«, fand James, drehte sich um und wollte die Treppe zu den Restaurants hinaufgehen, als Julian zuschlug.

»Hör auf!«, schrie Ashley, als sie sah, wie seine Faust James′ Hinterkopf streifte. »Sei doch nicht so ein Arschloch!«

Der Schlag war zwar nicht der Rede wert, aber James konnte ihn unmöglich auf sich sitzen lassen, wenn er nicht wie ein Weichei dastehen wollte. Blitzschnell drehte er sich um, packte Julian am Kragen und stieß ihn gegen seinen kleinen Fiat.

James durfte nicht zu brutal werden, denn das würde den anderen sicher nicht gefallen, aber er musste ein Zeichen setzen. Und da er gerade gesehen hatte, wie Julian seinen Autoschlüssel in seine Jackentasche gleiten ließ, zog er ihn wieder heraus und warf ihn schwungvoll auf das Metalldach des Bandits-Clubhauses.

»Greif mich noch ein Mal an und ich mach dich platt!«, drohte James. Der Schlüssel schepperte ein paar Meter über das schräge Metalldach und blieb dann an einem Klumpen Moos hängen.

Natürlich wollte auch Julian nicht als Weichei dastehen, aber nachdem er James′ Kraft zu spüren bekommen hatte, begnügte er sich damit, ihn anzuschreien.

»Mann!«, brüllte er. »Wie zum Teufel soll ich denn da raufkommen?«

James grinste. »Klopf an die Tür und frag, ob sie eine Leiter für dich haben.«

Ashley schüttelte nur verächtlich den Kopf und wandte sich zur Treppe um. James befürchtete schon, in den Augen der Clique der Bad Boy zu sein, aber als er mit Nigel und Ashley nach oben ging, hörte er, wie die anderen Jungs über Julians peinliche Lage lachten, und Caitlyn fasste das Geschehen so zusammen, dass James erstaunliche Zurückhaltung gezeigt habe, weil er nicht zurückgeschlagen hatte.

Oben angekommen gingen sie zum Diner, der zu zwei Dritteln besetzt war. An den Tischen neben der offenen Front des Restaurants saß bereits eine weitere Gruppe von Oberstufenschülern, die sie mit Kopfnicken und einem Lächeln grüßten. Aus einer schäbigen Jukebox erschallte Pop aus den Fünfzigern. Nigel drückte James einen Zehner in die Hand.

»Ich hab was zu erledigen«, grinste er. »Hol mir doch einen Cheeseburger, Fritten und eine Cola, und dir, was du willst.«

Doch als sich James mit dem Geld an den Tresen stellen wollte, kam Ashley ihm zuvor. »Du hast mich mitgenommen, also zahle ich das Essen«, erklärte sie liebenswürdig.

Sie bezahlte auch für Nigel, und nachdem sie zum Tisch zurückgegangen waren, um auf ihre Bestellung zu warten, setzte sich Ashley neben James und legte ihm ihre Hand auf den Oberschenkel. James gefielen ihr schwarzer Nagellack und die feinen Härchen auf ihrem Arm.

»Du solltest mit Julian sprechen«, mahnte er leise. »Ich bin hier der Neue in der Stadt, und ich hab keine Lust, dass die Sache aufgebauscht wird.«

»Ach, vergiss ihn. Er behandelt mich wie sein persönliches Eigentum«, gab Ashley zurück und zeigte dem Furniertisch den Mittelfinger. »Ich spiele Rugby«, äffte sie Julian nach. »Aber du hast ihn gegen den Wagen geworfen wie nichts.«

»Ich stemme Gewichte«, gab James grinsend zu. »Außerdem mache ich Karate und ein wenig Kickboxen. Ich bin wirklich kein gewalttätiger Mensch. Seit ich zwölf war, hab ich mich nicht mehr geprügelt, aber man sollte sich lieber nicht mit mir anlegen.«

Ashley gurrte anerkennend, als Nigel sich zu Caitlyn an die andere Seite des Tisches setzte.

»Kommt Julian klar?«, fragte James.

Nigel lachte laut auf. »Na ja, sein Autoschlüssel liegt auf einem Hausdach, und seine Freundin hat ihre Hand auf deinem Schoß. Ich nehme an, es geht ihm großartig.«

»Aber er ist dein Kumpel«, erinnerte ihn James.

»Ein Kumpel, der mir zweihundert Mäuse schuldet«, entgegnete Nigel. »Er zahlt nie für sein Gras. Wenn wir uns nicht schon seit der Grundschule kennen würden, würde ich ihm einen vom Monster Bunch auf den Hals hetzen.«

»Aber sein Dad ist Richter«, warnte Caitlyn.

»Und das auch noch«, grinste Nigel.

Caitlyn hatte nichts bestellt, aber als das Essen kam, rückte sie näher an Nigel heran und klaute ein paar von seinen Fritten. James stellte fest, dass das Ganze wohl auf ein Double-Date hinauslief. Er war sich nicht sicher, was er tun sollte. Einerseits dachte er an die Mission und an das Gespräch mit Kerry. Andererseits war Ashley unheimlich sexy, und James′ moralischer Kompass flog jedes Mal aufs Neue über Bord, wenn er sich einem hübschen Mädchen auch nur auf zehn Meter näherte.

Als sie gegessen hatten, spazierten sie zu viert in die fast dunkle Nacht hinaus. In der Ferne fing das Mondlicht ein paar Yachten ein, und auf den Tischen am edleren Ende der Promenade brannten Kerzen. Bis jetzt hatte James den jüngeren Kids an den Imbissständen keinerlei Beachtung geschenkt, aber Nigel ging geradewegs auf ein knutschendes Pärchen zu, von denen sich einer der Beteiligten als Dante herausstellte.

»Sieh mal einer an, ihr zwei Turteltäubchen«, neckte sie Nigel. »Vergiss nicht, dass du um neun zu Hause sein musst, liebe Anna!«

Anna ließ Dante los und empfahl Nigel, sich zu verpissen.

James trat hinter Nigel und lachte. »Ist das hier deine kleine Schwester, die mit meinem kleinen Bruder hier knutscht? Wie süß!«

»Lass sie in Ruhe«, grinste Ashley und zog James fort. »Man sieht, dass ihr Brüder seid, er hat das gleiche Kinn wie du.«

»Ich liebe rot«, erklärte James geheimnisvoll, als sie sich zurückzogen. Dante versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, und setzte seine Knutscherei mit Anna fort.

»Habt ihr Mädels Lust, mit zu mir zu kommen?«, schlug Nigel vor. »Meine Mum muss bei irgendeiner Dinerparty servieren. Ich kann uns einen Monsterjoint basteln und wir werden total high.«

James schreckte bei dem Gedanken an Marihuana zurück. Für CHERUB-Agenten waren illegale Drogen absolut tabu.

Glücklicherweise löste Ashley sein Problem. »Ich werde mich heute Abend bestimmt nicht zudröhnen«, erklärte sie. »Morgen schreibe ich einen Test in Statistik. Letztes Schuljahr habe ich eine Drei gekriegt, und damit komme ich auf keine vernünftige Uni.«

James grinste. »Und ich hab morgen meinen ersten richtigen Tag an der Schule.«

Nur Caitlyn sah Nigel strahlend an. »Ich rauch gerne was mit dir.«

Mit diesem Ergebnis schien Nigel sehr zufrieden zu sein – er und Caitlyn allein und high. James kannte Caitlyn noch nicht wirklich und fragte sich, ob sie wohl mit Nigel im Bett landen würde.

Als er den anderen die Metalltreppe zum Parkplatz hinunter folgte, sah sich James noch einmal um. Dante knutschte immer noch mit Anna, und da entdeckte er auch Lauren; sie saß zwischen ein paar Jungs und Mädchen auf dem Geländer und wirkte sehr zufrieden. Joe war auch dabei. Offenbar hatten sie sich alle mit den richtigen Leuten eingelassen. Die Mission hätte kaum besser starten können.

Auf dem Parkplatz sah James Ashley an. »Ich bin gut in Statistik«, sagte er. »Wenn du willst, kann ich dir beim Lernen helfen. Bei dir, bei mir, wo du möchtest.«

»Bist du wirklich gut oder sagst du das nur, damit du zu mir nach Hause kommen kannst?«, wollte Ashley spöttisch wissen.

»Ich bin gut«, behauptete James und beugte sich vor, um sie zu küssen. Doch noch bevor sie sich berührten, rief Nigel: »He, James, sieh dir das an!«

James lief über den Parkplatz und sah schon von Weitem, dass sein Bike rosa beschmiert war. Als er näher kam, stellte er fest, dass jemand überall Schokoladen-Erdbeereis verteilt hatte. Auf dem Sitz lag ein zerdrücktes Waffelhörnchen in einer Eispfütze, und an der Seite tropfte noch mehr davon auf den Motor.

»Julian«, fluchte James. »Wenn ich den erwische, breche ich ihm sein beschissenes Genick! Wo ist seine Karre? Ich trete ihm alle Scheiben ein!«

»Sein Auto ist weg«, bemerkte Caitlyn.

Nigel nickte. »Julian wohnt im Marina View. Wahrscheinlich ist er nach Hause und hat sich den Ersatzschlüssel geholt. Sie haben eine gesicherte Tiefgarage.«

»Ich laufe zum Donutstand und hole ein paar Servietten«, bot Ashley an und lief davon.

Nigel bückte sich und inspizierte James′ Honda. »Ich würde sie so schnell wie möglich nach Hause bringen und alles gut abwaschen. Wenn du das Zeug drauflässt, trocknet es steinhart an. Es könnte dir sogar die Elektrik versauen.«

»Verdammt«, fluchte James.

Nigel richtete sich auf und Caitlyn legte ihm den Arm um die Taille.

»Da kann ich dir leider nicht wirklich helfen«, meinte Nigel. »Ist es okay, wenn wir gehen?«

Sie fuhren gerade weg, als Ashley mit einem fünf Zentimeter hohen Stapel Papierservietten die Treppe herunterkam. Zusammen wischten sie das Gröbste ab, doch das Eis war so klebrig, dass die Servietten zerrissen und in Fetzen am Sitz kleben blieben.

»Oh Mann, Julian ist ein eifersüchtiger Idiot«, sagte Ashley. »Das tut mir wirklich leid.«

»Ich werde nach Hause fahren und es ordentlich sauber machen müssen«, erklärte James. »Ich würde dich ja gerne heimbringen, aber du würdest dir nur dein hübsches Kleid ruinieren.«

»Schon gut«, antwortete Ashley. »Ich kann mir ein Taxi nehmen oder die fünfzehn Minuten nach Hause laufen.«

»Tut mir echt leid«, entschuldigte sich James und warf einen klebrigen Serviettenklumpen in den Müll.

Ashley nahm ihr Handy aus ihrem Täschchen.

»Es gibt ja noch andere Abende«, lächelte sie. »Gibst du mir deine Nummer? Ich kenne dich bis jetzt ja kaum. Ich ruf dich an, dann können wir morgen was zusammen unternehmen.«