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Die Betreffzeile der E-Mail, die Peter an mich weiterleitete, lautete einfach nur: Kündigung.

Bitte bestätige den Empfang dieser E-Mail schnellstmöglich und versichere mir, dass du der Aufforderung nachkommen kannst, hatte er dazugeschrieben. Schick mir unverzüglich deine aktuellste Version von Changeology . Ich werde dich heute um 14 Uhr anrufen.

Die weitergeleitete E-Mail stammte von der Vermieterin Stacy.

Peter,

gemäß Mietvertrag gewähre ich deiner Firma eine Kündigungsfrist von 30 Tagen, um die obere Wohnung bis spätestens Montag, 30 . Juni, zu räumen. Wie du dich erinnern wirst, habe ich keine Kaution von dir verlangt, also möchte ich darum bitten, dass die Wohnung in einem blitzsauberen, einzugsbereiten Zustand hinterlassen wird, Badezimmer, Herd und Kühlschrank eingeschlossen. Die Schlüssel können bei Amy Cable in der unteren Wohnung abgegeben werden. Wir müssen auch gemeinsam dafür sorgen, dass die Mieterin die letzten Rechnungen für Gas / Strom / Wasser bezahlt, da diese weiter über meinen Namen gelaufen sind. Bitte gib mir Bescheid, wenn du diese E-Mail erhalten hast und falls du irgendwelche Fragen hast.

Danke,
Stacy

Ich scrollte weiter den Gesprächsverlauf hinunter. Mein eigener Körper fühlte sich unecht an. Wie eine Simulation. In der E-Mail von Amy an Stacy stand einfach nur: Mietvertrag und Bilder im Anhang. Sie war vor zwei Tagen abgeschickt worden.

Angehängt waren komprimierte Handyfotos von der Wohnung. Von der Wohnung in ihrem schlimmsten Zustand. Als ich sie am dreckigsten hinterlassen hatte. Amy war allem Anschein nach erst letzte Woche in meiner Abwesenheit und ohne mein Wissen hereingekommen. Hatte Bilder von dem Geschirr in der Spüle, dem mit Fast-Food-Verpackungen übersäten Sofa und den schmutzigen Kleidungsstücken auf dem Schlafzimmerfußboden gemacht. Hatte diese Fotos offensichtlich aufgehoben, um sie bei meinem nächsten Fehlverhalten zum Einsatz zu bringen. Um mir den Todesstoß zu versetzen.

Ich las erneut die blutleere, höfliche E-Mail und spürte Übelkeit in mir aufsteigen.

Die Wohnung ist jetzt sauber, wollte ich schreien. Ich wollte nach unten rennen und bei Amy alle Fenster einschlagen. Wie konnte sie es wagen, ohne Vorankündigung meine Wohnung zu betreten? Wie konnte sie es wagen, mir das anzutun, zusätzlich zu allem anderen? Ich war ein Kind, das hilflos stotterte, gelähmt von dem Gefühl, dass die Welt so viel größer war als ich, so viel mächtiger. Sie hatte gewonnen. Hatte von Anfang an gewonnen.

Um zwei Uhr nachmittags rief Peter mich an und erklärte mir nüchtern, dass er mich entließ.

Ich habe in den letzten Wochen mehrfach keine sofortige Rückmeldung von dir erhalten, sagte er. Die Situation mit der Wohnung hat eine Geschäftsbeziehung beeinträchtigt. Und ehrlich gesagt habe ich für deine Arbeit an Changeology nur wenig vorzuweisen.

Das Schlimmste daran war, dass ich mich ganz deutlich durch seine Augen sehen konnte, durch Amys, durch Stacys. Ich verstand, weshalb sie mich so sahen, wie sie es taten.

Ich rief Marina an und schluchzte so heftig, dass ich kaum sprechen konnte.

Hör zu, Baby, sagte sie ins Telefon. Ich weiß, dass du nicht daran glaubst, aber lass es dir von jemandem gesagt sein, der ein paar Jahre älter ist als du: Es wird alles gut. Gefeuert zu werden, ist nicht das Ende der Welt. Das war ein beschissener Job. Du hast ihn gehasst. Du wirst etwas Besseres finden.

Es gibt nichts, würgte ich hervor. Ich bewerbe mich seit Monaten auf andere Jobs. Jetzt wird es sogar noch schwerer sein, weil ich gefeuert worden bin. Wer wird mich jetzt noch wollen? Ich werde niemals meinen … ich mache alles kaputt, was ich anfasse.

Das stimmt nicht, erwiderte Marina sanft. Hör zu. Meine Untermieterin geht in drei Tagen. Zu meinem Geburtstag kommen mich meine Freundinnen aus L. A. besuchen, und es wäre schön, meine Wohnung noch einen Moment für mich zu haben, bevor sie mich überfallen. Ich komme nach Hause, werde bei dir sein. Shaka kann unseren letzten Intensivkurs allein unterrichten.

Nein, mach das nicht –

Sneha. Also. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber, ja, ich darf das selbst entscheiden, Sneha. Sneha, Baby, lass zu, dass die Menschen, die dich lieben, sich um dich kümmern –

Bei diesem Wort verspürte ich einen Stoß dieses heißen, roten Gefühls. In meinem Kopf klingelte es wie eine Glocke, wie eine Lüge – Liebe, Liebe, Liebe –

Hör auf, immer wieder meinen Namen zu sagen, brach es hilflos aus mir hervor.

Okay, also, warum?

Einfach – ich stehe gerade einfach stark unter Druck, okay –

Wieso wirst du so … nervös, wenn man deinen Namen sagt?

Ich kann das jetzt nicht, Mann. Ich muss los.