Willst du diese Kiste voller Zeug noch haben, Girl?, fragte Diana mich aus dem Badezimmer und schüttelte vor mir einen dunklen Quader mit den Worten NINE WEST auf dem Deckel.
Ich nahm ihr die Schachtel ab und presste sie an meine Brust. Tigs Badekugeln. Ich hatte sie nie verwendet.
Ich finde einen Platz dafür, murmelte ich.
Der hintere Teil des Umzugscontainers füllte sich, nachdem Tig uns aufgetragen hatte, alles vertikal bis zur Decke zu stapeln. Ich klemmte die Badekugelsammlung über eine Plastikbox voller Winterkleidung und kehrte ins Haus zurück.
Die Zukunft ist selbstverständlich nicht zu fassen, das Gegenteil von vorhersagbar. Als ich nach Milwaukee kam, hatte ich mir das Leben eines Nachwuchs-Rockstars in Blazer und Strumpfhosen vorgestellt, mit drei Martinis zum Mittagessen, Steakhäusern und Zigarren und jede Woche einer neuen Frau im Bett. All dies, bis meine Jugend, der mir zugeteilte Zeitraum tolerierter Rebellion, abgelaufen wäre. Stattdessen bekam ich am Ende eine biologische Gefahrenquelle von einer Wohnung, ein kleines Nest aus liebenden Freund* innen, eine lange Warteschlange bei St. Casimir. Nun verließ ich diesen Ort, mein Bankkonto in Trümmern, um zu versuchen, es an einer neuen Küste dieses seltsamen Landes wiedergutzumachen. Ich würde behaupten, dass zweite Chancen etwas sehr Amerikanisches sind, allerdings spricht die Geschichte meines Vaters dagegen.
Was ich sagen will: Sofern ich mir die Zukunft von Tigs Badekugeln überhaupt ausgemalt hatte, so hatte ich mir vorgestellt, wie ich mir in meinem neuen Leben alle paar Monate eine davon gönnte.
Eine Gelegenheit, mich nach einem harten Arbeitstag zu entspannen. Das Geschenk meiner Freundin so lange wie möglich aufbewahrend.
Aber so wird es nicht kommen. Es wird ein sonnendurchfluteter Sommertag in D. C. sein, erfüllt von einer prickelnden Hitze, wenn ich am Ende meiner ersten Arbeitswoche in der neuen Stadt zurückkehre und mir ein Bad einlasse. Da Wasser von den Nebenkosten das Einzige ist, das ich nicht bezahle, fülle ich die Wanne bis oben. Stelle die NINE -WEST -Schachtel auf den Rand des Waschbeckens.
Das Wasser plätschert kühl gegen mein Schlüsselbein. Ich dehne meine Waden, die wund sind von den Absätzen, die ich nach der Arbeit auch in der U-Bahn getragen habe. Neben mir beginnt mein Telefon ohne Unterlass zu klingeln.
Marina.
Peter hat mir einen Brief geschickt. Hat ihn an ihre Wohnung adressiert. Die letzte Anschrift, die ich ihm gegeben hatte. Soll ich ihn aufmachen?, fragt sie. Ich bin kaum in der Lage zu sprechen und würge hervor: Ja.
Was ich höre: O mein Gott.
Was ist es?, will ich wissen, habe das Gefühl, wahnsinnig zu werden. Stelle mir eine Klage vor, einen Brief von einem Anwalt. Sag mir, was es ist, was hat er geschickt?
Es ist ein Scheck, antwortet sie.
Ich bringe kein Wort hervor. Ich bin Thoms Rat gefolgt. Habe die E-Mail abgeschickt, ohne irgendetwas zu erwarten. Habe in all den inzwischen vergangenen Wochen keine Rückmeldung erhalten.
Siebzehntausend Dollar, sagt sie zu mir. Du hast dein Geld, was auch immer du ihm geschickt hast, hat funktioniert. Das Arschloch hat nachgegeben.
Als ich den Deckel des Schuhkartons abhebe, lassen die Badekugeln die Luft vor Duft explodieren. Ich kippe sie in die Wanne, die gesamte Schachtel, und die kreideartigen Kugeln wippen harmlos und ruhig im Wasser auf und ab. Sprudeln ganz leicht. Dann verwandeln sie sich. Pastelliger, neonfarbener, in allen Regenbogenfarben schillernder Schaum strömt aus ihnen. Sie tragen alle Namen, die auch irgendwo stehen. Intergalactic. Melusine. Sex Bomb. Twilight. Ungläubig lache und lache und lache ich in die Stille des gekachelten Zimmers, ohne Gedanken oder Sprache zu formen, tauche meinen Kopf unter den schillernden Schaum und komme erst wieder hoch, mein ganzer Körper bedeckt von Glitter und Farbe, als mir die Luft ausgeht.