F ür den Silvesterabend zogen Alison und Izzie knielange, glitzernde Kleider an, steckten sich die Haare hoch und schlüpften in passende hohe Schuhe. Sie hatten zwar keine große Party mit einer Menge Leute, zu der sie gehen konnten, aber es war trotzdem ein besonderer Abend.
»Was denkst du?«, fragte Alison und dreht sich um. Der Rock ihres glitzernden Kleides flog dabei elegant um sie herum.
»Du bist wunderschön und dein Kleid sieht meiner Meinung nach genauso toll aus wie meins.« Izzie lachte. »Meins ist allerdings blau, passend zu meinen Augen.
»Sind deine Augen blau? Ich liebe Blau. Ich sehe viel Blau in den Seelen der Menschen. Häufig bedeutet es Traurigkeit, aber es gibt alle möglichen Schattierungen.«
»Ich frage mich, welche Augenfarbe meine Mutter hatte«, seufzte Izzie.
Misses Berens und einige der Lehrer, die schon früher zurückgekommen waren, saßen um einen großen Eichentisch in der Mitte des Speisesaals. Sie hatten ihn extra für diesen Abend geschmückt und obwohl die Lehrer später am Abend eine Silvesterparty nur für die Erwachsenen geplant hatten, waren Izzie und Alison eingeladen, mit ihnen gemeinsam zu essen.
Die Direktorin lehnte sich zu Professor Hudson hinüber, schüttelte den Kopf und flüsterte ihr zu: »Nein, nein, das wird nicht funktionieren. Ich habe bereits darüber nachgedacht.«
»Es muss doch einen Weg geben, dem Rest der Schülerschaft beizubringen, dass sie die Wandler besser behandeln müssen. Ich denke, das würde die Eltern der betroffenen Schüler beruhigen«, sagte Professor Hudson.
»Da haben sie recht. Wenn Ihnen etwas einfällt, wie wir die Gestaltwandler davon überzeugen können, dass es eine gute Idee ist, sich dem Rest der Schüler in ihrer Wolfgestalt zu präsentieren und sie so lange lachen zu lassen, bis ihnen langweilig wird, lassen Sie es mich wissen.«
Professor Hudson presste die Lippen zusammen und lehnte sich zurück. Sie trug einen langen schwarzen Rock und eine spitzenbesetzte weiße Bluse, ihr blondes Haar war wie immer zurückgesteckt und auf ihrer Nase saß eine Brille mit dicken schwarzen Rändern. Als die Mädchen den Speisesaal betraten, wedelte sie mit ihrem Zauberstab in Richtung der Decke und erzeugte Funken glühendes Lichtes, die ihre Farben im Flug wechselten.
»Die Mädchen sind endlich da«, rief Professor Fowler aufgeregt. Ihr Kleid war so leuchtend gelb, dass Izzie fast blinzeln musste.
Direktorin Berens sah von ihrem Teller auf, lächelte und klatschte die Hände zusammen. »Und sehen sie nicht toll aus!«
»Das tun sie wirklich.« Professor Hudson betrachtete sie fröhlich.
»Nun, kommt her, meine Damen, seid nicht schüchtern. Wir haben für euch zwei Plätze zwischen Bibliothekar Decker, der noch nicht hier ist und einem neuen Professor, den ihr noch nicht kennt, Professor Wilson reserviert.« Sie deutete auf die Stühle auf der anderen Seite des Tisches und ein sympathisch aussehender Zauberer lächelte sie strahlend an.
»Danke, Misses Berens.« Alison nickte. Sie war leicht nervös wegen der vielen älteren Seelen in ihrer Nähe.
»In Ordnung«, begann die Schulleiterin, stand auf und winkte mit der Hand über den Tisch. Alle Gläser füllten sich mit Sekt, außer die der Mädchen, die stattdessen Traubensaft bekamen. »Es ist Zeit für eine kurze Rede! Ich …«
In diesem Moment rannte der Bibliothekar Leo Decker durch die Tür des Speisesaals. Er wedelte mit einer Serviette über seinem Kopf und der rote Mohn auf seinem Bowler zischte und fletschte die Zähne. Nach kurzer Verwirrung erkannten alle, dass er einen Willen durch den Raum jagte. Der Wille hatte versucht, ein Buch aus der Bibliothek mitgehen zu lassen und es unter seiner grauen Seidenweste versteckt.
»Du hinterhältiger kleiner …«
»Leo!«, rief die Direktorin und schaute die Mädchen an.
Alison beobachtete die Energie der beiden Wesen, die sich schnell durch den Raum bewegten. Izzie lehnte sich zu ihr und schilderte ihr die Geschehnisse. Die Mädchen pressten ihre Köpfe zusammen und kicherten laut. Sogar Direktorin Berens konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen. Das Bild des mürrischen Leo Decker, mit seinem wütenden, magischen Hut, der einen Willen durch den Raum jagte, war einer der lustigsten Anblicke, die sie das ganze Jahr über gesehen hatte.
Nach ein paar Augenblicken gab Decker schließlich auf und schlurfte mürrisch zum Tisch. Misses Berens hob eine Augenbraue, räusperte sich und hob erneut ihr Glas.
»Ich werde mich kurzfassen, damit ich nicht wieder durch einen Diebstahl unterbrochen werde.« Die Mädchen kicherten und die Direktorin zwinkerte ihnen zu. »Also, möge eure Silvesternacht voller Licht und Spaß sein und möge es für uns alle ein erfolgreiches, ruhiges und friedliches Jahr werden.«
»Hört, hört!« Alle stießen mit ihren Gläsern an.
Sobald die Direktorin sich setzte, erschienen Tonnen an Essen auf dem Tisch. Es gab Braten, Schinken, Salate, Kuchen und sogar Götterspeise. Alle stürzten sich auf das Essen und plauderten fröhlich miteinander.
»Alison, wir sind wirklich froh, dass du Silvester dieses Jahr bei uns verbringst. Als Izzie mir erzählt hat, dass du früher zurückkommen würdest, war ich gerührt. Du bist ihr wirklich eine sehr gute Freundin.«
»Um ehrlich zu sein, bin ich wirklich glücklich, hier bei meiner besten Freundin zu sein. Ich wünschte nur, sie hätte Weihnachten mit uns verbringen können. Vielleicht ja nächstes Jahr, wenn sich die Dinge etwas beruhigt haben. Ich weiß, dass Brownstone und Shay sich freuen würden, sie bei sich zu haben.«
Misses Berens blickte sorgenvoll zu Izzie, dann wieder zurück zu Alison. Sie lächelte. »Darüber können wir ja sprechen, wenn es so weit ist. Aber jetzt lasst uns erst einmal alle unser Silvesterfest genießen und unsere Wünsche für die Zukunft teilen.«
Während sie ihr Abendessen genossen, hörten Alison und Izzie den Professoren zu, die von den Silvesterfeiern der vergangenen Jahre erzählten. Professor Hudson nahm einen Schluck von ihrem Wein und wischte sich den Mund ab.
»Als diese Schule gerade eröffnet wurde, haben wir die tollsten Partys geschmissen. Der Adjutor war da und noch viele weitere Gäste. Die Professoren haben immer alle versucht, zu Silvester zurück zu sein. Alle trugen schicke Kleider, es gab Maskenpartys und in einem Jahr haben wir sogar einen magischen Ball Drop im Vorhof wie am Times Square veranstaltet.«
Die Direktorin lächelte und nahm einen Schluck von ihrem Sekt. »Die Partys gerieten immer außer Kontrolle, aber bei dieser Feier schlug sogar eine Kugel auf dem Boden auf und rollte den ganzen Weg runter zum Wald. Zum Glück war sie magisch, denn sie flog geradewegs durch Miss Brunswick, unsere alte Bibliothekarin, hindurch.«
Alle lachten über die Erinnerung. Alison und Izzie grinsten sich nur an, denn sie fühlten sich beide, als ob sie Zugang zu einem geheimen Teil des Lebens der Professoren erhalten hatten.
»Diese Götterspeise ist erstaunlich«, flüsterte Izzie zu Alison. »Sie schmeckt nach jedem Essen, an das du gerade denkst.«
»Hoffentlich denkst du nicht an Rosenkohl.« Alison kicherte.
Izzie hielt den Löffel auf halbem Weg zu ihrem Mund an und rümpfte die Nase, bevor sie den Löffel absetzte und den Teller zurückschob. Der Teller verschwand und an seiner Stelle erschien ein kleiner, kunstvoll gestalteter Silvesterknaller. Izzie nahm das Tischfeuerwerk in die Hand und untersuchte es, bevor sie die Schulleiterin ansah, die lächelte und sich zu den Mädchen hinüberbeugte.
»Das sind magische Glücksbringer. Zieht an der kleinen Lasche und ihr bekommt eine Prophezeiung fürs nächste Jahr. Ihr müsst euch aber beeilen, die Überraschung hält nicht lange an.«
Der Bibliothekar lächelte ausnahmsweise ebenfalls und hob seinen Knaller auf. Er zog an der Lasche und lachte, als ein Vogel aus dem Deckel flatterte und eine kleine Melodie pfiff, bevor er sich in eine Rauchwolke verwandelte. Er lehnte sich zu den Mädchen und nickte. »Ich liebe diese Überraschungen. Misses Berens kreiert sie jedes Jahr neu.«
»Ich mache das schon, seit meine Tochter klein war«, fügte die Direktorin hinzu und zwinkerte.
Weder Alison noch Izzie hatten jemals zuvor so etwas gesehen und Alison war aufgeregt, herauszufinden, was ihre Prophezeiung fürs nächste Jahr beinhaltete. Sie zog an der Lasche und beobachtete, wie die Energie des magischen Vogels durch den Raum flog. Sie fuhr mit ihren Fingern über das dünne Stück Papier und entdeckte, dass es in Blindenschrift geschrieben war.
Die Dunkelheit wird sich nicht durchsetzen.
Nachdem sie die Nachricht gelesen hatte, verschwand sie vom Papier, das daraufhin wie der Vogel in Rauch aufging. Izzie schaute gerade noch rechtzeitig hinüber, um die Nachricht zu sehen, bevor sie verschwand. Sie wusste, dass dies genau die Nachricht war, die Alison hören wollte.
»Mega.« Alison lächelte.
Izzie zog an der Lasche ihres Knallers und sah zu, wie sich ein wunderschöner Kardinal, das Maskottchen der Schule, erhob, wild über ihrem Kopf kreiste und in einem Lichtblitz verschwand. Wie so viele andere skurrile Zauber brachte auch dieser Vogel Izzie zum Lächeln. Zauberei, die für nichts anderes gut war, als jemandem eine Freude zu machen, waren ihr immer noch am liebsten. Ohne nachzudenken und immer noch zu sich selbst lächelnd, nahm Izzie das Stück Papier in die Hand und las es. Wahrscheinlich war es eh nur ein Spruch, wie man ihn sonst in Glückskeksen finden würde.
Sie sind umgeben von liebenden Personen, sichtbar und unsichtbar.
Izzies Augen glitzerten und sie las die Botschaft noch zwei weitere Male, bevor sie schimmerte und zu Rauch wurde. Schnell wischte sie sich eine Träne von der Wange und biss sich auf die Innenseite ihrer Wangen, um zu versuchen, ihre Gefühle zu unterdrücken. Aber es fiel ihr schwer. Sie wünschte sich so sehr eine echte Familie, eine Mutter und einen Vater, die sie liebten, wie Brownstone und Shay Alison liebten. Sie sehnte sich nach den Ermutigungen, Umarmungen, selbst den Auseinandersetzungen zwischen einem Teenager und ihren Eltern und alles andere, was dazugehörte, eine eigene Familie zu haben.
Direktorin Berens, die gegenüber am Tisch saß, hatte die Nachricht auf Izzies Zettel auch gelesen – doch mit dem Inhalt hatte sie nicht gerechnet. Sie fühlte sofort einen Stich des Mitgefühls und fragte sich, ob sie mehr hätte tun können, damit Izzie bei ihren Eltern hätte bleiben können.
Sie erinnerte sich an die Nacht zurück, in der sie mit Izzie an der Schule angekommen waren und Schuldgefühle stiegen in ihr auf. Ihre Leben waren in Gefahr gewesen, beziehungsweise waren sie das immer noch. Damals hatte es nicht viel Zeit zum Überlegen gegeben und durch die Leute, die sie verfolgten, hatten sie nicht wirklich eine Wahl gehabt, egal wie sehr sie sich etwas anderes gewünscht hätten. Izzies Leben zu schützen war das Einzige, was zählte.
* * *
Als das Abendessen beendet war, gingen Alison und Izzie hinauf in den Gemeinschaftsraum ihres Flures, um einen Kakao zu trinken, am Kamin zu sitzen und Karten zu spielen, während sie auf den Jahreswechsel warteten. Musik und lautes Lachen drangen aus dem Speisesaal, wo die Lehrer tanzten, tranken und Spaß hatten, bevor alle Schüler zurückkehrten.
Izzie griff nach ihrem Handy auf dem Couchtisch, um die Uhrzeit zu überprüfen.
»Oh, es ist fast Mitternacht. Wir sollten uns auf den Weg machen.«
»Ja«, antwortete Alison. »Lass uns Horace finden, bevor das neue Jahr beginnt.«
»Ich bin überrascht, dass er nicht auf der Party war.« Izzie kicherte. »Nicht, dass ich es ihm verdenken könnte.«
Alison gluckste. »Ja, ich glaube, er ist nicht wirklich der Typ für magische Partys.«
Die Mädchen schlüpften in ihre Mäntel und Stiefel und machten sich auf den Weg nach draußen für einen Spaziergang. Sie schlichen durch die Halle und Izzie starrte belustigt in den Speisesaal, als Professor Fowler sich beim Tanzen verbog. Es kostete Alison viel Mühe, nicht zu lachen, als Izzie ihr die Szene beschrieb.
»Stell dir vor, du machst den Ententanz kombiniert mit Kasatschok und Drehungen«, flüsterte Izzie. Die Mädchen hielten sich die Münder zu, rannten aus der Villa, schlossen schnell die Türen hinter sich und brachen in Gelächter aus.
»Das klingt unglaublich«, quietschte Alison und hielt sich den Bauch.
»Oh, mein Gott«, keuchte Izzie. »Ich kann nicht mehr … kein Wunder, dass wir nicht eingeladen wurden.«
Sie standen mehrere Minuten lang lachend da, bevor sie sich endlich beruhigten. Izzie hakte sich bei Alison ein und drückte ihre Hand. »Lass uns unsere eigene Party feiern, bevor wir noch in eine Zeitschleife gezogen werden und bei der magischen Version vom Macarena mittanzen müssen.«
Es war kalt, aber der Himmel war klar und die Sterne funkelten hell. Die Mädchen klammerten sich fest aneinander, zitterten vor sich hin und versuchten, die eisigen Hügel nicht hinunterzufallen. Alison sah die Energie der kleinen magischen Kreaturen im Wald, die darauf warteten, dass der Winter zu Ende ging. Für Alison wirkten die vielen unterschiedlichen Energien wie ein Feuerwerk.
Sie machten sich auf den Weg zu der Hütte von Horace, wo sie ihn mit einem Golden Retriever an einem einladenden Feuer sitzend vorfanden. Horace sah unglaublich froh aus, glücklicher als sie ihn seit langer Zeit erlebt hatten. Der Hund lag auf dem kalten Boden und wedelte zufrieden mit dem Schwanz, als Horace mit der Hand über seinen Kopf fuhr. Neben ihm standen eine kleine Schüssel mit einer halb aufgefressenen Wurst und eine Schale mit Wasser.
»Seid ihr Mädels etwa schon zurück?« Horace lächelte.
»Nun, du weißt doch, dass ich die ganze Zeit hier war, aber Alison kam zurück, um Silvester mit mir zu verbringen.«
»Na, dann ist das ja unser Glücksabend.« Horace gluckste.
Alison setzte sich auf einen Stuhl, während Izzie dem Hund den Kopf tätschelte. »Wo hast du den denn her?«
Horace sah auf den Hund hinunter und lächelte. »Ich nehme an, er war ein Streuner. Er stand plötzlich vor mir und ich habe beschlossen, ihn zu behalten. Es ist recht einsam hier, wenn alle weg sind, selbst mit all den Kreaturen, die im Wald herumschleichen und er ist ein super Hund.«
»Warum bist du nicht auf der Party? Du verpasst ein paar großartige Tanzmoves«, kicherte Alison.
»Du musst einen Blick auf Professor Fowler erhascht haben. Ja, sie ist unsere Tanzkönigin … in ihrem eigenen Universum.«
Izzie lächelte und beobachtete den Hund. Sie nahm wahr, dass er etwas Ungewöhnliches ausstrahlte. Der Hund drehte seinen Kopf und öffnete sein Maul, als Horace ein Stück Wurst mit seiner Gabel aufnehmen wollte. Die Wurst kugelte vom Teller hinunter und direkt ins Maul des Hundes. Izzie hob eine Augenbraue und fragte sich, ob sie die Einzige war, die es bemerkt hatte. Es schien, als ob der Hund wusste, was passieren würde, kurz bevor es passierte. Dem Gesichtsausdruck von Horace nach zu urteilen, schien es ihm nicht aufgefallen zu sein, also beschloss sie, für sich zu behalten, was sie glaubte erkannt zu haben.
»Es sieht so aus, als hättet ihr Besuch.« Horace nickte in Richtung des Waldes.
Vom Waldrand aus starrten sie zwei kleine Kulleraugen an. Izzies und Alisons Stimmen hatten den Drachen zu ihnen gelockt.
»Dorvu! » Izzie lächelte, stand auf und winkte den Drachen herbei.
»Ich wusste doch, dass ich euch gehört habe«, rief Dorvu fröhlich, als er zu ihnen hinüberlief.
Er blieb vor Izzies Füßen stehen, sah den Hund an und stieß ein spielerisches Brüllen aus. Im Gegenzug bellte und knurrte der Hund aufgeregt. Alison lachte, stand auf und entfernte sich für einen Moment von der Wärme des Feuers, um ihren nicht mehr ganz so kleinen schuppigen Drachenfreund zu begrüßen. Izzie hatte Dorvu während der Winterpause nicht gesehen und sie fragte sich, wo genau er gewesen war. Natürlich war er ein Drache und neigte zu Unfug, also konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie es herausfand, was er angestellt hatte.
»Wir haben dich vermisst!«, sagte Alison und streichelte mit ihrer Hand über die Schuppen des Drachen.
»Ich habe euch auch vermisst. Es ist wirklich ruhig hier draußen, seit die ganzen Schüler weg sind. Irgendwie mag ich das, aber gleichzeitig vermisse ich meine Freunde.«
»Ich weiß genau, wie du dich fühlst«, antwortete Izzie.
Die Mädchen kraulten eine Weile den Bauch des Drachen und vergewisserten sich, dass es ihm gut ging.
»Willst du dich zu uns ans Feuer setzen?«, fragte Izzie.
Dorvu schüttelte seinen großen Kopf. »Ich bin kein großer Fan von heißen Feuern.«
Izzie fand es seltsam, dass er als Drache kein Feuer mochte, aber sie tätschelte verständnisvoll seinen Kopf und ging zurück zum Feuer. Alison lächelte auf die lebhafte Seele des Drachen hinunter, rieb noch ein paar Sekunden lang seinen Bauch und ging zurück zu den anderen. Dorvu winkte Horace mit seiner großen Pfote zu und verschwand wieder im Wald.
»Ich habe auf ihn aufgepasst, aber die meisten Tage ist er auf der Jagd. Ihr wärt erstaunt, wie viel ein junger Drache fressen kann.« Horace schob sich ein weiteres Stück Wurst in den Mund und verfütterte den Rest an den Hund.
Er wischte sich die Hände an seiner Arbeitshose ab und blickte in den Himmel. Ohne die Lichter der Villa waren die Sternenkonstellationen perfekt zu erkennen. Er stöhnte, als er aufstand und zu seinem Haus ging, wo ein brauner Schulranzen auf der hölzernen Veranda stand.
»Ich habe Feuerwerk besorgt. Ich dachte mir, es wäre eine nette Show für Silvester und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Lehrer rauskommen und sich uns anschließen werden.«
Izzie lächelte und rieb ihre Hände aneinander. »Ich liebe Feuerwerke. Sie sind absolut umwerfend, vor allem wenn sie, die anderen Schüler verjagen. Aber da nur Alison und ich hier sind, können wir das natürlich dieses Jahr auslassen.«
Horace lachte und schaute auf, als die Lehrer in ihrer Winterkleidung über den Hügel liefen, Zauberstäbe gezückt und bereit für Magie. Horace stellte die Feuerwerkskörper auf dem schneebedeckten Boden auf. Izzie hob eine Augenbraue und fragte sich, wie um alles in der Welt es funktionieren sollte, wenn das Feuerwerk im nassen Schnee steckte.
Der Retriever winselte und lief hinüber, um sich neben Izzie zu positionieren und sich von ihr den Kopf streicheln zu lassen. Es schien, als hätte sie nach wie vor einen guten Einfluss auf Tiere.
Als alle Feuerwerkskörper perfekt aufgereiht waren, trat Direktorin Berens vor.
»In Ordnung, sind alle bereit?«
Die Lehrer jubelten und sammelten entweder Energie aus dem Boden oder zogen ihre Zauberstäbe. Sie schossen Magie durch die Luft und sandten glänzende Funken in Richtung Himmel. Die Lunten der Feuerwerkskörper fingen Feuer und begannen zu funken, scheinbar durch Magie vor der Kälte des Bodens geschützt.
»Achtung, das wird gleich laut«, prophezeite Izzie, packte Alison am Arm und schnitt eine Grimasse.
»Ja, aber das ist es wert«, meinte Alison.
Die erste Rakete schoss in die Luft und explodierte in tausend Farben. Eine nach der anderen folgte und der Himmel leuchtete in Purpur und Silber, bevor goldene Funken herunter regneten und verschwanden. Für Izzie gab es nichts Besseres, als das neue Jahr auf diese Weise willkommen zu heißen.
Sie griff nach Alisons Hand und drückte sie.
»Frohes neues Jahr, Alison.«
Alison lächelte und sah ihre Freundin an. »Frohes neues Jahr, Izzie.«