Kapitel 28

F rüh am nächsten Morgen, als die Sonne über den Hügeln aufging, kehrten die Wandler leise auf das Schulgelände zurück und fanden ihre Kleidung am Waldrand, wo sie auf Anweisung der Direktorin in ordentlichen Stapeln abgelegt worden war. Danach hatte sie die übrigen Schüler in den Speisesaal gerufen, um ihnen zu erklären, was geschehen war. Sie wusste, dass es sich ohnehin herumsprechen würde und sie wollte den Schülern versichern, dass sie keine Angst vor den Wandlern haben brauchten. Nichts war vollkommen außer Kontrolle geraten. Die Gestaltwandler waren nur verängstigt gewesen, als sie sich unkontrolliert in ihre Wolfsgestalt verwandelt hatten, da sie vergiftet worden waren.

Während sich die Wandler auf den Schultag vorbereiteten, rief Misses Berens alle Professoren in den Besprechungsraum, einschließlich Professor Hodges, der keine Ahnung hatte, was passiert war. Sie alle waren nicht so aufgewühlt wie beim ersten Mal, aber nur, weil es bereits schon einmal vorgekommen war. Es kam also nicht vollkommen unerwartet, dass wieder jemand zugeschlagen hatte, besonders nach der Sache mit den Plakaten.

»Ich verstehe es immer noch nicht. Was ist letzte Nacht mit den Wandlern passiert?«, fragte Professor Hodges und schüttelte den Kopf. Sein Haar war zerzaust, was ihm überhaupt nicht ähnlich sah.

Professor Powell klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Ich weiß es. Ich weiß genau, was passiert ist. Es war die Limonade. Ich bin danach noch einmal zurück zum Buffet gegangen und habe einen Zauber gesprochen, um herauszufinden, was vergiftet worden war. Für alle anderen war die Limonade völlig harmlos, aber es war eine seltsame Verbindung darin. Etwas mir Unbekanntes. Was auch immer es war, wenn ein Gestaltwandler es konsumiert, löst es etwas in ihm aus, das ihn dazu zwingt, sich in einen Wolf zu verwandeln.«

Professor Hudson nahm ihre Brille ab und wischte die Gläser mit einem Taschentuch ab. »Das verstehe ich nicht. Jemand hat ein neues Gemisch hergestellt?«

Professor Powell schüttelte den Kopf. »Es ist nicht unbedingt neu, im Sinne von gerade erst erschaffen , nur neu im Sinne von ich habe es noch nie gesehen . Ich persönlich denke, es ist etwas sehr Veraltetes, dunkle Magie, die wir seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen haben.«

Einer der Lehrer keuchte auf. »Jemand versucht, dafür zu sorgen, dass die Schule geschlossen wird. Derjenige möchte bei allen Angst schüren, wahrscheinlich sogar bei den dunklen Familien, die ihre Kinder hierherbringen. Wer auch immer diese Person ist, sie wird bestimmt nicht aufhören, bis sie ihren Willen bekommen hat.«

Alle begannen durcheinanderzureden, aber die Direktorin hob die Hand. »Es ist nicht jemand . Es ist eine Gruppe – einige der dunklen Familien, die Macht erlangen wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwelche Eltern waren, die ihre Kinder hierherschicken, da ich mich mit jedem einzelnen von ihnen getroffen habe, aber es gibt so viele weitere dunkle Familien da draußen. So viele, die wir noch nicht einmal kennen, die sich im Schatten verstecken und auf ihre Gelegenheit warten. Sie sehen uns als eine Bedrohung und sie werden nicht aufhören. Wir müssen bereit sein, uns zu verteidigen.«

* * *

Die Direktorin hatte überlegt, eine Erklärung abzugeben, in der sie den Eltern mitteilte, was passiert war, aber da es so kurz vor Ende des Schuljahres war, hatte sie keine passende Gelegenheit mehr dazu. Die meisten Eltern hatten aber auch ohne ihre Erklärung bereits davon gehört. Als sie am letzten Tag in der Schule ankamen, waren sie alle in heller Aufregung. Ihre Ängste waren, dass die Gestaltwandler ihren Kindern etwas angetan hatten, dass die dunklen Familien versuchten, die Macht zu übernehmen oder dass etwas noch Schlimmeres vor sich ging.

Als die ersten Eltern eintrafen, stellte die Direktorin sicher, dass sie für jeden Elternteil, das Bedenken hatte, zu sprechen war. Sie wollte nicht riskieren, dass die Kinder deswegen von der Schule genommen wurden, aber sie verstand, dass sie nicht viel tun konnte. Doch es gelang ihr mit Hilfe von Professor Hudson und Professor Powell die meisten Eltern zu beruhigen, indem sie versicherte, die Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen und zu verstärken, bevor die Schüler nach den Ferien wieder eintreffen würden.

Es war eigentlich noch nicht einmal der Tag, an dem die Kinder abgeholt werden sollten, aber nachdem sich die Nachricht verbreitet hatte, glaubten einige Eltern, sich beeilen zu müssen. Sie öffneten Portale, sprangen in Flugzeuge oder nahmen den magischen Zug nach Charlottesville, um ihre Kinder abzuholen. Viele der dunklen Zaubererfamilien, die ihre Töchter und Söhne an der Schule unterrichten ließen, waren die ersten, die ankamen. Einige waren empört darüber, dass sich die Wandler innerhalb der Schule verwandelt hatten, während andere der Direktorin beteuern wollten, dass sie nichts mit den Geschehnissen zu tun gehabt hatten.

»Ich verstehe Ihre Bedenken vollkommen«, versicherte Misses Berens einer der dunklen Familien. »Sie haben darauf vertraut, dass wir uns um Ihr Kind kümmern, aber das haben wir bestmöglich getan und bei diesem Vorfall wurde niemand verletzt. Niemand außer den Wandlern.«

»Wir versuchen, verständnisvoll zu sein«, sagte die Mutter und hielt ihr Kind fest im Arm. »Wir wollen auch, dass Sie wissen, dass unsere Familie nichts damit zu tun hat. Wir können nicht für die anderen sprechen, aber immerhin für uns selbst. Als wir es erfuhren, haben wir direkt ein Treffen einberufen, um sicherzustellen, dass uns nichts durch die Lappen gegangen ist. Wir mögen Teil der dunklen Familien sein, aber wir distanzieren uns von denjenigen, die all diese Probleme in letzter Zeit verursacht haben. Wir werden sehen, wie sich alles weiterentwickelt und überlegen, wie wir weiter vorgehen sollten. Wir werden Ihnen Bescheid geben.«

Als die letzte Familie des Tages ihre Kinder abgeholt hatte, war die Schulleiterin erschöpft. Sie hatte sich hundertmal wiederholen müssen und sie wusste, dass sich dies so lange fortführen würde, bis alle Schüler abgeholt waren. Außerdem gab es auch magische Wesen da draußen, die noch nicht von den Geschehnissen gehört hatten und sie würde das Thema bei ihnen vorsichtig ansprechen müssen, wenn sie ihnen begegnete. Sie wollte nicht, dass sie es von den Kindern erfuhren. Es war besser, wenn es von ihr kam. Sie hatte keine Kontrolle mehr über die Situation, aber sie hoffte auf das Beste.

Unten im Foyer standen Izzie und die anderen. Sie unterhielten und verabschiedeten sich von den Schülern, die bereits gingen. Izzie lehnte sich an das Geländer, schaute über die Menge hinweg und fragte sich, wo Luke war. Die anderen Wandler waren alle an diesem Morgen zurückgekehrt, aber sie nahm an, dass er eine Weile brauchte, um sich zu sammeln. Ohne dass sie es bemerkte, schlich sich Luke an sie heran, ergriff ihre Hand und zog sie hinter sich her. Sie rannten den Flur entlang zu einem Klassenzimmer und schlossen die Tür hinter sich.

Luke fuhr mit seinen Händen über Izzies Gesicht und sah ihr tief in die Augen, als er sich zu ihr beugte und sie küsste. Sie lächelte, drückte ihre Hände gegen seinen warmen Körper, glücklich, ihn wieder in ihrer Nähe zu spüren und mehr als glücklich, ihn in Sicherheit zu wissen. Er trat einen Schritt zurück und lächelte.

»Danke. Du hattest überhaupt keine Angst vor mir.«

»Wovor sollte ich Angst haben?«, fragte sie und lächelte zurück. »Ich kenne dich. Ich kenne diese Augen und ich weiß, dass du mir nie etwas antun würdest.«

Er schmunzelte und küsste sie erneut, wobei er mit seiner Hand sanft durch ihr Haar fuhr. »Ich werde dich über den Sommer hier besuchen, wenn die Direktorin es mir erlaubt. Du kannst mich jederzeit besuchen, wenn du willst. Mein Vater weiß von dir und du bist in unserem Haus immer willkommen. Ich möchte dich nicht den ganzen Sommer über vermissen müssen. Um ganz ehrlich zu sein, am liebsten würde ich keinen einzigen Tag ohne dich verbringen.«

Izzie strahlte und konnte nicht glauben, wie sich alles entwickelt hatte. Das Schuljahr hatte holprig begonnen, aber als es sich dem Ende neigte, hatte sie Luke in ihren Armen und ein warmes Gefühl im Herzen. Izzie hatte in diesem Jahr viel erreicht, auch wenn nichts davon mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte. Sie konnte es schon gar nicht mehr erwarten, bis das nächste Schuljahr begann, damit sie wieder bei Luke und ihren Freunden sein konnte.

»Unser vorletztes Schuljahr wird fantastisch werden.« holte Luke sie aus ihren Gedanken.

»Ja, aber ich habe das Gefühl, dass uns noch ein paar Mitschüler verlassen werden«, stellte sie lachend fest. »Es ist eine Schule für magische Teenager und die lassen sich von so einem kleinen Chaos abschrecken? Das Leben wird auch in Zukunft nicht einfach für sie sein, also keine Ahnung, wieso die Situation so überdramatisiert wird.«

Sie lachten, umarmten sich innig und küssten sich ein letztes Mal, bevor sie den Raum verließen. Izzie wusste, dass er recht hatte. Das nächste Jahr würde definitiv fantastisch werden.

* * *

Die ganze Truppe fuhr mit dem Bus in die Stadt und stieg beim Starbucks aus. Sie gingen lässig an der Theke vorbei und den Flur hinunter, folgten den anderen Schülern durch die magische Wand und auf den Treppenabsatz des Bahnhofs. Langsam bewegten sie sich die Stufen hinunter und unterhielten sich lautstark über ihre Sommerpläne. Dann verabschiedeten sie sich voneinander, denn sie wussten, dass ihre Züge bald da sein würden.

Izzie schaute auf, als eine weibliche Stimme über den Lautsprecher erklang und den nächsten Zug ankündigte. »Die rote Linie von New York nach San Francisco fährt ein. Bitte halten Sie Ihr Ticket bereit und setzen Sie sich auf den ersten freien Platz, den Sie finden.«

»Verdammt, das ist mein Zug«, rief Alison, ergriff Izzies Hand und sie eilten die Stufen zum Bahnsteig hinunter.

Als sie unten ankamen, drehte sich Alison rasch um und umarmte Izzie fest. »Ich verspreche, ich schreibe dir SMS und rufe dich an. Wir müssen uns diesen Sommer sehen. Ich will nicht den ganzen Sommer ohne dich verbringen.«

Izzie umarmte sie und nickte. Sie beobachtete, wie Alison sich mühelos durch die Menge zum Zug manövrierte. Sie konnte immer noch nicht glauben, wie gut Alison sich zurechtfand. Alison hatte von Anfang an recht gehabt – man musste ihr nur etwas Freiraum lassen und niemand würde merken, dass sie nicht sehen konnte. Izzie bewunderte die Stärke ihrer besten Freundin.

»Nun, Dorothy, es war ein ziemlich gutes Jahr.«

Izzie wandte sich der Stimme zu und sah zum nächsten Treppenabsatz hinüber, von dem aus Scarlett ihr zulächelte.

»Ja, das war es.«

Scarlett kam die Stufen hinunter und stellte sich mit erhobener Hand vor sie. »Versteh mich nicht falsch. Du und ich, wir sind keine Freundinnen, aber ich respektiere dich. Du bist ziemlich krass drauf. Das gefällt mir. Wolfsfreund und so.«

Izzie zuckte mit den Schultern. Dies war allemal besser, als wenn Scarlett auf ihr herumhackte. »Ich sehe dich im Herbst, Scarlett.«

Scarlett machte sich auf den Weg zu ihrem Zug, drehte sich aber noch einmal zu Izzie um. »Das heißt Frau Präsidentin und ja, das wirst du.«

Izzie kicherte, als Scarlett weiterging. Sie lief die Treppen hinauf, stellte sich auf den ersten Treppenabsatz und lehnte sich über das Geländer, von wo aus sie beobachtete, wie die Leute zu ihren Zügen eilten. Das letzte Mal, als sie dort gestanden hatte, waren ihre Gedanken völlig durcheinander gewesen, aber dieses Mal war alles ein bisschen einfacher. Sie erkannte, dass sie eine Menge Personen in ihrem Leben hatte, die sich wirklich um sie sorgten. Sie waren diejenigen, die ihr den ganzen Sommer über im Kopf bleiben würden und dies half ihr, die Einsamkeit zu überstehen, bis die Schule im Herbst wieder anfing. Ein warmes Gefühl machte sich in ihrer Brust breit und sie seufzte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie hatte vor, endlich herauszufinden, wer die Leute in ihren Erinnerungen und Träumen waren, aber gleichzeitig wollte sie nicht länger im Elend schwelgen. Eine richtige Familie zeichnete sich nicht unbedingt durch Verwandtschaft aus. Das wusste sie, denn sie hatte eine verdammt gute Familie, genau hier an ihrer Schule.

ENDE

Die Geschichte von Alison wird im
fünften Band fortgesetzt.

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Marthas Autorennotizen (07. August 2018)

Ich arbeite momentan nach einer neuen Philosophie. Wenn ich kein Problem sehe, gibt es auch kein Problem. Ich weiß, ich weiß, um das zu verstehen, muss ich es ein wenig erläutern. Sonst hört es sich an, als würde ich die Augen vor der Wahrheit verschließen. Nö, eigentlich hat es den gegenteiligen Effekt.

Ich sollte darauf hinweisen, dass ich in einer Mietwohnung sitze. Es ist eine kleine Junggesellenbude (große Budweiser-Leuchtreklame an der Wand, schwarze Ledersofas, großes Aquarium – ohne Fische und die TV-Fernbedienungen, die mit Tesa zusammengeklebt sind, sind ausgefallener, als ich es mir hätte vorstellen können) und ich schlafe auf der Couch, weil das Bett auf Brusthöhe gebaut ist. (Es war nötig, mich mit einem Bein abzustoßen und mit Schwung auf die Matratze zu rollen, um dort liegen zu können. Lois Lane, der liebe Hund, der normalerweise ohne zu zögern über eine Couch springen kann, hat es auch versucht und musste aufgeben.)

So ziemlich alles, was ich besitze, ist im Moment in einem Lager – ein Haus ist verkauft und das andere noch nicht ganz fertig – und dies ist schon die zweite Wohnung, in die ich bisher gezogen bin. Die erste war ein Hotel, aber ich habe es dort nur zwei Wochen lang ausgehalten, bevor ich mich auf die Suche nach einer besseren Lösung gemacht habe.

Unterm Strich musste ich mich ziemlich schnell entscheiden, ob ich weiter in Erfahrung bringen wollte, was mir an der Situation nicht gefiel oder ob ich mich nach besseren Alternativen umschauen wollte.

Wenn man euch eure Routinen und 95 Prozent eures Besitzes wegnehmen würde und ihr euch in einer neuen Umgebung zurechtfinden müsstet, was würdet ihr über euch selbst lernen?

Die Bereitschaft, überhaupt einen Wandel zu akzeptieren, war der Schlüssel. Ehrlich gesagt, all die Dinge, die ich vorübergehend nicht habe, waren das, was ich benutzt habe, um die kleinen Dinge des Lebens zu ignorieren. Oh und übrigens habe ich vor etwa drei Monaten angefangen, mich gesund zu ernähren, also helfen Fett und Zucker auch nicht mehr dabei, mich abzulenken.

Ich bin auf der Suche nach meiner Selbstverwirklichung nicht ganz absichtlich abgetaucht, aber sobald ich die Welt sah, die sich mir eröffnete, schwamm ich tiefer, mit dem Kopf voran.

Und das habe ich daraus gelernt: Ich bin einsam.

Ich bin Autorin, also könnt ihr euch vorstellen, dass ich gerne allein bin und ich habe viele Freunde, mit denen ich gerne meine Zeit verbringe. Aber in diesem leeren Raum mit so wenigen Ablenkungen merke ich, dass ich mich die meiste Zeit meines aufregendes Leben nur mit anderen beschäftige, anstatt es mit jemandem Besonderen zu teilen.

Das ist Teil A. Teil B ist die Erkenntnis all der cleveren Wege, die ich eingeschlagen habe, um dieses Gefühl zu ignorieren und dennoch allein zu bleiben. 24/7 zu arbeiten ist eine Möglichkeit, die mir einfällt. Sich zu sagen, ich schaffe das schon – das ist sowieso effizienter, ist eine andere. Es gibt eine ganze Liste davon.

Okay, zurück zum neuen Motto. Ich muss das alles nicht als Problem sehen. Das bringt Scham mit sich (ein nutzloses Gefühl) und verlangsamt nur die Veränderung. Stattdessen sehe ich es als die Konsequenzen meines vergangenen Verhaltens und ich lerne es zu akzeptieren. Mit anderen Worten: Daten . Wenn ich meine Situation nicht mag, kann ich sie ändern. Mich zu bewegen ist ein Teil davon, genauso wie besser zu essen. Es gibt noch andere Veränderungen, wie z. B. die Einstellung der wunderbaren Felicia B. als meine neue virtuelle Assistentin, die mir hilft, mehr zu erledigen und mehr Freizeit zu haben.

Es mischt sich jetzt auch ein Element des Selbstvertrauens hinein, von dem ich denke, dass es mir vorher fehlte – ich wollte nicht herausfinden, dass ich möglicherweise niemanden finden würde, der dieses wilde, wunderbare Leben mit mir auf sich nimmt. Scheiß auf diese Idee, ich schaffe das …

Meine Zeit als wandernde Nomadin geht in ein paar Wochen zu Ende und ich werde in einem neuen Haus sein. Aber ich nehme dieses neue Bewusstsein mit und erfinde mich auf dem Weg neu. Weitere Abenteuer werden folgen.

Michaels Autorennotizen (07. August 2018)

Die Anmerkungen des Autors sind stellvertretend für Michael Anderle von seinem Sohn Jacob.

Howdy, Leute, hier schreibt der mittlere Sohn. Die meisten von euch kennen mich noch nicht, da ich im Gegensatz zu meinen Brüdern nicht professionell oder anderweitig schreibe. Aber wie meine Brüder habe ich meinen Vater bei seinen schriftstellerischen Eskapaden begleitet, von den bescheidenen Anfängen bis hin zu seinen Reisen zu Kongressen um die ganze Welt. Mein Vater stieß auf viele Weggabelungen und auch Sackgassen in seiner Karriere.

Das Thema dieses Kommentars ist sozusagen ein Ausschnitt aus dem Leben.

Es war ein kalter Wintermorgen in der Nähe unseres Hauses in Dallas-Fort Worth und die Sonne stand erst seit ein paar Stunden am Himmel, als Dad, Joey und ich eines unserer Stammlokale betraten: Bottlecap Alley Icehouse Grill. Als wir aus dem Auto stiegen, waren wir alle drei in fröhlicher Stimmung.

Drinnen warteten gutes Essen und unser Stammplatz. Klingt das nicht alles fantastisch?

Nachdem wir unser Frühstück (oder besser gesagt, frühes Mittagessen) bestellt hatten, setzten wir drei uns an den Ecktisch und unterhielten uns, wie wir es immer taten, wobei Joey und Dad miteinander scherzten, während ich zuhörte.

Irgendwann während des Gesprächs holte mein Vater seinen Laptop heraus. Für manche mag es seltsam sein, dass ein Mann mitten in einem Gespräch mit seinen Söhnen einen Laptop hervorholt. Da seine Geschäfte jedoch im Netz abliefen, hatte er meistens, wenn wir ihn sahen, irgendeine Form von Bildschirm dabei. Mich hat das nicht gestört.

An diesem Tag löste es jedoch eine Frage von uns beiden aus. In den letzten drei Monaten (das war im Dezember 2015) hatten Joey und ich uns dafür interessiert, wie es mit den Büchern unseres Vaters lief. »Hey, Dad«, fragten wir, »wie geht es mit den Büchern voran?«

Dad schaute vom Bildschirm auf und grinste breit, als er begann, mit dem Finger auf den Bildschirm zu tippen. »Ihr wisst ja, dass ich immer bessere Verkaufszahlen habe, oder?«

Joey und ich nickten.

Dad drehte seinen Laptop um und präsentierte seine neuesten Zahlen von Amazon. Joey und ich schnappten überrascht nach Luft. »Dad, du hast die Hundertermarke überschritten!«

Mein Vater lachte und strahlte. Zu der Zeit dieses Frühstücks hatte mein Vater das dritte Buch veröffentlicht, sodass seine Verkäufe zu steigen begannen.

Als wir uns den Graphen ansahen, war es nicht sein erster Sprung gewesen. Es gab einige Einbrüche zurück in den zweistelligen Bereich, aber als Joey und ich den neuen Durchschnitt sahen, erinnere ich mich, dass er im unteren dreistelligen Bereich beim Einkommen pro Tag lag.

Wir alle drei waren begeistert von dieser Leistung. Es war eine Etappe von vielen, die Joey und ich mit Dad nach seinem bescheidenen Start im Verlagswesen erlebten. Diese Erinnerung an meinen Vater, Michael Anderle, ist eine meiner Lieblingserinnerungen an sein Streben nach einer Karriere als Autor.

Da wir seine Lesequoten vom ersten Tag an mitverfolgt haben, weiß ich, dass das nicht über Nacht passiert ist.

Das ist nur eine von vielen Geschichten, an die ich mich erinnern kann. Mein Vater braucht vielleicht keine Lektionen in Demut, wenn er das hier liest, aber durch einen Blick in die Vergangenheit können wir alle etwas lernen.

Oder eine Erinnerung wieder aufleben lassen.

Jacob Anderle