KAPITEL
17
Vom warmen Auto aus, durch die regenverhangenen Fenster, beobachtet ein Mann den Eingang des Krankenhauses, das sich dunkel und nass unter die tief hängenden Wolken duckt. Winterkahle Bäume wiegen ihre Äste wie knorrige Finger im Wind.
Als die beiden Detectives das Gebäude verlassen, setzt er sich abrupt auf. Seit ein paar Tagen folgt er dem leitenden Ermittelnden nun schon, der in den Nachrichten in Zusammenhang mit der Sprengung des Bacchanalian Club an Bord der Amanda Rose
genannt wurde. Die Zeitungen und TV-Nachrichten berichten, dass man mehrere junge Frauen von Bord der Jacht gebracht und in Polizeigewahrsam genommen hat. Von seinem Boss weiß er, dass es Barcode-Ware ist. Aber er wusste nicht, wohin sie gebracht worden war. Bis jetzt.
Er glaubt, dass er die Mädchen gefunden hat. Sie sind in diesem Krankenhaus.
Der große, dünne Detective mit der hässlichen Bomberjacke und den Kampfstiefeln bleibt stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Der Boss-Cop – der größere mit dem rabenschwarzen Haar und der blassen Haut, der, den er verfolgt – trägt einen klassischen Wollmantel. Zwei Frauen folgen den beiden. Der Mann weiß, dass die eine Frau eine
russische Dolmetscherin ist, weil die Detectives auf ihre Ankunft gewartet haben, bevor sie das Krankenhaus betraten. Sobald sie drinnen waren, hatte er ihr Auto aufgebrochen. In ihrem Handschuhfach hat er Visitenkarten mit ihrer Adresse und ihrem Foto gefunden. Jetzt zieht er eine dieser Karten hervor, und sein Blick richtet sich auf die zweite Frau. Er prägt sie sich gut ein. Blond. Klein. Sportlich. Er weiß nicht, wer sie ist. Sie ist später gekommen. Die Gruppe unterhält sich ein paar Minuten vor dem Krankenhauseingang, während der Dünne an seiner Zigarette zieht und große Rauchwolken in die Luft bläst. Sie gehen die Treppe hinunter. Der Dünne lässt die Kippe fallen und tritt sie mit der Stiefelsohle aus, dann hebt er sie wieder auf und legt sie in einen Beutel. Mit hochgeschlagenem Kragen folgt der Dünne seinem Boss zu einem Impala, der auf dem Parkplatz steht. Die beiden Frauen gehen getrennte Wege.
Er zündet sich selbst eine Zigarette an – dem Dünnen beim Rauchen zuzusehen, hat Gelüste geweckt. Der Impala rollt vom Parkplatz und biegt auf die Straße ein. Er wartet weiter in seinem unauffälligen Sedan. Das Nummernschild ist sorgfältig mit verspritztem Schlamm getarnt. Seine Fähigkeit, seine große Kunst, ist die Geduld. Diskretion. Selbst angesichts einer tickenden Uhr. Er bekommt viel Geld für abgeschlossene Jobs. Und das hier ist ein großer Job.
Für diesen Job soll er eine Nachricht senden. Er stellt niemals Fragen. Er fühlt weder Stress noch Emotionen. Er empfindet lediglich Stolz, wenn er einen Auftrag sauber erledigt hat.
Als die Dolmetscherin in ihrem kleinen blauen Yaris vom Parkplatz fährt, drückt er die Zigarette sorgfältig in seinem Aschenbecher aus und lässt ebenfalls den Motor an. Er legt den Gang ein und folgt dem Auto der Dolmetscherin langsam. Seine Reifen knarren auf den nassen Straßen, während er sorgsam Abstand hält.