Dritte Scene.

Vorige. Lucie.

Lucie. Lieber Mann – – (Erblickt Born, und bleibt unbeweglich, ihn betrachtend.)

Born. Wahrhaftig, eine reizende Frau! – Meine Gnädige, ich bin so glücklich, Ihnen einen Freund Ihres Mannes vorzustellen, welcher hoffen darf, unter diesem Titel den Zugang zu Ihrer Freundschaft zu finden.

Wiese. Das ist viel zu complicirt! – Lucie, das ist mein Jugendfreund, Lieutenant Born.

Lucie. Dein Jugendfreund?

Wiese. Du lachst?

Lucie. Weil mir einfällt, daß Du lange vor dem Herrn jung gewesen sein mußt –

Wiese. Wie?

Born. Vortrefflich! (Küßt ihr die Hand.) Ich danke für das Compliment. (Für sich.) Alle Wetter! Das war wie ein Händedruck. – Bruder, Du hast eine sehr geistreiche Frau.

Wiese. Das Erste, was ich höre. – Aber Du wirst müde sein von dem Ritt.

Born. Noch vor zwei Minuten. Jetzt nicht mehr. Der Anblick einer reizenden Frau hat eine eigene Restaurationskraft für mich.

Wiese. Immer der Alte! Lauter parfümirte Worte. Bist Du durstig? Freilich! (Ruft zur Thüre.) Wein! – Mach', als ob Du zu Hause wärest. Vor meiner Frau brauchst Du Dich gar nicht zu geniren. (Betrachtet Lucien, für sich). Was stiert sie ihn immer an? (Da der Bediente Wein bringt.) Wohlan! (Schenkt ein.) Edler Ritter, ich heiße Euch sammt meiner Hausfrauen willkommen auf meiner Burg. Ergreift den Humpen, und thut mir fröhlich Bescheid.

Born (zu Lucien). Wollt ihr mir nicht zutrinken, edle Frau? (Lucie nippt und credenzt ihm das Glas.)

Wiese (für sich). Wie graziös sie ist! Besonders wenn sie nicht spricht.

Born (für sich). Welch ein Blick!

Wiese. Wie mundet Euch mein Nierensteiner?

Born. Es ist ein Göttertrunk – da solche Lippen ihn berührten.

Wiese. Wollt Ihr Euch's nicht bequem machen, und Eure Rüstung ablegen? – Lucie, die Gastzimmer sind doch in gutem Stande? Hörst Du?

Lucie (die immer auf Born sieht, nickt bejahend).

Born (halb nach Lucien gewendet). Fast hätte ich vergessen – Du bekommst noch einen Gast. Doctor Raschler trabt auf der Heerstraße. Sein Gaul, der vermuthlich nie einen Preis im Wettrennen gewann, konnte mit meiner Ungeduld nicht gleichen Schritt halten. Ich ritt voraus, und versprach, ihn anzumelden.

Wiese. Mein wackerer Freund! Welche Freude! Lucie, sieh' nach den Zimmern.

Born. Sieh' Du nur selbst, mein Schatz. Ich will indeß den Faden meiner interessanten Bekanntschaft weiter spinnen.

Wiese. Du willst mit meiner Frau allein bleiben?

Born. Allerdings.

Wiese. Allein? Ganz allein?

Born. Bist Du eifersüchtig?

Wiese. Nicht im Geringsten. Aber – (Für sich.) Einmal muß er doch erfahren, daß sie albern ist. (Zu Born.) Nun, gute Unterhaltung. Eröffne die Schleußen Deiner Galanterie. Ich gebe Dir volle Freiheit, meiner Frau so viele schöne Dinge zu sagen, als je einer von Deinen zahllosen Liebschaften. (Leise.) Aber, Bruder, laß das Gespräch ja nicht drucken, wie's jetzt Sitte ist unter den reisenden Memoirenschreibern, den harmlosen Cirkel, der sie vertraulich aufnahm, öffentlich vor dem Publikum zu compromittiren. Also, ja nicht drucken, hörst Du? (Laut.) Herr Ritter, ich gehe, um für Ruhelager und Nachtimbiß zu sorgen. (Ab.)