Jean-Honoré Fragonard

Boucher hatte eine große Anzahl an Schülern. Einer der besten und talentiertesten Schüler war der als Sohn eines Parfumherstellers geborene Jean-Honoré Fragonard (1732 bis 1806). Er stammte aus Grasse, der Stadt des Parfums, beherzigte Bouchers Ratschläge und malte im Wesentlichen romantische Gärten mit Brunnen, Grotten, Tempeln und Terrassen und wollte diese galante und erfolgreiche Tradition etwa mit Die Badenden (1756), mit der berühmten Die Schaukel oder Der verstohlene Kuss fortsetzen, als die Stürme der Revolution ausbrachen und diese Kunst gewaltsam beendeten. So beschließt er das von Watteau mit seinen zartfühligen und teilweise melancholischen Bildern eingeläutete Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Feuerwerk. Watteau ist tief und entrückt, Fragonard ist beschwingt. Beliebt waren seine Schäfer- und Boudoirszenen, seine fêtes-galantes im Rokokostil. Unter der Gönnerschaft von König Ludwig XV. wurde er ganz zum Maler des Vergnügens, der Lust und des unbeschwerten Lebensgenusses. Damit verpasste er allerdings den Anschluss an die nach der Revolution aufkommende klassizistische Strömung. Er starb, wie berichtet wird, einsam und vergessen 1806 in einem Café, wo er sich trotz seiner Armut eine Portion Eis gönnte, um sich von den Strapazen des Tages zu erholen.

 

Die Nachfolger

Ein bürgerlicher Zug kam in die französische Malerei aber erst durch zwei andere Maler, durch Jean Siméon Chardin (1699 bis 1779) und Jean Baptiste Greuze (1725 bis 1805). Chardin war einer der bedeutendsten Koloristen des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich Stilllebenmaler, hatte er dann aber seine Tätigkeit auf die Schilderung von Gegenständen des täglichen Lebens, so etwa in Köchin beim Rübenputzen (1738) ausgeweitet. Diese Bilder zeigen die schlichte Wirklichkeit, der er aber, ohne auf eine besondere geistige oder seelische Vertiefung der Dargestellten zu achten, seine malerischen Reize abzugewinnen wusste. Die Königliche Akademie akzeptierte 1728 zwei seiner neuen, aus diesem Jahr stammenden Stillleben: Der Rochen und Das Buffet. Damit war er als Mitglied aufgenommen und konnte königliche Aufträge erhalten. In diesen naturgetreuen Darstellungen findet sich die ganze Pracht und Subtilität, aber auch schon die Poesie und Intimität, die sich mit Öl entfalten lässt und mit denen Chardin die Gegenstände des täglichen Lebens beseelt. Er suchte seine Modelle nicht unter der ländlichen Bevölkerung, sondern malte das häusliche Leben der Bürger von Paris. Zu seinen großartigen Arbeiten gehören Die Wäscherin (1735), Das Tischgebet oder auch Die Morgentoilette.

 

Chardin, der vom Studium der niederländischen Malerei stark beeindruckt war und versuchte, diesen Stil in seine Blumen- und Küchenstücke zu übernehmen, übertraf viele seiner Vorbilder, sowohl was den Gefühlsgehalt als auch die Sujets angeht. Diderot nannte ihn den „Großen Magier”. So glanzvoll seine Karriere war, so viel Unglück hatte er später im privaten Bereich. Familiäre Zwistigkeiten mit seinem Sohn Jean-Pierre, der bei seiner Rückkehr aus Rom von Piraten entführt und nie wieder gesehen wurde, und nachlassende Sehkraft machten ihm sehr zu schaffen. Sein Vermögen schwand und er selbst geriet fast in Vergessenheit, bis ihn die Brüder Edmond de Goncourt (1822 bis 1896) und Jules de Goncourt (1830 bis 1870) etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder entdeckten und seine Arbeiten feierten.