Die von dem Trientiner Jesuiten Andrea Pozzo (1642 bis 1709) stammende Dekoration des Chors in der römischen Kirche San Ignazio ist eines der glänzendsten Beispiele der Verbindung von realer mit gemalter Architektur. Pozzo gab auch ein weithin anerkanntes Buch, das Von der Maler Perspectiv (Perspectiva pictorum et architectorum) heraus, das allerdings gelegentlich etwas in das Witzige abdriftete, wenn er darin beispielsweise von „sitzenden Säulen” spricht. Sein Ruf war längst bis nach Wien zu Kaiser Leopold I. (1640 bis 1705) gedrungen, für den er in der barocken Jesuitenkirche eine wundervolle Scheinkuppel malte. Aber auch die Fürsten Liechtenstein versicherten sich seiner Dienste und beauftragten ihn mit der Ausmalung ihres Gartenpalais.

 

Dieser ganze phantastische Reichtum der Formenwelt des Rokoko bewährte sich vor allem im Theaterbau und der Dekorationsmalerei im Theater. Auf diesem Gebiet waren die Brüder Giuseppe (1696 bis 1757) und Alessandro Galli Bibièna (1686 bis 1748) führend, die nicht nur in den italienischen Residenztheatern deutliche Spuren hinterlassen haben. Giuseppe hat in den Jahren 1745 bis 1748 auch für die Ausstattung des Opernhauses in Bayreuth gesorgt.

 

Der Theatinermönch Guarino Guarini (1624 bis 1683) war einer der Nachfolger Borrominis und plante und baute in dessen Stil in Turin den Palazzo Carignano (1679/1684). Auf der Grundlage seines Studiums der Architektur, Mathematik, Philosophie und Theologie schrieb er die Abhandlungen Placita Philosophica (1665), Euclides Adauctus (1671) und Architettura Civile (1686). Damit offenbar nicht ausgelastet, schuf er in ungewöhnlich langer Bauzeit die Cappella della Sacra Sindone, in der das mysteriöse Turiner Grabtuch aufbewahrt wird und zwischendurch, ebenfalls in Turin, die Consolata (1679). Anfang der 1660er Jahre war er auch in Paris an der Kirche Sainte Anne-la-Royale und später in Prag und Lissabon tätig.

 

Der Florentiner Alessandro Galilei (1691 bis 1737) arbeitete für seine Landesherren, den Herzog Cosimo III. (1642 bis 1723) und seinen Nachfolger, dem letzten dieses Geschlechts und von Regierungsarbeit wenig begeisterten Gian Gastone de’Medici (1671 bis 1737), nach dessen Tod das gesamte Herzogtum Toskana an die österreichischen Habsburger fiel. Alessandro Galilei ging als etwa 24-Jähriger nach England, kehrte aber nach wenigen Jahren wieder in seine Heimat zurück, wo er zum Festungsbaumeister ernannt wurde. Papst Clemens XII. berief ihn Anfang der 1730er Jahre nach Rom, wo er für die Familie Corsini die Capella San Giovanni in Laterano (1732) baute und später, nach einem von Papst Clemens XII. ausgeschriebenen und unter 21 Mitbewerbern gewonnenen Wettbewerb auch die Hauptfassade der San Giovanni in Laterano in den Jahren von 1733 bis 1735 entwarf.

 

Ferdinand Fuga (1699 bis 1780) war einer der Künstler, der sich zwar nicht als einer der Nachfolger Palladios verstand, in seinen Arbeiten aber doch eine größere Einfachheit und Gesetzmäßigkeit anstrebte. Im Königreich Neapel herrschte zu jener Zeit Karl III. von Spanien, der als Karl VII. (1716 bis 1788) auch Neapel regierte und der die meist auf der Straße lebenden etwa 8000 Armen in seinem Reich halbwegs menschenwürdig unterbringen wollte. Mit der Planung der Unterkunft in einem etwa 600 x 135 m großen Komplex beauftragte er Ferdinand Fuga, der die Gebäude um fünf Innenhöfe herum anordnete. Diese riesige Aufgabe wurde erst 1819 und damit lang nach dem Tod des Initiators und seines Architekten abgeschlossen. Der Komplex, der Real Albergo dei Poveri, steht, trotz ernsthafter Beschädigungen durch ein Erdbeben im Jahr 1980, heute noch und beherbergt unter anderem auch eine Musikschule.

 

Aber auch die nach Osten zeigende Fassade der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom, zu der Papst Benedikt XIV. (1675 bis 1758) den Grundstein gelegt hatte und die seit ihrer Fertigstellung ungezählte Pilgerscharen angezogen hat, stammt von Ferdinand Fuga.