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Der Hackbraten im einen Ofen war fertig, und im anderen war ein Kartoffel-Käse-Auflauf ebenfalls fast fertig. Auf dem Frühstückstisch glitzerten Muffins mit Zitronenglasur auf einem Servierteller. Im Kühlschrank standen eine Schüssel Eiersalat, marinierte Hühnerbrust, geputzter Blumenkohl und geschnittene Karotten bereit.

Verna Brickit, die Haushälterin, die dreimal wöchentlich vorbeikam, wäre die perfekte Besetzung für ein Hollywood-Remake der alten Ma and Pa Kettle- Filme gewesen. Sie spülte das Geschirr, und Megan trocknete es ab und stellte es zurück an seinen Platz.

Die beiden Geschirrspülmaschinen im Haus entstammten einer Generation nach dem Erlass einiger neuer Regierungsverordnungen bezüglich des Wasser- und Energieverbrauchs, und nur selten war etwas, das aus ihnen kam, wirklich sauber.

Ihr Hauptzweck bestand darin, ihre beiden Plätze zu füllen, damit an diesen Stellen keine Lücken in der Kücheneinrichtung klafften.

Verna fragte: »Wie können Leute, die in ihrem Leben noch nie irgendein nützliches Gerät entworfen haben, nur glauben, sie wüssten, wie eine Spülmaschine funktionieren soll?«

»Pure Anmaßung«, erwiderte Megan.

»Denen wünsch ich die Pest an den Hals«, verkündete Verna. »Und mit Toiletten will ich gar nicht erst anfangen. Wird es je wieder eine geben, die genug Wasser hat, damit man nur einmal spülen muss, oder bin ich einfach dazu verdammt, ein Karpaltunnelsyndrom an der rechten Hand zu kriegen?«

»Zu viel Information, Verna.«

Verna wählte keine der politischen Parteien, die derzeit zur Wahl standen. Sie wartete darauf, dass eine neue gegründet wurde – sie nannte sie »die Partei für gesunden Menschenverstand«.

»Würden Sie etwa zum Mars fliegen mit einer Gruppe Blödmänner, die glauben, dass sie ihn morgen schon besiedeln können?«

Megan trocknete ein Abtropfsieb ab und gab zurück: »Ich würde nicht mal mit den größten Genies zum Mars fliegen. Ich habe gern Luft zum Atmen.«

»Im Fernsehen kam neulich was über so einen chinesischen Milliardär, der in sieben bis zehn Jahren eine Marskolonie gründen will, damit nicht die ganze Menschheit draufgeht, falls ein Asteroid die Erde trifft oder ein Atomkrieg ausbricht. Gott, wahrscheinlich gibt’s auf dem Mars gerade genug Wasser, um auf der Toilette zweimal zu spülen, aber er glaubt, dass man sich dort ein schönes Leben machen könnte.«

»Manche Leute fangen an, sich zu überschätzen, wenn sie genug Milliarden verdient haben«, vermutete Megan.

»Davor werde ich mich hüten, wenn ich meine erste verdiene.« Verna stellte das letzte Stück Geschirr, eine Rührschüssel, in das Trockengestell. »Der Hackbraten und die Kartoffeln müssten in ein paar Minuten fertig sein. Ich werd sie zum Abkühlen rausholen, und dann mache ich mich auf den Weg.«

»Schöne Grüße an Sam.«

»Er hat mir angedroht, dass er heute Nachmittag allein den Rasenmäher repariert. Ich will nach Hause, solange er noch beide Hände hat.«

Während Verna eine große Plastiktüte am zusammengeknoteten Ende aufhob, um sie nach draußen zur Mülltonne zu bringen, hängte Megan das feuchte Geschirrtuch auf den Halter. »Dann bis Freitag.«

»Sagen Sie Woody, die Muffins habe ich extra für ihn gemacht. Und essen Sie auch ein paar, Sie sind ja ganz mager.«

»Ich wette, auf dem Mars gibt’s keine guten Muffins.«

Beim Öffnen der Hintertür erwiderte Verna: »Einen Scheiß haben die auf dem Mars.« Bevor sie nach draußen ging, hielt sie einen Moment inne, drehte sich zu Megan um und fügte hinzu: »Ich habe noch kein Wort über das Gemälde gesagt, an dem Sie arbeiten, das mit Woody und den Hirschen, aber jetzt, wo es beinahe fertig ist …« Sie zögerte. »Ich bin keine schlaue Kunstkritikerin, also weiß ich wahrscheinlich gar nicht, wovon ich rede.«

»Die meisten schlauen Kunstkritiker wissen das auch nicht. Aber Sie haben Augen im Kopf. Also schießen Sie los. Ich werde auch nicht beleidigt sein.«

»Tja, ich muss sagen, es ist verdammt gut, dass Sie nach Pinehaven zurückgekommen sind. Hier konnte Ihr Herz wieder heilen und Ihre Seele konnte wieder ganz werden. So was Gutes hätten Sie woanders nicht malen können.«

»Danke, Verna. Das ist sehr lieb von Ihnen.«

»Ich wünschte, Ihre Mutter hätte Woody noch kennenlernen und dieses Bild sehen können. Das lässt einem einen Schauer über den Rücken laufen, einen angenehmen Schauer.«

Sarah Grassley war an Leukämie gestorben, als Megan 15 Jahre alt gewesen war. Ihr Vater hatte fünf Jahre später wieder geheiratet und lebte jetzt mit seiner neuen Familie in Florida. Sie hatten sich nicht auseinandergelebt, obwohl sie wünschte, sie würden sich näherstehen, aber er war ein Mann, der nur über einen begrenzten Vorrat an Zuneigung verfügte. Er schien mit ihr nicht anders umgehen zu können, als ob er ihr Onkel wäre, nicht ihr Vater.

Verna brachte den Müll hinaus und ließ die Tür hinter sich geöffnet.

Megan wurde bewusst, dass sie schon eine ganze Weile nicht mehr mit Woody gesprochen hatte. Sie ging ins Obergeschoss, um sich zu vergewissern, dass mit ihm alles in Ordnung war.