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Obwohl Shacket nicht vorhat, in Megans Bett zu schlafen, überwältigen die Reize des Liegens zwischen ihren benutzten Laken seine zunehmend geschärften Sinne, und ihr erotischer Duft lässt lebhafte Visionen des nackten Körpers dieses Miststücks in ihm aufsteigen, die erregend und doch merkwürdig einschläfernd sind. Zuerst ist er wach, doch er treibt in einem Meer lüsterner Bilder wie ein pubertierender Junge, der einen feuchten Traum hat. Das Anschwellen voller, junger Brüste, geschmeidige, stoßende Hinterbacken, seidenweiche Gliedmaßen, die ihn umfangen in einer erregenden Umklammerung. Er kann die Hautpartikel riechen, die sie im Schlaf verloren hat, die Feuchtigkeit, die ihre Schamlippen am Baumwollstoff hinterlassen haben, während sie erfüllende Träume hatte, die schwachen Spuren der Milch, die ihre Brustwarzen aus irgendeinem Grund abgesondert haben, obwohl sie nicht schwanger ist – als hätte sie ihn erwartet und machte sich bereit, ihn zu füttern wie ihr eigenes Kind. Er kann die Stelle auf dem Kopfkissen riechen, an der sich im Schlaf ein Speichelfaden aus einem Winkel ihrer vollen Lippen gelöst hat, und er macht sich mit der Zunge am teuren Stoff zu schaffen, um den Geschmack ihres Mundes aufzulecken. In seinen Fantasien streicht sie sich mit den geschmeidigen Händen über den kurvigen Leib, bietet ihm an, diesen zu genießen. Er will an ihren Fingern saugen, das zarte Gewebe zwischen ihnen lecken, in das Thenar beißen, den feisten Daumenballen. Seine Sinne sind von Lust durchweicht, sodass er nicht mehr denken kann. Diese Reizüberflutung, dieses besinnungslose Ertrinken in Empfindungen wirkt wie ein Beruhigungsmittel, lässt ihn in den Schlaf sinken wie ein von Whiskey benebelter Säufer.
Träume wie diese hat er noch nie gehabt. Sie sind von einer Wildheit geprägt, dem fast fieberhaften Gefühl, dass alles möglich ist, dass kurz voraus irgendeine Entdeckung liegt, die all seine Bedürfnisse erfüllen und all seine Ängste endgültig beenden wird. Er hastet durch einen gotischen Wald, dann über eine mondbeschienene Wiese, aber er ist nicht im eigenen Körper, sondern in einem, der vierbeinig ist und schneller läuft als ein Mensch. Vor ihm dampft sein Atem in einer Nachtkälte, die er nicht fühlen kann, weil sein Blut heiß ist vor Anstrengung. Er ist von anderen seiner Art umgeben, schlanke, langbeinige, scharfzähnige Bestien. Als sie den hinkenden Hirsch entdecken, erhebt sich ein Heulen, das für sie ein Ausdruck der Freude ist, aber dem zarten Ziel ihrer Begierden nacktes Grauen einflößt. An diesem Gipfelpunkt der Erregung verwandelt sich sein Traum, verwandelt er sich. Er weiß nicht mehr, was er ist oder was er will, weiß nur noch, dass er fressen muss. Er ist etwas, das in absoluter Finsternis kriecht und krabbelt, sich von Schmutz ernährt, etwas, das von kopfloser Unruhe getrieben ist, für das der leichteste Luftzug eine Bedrohung ist und das von plötzlich auftauchendem Licht in die Flucht geschlagen wird, sich in seine Erdspalte, sein Loch, seine Fäulnis zurückzieht. Und nun stellt er fest, dass er wieder zu etwas ganz anderem geworden ist, etwas Ertrunkenem und doch Lebendigem, das über einen Meeresboden kriecht, einem gewaltigen Druck ausgesetzt, der jeden Menschen töten würde, weit außerhalb der Reichweite wärmender Sonnenstrahlen, wo phosphoreszierende Pflanzen ihre Tentakel aus schaurigem Licht ausstrecken. Durch die Tiefen dringt eine vertraute Musik, die ihn in den Wachzustand zurücklockt. Während er aufsteigt, begreift er, dass diese Träume nicht aus den gewöhnlichen Erfahrungen des Lebens geformt sind, sondern möglicherweise aus genetischen Erinnerungen, die in der DNA der Milliarden Archaeen bewahrt sind, die er in Springville, Utah, eingeatmet hat.
Er erwacht.
Von unten dringt Moon River herauf, und der Song verärgert Shacket auf dieselbe Weise, wie das Gemälde in Megans Atelier ihn verärgert hat. Sowohl ihre Malerei als auch dieses Lied sind zu weich, zu reich ausstaffiert mit den nutzlosen Emotionen, die den Geist vernebeln und die Erkenntnis der Wahrheit verhindern, dass das Leben hart, finster und bedeutungslos ist. Im Leben geht es um nichts anderes als um die Begierde und ihre Erfüllung, Hunger und seine Stillung, Hass und die Gewalt, die er erfordert. Es geht um die Kraft, sich zu nehmen, was man will, und zu tun, was immer dazu nötig ist. Stehlen, Vergewaltigen und Töten sind für den Menschen nicht weniger natürlich als das Atmen. Sie sind das Wesenselixier der Spezies, und dieses Elixier wird in Shacket eine nie da gewesene Reinheit erreichen.
Er schlägt die Decken zurück und setzt sich auf den Bettrand. Er schlüpft in seine Schuhe und bindet die Schnürsenkel. Er nimmt die Pistole, die er auf den Nachttisch gelegt hat, und geht zur Zimmertür.