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Kipp hatte seinen Jungen, und der Junge hatte seinen Hund.

Mit der Welt war alles in Ordnung.

Jedenfalls so in Ordnung, wie die Dinge beim gegenwärtigen Zustand der Welt sein konnten.

Angesichts der Furcht einflößenden Zeit, die hinter ihnen lag, waren die Tage, die auf diesen Donnerstag im September folgten, in jedem Sinn des Wortes außergewöhnlich sonnig.

Ben Hawkins verkaufte sein Haus in Südkalifornien.

Er mietete sich eine Wohnung in Pinehaven.

Er und Megan begannen sich zu treffen.

Sie stellte das Gemälde von Woody und den Hirschen fertig.

Die Galerie, die ihre Bilder ausstellte, war der Ansicht, dass dieses Werk einen Rekordpreis erzielen würde.

Stattdessen hängte sie es ins Wohnzimmer. Hinter das Klavier.

Rosa Leon verkaufte das Haus in Lake Tahoe.

Sie zog nach Pinehaven, um bei allem, was kommen würde, dabei zu sein.

Im frühen Oktober wurden Rita Carrickton und Deputy Andy Argento des Mordes an Sheriff Eckman angeklagt und inhaftiert, ohne die Möglichkeit, auf Kaution freizukommen.

Eckman hatte winzige Kameras in seinem Schlafzimmer und Badezimmer versteckt.

Er hatte alle seine sexuellen Abenteuer mit Rita gefilmt, jede Dusche, die sie dort genommen hatte.

Dazu zählte auch ihre letzte, unvollendete Paarung.

Und seine Ermordung.

Der vorherige Sheriff Lyle Sheldrake bekam nach einer Sonderwahl im November sein Amt zurück.

Bei der Feier am Abend der Wahl hatte Kipp eine gute Gelegenheit, ihn zu beschnuppern.

Sheldrake war kein Hasser. Verrückt war er auch nicht.

Im Dezember begannen Rosa Leon und Carson Conroy, sich regelmäßig zu treffen.

Im Januar wurde Tio Barbizon für die Vertuschung von Ereignissen angeklagt, die mit der Katastrophe in Utah sowie den Verbrechen von Lee Shacket in Verbindung standen.

Zwei Tage später behauptete er seine Unschuld.

Und er verkündete, dass er für das Amt des Gouverneurs kandidieren werde.

Manchmal machten Megan, Ben, Woody und Kipp gemeinsame Ausflüge.

Sie besuchten die verschiedenen Gemeinschaften der Mysterier, die an jenem schweren Tag mit ihren menschlichen Gefährten nach Pinehaven gekommen waren.

Alle nannten ihn nur noch den »TAG«, in Großbuchstaben.

Bella wurden weiterhin neue Gemeinschaften gemeldet.

Manche waren weit weg, in Kansas und Alabama.

Dann in Kanada. Und in Mexiko.

Im März heiratete Megan Ben.

Rosa war ihre Brautjungfer.

Kipp war der Trauzeuge.

Ein Gericht verfügte, dass Dorian Purcells Vermögen zur Entschädigung der Familien derer eingesetzt werden konnte, die in Utah und an anderen Orten ermordet worden waren.

Haskell Ludlow wurde im Süden Frankreichs festgenommen. Er hatte dort unter dem Namen Mary Seldon gelebt. Nachdem er sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hatte.

Die Fernsehnachrichten konnten nicht genug bekommen von der Geschichte über das »genmanipulierte Monster aus Utah«.

Die größere Geschichte des Mysteriums entging ihnen. Ebenso wenig ahnten sie, dass ein Tag kommen würde, an dem es nur noch wahre Nachrichten geben würde.

Dann wurde es Mai.

Seit dem TAG waren acht Monate vergangen.

Kipp und seine Familie besuchten eine geheime Mysteriergemeinschaft in Idaho.

Es waren 75 Hunde mit 26 menschlichen Gefährten.

74 der Hunde bildeten bereits Paare.

Ein Golden-Retriever-Weibchen hatte keinen vierbeinigen Partner.

Kipp wusste, dass sie seine Bestimmung war.

Er war besorgt, dass sie vielleicht nicht dasselbe für ihn empfinden würde.

Aber das tat sie.

Ihr Name war Velvet.

Sie kam nach Pinehaven.

Ein weiteres Jahr verging.

Es begann sich zu zeigen, dass die Hunde des Mysteriums über eine bessere Gesundheit verfügten als andere Hunde.

Manche fragten sich, ob sie länger leben würden als andere Hunde.

Woody sagte, er sei sich sicher.

Der Wurf von Kipp und Velvet bestand aus acht Welpen.

Alle waren wohlauf.

Alle blieben bei Megan, Ben und Woody.

Woody lernte das Klavierspielen. Schon bald hatte er die Tasten fest im Griff.

Rosa und Carson adoptierten zwei der Hunde.

Sie waren nun eine Großfamilie aus fünf Menschen und zwölf Hunden, die ständig in der Wahrheit lebte, ohne einen Augenblick der Täuschung. In der Leitung kommunizierten sie mit anderen ihrer Art, bereiteten sich auf den Anbruch einer neuen Welt vor, einer frischen Wirklichkeit, die über Zehntausende Jahre herangereift war, seit Männer, Frauen und Hunde zum ersten Mal zusammengehalten hatten, um sich gegen Säbelzahntiger und tobende Mastodonten zu verteidigen. Eine Welt nahte, die vielleicht über 1000 Jahrhunderte hinweg geformt worden war, in denen Menschen und Hunde zusammengelebt hatten, zusammen gespielt und die Sterne bewundert hatten, gestorben waren und sich betrauert hatten, einer grausamen Natur sowie denjenigen Menschen getrotzt hatten, die gierig nach der Macht griffen. Diese neue Welt würde so sein, wie sie schon immer hätte sein sollen: eine Welt, in der es nach wie vor schwierige Gewässer gab, aber in der jeder Mann, jede Frau und jeder Hund einander treu ergeben waren und für alle Zeit eine Brücke füreinander bildeten, von einem sicheren Ufer zum nächsten.