Warum stellte Palantir für Peter Thiel ein außergewöhnliches Unternehmen dar, in das er bevorzugt investiert? Zunächst gilt es auf dem Pfad von 0 auf 1 seine drei Ausgangsfragen zu beantworten:
Erstens: Was ist wertvoll?
Thiel wusste durch seine Erfahrungen mit PayPal um die Bedeutung des stark wachsenden Segments der Cyber-Kriminalität. Immer stärker verlegt die organisierte Kriminalität ihre Geschäfte in die digitalen Welten. 9/11 brachte schließlich noch eine weitere, sehr viel größere Dimension ins Spiel: Den internationalen Terrorismus. Für ihn als libertär denkenden Menschen und Unternehmer war es deshalb folgerichtig, mit Palantir ein Analytik-Unternehmen zu gründen, das in der Lage ist, alle relevanten Daten so aufzubereiten, dass mithilfe von Experten schnell wichtige Entscheidungen getroffen werden können, zum Beispiel in der Terrorismusbekämpfung. Thiel erkannte vor Politikern, Risikokapitalinvestoren und Unternehmern, welche Bedeutung ein solches Unternehmen erlangen kann, und das zu einer Zeit, als noch niemand über Begriffe wie »Big Data« sprach. Thiel war so von seiner Vision überzeugt, dass er das Unternehmen mit eigenem Geld und mit dem Geld seiner Risikokapitalfirma Founders Fund zunächst selbst finanzierte. Wertvoll ist für ihn etwas, was sich zu einem bedeutenden Markt entwickeln kann, woran zunächst aber noch kaum jemand glaubt. Palantir ist dafür ein Paradebeispiel.
Zweitens: Was kann ich tun?
Im Gegensatz zu PayPal, wo Thiel die Rolle als CEO annahm, sah er sich bei Palantir von Beginn an in der Rolle als Chairman, also in der Rolle eines aktiven Aufsichtsratsvorsitzenden. Er stellte ein erstes Team zusammen, baute auf seinen ehemaligen Studienfreund aus Stanford-Zeiten, Alex Karp, stellte die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung und hatte sehr viel Geduld mit dem jungen Start-up, das zunächst ein erstes Produkt entwickeln und in der Folge auch bei den hoch kritischen Kunden wie Regierungsbehörden, Militärs und Großunternehmen bestehen musste. Thiel war und ist bei Palantir als Stratege im Hintergrund aktiv, um die Firma mit seinem Wissen, seiner Philosophie als Libertärer und seinem Netzwerk zu einem der bedeutendsten Tech-Unternehmen zu machen. Mit Argusaugen schaut die Presse auch auf die möglichen Verquickungen, die sich aus der Rolle von Thiel als Tech-Berater der Trump Administration und seiner Rolle als Chairman von Palantir ergeben können. Immerhin war Alex Karp in dem von Thiel vor Weihnachten 2016 angesetzten ersten Gespräch zwischen Trump und den Tech-Größen wie Tim Cook von Apple, Jeff Bezos von Amazon, Larry Page von Alphabet und Sherryl Sandberg von Facebook der einzige CEO, der ein nicht börsennotiertes und noch dazu ein deutlich kleineres Unternehmen repräsentierte.
Drittens: Was macht niemand sonst?
Als Thiel 2003 Palantir gründete, hatten nur wenige eine Vorstellung davon, welche Bedeutung »Big Data« einmal haben würde. Die Digitalisierung war zudem noch nicht so weit fortgeschritten, als dass man eine Ahnung von der Menge, aber auch von der Tiefe der Datenqualität haben konnte, die zukünftig für Auswertungen zur Verfügung stehen würde. Thiel sah auch hier sein »Window of Opportunity« für den Bau eines bedeutenden neuen Tech-Unternehmens, das sich auf die Fahnen schreiben sollte, die wichtigsten Probleme der weltweit bedeutendsten Institutionen zu lösen. Palantir sollte das strategische Werkzeug für Regierungen, Behörden und große Unternehmen werden, um sich gegen die Geißeln und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu wappnen. Regierungen und Behörden sehen sich mit den wachsenden Phänomen asymmetrischer Angriffe von Terrororganisationen, Großunternehmen mit den disruptiven Kräften neuer, aggressiv zu Werke gehender Start-ups mit digitalen Geschäftsmodellen konfrontiert.
Gemeinsam mit seiner Risikokapitalfirma Founders Fund investierte Thiel rund 40 Millionen Dollar.381 Das Unternehmen wurde in der letzten Finanzierungsrunde im November 2016 mit rund 20 Milliarden Dollar bewertet.382 Forbes schätzte den Anteil von Thiel an Palantir im Jahr 2013 auf rund 12 Prozent.383 Damit wäre Thiels Beteiligung rund 2,4 Milliarden Dollar wert. Nach Informationen der Nachrichtenseite Buzzfeed soll Thiels Founders Fund Palantir mit einem Abschlag von rund 40 Prozent bewerten. Demnach steht Palantir bei 12,7 Milliarden Dollar in den Büchern. Also ein deutlicher Abschlag gegenüber der nach außen hin dargestellten Bewertung.384
Peter Thiels Return on Investment:
Innerhalb von 14 Jahren konnte er seinen Kapitaleinsatz damit um das 36- bis 60-Fache steigern.
Der Drei-Stufen-Ansatz
Großartige Unternehmen haben nach Thiel drei Dinge gemein. Erstens, sie schaffen Werte. Zweitens, sie sind dauerhaft am Markt und werden benötigt. Drittens, sie sind in der Lage, einen Teil des Mehrwerts, den sie schaffen, auf sich selbst zu vereinen. Schauen wir uns dies bei Palantir nun im Einzelnen genauer an:
(a) Bewertung – Unternehmenswert in der Zukunft
Im Gegensatz zu PayPal und Facebook ist Palantir nicht börsennotiert, was den Zugriff auf Unternehmenskennzahlen schwieriger macht. Außerdem hält sich Palantir bezüglich konkreter Geschäftszahlen stark bedeckt. Das Unternehmen schließt mit seinen Kunden keine Verträge von der Stange, sondern gestaltet diese sehr individuell, häufig mit stark erfolgsorientierten Komponenten, die dann greifen, wenn die Software den erwarteten Zusatznutzen stiftet. Dementsprechend gestaltet sich auch die Bewertungsfrage sowohl für Außenstehende wie auch für Insider nicht ganz einfach. Selbst Thiels eigener Risikokapitalfonds Founders Fund bewertet nach Meldungen des Nachrichtenportals Buzzfeed Palantir mit 12,7 Milliarden Dollar statt den rund 20 Milliarden, die in der letzten Finanzierungsrunde im November 2016 kommuniziert wurden.385 Die Bewertungsfrage ist bei Technologieunternehmen sowieso oft eine Glaubensfrage, bei Palantir umso mehr.
Auf einer Konferenz des Wall Street Journal im Oktober 2016 kündigte Alex Karp an, dass Palantir 2017 die Gewinnschwelle überschreiten wird, »falls wir nicht kurzfristig etwas tun, um es zu verhindern«. Man habe versucht, die Profitabilität so lange wie möglich hinauszuzögern. Mit der Profitabilität, so Karp, ginge die Frage nach einem Börsengang einher. Bisher war Karp dem Thema Börsengang wenig aufgeschlossen. Palantir arbeitet mit Private Equity Firmen zusammen, damit Mitarbeiter den wahren Wert ihrer Beteiligung ermitteln können. Erstmalig auf der exklusiven Digital Konferenz des Wall Street Journal schloss er allerdings einen Börsengang nicht mehr grundsätzlich aus, um so Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, ihre Beteiligungen zu Geld machen zu können. Gleichzeitig bot Karp einen der seltenen Einblicke in wichtige Finanzeckdaten. Demnach gehen die Vertriebsanstrengungen nur in Richtung von Kunden, die Umsätze von 100 Millionen Dollar und mehr liefern können. Nicht jede tolle Firma sei zwingend ein guter Kunde. Aktuell verfüge Palantir über 20 Verträge, die einen Wert von mehr als 100 Millionen Dollar hätten. Der Vertrag mit den Navy Seals, der Eliteeinheit des amerikanischen Militärs, habe sogar einen Umfang von 400 Millionen Dollar über die gesamte Vertragslaufzeit. Die Auslandsumsätze hätten sich in 2015 und 2016 jeweils verdoppelt.386
Palantir selbst veröffentlicht bisher keine Finanzdaten. Der Wirtschaftssender CNBC berichtete im Januar 2016, dass der Umsatz im Jahr 2015 die Schwelle von 1,5 Milliarden Dollar überschritten hätte. Schätzungen zufolge wuchs der Unternehmensumsatz seit 2011 jedes Jahr um rund 100 Prozent.387
Mit dem deutschen Chemie- und Pharmakonzern Merck schloss Palantir Anfang 2017 eine langfristige Partnerschaft, um auf Basis der Palantir-Analysesoftware gemeinsame Lösungen für die Behandlung von Krebspatienten zu finden. Der Vertrag ist nach Informationen von Stefan Oschmann, Vorstandsvorsitzender von Merck, erfolgsorientiert gestaltet und sieht eine Gewinnteilung bei positivem Verlauf vor. Die Vereinbarung könnte laut Alex Karp über eine ganze Dekade gehen. Dieses Beispiel zeigt, wie individuell Palantir seine Verträge gestaltet.
Palantirs Treiber für das Umsatzwachstum sind:
(a) Ausbau des Geschäfts mit Regierungen und Behörden: Neben den USA zählen inzwischen auch Großbritannien und Dänemark zu den Kunden.
(b) Ausbau des Geschäfts mit dem US-Militär: Mit James Mattis als Verteidigungsminister und H. R. McMaster als Nationaler Sicherheitsberater sind zwei ehemalige Generäle in Amt und Würden, die beide als Militärs große Palantir-Fürsprecher waren.
(c) Ausbau des Industriegeschäfts: Palantirs zuletzt geschlossene Verträge mit Merck und der europäischen Airbus-Gruppe unterstreichen die Ambitionen im Industriegeschäft.
(d) Ausbau des Cyber-Security-Geschäfts: Marktforschungsunternehmen gehen davon aus, dass der Cyber-Security-Markt bis 2021 ein Volumen von 202 Milliarden erreichen wird. Palantir als Experte in den Bereichen Kriminalitätsbekämpfung, Geldwäsche und Erkennung von Anomalien in Geschäftsdaten könnte von dem Wachstumsmarkt stark profitieren.
(b) Dauerhaftigkeit
Palantir wurde im Jahr 2004 offiziell gegründet. Das Unternehmen ist damit bereits so lange am Markt wie Facebook. Palantir ist von den wertvollsten Unicorns das Unternehmen, welches mit am längsten am Markt tätig ist. Dem Unternehmen flossen laut dem Datendienstleister PitchBook bisher rund 2,5 Milliarden Dollar Risikokapital zu.388 Wahrlich kein Pappenstiel für ein aufstrebendes Softwareunternehmen.
Palantir beschäftigt weltweit mehr als 2000 Mitarbeiter, meist Ingenieure oder Informatiker. Das Unternehmen ist gemäß den LinkedIn Profildaten der am häufigsten gewählte Arbeitgeber für Informatikabsolventen der nahegelegenen Stanford University. Nicht ohne Grund hat der Wirtschaftssender CNBC Anfang 2016 mit der Schlagzeile aufgewartet, dass »das CIA-finanzierte Start-up Palo Alto übernehme«. Gemeint war Palantir. Zum Zeitpunkt des Berichts belegte Palantir insgesamt 23 Gebäude in Palo Alto, was rund 15 Prozent der gewerblichen Bürofläche der Stadt entspricht. Palantir ist damit am nächsten dran an seinem wichtigsten Rohstoff: dem ständigen Strom junger, kreativer und hungriger Informatikabsolventen von der Stanford.389
Palantir ist durch seinen Einsatz bei Behörden, Regierungen, Militärs und der Großindustrie inzwischen eine feste Größe und besitzt in vielen Bereichen bereits eine geschäftskritische Stellung, die dem Unternehmen einen dauerhaften Charakter gibt. Generell ist die Kundenausrichtung und die damit verbundene Vertragsgestaltung sehr nachhaltig und langfristig ausgelegt. Palantir konnte in den letzten Jahren ein stetiges und nachhaltiges Umsatzwachstum verbuchen. Nach Aussage von Karp wird Palantir als Gesamtunternehmen 2017 die Gewinnschwelle überschreiten, das Geschäft mit Behörden ist bereits profitabel. Schlüssel dafür sind die von Karp ausgehandelten langfristigen Verträge mit bonitätsstarken Großunternehmen.390
Ein möglicher Börsengang bei der aktuellen Bewertung von rund 20 Milliarden Dollar würde die Finanzposition noch einmal stärken. Palantir könnte seine internationale Expansion und die Erschließung neuer Marktsegmente weiter vorantreiben. Das Unternehmen hat bereits in der Vergangenheit immer wieder Start-ups dazugekauft, die das eigene technologische Portfolio abrunden. Mit frischen Finanzmitteln könnte Palantir auch in der Zukunft auf der Akquisitionsfront nach interessanten Ergänzungen Ausschau halten.
(c) Werte akkumulieren
Alex Karps Ziel als CEO und einziger und oberster Vertriebsmitarbeiter ist es, mit den weltweit größten und bedeutendsten Unternehmen in den jeweiligen Branchen individuell gestaltete Partnerschaftsverträge auszuhandeln. Das kann so weit gehen, dass für die Projektumsetzung ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet wird, wie mit der Schweizer Großbank Credit Suisse geschehen.391
Es muss also für beide Seiten passen, damit aus einem vertrieblichen Ansinnen eine langfristige strategische Partnerschaft mit einer Win-win-Situation für beide Seiten wird. Die Softwarespezialisten von Palantir entwickeln gemeinsam mit den Kunden maßgeschneiderte Lösungen. Da Palantir über keinen eigenen Vertrieb verfügt, sind die sogenannten Field Engineers ganz nah dran am Kunden und sorgen so für eine zügige Umsetzung der Wünsche, ohne den häufig lästigen Zwischenschritt über den Vertrieb.
So werden bei der Anfang Januar 2017 bekanntgegebenen Zusammenarbeit mit dem DAX-Konzern Merck Palantir eigene Programmierer gemeinsam in Teams bei Merck in Deutschland an Lösungen für die Krebsbekämpfung arbeiten. Palantir hat mit Merck zudem eine stark erfolgsorientierte Vergütung vereinbart, die vorsieht, dass entstehende Gewinne unter den beiden Partnern aufgeteilt werden.392 Eine solche Verbindlichkeit kann man nur dann eingehen, wenn man von dem Nutzen der eigenen Software, aber auch vom ausgewählten Partner vollkommen überzeugt ist. Nicht ohne Grund sagt Karp, dass für ihn nur Kunden in Frage kommen, die ein Umsatzpotenzial von mindestens 100 Millionen Dollar haben. »Wir sind Single, und wir verabreden uns häufig, bevor wir heiraten«, so Karps bildliche Beschreibung seines Vertriebsansatzes.393 Nur bei dieser Art von Kunden lohnt sich der hohe Einsatz. Folgerichtig zählen zu Palantirs Kundenliste das Who-is-Who der internationalen Großunternehmen wie der Versicherer Axa, Bank of America und Deutsche Bank, das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline oder der Einzelhandelsriese Walmart.394
Monopole versus Wettbewerb
Für die Wettbewerber ist Palantir schwer zu greifen, vergleichbar im Sport mit 1:1-Situationen wie beim Boxen oder beim Schachspiel. Das Unternehmen agiert unkonventionell und ist gerade auch im Segment Behörden und Militär mit seinem neuen Ansatz unbequem. Für das Washingtoner Establishment waren nicht nur der Kleidungsstil von Karp und seinen Leuten ein regelrechter Kulturschock, sondern auch ihre Silicon-Valley-Sprache, die gespickt ist mit Begriffen wie »disruptiv«, die nicht in die Landschaft von steifen Anzugträgern passen, die in stark formalen und seit Jahrzehnten eingefahrenen Prozessen mit etablierten Rüstungskonzernen wie Raytheon, Lookheed Martin und Northrop Grumman denken.
Palantirs Versuch, als Silicon-Valley-Außenseiter und »Underdog« von den großen Technologiebudgets von Regierung und Militär zu profitieren, ist bisher noch nicht vom ganz großen Erfolg gekrönt. Der Ansatz, den Behörden und Militärs die Palantir-Standardsoftware als kostengünstige Basis für anstehende Projekte zur Verfügung zu stellen, fiel nicht nur auf Unverständnis, sondern oft genug auf harsche Ablehnung. Palantir musste sich mittels einer teuren Anwaltskanzlei mit großem finanziellen und zeitlichen Aufwand in einen Bewerbungs- und Evaluationsprozess für ein Projekt des Militärs einklagen, nachdem es zuvor aus formalen Gründen, die nicht haltbar waren, ausgeschlossen wurde. Die Beschaffungsverantwortlichen des Militärs nahmen extra einen Paragrafen in den Auswahlprozess auf, wonach Palantir ein Zeiterfassungssystem für seine Mitarbeiter nachweisen sollte. Doch Palantir lässt seinen Mitarbeitern freie Hand, wann und wie lange sie jeweils arbeiten, ohne Anwesenheitszeiten aufzuzeichnen. So erfüllte man zunächst nicht die Kriterien und wurde im ersten Umlauf als möglicher Lieferant ausgeschlossen.
Es prallen bei Palantir und dem Militär auch unterschiedliche kulturelle Welten aufeinander: ein regelrechter »Clash of cultures«. Ein Militärverantwortlicher sagte gegenüber Fortune, dass die Palantir Leute ihnen gegenüber gesagt hätten: »Wir haben unser Geschäftsmodell und wir kämpfen dafür bis zum Tod.« Doch das sei nicht das Prinzip des Militärs, wo man »Regeln hat, denen man folgt«. Fortune hat sich in einem 13-seitigen Spezialbericht auf die Seite von Palantir gestellt und versucht, das sich verselbstständigte Beschaffungswesen, welches für vielfach gescheiterte und sündhaft teure Militärprojekte steht, zu enttarnen. Doch trotz Unterstützung von Trump und seiner zahlreichen Generäle, die Palantir positiv gegenüberstehen, bleibt abzuwarten, ob es dem Unternehmen gelingt, in die Phalanx der großen Rüstungskonzerne einzudringen.395
Wichtige Wettbewerber sind für Palantir die Unternehmen aus dem Bereich Big Data wie IBM, aber auch die großen Rüstungskonzerne wie Raytheon, Lookheed Martin und Northrop Grumman mit ihren Softwareabteilungen.
Ziel von Palantir ist es, Quasi-Standards für ganze Branchen zu schaffen. Beispielhaft steht hierfür der Deal mit BP. Mit dem Ölmulti wurde im November 2014 ein Vorvertrag unterzeichnet, der Palantir über zehn Jahre ein Umsatzvolumen von 1,2 Milliarden Dollar sowie im Erfolgsfall weitere Bonuszahlungen garantiert.396
Besitzergreifung und Schaffung eines Markts
Palantir hat sich seit dem Start 2004 einen eigenen Markt geschaffen. Zum damaligen Zeitpunkt steckte das Thema Big Data noch in den Kinderschuhen. Palantir erkannte jedoch den Bedarf wegen der zunehmenden Cyber-Kriminalität im Wirtschaftsleben, aber auch wegen der steigenden Herausforderung des asymmetrischen Terrorismus für die Regierung.
Die exzellente Finanzausstattung mit über 2,5 Milliarden Dollar und die strategische Führung durch Thiel im Hintergrund gaben Alex Karp die Zeit, ohne direkten Kundendruck ein technologisch hochstehendes Produkt zu entwickeln. Mit der Konzentration auf die wirklich großen Unternehmen in den wichtigsten Branchen durch gezielte Ansprache der jeweiligen Vorstände und dem Aushandeln individueller Verträge verfügt Palantir nun über eine handverlesene und exklusive Kundenliste. Palantir ist sicherlich der Rolls Royce für hochkomplexe Fragestellungen in der Datenanalyse.
Aufbauend auf der Basissoftware für Regierungen, Behörden und Militär sollen, wie bereits erwähnt, Quasi-Standards für ganze Branchen geschaffen werden. Die langfristig geschlossenen Kundenverträge mit den damit verbundenen Entwicklungspartnerschaften führen zu starken »Lock-in-Effekten«, die durchaus vergleichbar sind mit der Einführung der SAP-Software als betriebswirtschaftliche Standardsoftware im Unternehmen. Thiel und Karp spekulieren darauf, wer erst einmal seine geschäftskritischen Analysen auf der Palantir-Software fährt, wird so schnell nicht abtrünnig werden.
Nachdem (nach den Behörden und Militärs) zunächst die Finanzindustrie die erste privatwirtschaftliche Kundengruppe darstellte, sind es nun die Industrie wie Airbus oder die Rohstoffbranche wie BP, die Palantir ins Auge fasst.
Thiel bemängelt in seinen Vorträgen und Interviews immer wieder, dass »die Welt der Atome« seit Ende der 1960er-Jahre gegenüber der Digitalwelt wenig Innovationen hervorgebracht hat. Er sorgt damit für das beste Vorteilsargument der Palantir-Software, die ihren Kunden aus der Versicherungswirtschaft, der Pharma- und der Luft- und Raumfahrtindustrie mittels der Datenanalyse neue Erkenntnisse für bahnbrechende wirtschaftliche und innovationstechnische Erfolge liefern kann. Diese sind auch für viele der Schwergewichte dringend notwendig, sind doch in den letzten 15 Jahren über die Hälfte der im S&P 500 gelisteten Unternehmen aus dem Index verschwunden und durch andere Unternehmen ersetzt worden.397 Auch der Bedarf aufseiten von Regierungen und Behörden dürfte weiter zunehmen. Nicht ohne Grund zeigte Palantir auf dem Weltwirtschaftsforum 2016 eine Anwendung, die die verworrene Kriegssituation in Syrien mit den mannigfaltigen Beteiligten und Gegnern als Big-Data-Analyse grafisch darstellte.398
Die Flüchtlingskrise im Winter 2015/16 und der weiterhin steigende Druck durch weltweite Migrationsbewegungen wird Regierungen und Behörden weiter in Atem halten, aber auch der Terrorismus und die prekären politischen Situationen in Russland, dem Nahen Osten und Nordkorea. Doch die Verquickung mit der Politik kann auch zum Fluch werden. Im Januar 2017 protestierten Demonstranten vor dem Hauptquartier von Palantir gegen eine mögliche Entwicklung einer Software zur Kontrolle von Muslimen bei der Einreise in die USA. Alex Karp betonte gegenüber Forbes, dass man einen solchen Auftrag auf keinen Fall annehmen und ausführen würde.399 Man fühlt sich mit einem etwas mulmigen Gefühl in die Welt von George Orwells ›1984‹ oder Aldous Huxleys ›Schöne neue Welt‹ versetzt.
Charakteristika von Monopolen
Proprietäre Technologien
Kern der Palantir-Software sind die einzigartigen Funktionen zur Aggregation strukturierter und unstrukturierter Daten aus ganz unterschiedlichen Quellen und Datenträgern. Was sich zunächst einfach anhört, ist technisch sehr aufwendig. Durch das Web 2.0 und der explosionsartigen Verbreitung sozialer Medien wächst die Datenmenge unstrukturierter Daten geradezu explosionsartig. Die Algorithmen zur Aggregation der Datenflut sind die Grundvoraussetzung dafür, dass darauf aufbauend überhaupt aussagekräftige Analysen gefahren werden können.
Zweites wichtiges Alleinstellungsmerkmal ist die intuitive grafische Benutzeroberfläche, die mit ihren Analysefunktionen explizit für Nichtprogrammierer entwickelt wurde. Es braucht kein aufwendiges Erlernen einer Abfrage- oder gar Programmiersprache. Der Anwender kann sofort mit seinen fachlichen Fragestellungen loslegen und Analysen und Auswertungen erstellen.
Netzwerkeffekte
Im Gegensatz zu viral wachsenden Plattformen wie Facebook und PayPal, die noch dazu für Endanwender meist kostenlos sind, wendet sich Palantir an Behörden und Großunternehmen. Diese erfordern zunächst sehr viel Beratungs- und Vertriebsaufwand, und es braucht meist viel Zeit und Geduld, bis man die andere Seite überzeugt hat und zu einem ersten Abschluss kommt. Palantir schafft den Eintritt in Unternehmen auf zwei Arten: Man steigt ganz oben im Topmanagement ein und versucht mit ihm einen individuellen Vertrag auszuhandeln. Parallel steigt man auf der Ebene derjenigen ein, die an den operativen Stellen sitzen und tagtäglich mit einer Software wie Palantir umzugehen haben. Ziel von Palantir ist es, diese Mitarbeiter als Fürsprecher und Botschafter zu gewinnen. Karp betont immer wieder, dass begeisterte Anwender ihren Kollegen in anderen Abteilungen von der Palantir-Software berichten und diese dann auch zu neuen Kunden werden können. Auch beim Militär hat Palantir diese Strategie letztendlich erfolgreich angewendet. Man hat die Software kleinen Gruppen von Spezialeinheiten in Afghanistan zur Verfügung gestellt. Die Elitesoldaten waren derart angetan, dass sie ihre Vorgesetzten baten, mehr Lizenzen zu bestellen.400 Da es sich bei den Kunden meist um multinationale Unternehmen handelt und deren Mitarbeiter meist auch über Ländergrenzen hinweg in Projektteams arbeiten, verbreitet sich der Bedarf für eine Software wie Palantir nicht nur innerhalb von einzelnen Abteilungen oder Ländergesellschaften, sondern weltweit. Es entsteht also innerhalb eines Unternehmens eine Art »Facebook-Effekt«. Palantir kann sich so dauerhaft im Unternehmen festsetzen.
Economies of Scale
Insbesondere im Bereich von Behörden und Militärs kann Palantir seinen Vorteil als Standardsoftwareanbieter deutlich ausspielen. SAP hat dies bei betriebswirtschaftlicher Software vorexerziert. Palantir ist damit deutlich konkurrenzfähiger als Mitbewerber. Nach Aussage von Palantir müsste das US-Verteidigungsministerium für die Ausstattung der Truppeneinheiten lediglich rund 100 Millionen Dollar aufwenden, wenn es Palantir als Standardsoftware einsetzen würde. Stattdessen haben die Beschaffungsverantwortlichen seit 2001 mehr als sechs Milliarden Dollar für eine Individualsoftware ausgegeben, entwickelt u. a. von den Rüstungskonzernen Rytheon, Lockheed Martin und Northrop Grumman. Während die Privatwirtschaft und große Konzerne im Umdenkprozess sind und wissen, dass sie sich schnell mit den disruptiven Technologien des Silicon Valley arrangieren müssen, ist insbesondere das Militär noch eine letzte geschlossene Bastion, die im alten Denken verhaftet ist. Bezeichnenderweise hat Fortune in seinem Artikel über den Kampf von Palantir mit dem Militär ermittelt, dass der Bürokratieapparat des Pentagons für die Beschaffung und Auftragsvergabe eine kaum vorstellbare Mitarbeiterzahl von 207.000 umfasst, während die Eliteeinheit der Marines lediglich eine Kampfstärke von 163.375 Mann umfasst. Es wird spannend sein zu verfolgen, ob es der Trump-Administration gelingt, die Budgets des Verteidigungsministeriums auf Wirtschaftlichkeit zu trimmen. Wenig optimistisch stimmt da Trumps Ankündigung im Februar 2017, das Pentagonbudget um 54 Milliarden Dollar anzuheben, was einer Steigerung von zehn Prozent entspricht.401
Palantir muss es auch auf der privatwirtschaftlichen Seite in Zusammenarbeit mit führenden Konzernen der jeweiligen Branche gelingen, Lösungen als Standards zu entwickeln, die dann an weitere Unternehmen verkauft werden können. Die Grundvoraussetzung hat Palantir durch die sehr selektive Kundenauswahl bereits geschaffen. Wissenschaftler der ETH Zürich haben 2011 in einer viel beachteten Studie unter dem Titel »The Network of Global Corporate Control« ermittelt, dass 147 Einheiten, zumeist große Finanzkonzerne, fast 40 Prozent aller monetären Werte transnationaler Konzerne beherrschen. Unter den Top 25 finden sich renommierte Finanzadressen wie Axa, Credit Suisse, Deutsche Bank und JP Morgan, allesamt bereits Kunden von Palantir.402
Gegenüber dem Nachrichtendienst Bloomberg betonte Karp im Februar 2017, dass man trotz starkem Wachstum die Geschwindigkeit der »Cash Burn Rate« über das gesamte Unternehmen hinweg um 60 Prozent reduziert habe. Außerdem habe er ein stärkeres Auge auf die Mitarbeiterzahl. Bestimmte Tätigkeiten in der Datenanalyse, für die Palantir bisher zusätzliche Mitarbeiter benötigte, seien nun in Produkte gegossen worden, und dies bedeute weniger Neueinstellungen und eine Verbesserung der Margensituation.403
Marke
Als Palantir im Jahr 2009 eine Finanzierungsrunde von 90 Millionen Dollar bekanntgab und auf dem Weg zu einem Unternehmen des exklusiven Milliarden-Dollar-Clubs war, musste sogar das sonst so gut informierte Techportal Techcrunch, das meist seitenweise über entstehende Start-ups berichtet, eingestehen, dass Palantir bisher unterhalb des Radarschirms der Presse lief und ein »Mauerblümchen«-Dasein fristete. Techcrunch verglich denn auch Palantirs Social-Media-Aktivitäten mit denen des zu der Zeit sehr populären Dienstes Foursquare. Foursquare hatte innerhalb des ersten Jahres nach seiner Gründung 2009 bereits 208 Posts auf Twitter abgesetzt. Palantir, gegründet 2004, dagegen lediglich einen. Im Gegensatz zu anderen Tech-Unternehmen ist Palantir beim Einsatz sozialer Medien sehr zurückhaltend.404 Palantir lebt nicht schlecht von dem Ruf des »Geheimnisumwitterten«. Denn die Verschwiegenheit schafft eine Resonanz bei Unternehmen und in der Öffentlichkeit. So bringen immer wieder Journalisten Palantir mit dem Auffinden Osama bin Ladens in Verbindung, obschon Palantir dies nie offiziell bestätigt hatte. Palantir selbst verfügt über keine Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. Als entscheidend wird angesehen, dass es weiter die besten Softwareentwickler und Mathematiker gewinnt, die magisch von den mannigfaltigen großen Herausforderungen angezogen werden, die es bei Palantir zu lösen gilt. Peter Thiel und Alex Karp verstehen es zudem sehr gut, auf der großen Bühne der Politik und bei Großunternehmen für Palantir zu werben. Das Unternehmen ist extremes »Peoples Business«, es braucht weder die klassischen Instrumente der Werbung noch einen aufwendigen Vertriebsapparat.
Bisher war Alex Karp, wie bereits erwähnt, gegenüber einem Börsengang skeptisch, würde er doch hohe Transparenzanforderungen bringen und Öffentlichkeit und Analysten Einblicke in das bisher so verschwiegene Geschäftsgebaren bieten. Ein IPO könnte aber auch die Marke Palantir bekannter machen und das Unternehmen damit mittelfristig in den 100-Milliarden-Dollar-Club heben, wo es nach Ansicht von Thiel und Karp mittelfristig auch hingehört.
Thiel Capital ist die persönliche Holding-Investmentgesellschaft von Peter Thiel. Ihre Website beinhaltet lediglich das Wort »Thiel« in einer extravaganten typografischen Schreibweise. LinkedIn gibt folgende Beschreibung zum Unternehmenszweck an: »Thiel Capital bietet strategische und operative Unterstützung für Peters zahlreiche Investmentinitiativen und unternehmerischen Bemühungen. Verbundene Organisationen sind Clarium, Founders Fund, Mithril Capital, Valar Ventures und die Thiel Foundation«.
Laut dem LinkedIn Profil von Thiel Capital liegt die aktuelle Mitarbeiterzahl zwischen elf und 50 Mitarbeitern.405
Interessante Einblicke zu Thiel Capital gibt eine im Februar 2017 aufgegebene Stellenanzeige für einen persönlichen Assistenten Peter Thiels. Demnach wird ein multitaskingfähiger Mitarbeiter gesucht, der mit dem hohen Tempo und der unternehmerisch geprägten Umgebung zurechtkommt. Gefragt sind professionelles und taktvolles Handeln, gepaart mit einem hohen Maß an Diskretion. Aber auch Unbeschwertheit, Freude und Humor. Vorausgesetzt wird ein stark ausgeprägter Arbeitsethos nach dem Motto »Keine Aufgabe ist zu groß oder zu klein«. Selbstverständlich gefordert ist eine 24/7 Erreichbarkeit über Mobiltelefon und E-Mail sowie eine jederzeitige Last-Minute-Reisebereitschaft.406
Nachdem Thiel 2002 PayPal an eBay verkauft hatte, wendete er sich wieder seiner eigentlichen Leidenschaft zu: den Finanzmärkten und dem Investieren. Er gründete im selben Jahr die Investmentgesellschaft Clarium Capital Management. Gegenstand des Unternehmens sollte ein Hedgefonds sein, der eine globale Makrostrategie abbildet. Er startete den Fonds mit rund zehn Millionen Dollar aus seinem eigenen Kapital.407 Thiel, der weltweite ökonomische Zusammenhänge wie kaum ein zweiter auf den Punkt bringen kann, sah darin eine gute Möglichkeit, sein ökonomisches Wissen zu vergolden. Auf der Homepage von Clarium Capital findet man nichts weiter als drei Zitate von Thiel. Diese haben es aber in sich und beschreiben in wenigen Sätzen den Geschäftszweck und die Geschichte von Clarium Capital.
Für Thiel ist der Makroinvestor ein Detektiv, der nicht direkt zusammenhängende Anhaltspunkte aus nächtlichen Ereignissen in weit entfernten Orten zu einem aussagekräftigen Bild zusammenführen muss. Mit seinem Fonds wollte er an der Blasenbildung durch konträre Strategien profitieren. Als Tech-Unternehmer hatte er die Dotcom-Blase um das Jahr 2000 an vorderster Front miterlebt und mit PayPal neben viel Können auch Glück gehabt, dass er es zu einem Milliarden-Exit zu führen vermochte.
Thiel ist nicht nur Ökonom, sondern auch Philosoph. Entsprechend bedient er sich für Clariums Mission der griechischen Mythologie: Sein Ziel sei, einen anderen Weg zu finden, der gerade aber in einem schmalen Grat zwischen den veralteten Weisheiten der Skylla und der nihilistischen Klugheit der Charybdis läge. Für diejenigen, die mit der griechischen Mythologie nicht so bewandert sind, sei gesagt: Skylla und Charybdis sind Meeresungeheuer, die in der Straße von Messina lebten und jeweils eine Seite der Meerenge besetzten. Skylla hatte sechs Köpfe mit einer dreifachen Reihe Zähne in jedem Maul und fraß jeden, der in ihre Nähe kam. Charybdis sog dreimal am Tag das Meerwasser ein, um es danach brüllend wieder auszustoßen. Kamen Schiffe in deren Sog, waren diese verloren.408 Thiel wollte also mit großem Hebel riskante Wetten eingehen und als konträrer Investor gegen die neuen Blasen und Anomalien der Weltwirtschaft wetten. Er und seine Mitarbeiter machten sich an die Arbeit. Sie investierten gemäß ihrer konträren Denkweise. Sie kauften japanische Staatsanleihen, als andere Investoren diese verkauften. Wenn sie erkannten, dass die Öllieferungen knapper wurden setzten sie auf steigende Ölpreise. Auch die Preisblase am Immobilienmarkt erkannten sie. Bis zum Sommer 2008 stiegen die Renditen des Fonds und damit verbunden auch die Anlagegelder bis auf mehr als sieben Milliarden Dollar. Ein sagenhafter Anstieg um das 700-Fache in nur sechs Jahren. Thiel erwarb sich einen Ruf als Investmentgenie in der eitlen Hedgefonds-Szene.
Doch just in diesem Moment platzte im September 2008 mit dem Bankrott der Investmentbank Lehman Brothers die nächste Finanzblase und die weltweiten Aktienmärkte gingen auf Tauchstation. Clarium wettete dagegen und setzte auf steigende Aktienkurse, doch diese fielen zunächst teilweise ins Bodenlose. Im Jahr 2009 wechselte das Team seine Strategie und setzte auf fallende Aktienkurse. Doch die internationalen Regierungen und die Notenbanken machten Thiel einen Strich durch die Rechnung: ihre konzertierten Interventionen mit dem Ausrufen der Nullzinspolitik und dem Kauf von Staatsanleihen durch die Notenbanken machte Aktien zu der Gewinneranlage schlechthin und brachte damit Clarium Capital in die Bredouille. Der Fonds kam nun von zwei Seiten gleichzeitig unter Druck: Generell zogen Anleger zu diesem Zeitpunkt massenhaft Gelder aus liquiden Anlageformen ab, um andere Löcher stopfen zu können, was sich noch durch die negative Performance des Clarium Fonds verstärkte. Bis Mitte 2010 schmolzen die Anlagegelder auf rund 350 Millionen Dollar zusammen. Zwei Drittel davon sollen Thiel zugerechnet gewesen sein. In Branchenkreisen wurde entsprechend kolportiert, Clarium sei zu einer Art Family Office von Thiel mutiert. Thiel lernte dabei eine wichtige Lektion über die Kapitalmärkte: Zu viel Einsatz von Intelligenz kann einem am Aktienmarkt auch zum Nachteil gereichen. Richtiges Timing ist häufig mehr als die halbe Miete. Warren Buffett handelt erfolgreich mit seiner Maxime, die er im letzten Aktionärsbrief seiner Berkshire Hathaway wie folgt beschrieb: »Alle zehn Jahre etwa werden dunkle Wolken am Wirtschaftshimmel heraufziehen und es wird kurze Zeit Gold regnen. Bei solchen Güssen müssen wir mit Badewannen und nicht mit Teelöffeln hinauseilen.«409 Thiel entwickelte zu dieser Zeit seine pessimistisch ausgerichtete Theorie der Technologiestagnation. In ihm wuchs die Erkenntnis, dass ohne eine neue Technologierevolution die Verwerfungen der Globalisierung zu weltweiten Konflikten führen würden.410 Doch Thiel wäre nicht Thiel, wenn er daraus nicht auch eine wichtige Lehre für seine weiteren geschäftlichen Ziele gezogen hätte: Er konzentrierte sich in der Folge mit seinen Investmentgesellschaften auf große Tickets in nicht börsennotierten Tech-Unternehmen, die die Welt signifikant besser machen sollen und wo er zudem einen längeren Investmenthorizont fahren konnte, da Anleger das Geld nicht einfach über Nacht, wie bei Clarium Capital geschehen, abziehen konnten.
Die Antwort von Thiel auf die gewonnenen Erfahrungen mit Clarium Capital ließen denn auch nicht lange auf sich warten. Zusammen mit seinem Freund Ajay Royan gründete er 2012 die Investmentgesellschaft Mithril Capital. Auch hier stand wieder Tolkiens ›Herr der Ringe‹-Trilogie Pate. Mithril ist ein von Tolkien erfundenes Metall, aus dem die Rüstungen der Krieger gemacht wurden. Es ist die härteste Substanz aus den tiefsten Minen. Passend dazu prangt im Vordergrund der spartanisch gehaltenen Website das Statement von Mithril Capital mit dem Titel »Building To Last«, »Aufbauen zum Verbleiben«. Dahinter zeigen sich in warmem bronzefarbenem Licht die in Wolken eingehüllte Golden Gate Bridge und die Silhouette von San Francisco. Mithril Capital stellt Kapital für Wachstumsunternehmen bereit. Im Zentrum stehen Investments in Firmen, die Technologie einsetzen, um wertvolle und dauerhafte Unternehmen zu schaffen. Bevorzugt in Branchen, die längst überfällig für Veränderungen sind. Mithril Capital sieht sich mit seiner technologischen und Markt Expertise als idealer Sparringspartner für etablierte Wachstumsunternehmen, die ihre Kräfte freisetzen und einige Gänge höher schalten wollen. Man konzentriert sich nicht auf bestimmte Sektoren oder Regionen.
Mithril Capital ist schlank aufgestellt und erinnert vom Zuschnitt an eine digitale Berkshire Hathaway. Royan fungiert als Managing Partner und Thiel als Vorsitzender des Investmentkomitees. Das Team umfasst noch zehn Mitarbeiter, die aus anderen Unternehmungen Thiels rekrutiert wurden. Royan und Thiel entscheiden final, in welche Unternehmen und wohin die Schecks fließen. Laut Royan war die ursprüngliche Idee, dauerhaftes Kapital in Form einer Unternehmung zur Verfügung zu haben und dann nach 15 Jahren an die Börse zu gehen. Thiel und Royan wären bereit gewesen, ihr investiertes Geld einzufrieren. Doch dieser Ansatz war für Investoren zu radikal, und so entschlossen sich die beiden doch für eine Fondsstruktur, aber mit einer langfristigen Laufzeit von 12 Jahren. Mithril fährt einen konzentrierten Portfolioansatz und investiert in Unternehmen, die im Silicon Valley praktisch niemand kennt. Dazu gehören Unternehmen wie C2FO, eine Firma aus Kansas City, die sich der Cash-Flow-Optimierung von gebundenem Kapital aus Handelsbeziehungen widmet, eine Firma aus Toulouse, die Unterwasserroboter entwickelt, oder eine Technologiefirma aus Boston, die Zugreisenden denselben Kaufprozess von Tickets unabhängig von der Bahngesellschaft ermöglicht. Die Zusammensetzung erinnert einen denn auch an Buffetts Zukäufe. Royan sieht diesen Vergleich nicht ungern, mit einem wichtigen Unterschied: Buffett hat in der Vergangenheit nicht in Technologie investiert, weil nicht absehbar war, welches Unternehmen langfristig am Markt bestehen bleibt. Royan findet, dass Technologie heute keine »Boom and Bust« sondern langfristige Wetten sind. »Spielt man heute die Warren-Buffett-Eröffnungspartie, darf man nur auf technologiebasierte Investments setzen, weil man auf diesen heutzutage bleibende Unternehmen aufbaut.« Die Quote der Unternehmen, in die Mithril investiert, liegt bei rund einem Prozent, dafür sind im Erfolgsfall die ausgestellten Schecks mit 20 bis 100 Millionen relativ hoch.411
Mithril mischt aber auch bei Finanzierungen von klassischen Silicon-Valley-Softwarefirmen mit. Dazu zählen der Cloudspezialist AppDirect und natürlich Palantir. Mit AppDirect hatte Mithril auch ein gutes Händchen. Das Cloud-Unternehmen wollte Anfang 2017 an die Börse gehen, wurde dann aber mit einem satten Aufschlag für 3,7 Milliarden Dollar kurz vor dem IPO von Cisco gekauft.412
Mithril wendet sich primär an Family Offices und Vermögende, die im Gegensatz zu vielen institutionellen Anlegern mit einem dauerhaften Anlagehorizont von zwölf Jahren kein Problem haben. Zuletzt wurde bekannt, dass der aktuelle Fonds ein Volumen von 850 Millionen Dollar erreicht hat.413
Der Founders Fund ist das Investmentvehikel, das eins ist mit der Sicht auf die (Technologie-) Welt des Peter Thiel. Im Jahr 2005 hat er ihn zusammen mit seinen PayPal-Co-Gründern Ken Howery und Luke Nosek gegründet. Weltweit berühmt ist das Leitmotiv des Founders Fund »We wanted flying cars, instead we got 140 characters«. Eine Anspielung auf den Nachrichtendienst Twitter und insbesondere die Risikokapitalgeber, die lieber in weniger kapitalintensive Internet- und Social-Media-Unternehmen investieren, anstatt in hochriskante Technologien, die aber das eigentliche Leben der Menschheit verbessern können.
Der Founders Fund drückt seine Sichtweise der Dinge in einem ausführlichen Manifest aus. »Was passiert mit der Zukunft?«, das ist die Ausgangsfrage des Fonds. Der Founders Fund investiert in herausragende unternehmerische Persönlichkeiten, die sich mit schwer zu lösenden Problemen der Menschheit auseinandersetzen. Meist handelt es sich dabei um komplizierte Probleme aus den Bereichen Wissenschaft und Engineering. Thiel und seine Kollegen wollen mit dem Fonds eine interessante Symbiose schaffen: Den technologischen Fortschritt und damit den Haupttreiber für das Wachstum in der entwickelten Welt vorantreiben und nebenbei außergewöhnliche Renditen für die Anleger erzielen.
Der Founders Fund sieht die Risikokapitalszene in einem langen Albtraum gefangen. Noch in den 1960er-Jahren hatten die Risikokapitalfirmen enge Bande mit den Unternehmen der aufstrebenden Halbleiterindustrie geknüpft. Leute wie die Venture-Capital-Legende Arthur Rock finanzierten mit großem Risiko und unternehmerischem Mut Firmen wie Fairchild Semiconductor oder den heutigen Chipgiganten Intel. Sie waren die Geburtshelfer und indirekt Namensgeber des Silicon Valley. Der Wechsel weg von Technologiefinanzierungen mit transformalem Charakter hin zu eher inkrementellen und damit weniger risikobehafteten Investments, bevorzugt in Internet- und Softwarefirmen, hat die Risikokapitalgeber für Thiel und den Founders Fund kaputt gemacht.
»Wir beladen den Truck, wenn wir Gewissheit haben«, so Brian Singerman neben Thiel, Howery und Nosek einer der vier Partner des Founders Fund. Gemeint ist damit, dass der Founders Fund auf ein sehr konzentriertes Portfolio setzt, dafür aber große einzelne Tickets zeichnet. Im Gegensatz dazu investieren viele Risikokapitalgeber nach dem Prinzip »Spray and pray«, was nichts anderes heißt, als viele kleinere Investments zu tätigen, um damit das Risiko von großen Verlusten zu vermeiden. Tatsächlich passiert aber das, was Warren Buffett vielen Fondsmanagern vorhält: Wer in zu viele Unternehmen investiert, kann sich gar nicht intensiv mit jedem einzelnen auseinandersetzen. Buffett verglich dies mit einer eingängigen Metapher: »Wenn du ein Harem mit 40 Frauen unterhältst, kannst du keine von ihnen näher kennenlernen«.414
Die idealen Firmen, in die der Founders Fund investiert, sind diejenigen, die einen völlig neuen Markt schaffen, so wie dies bei Thiels eigenen Gründungen PayPal und Palantir der Fall war.
Sie zeichnen sich durch folgende Charakteristiken aus:
– Sie sind wenig bekannt (hohe Bekanntheit führt meist zu hoher Bewertung).
– Sie sind schwierig zu beurteilen.
– Sie beinhalten technologische Risiken.
– Wenn sie erfolgreich sind, ist ihre zugrundeliegende Technologie außergewöhnlich wertvoll.
Während die meisten Silicon-Valley-Risikokapitalgeber sich entweder nur auf Internet- und Softwareunternehmen oder auf spezielle Nischenthemen wie alternative Energien oder Biotechnologie konzentrieren, hat der Founders Fund einen relativ breiten Ansatz und sucht in folgenden Segmenten nach Investitionsmöglichkeiten:
– Biotechnologie
– Consumer Internet und Medien
– Künstliche Intelligenz
– Luft- und Raumfahrt sowie der Transportsektor
– Analytik und Software
– Energie
Eines dieser »Big Shots« war das Investment in das Biotechnologie-Start-up Stemcentrx. Der Founders Fund investierte als Lead-Investor 2012 30 Millionen Dollar bei einer Bewertung von 300 Millionen Dollar. Im Jahr 2016 wurde Stemcentrx für 10,2 Milliarden Dollar an den Pharmagiganten Abb-Vie verkauft. Das Biotech-Unternehmen aus San Francisco hat fünf Medikamente in klinischen Tests, mit deren Hilfe Krebsstammzellen angegriffen und eliminiert werden können, die für Tumore verantwortlich sind. Singerman erläuterte gegenüber Fortune nach dem erfolgreichen Deal das Erfolgsgeheimnis dahinter: »Wir sind keine Raumfahrtexperten und hätten SpaceX nicht gemacht, wenn es nicht von Elon betrieben würde.« Bei Stemcentrx war dies ähnlich. »Wir sind auch keine Krebsexperten, aber die Gründer waren so überzeugend.« Wenn es darauf ankommt, scheut der Founders Fund auch keine Mühe, Experten für die Prüfung (Due Diligence) zu Rate zu ziehen. Im Fall von Stemcentrx wurden drei Wissenschaftsonkologen und drei klinische Onkologen zu Rate gezogen. Als diese konservativen Wissenschaftler sagten, dass es funktionieren könne, was Stemcentrx macht, war das Signal für Singerman und seine Kollegen zum Investieren gegeben.415 Ein Investment, das sich richtig gelohnt zu haben scheint. Der Founders Fund soll mit dem Deal rund 1,7 Milliarden Dollar verdient haben.416
Mit diesem positiven Exit in 2016 konnte der Founders Fund auch im selben Jahr seinen Founders Fund VI Fonds mit einem Volumen von 1,3 Milliarden Dollar schließen. Zuletzt verwaltete der Founders Fund ein Vermögen von mehr als 3 Milliarden Dollar.417
Zu den Investments des Founders Fund zählen unter anderem Palantir, SpaceX, Airbnb, Spotify, Stemcentrx, Stripe, Facebook, Zocdoc, Lyft, Radius, Quantcast, Flexport, Oscar und ResearchGate.418
Valar Ventures mit Sitz in New York wurde 2010 von Peter Thiel und zwei seiner Gefolgsleute, Andrew McCormack und James Fitzgerald, gegründet. McCormack stieß 2001 zu PayPal und half Thiel in der Vorbereitung des Börsengangs. Fitzgerald war davor Chefsyndikus von Thiel Capital und unterstützte ihn sowohl persönlich als auch bei seinen vielfältigen internationalen Initiativen.
Auch hier bediente sich Thiel bei der Namensgebung wieder J. R. R. Tolkiens Fantasieschöpfungen. Die Valar sind die 14 Größten und Mächtigsten der Ainur, die sich entschieden hatten, in Ea einzutreten und den Willen des Schöpfergotts Ilúvatar zu erfüllen. Es gibt sieben männliche und sieben weibliche Valar. Die Valar sind reine Geist-Wesen, nahmen aber innerhalb der Schöpfung eine physische Gestalt an, die fana genannt wird und von großer Schönheit und Majestät ist.419
Der Sitz von Valar Ventures in New York ist bewusst gewählt. Valar hat im Gegensatz zu vielen Silicon-Valley-Risikokapitalgebern, die nur im Umkreis von zwei Autostunden nach Start-ups Ausschau halten, einen globalen Anspruch. Zielregionen für Investments sind neben den USA Großbritannien, Europa, Kanada, Australien und Neuseeland.
Investiert wird in hochmargige Segmente der Bereiche Software, Software-as-a-Service (SaaS), FinTechs und Start-ups mit Marktplatz-Charakter. In der Regel investiert Valar bereits in ganz frühen Phasen und begleitet die Start-ups in der Folge auch in weiteren Finanzierungsrunden.
Valar sieht sich als idealen Partner für transformative Start-ups außerhalb von Silicon Valley, deren Gründer aber von dem enormen Netzwerk und Wissen eines amerikanisch geprägten Investors mit Wurzeln im Silicon Valley profitieren können. Bevorzugt wird eine langfristige Sichtweise.420
Laut dem Branchendienst Crunchbase hat Valar bisher 200 Millionen Dollar bei Investoren eingesammelt und bei 43 Investments in 25 Unternehmen investiert. Thiel fungiert als strategischer Ratgeber und Mentor für die Portfoliounternehmen.421
Valar hat durch mehrere Investments in disruptive FinTechs Aufmerksamkeit erzielt. So investierte es unter anderem in das britische Finanz-Start-up TransferWise, welches zu sehr günstigen Konditionen Kunden, meist Expatriates oder Migranten, das Versenden von Geld zu Familienmitgliedern in ihre Heimatstaaten anbietet. In Deutschland erlangte Valar Aufmerksamkeit durch die Investments in die zwei Berliner Start-ups Number26 und EyeEm. Hinter Number26 verbirgt sich eine neue rein App-basierte Bank, EyeEm ist eine führende Online-Community und ein Marktplatz für Fotointeressierte.
Zuletzt investierte Valar in das amerikanische FinTech Stash. Das stark wachsende Start-up wendet sich mit seiner mobile-first-Plattform an eine »neue Generation von Investoren«, die weder Zeit noch Lust haben, sich mit Investmentthemen auseinanderzusetzen. Zielgruppen, die durch Banken und Investmentgesellschaften bisher nicht erreicht wurden, auch weil sie als wenig lukrativ galten. Anleger können bei Stash aus rund 30 Exchange Traded Fonds (ETFs) auswählen, die von Stash auf Basis »historischer Performance, Gebühren, Risikoprofil und Vermögensallokation« ausgewählt wurden.422
Mit »Welcome Peter« begrüßte Sam Altman, Chef von Y Combinator, dem einflussreichsten und bekanntesten Inkubator im Silicon Valley, im Jahr 2015 Peter Thiel in seiner Rolle als Teilzeitpartner. Berühmt gemacht haben den Frühphaseninkubator Investments in Start-ups wie Airbnb, Dropbox und Stripe. Alle drei Unternehmen haben in der Zwischenzeit eine Bewertung im Milliardenbereich und gelten in absehbarer Zukunft als heiße Kandidaten für einen potenziellen Börsengang. Thiel selbst ist über den Founders Fund bei Airbnb und Stripe mit signifikanten Beträgen dabei.
Bei Peter Thiel hat Y Combinator eine Ausnahme gemacht. Normalerweise werden keine Personen als Partner aufgenommen, die für andere Investmentgesellschaften arbeiten. Sam Altman begründete die Ausnahme damit, dass »Peter so gut ist, dass wir dachten, wir müssten eine Ausnahme machen«. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, haben Thiel und seine Investmentgesellschaften erst drei Monate nach den jeweiligen Demo Days die Möglichkeit, in die teilnehmenden Unternehmen zu investieren. Für beide Seiten ist dies eine Win-win-Geschichte. Y Combinator hat mit Thiel einen der renommiertesten Tech-Experten und Investoren an seiner Seite, der zudem offen ist für neue Technologien außerhalb des engen Internet-Rahmens. Für Thiel ergibt sich zudem ein interessanter Deal-Fluss an neuen potenziellen Investmentkandidaten. Altman hat den Inkubator in der Nachfolge des Gründers Paul Graham in der Zwischenzeit breiter aufgestellt und sucht nicht nur nach Internet- und Software Start-ups, sondern auch nach innovativen Gründungen aus den Bereichen Biotech oder erneuerbare Energien. Zuletzt machte Y Combinator auf sich aufmerksam, als es in ein Start-up investierte, das einen neuartigen Atomfusionsreaktor entwickelt. Bekanntlich gilt Thiel als Verfechter von modernen Fusionsreaktoren.423
Pikant an der Verbindung zu Y Combinator ist die Tatsache, dass Sam Altman ein Gegner von Trump und seiner Politik ist. Unabhängig davon hält Altman an Thiel fest und begründet dies mit der Tatsache, dass es notwendig ist, »mehr anstatt weniger miteinander zu sprechen«, da »die meisten Leute denken, ungefähr die Hälfte des Landes sei schwer fehlgeleitet«.424 Nachdem auf Drängen von Altman auch Non-Profit-Start-ups in das Programm aufgenommen werden, überraschte er im Januar 2017 mit der Aufnahme der 1920 gegründeten Non-Profit-Organisation American Civil Liberties Union (ACLU). Für Y Combinator ist ACLU eine Form von einem Start-up, obschon das Unternehmen 97 Jahre alt ist. Zuletzt wuchs die Mitgliederzahl innerhalb eines halben Jahres von 400.000 auf 1,6 Millionen und erhielt Spenden in Höhe von 83 Millionen Dollar. Die ACLU-Organisation ist die stärkste Opposition, der sich die Trump-Administration im Moment ausgesetzt sieht. Sie war dafür verantwortlich, dass im Januar 2017 der von Trump per Dekret proklamierte Reisestopp für bestimmte Personen aus muslimischen Ländern innerhalb eines Tages aufgehoben wurde.425 Altman, dieser lautstarke Kritiker Trumps, sagte kürzlich, dass Trump immerhin in einem Punkt recht habe, »dass nämlich die Tech-Industrie teilweise verantwortlich dafür ist, dass so viele Amerikaner empfinden, sie seien zurückgelassen worden. Ich denke aber nicht, dass er recht hat damit, wie man dieses Problem löst.«426