Der Junge war dem Tode nahe, sein Körper blutbeschmiert und von Prellungen übersät, ein wütendes rotes Mal in seinen Rücken gebrannt.
Neona fuhr mit den Händen über Wunden und Prellungen und nahm dabei so viel Schmerz von ihm auf, wie sie ertragen konnte. In der Ferne, wo sich das Dorf und die Burg befanden, stieg Rauch in den Himmel auf. Der Gestank nach brennenden Leibern erstickte sie. All ihren Mut zusammennehmend, streckte sie die Hand nach dem roten Mal auf seinem Rücken aus.
Plötzlich packte er sie, zog sie zu sich hinab und rollte sich über sie. Es war Zoltan, erwachsen geworden, der zu ihr auf diese Art hinablächelte, die ihren Magen immer zum Flattern brachte. „Neona“, flüsterte er, „Zeit für deinen ersten Höhepunkt.“
Mit einem Ruck wachte sie auf. Dann stöhnte sie. Ihr tat der Kopf weh. Sie lag auf ihrer Bettdecke, die Knie an die Brust gezogen. Vorsichtig warf sie einen Blick auf das andere Bett. Zoltan lag reglos und ruhig darin. Noch einmal stöhnend, streckte sie die Beine aus. Sie waren steif und taten weh davon, dass sie zu einer Kugel zusammengerollt geschlafen hatte.
Sie setzte sich auf. Ihr weißes Seidenkleid war ein zerknittertes Durcheinander. Sie hätte es vor dem Schlafen ablegen sollen, hatte es aber nicht gewagt, sich vor Zoltan auszuziehen. Er lag auf der Seite, ihr zugewandt, kaum sichtbar im schwachen Licht, das durch die Tür und Fenster ins Zimmer fiel.
Draußen war Tag. Sie hatte die Nacht mit einem Vampir verbracht. Und sie hatte es ohne einen einzigen Biss überlebt.
Sie stieg trotz ihrer protestierenden Beine aus dem Bett. Er schien zu schlafen. Todesschlaf hatte er es genannt. Sie erinnerte sich daran, wie Russell angefangen hatte zu brutzeln, als das Sonnenlicht seine Haut berührte.
Aufgeschreckt sprang sie zu ihm, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Ein schmaler Spalt Licht fiel etwa eine Fußlänge von seinem Rücken entfernt auf das Bett. Wenn er sich umdrehte, könnte er sich verbrennen. Sie sah auf seinem Rücken nach und atmete erleichtert aus. Keine Verletzungen.
Die Schusswunde war fast vollkommen verheilt. Nur ein roter Fleck blieb dort zurück, wo das Loch gewesen war. Sie presste die Finger an seinen Hals. Kein Puls. Sie zuckte zusammen. War er wirklich tot? Wie konnte er tot sein, obwohl sein Körper noch heilte? Um diese Veränderung zu erwirken, musste ein Teil seines Körpers noch lebendig sein. Sie hatte Geschichten von buddhistischen Mönchen gehört, die ihren Herzschlag verlangsamen konnten, bis er nicht länger wahrnehmbar war. Vielleicht war es bei Vampiren ebenso.
Sie schüttelte ihn vorsichtig, aber es kam keine Reaktion. Er war nicht ansprechbar. Schutzlos und verletzlich. Und er vertraute darauf, dass sie ihn beschützte. Er vertraute ihr. Und Gott stehe ihr bei, sie wollte ihm auch vertrauen. Die Anziehung war immer noch da. Die Sehnsucht. Ihre Gefühle hatten einen Schock bekommen, als ihr klar wurde, dass er ein Vampir war, aber sie waren nicht verloschen.
Er hatte die Augen geschlossen, und sein dichter Wimpernkranz sah so hübsch aus, dass sie ihre Finger ausstrecken wollte, um ihn zu berühren. Sie strich ihm die schulterlangen Haare aus der Stirn. Sein Haar war weich und seidig. Sie fuhr mit der Fingerspitze über seine Augenbrauen, dann seinen stoppeligen Kiefer hinab bis zu seinem eckigen Kinn. Ein stures Kinn, dachte sie lächelnd. Und ein breiter, sinnlicher Mund. Sie berührte seine Lippen. Viel zu schön.
Zu gefährlich. Ihr Blick wanderte an seiner muskulösen Brust hinab bis an den Saum seiner Unterwäsche, die tief auf seinen Hüften saß. Sie konnte den Umriss seiner langen Beine unter dem Laken erkennen. Er glaubte also, ihr Vertrauen durch einen Höhepunkt nach dem anderen gewinnen zu können. Typisch. Das war genau die Art Plan, die sich ein Halunke wie er überlegen würde.
Ihr Blick richtete sich wieder auf die Schusswunde. Statt sich davonzuteleportieren, hatte er den Pfeil abgefangen, um sie zu schützen. Er hatte auch versucht, sie vor ihrem zahmen Leoparden zu beschützen. Und obwohl er bei sich zu Hause in Sicherheit hätte bleiben können, war er zu ihr zurückgekehrt. Egal, wie oft sie versucht hatte, ihn zu entmutigen, er weigerte sich, sie aufzugeben. Seufzend wurde ihr klar, dass er schon die ganze Zeit dabei war, ihr Vertrauen zu gewinnen.
Sie zog das weiße Seidenkleid aus und legte es über eine Stuhllehne. Dann zog sie sich einen Leinenmantel über das weiße Unterkleid aus Seide, auf das Tashi bestanden hatte, weil es ihrer Meinung nach leicht zu zerreißen war. Immer noch mit steifen Beinen humpelte sie zu den Fenstern, um die schweren Wollvorhänge vorzuziehen, damit kein Licht mehr ins Haus fiel. Im Zimmer wurde es dunkler. Das Feuer im Kamin war lange erloschen.
Sie schlüpfte in ihre Lederslipper und öffnete dann vorsichtig die Tür, darauf aufpassend, dass kein Sonnenlicht Zoltan berührte. Sie schlüpfte nach draußen und verzog das Gesicht aufgrund des hellen Lichts, das ihr entgegenschien.
„Du bist wach!“, rief jemand von der Feuerstelle.
Nachdem sie sich die Hand über die Augen gehalten hatte, um das blendende Sonnenlicht abzuschirmen, entdeckte sie Tashi, Freddie und Freya, die ums Feuer saßen.
„Wir beobachten dein Haus schon seit Sonnenaufgang.“ Tashi sah sie neugierig an. „Hören konnten wir nichts.“
„Es ist schon Nachmittag“, sagte Freddie. „Ihr habt Frühstück und Mittagessen verpasst.“
„Geht es dir gut?“, fragte Freya.
Neona nickte. „Wir haben geschlafen.“
„Erschöpft, was?“ Freya und die beiden anderen grinsten sich an.
Neona machte sich, immer noch mit protestierenden steifen Beinen, auf den Weg zum Klohäuschen.
„Du lieber Himmel“, flüsterte Freddie laut. „Sie kann kaum gehen.“
„Er muss gut gewesen sein“, sagte Tashi, und alle lachten.
Neona stöhnte genervt und ging weiter.
„Sollen wir ihm ein Tablett mit Essen bringen?“, rief Freddie ihr nach.
„Nein!“ Neona wirbelte zu ihnen herum. Ihre überraschten Gesichter sagten ihr, dass sie zu heftig reagiert hatte. „Er schläft gerade. Ich bringe ihm später etwas.“
„Sie scheint mir etwas … besitzergreifend“, sagte Freya.
„Will nicht einmal, dass wir ihn ansehen“, ergänzte Freddie.
„Er muss verdammt gut gewesen sein“, murmelte Tashi, und die anderen lachten wieder.
Neona eilte ins Klohäuschen, wusch sich dann Gesicht und Hände im Bach und kehrte schließlich an die Feuerstelle zurück, wo Freya neben dem Feuer in einem Topf rührte.
„Wir haben die Suppe für dich und deinen Mann warm gehalten.“
„Er heißt Zoltan.“ Neona blickte zu ihrem Haus hinüber, ehe sie sich hinsetzte.
„Wir haben uns gedacht, es ist am besten, nicht zu vertraut mit ihm zu werden“, murmelte Tashi.
Weil sie glauben, dass sie ihn umbringen müssen, dachte Neona. Glücklicherweise konnte Zoltan sich einfach davonteleportieren, wenn sie versuchten, ihn hinzurichten. Aber nur nachts. Im Augenblick war er vollkommen hilflos, und sie war sein einziger Schutz.
„Hier.“ Freya gab eine Kelle voll Suppe in eine Tonschüssel und fügte dann einen Klumpen klebrigen Reis dazu. „Du musst Hunger haben.“
„Danke.“ Neona sah sich um. „Wo sind die anderen?“
„Meine Mutter schläft“, antwortete Tashi und meinte damit Lydia. „Sie hat die ganze Nacht lang dein Haus bewacht.“
„Die Königin ist in der Höhle beschäftigt“, fügte Freddie hinzu.
Neona nickte und löffelte sich dann etwas Suppe in den Mund. Bald würde sie allen sagen müssen, dass Zoltan ein Vampir war. Aber sie wartete damit lieber bis zum Einbruch der Nacht, wenn er sich verteidigen oder davonteleportieren konnte, falls die Nachricht nicht gut aufgenommen wurde.
„Also, wie war es?“, flüsterte Freya. „Wir wollen es alle unbedingt wissen.“
„Wenn es dir nichts ausmacht, darüber zu reden“, setzte Freddie mit hoffnungsvoller Miene nach.
Tashi schnaubte. „Als wüssten wir nicht, was sie getan haben. Hat er dir das Hemd vom Leib gerissen?“
Neona benutzte ihren Holzlöffel, um den Klumpen Reis in ihrer Suppe aufzubrechen. „Nichts ist passiert.“
„Was?“ Alle drei Frauen keuchten entsetzt auf.
„Er war … geschwächt und hatte Fieber. Wegen der Wunde. Er braucht seine Ruhe, geht also nicht ins Haus. Ich pflege ihn wieder gesund.“ Neona stand vorsichtig auf, um ihre Suppe nicht zu verschütten. „Ich bringe ihm etwas davon. Danke.“ Während sie zu ihrem Haus ging, unterhielten die Frauen sich leise miteinander.
„Ich glaube das nicht“, flüsterte Freya.
„Ich weiß“, nickte Tashi. „Er konnte nicht einmal?“
Freddie wirkte enttäuscht. „Ich dachte, er wäre stärker.“
Neona waren diese Worte unangenehm. Zum Glück war Zoltans Stolz im Augenblick so tot wie er selbst. Sie schlüpfte ins Haus und zog die Tür schnell wieder hinter sich zu. Er lag immer noch auf Minervas Bett ausgestreckt, kaum sichtbar in der Dunkelheit.
Sie stellte die Suppenschüssel auf den Tisch neben das Tablett mit dem Abendessen, das niemand angerührt hatte. Dann nahm sie eine Kerze vom Kaminsims und eilte wieder nach draußen. Die Frauen verstummten und sahen einander an, als sie sich näherte. Kein Zweifel, dass sie sich über Zoltans Unfähigkeit unterhalten hatten. Höchstwahrscheinlich würde ihre augenblickliche Strategie ihn verärgern, aber es schien ihr der beste Weg, etwas Zeit zu schinden. Man würde ihn nicht umbringen, solange sie noch darauf warteten, dass sie schwanger wurde.
Freddie stand auf und klopfte sich die Hosen ab. „Freya und ich gehen jetzt zur Hütte unseres Vaters, um die Geschenke zu holen. Möchtest du mitkommen?“
„Ich sollte auf Zoltan aufpassen.“ Neona steckte ihre Kerze am Feuer in der Dorfmitte an. „Wir sehen uns in ein paar Stunden.“
Sie eilte zurück in ihr Haus und zündete das Feuer im Kamin an. Dann steckte sie die brennende Kerze in den Halter auf ihrem Nachttisch.
„So. Jetzt kann ich etwas sehen.“ Sie sah sich nach Zoltan um. Seine Augen waren noch immer geschlossen, und er hatte sich nicht gerührt.
Ihr Blick fiel auf die schwarze Schachtel, die auf dem Nachttisch lag. „Ist das noch ein Geschenk für mich?“
Keine Antwort. Er lag einfach nur da und sah hinreißend aus im Feuerschein, der auf seinem muskulösen Körper und seinem schönen Gesicht schimmerte.
Als sie die schwarze Schachtel öffnete, stockte ihr der Atem. Zwei goldene Ringe. Ein größerer für einen Mann. Ein schmalerer für eine Frau. Davon hatte sie in den Büchern gelesen, die Frederic zurückgelassen hatte. Ein Mann und eine Frau schworen sich bei der Hochzeit einen Eid und tauschten Ringe aus.
Ihr stiegen Tränen in die Augen. Zoltan wollte sie heiraten. War ihm nicht klar, dass Hochzeiten für die Frauen von Beyul-La nie gut ausgingen? Calliopes Mann hatte sie verlassen. Und Zoltans Mutter, Dohna, war gestorben.
Würde Zoltan versuchen, es seinem Vater gleichzutun? Würde er versuchen, sie aus dem Tal und von ihrer heiligen Pflicht wegzulocken?
Erst letzte Nacht hatte sie Tashi dazu ermutigt, bei dem Mann zu leben, den sie liebte. Aber er war ein Dorfbewohner. Ein Sterblicher, der ganz in der Nähe lebte. Sie und alle Töchter, die sie in Zukunft vielleicht bekam, konnten Beyul-La immer noch besuchen und beim Erfüllen ihrer heiligen Pflicht helfen.
Zoltan zu heiraten bedeutete, einen Vampir zu heiraten. Ein Ehemann mit Fangzähnen? Würden ihre Kinder auch Fangzähne haben?
Sie schloss den Deckel der Schachtel und stellte sie wieder auf den Tisch. Es hatte keinen Sinn, sich so etwas auch nur vorzustellen. Sie konnte Beyul-La nicht verlassen. Sie war die einzige Heilerin, die ihnen noch blieb. Alle zählten auf sie.
Ihr stiegen Tränen in die Augen, als sie die glitzernde Uhr ablegte und neben die schwarze Schachtel legte. Dann setzte sie sich auf die Kante ihres Betts und sah Zoltan an.
„Es ist unmöglich“, flüsterte sie.
Neona erwachte von einem lauten Quietschen.
Ein paar Sekunden lang lag sie desorientiert im Bett. Sie hatte nicht vorgehabt wieder einzuschlafen, aber nachdem sie alles Essen auf dem Tisch verputzt hatte, hatte sie sich auf dem Bett ausgestreckt und nichts weiter zu tun gehabt, als Zoltan anzusehen.
Sie blinzelte. Sein Bett war leer.
Keuchend setzte sie sich auf.
„Guten Abend.“ Er lächelte sie an und schraubte dabei eine Flasche mit Blut auf.
Während er trank, musterte Neona ihn von oben bis unten. Er stand neben einer der Holztruhen. Die Box voller Eis und seiner Blutflaschen stand offen auf der Truhe. Er hatte sich seine blauen Hosen wieder angezogen, aber sie waren offen und hingen ihm tief auf den Hüften. Eine Spur dunkler Haare verlief von seinem Nabel bis zum Saum seiner schwarzen Unterwäsche. Sie schluckte heftig und hob den Blick. Die Stichwunde an seinen Rippen war spurlos verschwunden. Kein Zweifel, dass auch die Wunde, die ihm der Pfeil beigebracht hatte, völlig verheilt war.
Sie wagte einen kurzen Blick in sein Gesicht und erstarrte, als sie merkte, dass er sie ebenfalls gemustert hatte. Sie wendete den Blick ab und beschäftigte sich damit, ihren Zopf zu lösen. Die Wildblumen waren ihr herausgefallen und hatten sich auf dem Kissen verteilt, während sie geschlafen hatte. Sie sammelte die verwelkten Blumen ein und ging dann vorsichtig an Zoltan vorbei zum Kamin, wo sie die Blüten in die Flammen warf. Es war noch ein Scheit in die Flammen gelegt worden.
Sie sah Zoltan an. „Bist du schon lange auf?“
„Nur ein paar Minuten.“ Er trank seine Flasche aus und verzog das Gesicht. „Kaltes Blut.“ Er steckte die leere Flasche zurück in die Box. Als er den Deckel schloss, erklang das gleiche quietschende Geräusch, von dem sie wach geworden war.
„Natürlich hätte ich auch frisches warmes Blut genießen können.“ Er drehte sich zu ihr um, und als er sie von oben bis unten betrachtete, verdunkelten sich seine Augen. „Ich bin schrecklich hungrig aufgewacht, und du hast dagelegen, so nah und so süß duftend. Höllisch verlockend für mich.“
Sie wich zurück. „Du wolltest mich beißen?“
„Ich bin ein Vampir. Natürlich wollte ich.“ Er zuckte mit den Achseln. „Aber ich habe es nicht getan. Vertraust du mir jetzt also?“
„Nein!“
In seinen bernsteinfarbenen Augen blitzte es belustigt auf. „Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als den ursprünglichen Plan fortzusetzen, um dein Vertrauen zu gewinnen. Zehn Höhepunkte, einer nach dem anderen.“
Sie hatte das Gefühl, dass er sie hereingelegt hatte. „Damit war ich nicht einverstanden.“
Einer seiner Mundwinkel hob sich. „Ein kleiner Höhepunkt. Davor hast du doch keine Angst, oder?“
„Ich bin eine Kriegerin. Ich lache der Angst ins Gesicht.“
Seine Augen funkelten. „Gut. Dann fangen wir heute Nacht an.“
„Sagt wer?“ Sie reckte ihr Kinn. „Amüsierst du dich über mich?“
Er lächelte noch breiter. „Das würde ich nie tun.“ Er öffnete die Holztruhe und stellte seinen Blutvorrat wieder hinein. Dann zog er einen kleinen Beutel aus seiner Reisetasche. „Kann man hier irgendwo duschen?“
„Ich gehe normalerweise in Frederics Tal, wo der Bach aus Beyul-La aus der Felswand strömt.“
„Ich weiß, wo das ist. Habt ihr Handtücher?“
„Wir können dieses Tal nicht verlassen.“
„Natürlich können wir. Die merken gar nicht, dass wir das Haus verlassen haben. Wir teleportieren uns.“
Sie starrte ihn ungläubig an. „L-lieber nicht.“
„Hast du Angst?“
„Natürlich nicht. Aber ich soll dich hierbehalten.“
„Du sollst mich bewachen. Deswegen solltest du ja mit mir kommen.“ Er trat näher auf sie zu. „Was, wenn ich versuche zu flüchten?“
„Sehr witzig, du kannst ja sowieso flüchten, wann immer du willst.“
„Handtuch?“
„Na schön.“ Sie ging zu einem Regal in der Ecke neben dem Kamin. „Hier. Dann geh halt unter die Dusche.“ Sie nahm ein Leinen-Handtuch von einem Stapel.
Als sie sich umdrehte, stockte ihr der Atem. Er war direkt neben ihr. Und er sah entschlossen aus.
„Was machst du da? Du solltest dich nicht so heranschleichen …“
Er packte sie, und alles um sie herum wurde schwarz. Ein paar Sekunden später landete sie auf den Füßen und geriet ins Stolpern.
„Vorsicht.“ Er hielt sie fest.
„Du hast mich erschreckt!“ Sie schubste ihn gegen die Brust.
Lächelnd ließ er sie los und trat zurück. „Das ist nur eine der vielen Überraschungen, die dich heute Nacht erwarten.“
„Ich war nicht einverstanden!“ Sie warf das Handtuch nach ihm.
Er fing es auf und schlenderte den Bach entlang in Richtung der Felswand.
Sie sah sich um. Lieber Gott, sie hatte sich wirklich mit ihm teleportiert. Sie waren im benachbarten Tal, nicht weit entfernt von Frederics Hütte. In der Ferne konnte sie den Wasserfall sehen, der sich aus der Felswand ergoss. Das Gras fühlte sich unter ihren nackten Füßen kalt und feucht an. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich Schuhe anzuziehen.
Als sie auf den Wasserfall zukam, sah sie, wie Zoltan sein Handtuch und den kleinen Beutel auf einen flachen Stein legte.
Er winkte ihr zu, ehe er auf ein Gebüsch zuging. „Ich renne nicht weg. Ich bin gleich wieder da.“
Was hatte er vor? Sie kam näher, drehte sich aber schnell wieder um, als ihr klar wurde, dass er sich erleichterte. Sie beugte sich vor, um sich den kleinen Beutel anzusehen. Er war auf die gleiche Weise verschlossen wie seine blauen Hosen. Sie zog an dem kleinen Metallstück und musste lächeln, als es oben an dem Beutel entlangglitt und ihn öffnete.
„Gefallen dir Reißverschlüsse?“ Er blieb neben ihr stehen und ließ seine Hose auf den Boden fallen. „Nächstes Mal lasse ich dich an meiner Jeans üben.“
„Jeans?“
„Meine Hose.“ Er faltete sie und legte sie auf den Stein neben das Handtuch. „Möchtest du mit mir duschen?“
„Nein. Alles gut.“ Sie trat zurück. Als er mit den Daumen unter den Saum seiner Unterhose fuhr, wendete sie sich schnell ab. Etwas strich ihr über die Zehen, und sie sprang zurück. Dieser Schurke hatte seine Unterhose nach ihr geworfen, als wollte er sie dazu herausfordern, einen Blick zu riskieren.
Na gut. Sie war kein Feigling. Sie tat es. Er hatte sich über den kleinen Beutel gebeugt und nahm zwei der kleinesten Behälter heraus, die sie je gesehen hatte. Und sie waren durchsichtig. Sie konnte eine Flüssigkeit darin erkennen. Als er sich aufrichtete, erhaschte sie einen kurzen Blick auf seine Männlichkeit, ehe sie sich abwendete. Mein Gott, er war riesig.
Sie schluckte heftig. „Die sind interessant. Was ist das?“
„Meine Kronjuwelen.“
Sie biss die Zähne zusammen und sah ihn schief an, darauf bedacht, nur in sein Gesicht zu schauen. „In deiner Hand.“
„Ah.“ Er lächelte und streckte ihr die Hand entgegen. „Shampoo und Spülung. Reisegrößen. Möchtest du es mal versuchen?“
„Nein danke.“ Sie reckte ihr Kinn. „Lachst du über mich?“
„Niemals.“ Sein Lächeln wurde breiter. „Beobachtest du mich?“
„Niemals.“ Ihr Blick wanderte an ihm hinab, als er sich umdrehte. Lieber Gott, wie konnten der Rücken und der Po eines Mannes so schön sein?
Er ging zu dem flachen Becken, das sich am Fuß des Wasserfalls bildete. Das Wasser reichte ihm nur bis zur Wade, weil es einen steinigen Pfad hinabrauschte, um sich dann dem Hauptbach im Tal anzuschließen.
Nachdem er seine kleinen Behälter auf einen Stein gestellt hatte, lehnte er sich in den Wasserstrahl, ihr den Rücken zugekehrt.
Sie atmete tief durch, um das Flattern in ihrem Magen zu beruhigen. Trotz der Narben auf seinem Rücken war er herrlich anzusehen. Er hob die Arme, um mit den Händen durch sein glattes Haar zu fahren. Die Muskeln in seinen Armen und seinen Schultern spannten sich dabei an. Auch sein Hintern sah dabei verdammt gut aus.
Ihre Knie gaben fast unter ihr nach. Mit einem erstickten Quietschen fing sie sich wieder.
Er sah sich nach ihr um, als er sich Shampoo in die Hand drückte. „Alles in Ordnung?“
„Ja. Ich – ich wasche dir die Unterwäsche kurz aus.“ Sie hob die Hose vom Boden auf und ging schnell an den Bach.
Neben dem Wasser kniend tauchte sie seine Unterhose ein und schwenkte sie hin und her. Sie sah sich um. Er schäumte sich die Haare kräftig ein. Seifenspuren liefen ihm den Rücken hinab, um seine Muskeln herum, bis sie seinen Rumpf erreichten.
Sie drehte sich um, atmete tief ein. Wie konnte das Hinterteil eines Mannes so verlockend aussehen? So hinreißend. Sie wollte ihn unbedingt berühren, seine Muskeln unter ihren Händen fühlen.
Sie drückte seine Unterwäsche zwischen ihren Händen aus, um das Wasser auszuwringen. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich zwischen ihren Beinen aus. Ein leeres, sehnsüchtiges Gefühl. Sie presste die Schenkel zusammen.
Sie sah sich um und keuchte leise auf. Er hatte sich zu ihr umgedreht. Seine Augen waren geschlossen, und er hatte sich zurückgelehnt, um sich die Haare auszuspülen. Als er mit den Händen über seine Haare strich, wölbte sich sein Bizeps. Wasser lief in kleinen Strömen seine Brust und seinen Bauch hinab bis zu dem Bereich aus Haaren, der seine Männlichkeit einrahmte.
Er war erregt. Stand hervor. Ihr Mund wurde trocken, und zwischen ihren Beinen sammelte sich Feuchtigkeit.
Er trat auf sie zu, und sie musste noch einmal keuchen, als sie merkte, dass seine Augen jetzt offen waren. Er hatte sie dabei erwischt, wie sie ihn anstarrte. Sie richtete sich stolpernd auf.
„Ist das meine Unterwäsche?“ Er deutete den Bach hinab.
„Oh!“ Vor Schreck musste sie die Hose fallen gelassen haben. Sie stürzte den Bach hinab, schon auf halbem Weg zu Frederics Hütte. „Ich hole sie!“ Sie rannte am Ufer entlang und stürzte sich dann in den Bach, um die Hose zu befreien, die sich an einem Ast verfangen hatte.
Plötzlich erschien Zoltan mitten im Bach, direkt vor ihr. Quietschend fiel sie rückwärts hin und landete auf dem Hintern. Das kalte Wasser reichte ihr bis ans Kinn.
Lachend pflückte er seine Unterwäsche aus dem Ast und half ihr dann beim Aufstehen. „Jetzt wo du ohnehin ganz durchnässt bist, kannst du ebenso gut mit mir duschen.“
„Ich …“ Wieder wurde alles um sie herum schwarz, und dann stolperte sie in das Becken unter dem Wasserfall. „Hör auf damit!“ Sie schlug nach ihm, aber er rührte sich nicht.
Er löste ihre Schärpe und zog ihr dann ihr Gewand aus. Darunter trug sie immer noch das durchsichtige Unterkleid aus weißer Seide.
Zoltan warf ihr Gewand ins Gras und gab dann etwas Shampoo in seine Handfläche. „Sind deine Haare nass?“
Sie lehnte sich unter den Wasserfall, um sich die Haare zu befeuchten, und ließ sich dann von ihm zu einem Stein führen.
„Setz dich.“ Er trat dicht hinter sie. „Mach die Augen zu.“
Sie setzte sich hin, protestierte aber. „Du solltest mich nicht so herumkommandieren.“ Sie drehte sich auf dem Stein, um ihn anzusehen, fand sich aber stattdessen mit der Nase nur ein kurzes Stück von seiner Männlichkeit entfernt wieder. Ihr klappte buchstäblich die Kinnlade herunter. Der kalte Bach hatte seine Erregung etwas eingedämmt, aber der Schaft war noch immer vor Verlangen angeschwollen, schwer und groß.
„Du solltest den Mund zumachen“, sagte er leise. „Ich komme sonst nur auf dumme Ideen.“
Sie schloss den Mund abrupt und funkelte ihn wütend an. „Grinst du schon wieder?“
„Begutachtest du mich schon wieder?“
Sie schnaubte, kehrte ihm dann den Rücken zu und schloss fest die Augen. Aber selbst mit geschlossenen Augen sah sie seine Männlichkeit noch vor sich.
Seine Hände fuhren ihr über den Kopf, seine Finger massierten ihre Schläfen und ihren Nacken. Es fühlte sich himmlisch an. Sinnlich. Sie umklammerte ihre Knie.
„Komm.“ Er half ihr beim Aufstehen und führte sie zurück zum Wasserfall. Dann lehnte er sie zurück, um ihr die Haare auszuspülen.
Als sie sich wieder aufrichtete, war ihr Unterkleid durchnässt und klebte ihr am Körper. Und seine Augen waren rot und glühten.
Er legte ihr eine Hand auf die Brust und fing an, sie sanft zu massieren. „Neona.“
Sie schauderte. „Warum werden deine Augen rot?“
„Das ist ein Zeichen dafür, wie sehr ich dich begehre und lieben will.“ Er vergrub die Nase an ihrem Hals, während er mit den Fingern ihre harten Brustspitzen neckte.
Ohne es zu wollen, presste sie wieder die Schenkel zusammen.
Er küsste einen Pfad ihren Hals hinauf zu ihrem Ohr. „Bist du bereit?“, flüsterte er. Er zupfte behutsam an ihrer Brustspitze und entlockte ihr damit ein Stöhnen. „Bereit für deinen kleinen Höhepunkt?“
Sie klammerte sich an seine Schultern. „Wir dürfen nicht beieinanderliegen. Ich darf nicht schwanger werden.“ Auch wenn sie es auf einmal mehr als alles andere wollte. Sie wollte ihn tief in sich aufnehmen und spüren, wie sein Samen sich aus ihm ergoss und sie mit seiner Hitze füllte. Und ihr die Hoffnung schenkte auf ein kleines Mädchen mit langen dunklen Haaren und bernsteinfarbenen Augen. Aber würde das Kind auch Fangzähne haben?
„Ich werde dich nur anfassen.“ Er glitt mit der Hand unter ihr Kleid und umfasste ihren Po.
Für den Moment wollte sie sich keine Sorgen machen. Sie wollte im Augenblick leben und so tun, als hätte sie die Ewigkeit, um sie mit Zoltan zu verbringen. Selbst, wenn das unmöglich war.
Er stieß mit der Nase gegen ihr Ohr. „Bist du einverstanden?“
Ihr Herz fühlte sich an, als müsste es zerspringen. Sie schlang ihm die Arme um den Hals. „Ja.“