„Ich wusste es!“
Die Königin hob ihren Dolch, zum Angriff bereit. „Du bist ein Spion für Lord Liao!“
Auch die anderen Frauen zogen ihre Messer.
Er streckte die Arme zur Seite aus, damit sie sehen konnten, dass er nicht bewaffnet war. „Ich bin nicht hier, um euch zu schaden. Ich will euch helfen …“
„Du hast dich an meiner Tochter bedient, du Monster!“, brüllte die Königin, das Gesicht rot vor Wut. „Ich werde diese Beleidigung nicht tolerieren …“
„Genug!“ Er atmete tief durch, um seine wachsende Wut zu beruhigen. „Seid ihr wirklich so eingebildet, dass ihr denkt, es mit Master Han und seiner gesamten Armee aufnehmen zu können? Er hat neunhundert Soldaten!“
Nima starrte ihn hasserfüllt an, während die anderen Frauen besorgte Blicke tauschten. „Hört nicht auf seine Lügen“, zischte sie.
„Ihr wollt die Wahrheit?“ Zoltan schnaubte. „Wenn ich euer Feind wäre, wäret ihr alle längst tot.“ Er teleportierte sich hinter Freya, riss ihr das Messer aus der Hand, warf es zur Seite und sauste dann wieder dorthin, wo er gestanden hatte.
„Was?“ Freya blinzelte. „Wie hast du …“
„Vampirgeschwindigkeit“, erklärte Zoltan. „Ich könnte euch alle entwaffnen …“ Er duckte sich zur Seite und fing das Messer, das Lydia nach ihm geworfen hatte, indem er es mit Leichtigkeit aus der Luft pflückte.
Noch ein Blitz zuckte über den Himmel und beleuchtete die schockierten Gesichter der Frauen.
„Wie ich gesagt habe …“ Er befühlte die Messerspitze mit seinem Finger. Sie war tödlich scharf. Und verdammt war er, wenn das nicht eines von den Jagdmessern war, die er als Geschenk in Frederics Hütte gelassen hatte. „Ich bin nicht hier, um euch zu schaden. Ich gehöre einer Gruppe von guten Vampiren an, und wir würden euch gerne dabei helfen, Lord Liao und Master Han zu besiegen.“
„Lächerlich“, murmelte Nima. „Gute Vampire gibt es nicht.“
„Erinnert Ihr Euch an Russell? Den Mann, der Euch das Leben gerettet hat? Er ist ein Freund von mir. Er hat sich Eurer Schlacht angeschlossen in der Hoffnung, Lord Liao zu töten.“
„Er hat ihn angegriffen“, murmelte Freddie. „Aber Liao ist verschwunden.“
Zoltan nickte. „Liao und Han haben besondere Gaben, egal wie schnell und stark ihr sein mögt, mit ihnen könnt ihr es nicht aufnehmen. Da meine Freunde und ich Vampire sind, besitzen wir die gleichen Gaben. Wir sind eure beste Chance, die beiden zu schlagen.“
„Das ergibt irgendwie schon einen Sinn“, murmelte Freya.
„Hört nicht auf dieses Monster.“ Nima deutete mit ihrem Dolch auf ihn. „Er wird eure Gedanken verdrehen, indem er seine böse Gabe zur Gedankenkontrolle benutzt. Ihr habt gesehen, was er Neona angetan hat. Er will sie gegen uns …“
Über ihnen donnerte es so laut, dass alle zusammenzuckten. Ein Regentropfen landete Zoltan mitten auf dem Kopf.
„Neonas Gedanken funktionieren sehr gut ohne meine Hilfe“, sagte er zu der Königin. „Wenn sie Euch infrage stellt, dann, weil Ihr es verdient habt.“
„Du wirst unser Leben hier zerstören!“, brüllte Nima. Weitere Regentropfen platschten um sie herum vom Himmel. Einige landeten zischend im Feuer. „Wir können nicht zulassen, dass du dich in unsere heilige Pflicht einmischst!“
„Was ist eure heilige Pflicht?“, fragte er.
„Das werden wir mit dir nicht besprechen! Verschwinde!“
„Wenn diese heilige Pflicht euch so kostbar ist, werdet ihr unsere Hilfe brauchen, um zu überleben, damit ihr sie weiter ausüben könnt. Lord Liao ist auf der Suche nach euch. Er wird nicht aufhören, bis er euch gefunden hat.“
„Er wird uns niemals finden“, beharrte Nima. „Wir sind seit Jahrtausenden hier. Niemand kann uns finden!“
„Ich habe euch gefunden! Liao wird es auch tun. Ihr könnt nicht darauf hoffen, im Verborgenen zu bleiben. Moderne Technologie wird das unmöglich machen. Satelliten im Weltraum können euch hier ausfindig machen. Die Zeiten ändern sich, und ihr werdet euch mit ihnen ändern müssen.“
Freddie und ihre Schwester sahen sich an. „Unser Vater hat uns gewarnt, dass die Außenwelt sich schnell verändert.“
„Frederic hatte recht“, sagte Zoltan. „Master Han und seine Armee werden euch finden. Sie sind nicht nur in der Überzahl, seine Soldaten sind auch genetisch verändert worden, um übermenschlich schnell und stark zu sein. Wenn ihr unsere Hilfe nicht annehmt, werden sie euch vernichten.“
Ein Blitz erhellte den Himmel und die besorgten Gesichter der Frauen.
„Die Soldaten waren wirklich besonders schnell und stark“, rief Tashi über den Wind hinweg. „So ist es ihnen gelungen, fünf von uns zu töten.“
„Aber warum sollten diese Vampire uns helfen wollen?“ Nima starrte Zoltan wütend an. „Sie wollen etwas von uns.“
„Wir wollen das, was wir immer gewollt haben“, antwortete Zoltan. „Die Sterblichen vor den bösen Vampiren beschützen.“
Die Königin schnaubte. „Das sollen wir dir glauben?“
Der Wind wirbelte um sie herum auf und blies Zoltan seine nassen Haare ins Gesicht. Er strich sie zurück. „Wir sind nicht an eurem Wasser des Lebens interessiert. Wir sind bereits unsterblich.“
Die Königin kniff die Augen zusammen. „Bis wir euch töten.“
„Versucht es! Mal sehen, was passiert.“ Er hatte es verdammt satt, mit dieser Frau zu diskutieren. Der Wind peitschte den Regen jetzt fest auf sie hinab. „Aber es wäre leichtfertig von euch, Lord Liao und Master Han ohne unsere Hilfe gegenüberzutreten.“
Das Feuer brannte zu einigen winzigen Flammen hinab und zischte dann ein letztes Mal, ehe es sie ganz in Dunkelheit tauchte.
„Ich finde, wir sollten darüber nachdenken …“, setzte Freddie an.
„Schweig!“, unterbrach Nima sie. „Wir warten den Rest dieses Sturms in der Höhle ab. Geht!“ Während die anderen Frauen schon den Bach hinaufrannten, hob sie noch einmal die Hand, um Zoltan aufzuhalten. „Du bist in der heiligen Höhle nicht erlaubt. Warte in ihrem Haus auf Neona.“
Zoltan sah den Frauen nach, damit er den Standort ihrer wertvollen Höhle ausmachen konnte. Der Eingang lag am Fuß des höchsten Berges, teilweise hinter großen Felsbrocken verborgen. Er würde sie sich später genauer ansehen müssen.
Er teleportierte sich zu den Grabhügeln und fand Neona am Grab ihrer Schwester, durchnässt bis auf die Haut.
„Komm.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Lass uns ins Trockene gehen.“
Sie sah zu ihm hoch, ihre Wangen nass von Tränen. „Ein wenig Wasser ist gerade mein geringstes Problem.“
Er hockte sich neben sie. „Ich weiß, dass es schwierig ist. Du stellst ein Leben infrage, dass du über zweitausend Jahre lang geführt hast.“
Sie wischte sich das Gesicht ab. „Ich fühle mich, als würde ich zur Verräterin werden. Und das sollte falsch sein, aber irgendwie fühlt es sich auch richtig an.“
„Reden wir in deinem Haus darüber.“ Er streckte wieder die Hand aus. „Wir können ja nicht zulassen, dass die Heilerin sich erkältet, oder?“
„Na schön.“ Sie legte ihre Hand in seine. „Aber mir ist nicht nach reden. Ich würde gerne eine Weile allein sein.“
„Das ist auch in Ordnung.“ Er half ihr beim Aufstehen. „Ich lasse dich dort allein und gehe nach Hause, um mir mehr Blut zu besorgen.“
Nachdem er sie nach Hause teleportiert hatte, holte er seine Kühlbox und die Reisetasche aus der Holztruhe. „Ehe ich gehe, sollte ich dich noch warnen, dass die anderen Frauen jetzt wissen, dass ich ein Vampir bin.“
Sie hielt mitten im Ausziehen von ihrer nassen Tunika inne und drehte sich schockiert zu ihm um. „Wie haben sie reagiert? Was haben sie gesagt?“
Er zuckte mit den Achseln. „Die Königin will mich umbringen, aber das wollte sie schon immer, also hat sich da nicht groß etwas verändert. Ich habe ihnen erzählt, dass die guten Vampire ihnen dabei helfen wollen, Lord Liao und Master Han zu besiegen. Da Han eine Armee mit neunhundert Supersoldaten kommandiert, werdet ihr unsere Hilfe brauchen.“
Neona nickte. Sie war blass geworden. „Ich verstehe.“
„Ich komme in ungefähr einer Stunde wieder. Versuch, dich etwas auszuruhen. Du hast eine Menge durchgemacht.“
Sie seufzte. „Ich habe das Gefühl, es wird nur noch mehr kommen. Und nichts wird bleiben, wie es war.“
Er trat auf sie zu. „Einiges wird immer gleich bleiben. Ich werde dich immer lieben.“
In ihren Augen glitzerten Tränen. „Du bist ein guter Mann, Zoltan.“
Er lächelte. „Auch wenn ich die halbe Zeit tot bin?“
Sie lächelte zurück. „Daran gewöhne ich mich langsam.“
„Gut.“
„Dann sehen wir uns später.“ Sie zog die Tunika ganz aus.
Er musste fest schlucken. Ihr seidenes Unterkleid war völlig durchnässt und klebte an ihren Brüsten, sodass ihre harten Spitzen deutlich sichtbar waren. „Eine Stunde ist zu lange. Ich bin in dreißig Minuten wieder da.“
„Kein Grund zur Eile.“ Sie breitete die Tunika auf dem Tisch vor dem Feuer aus.
„Wir haben immer noch neun Höhepunkte vor uns.“ Er nahm die Kühlbox und die Reisetasche. „Und ich bin die Art Mann, die nicht aufhört, bis eine Aufgabe erledigt ist.“ Er grinste über ihren verwirrten Gesichtsausdruck.
Sie schnaufte. „Lachst du mich schon wieder aus?“
„Niemals.“ Er ließ seinen Blick ihren Körper hinabwandern. „Ich bin zu sehr damit beschäftigt, dich anzuschauen.“ Er zwinkerte ihr zu und teleportierte sich dann davon.
Als Zoltan in der Küche seiner Burg ankam, war Elsa gerade dabei, zwei Tiefkühlpizzen in den Ofen zu stecken.
„Oh, da bist du ja.“ Ihr Lächeln wurde schnell zu einem Stirnrunzeln. „Du bist ja vollkommen durchnässt.“
„Im Himalaya regnet es.“ Er stellte seine Kühlbox auf die Anrichte.
„Howard ist oben bei den anderen. Sie haben in der großen Halle Vorräte zusammengetragen. Aber …“ Elsa senkte die Stimme. „Howard ist sauer auf dich.“
„Was gibt es sonst Neues?“ Zoltan schüttete das Wasser aus der Kühlbox in die Spüle. „Was habe ich jetzt wieder angestellt?“
„Du hast vergessen, ein Satelliten-Telefon mitzunehmen.“ Elsa lehnte sich gegen die Anrichte und betrachtete ihn neugierig. „Ich habe ihm gesagt, dass du wahrscheinlich andere Dinge im Kopf hattest. Hast du nicht etwas von einer Hochzeitsnacht gesagt?“
„Hab ich?“ Er nahm sechs neue Flaschen synthetisches Blut aus dem Kühlschrank und belud damit seine Kühlbox.
„Domokos hat gesagt, er musste für Eheringe bezahlen, die du in der Stadt gekauft hast.“
„Domokos redet zu viel.“ Zoltan fing an, Eis in die Kühlbox zu füllen.
„Ach, komm schon.“ Elsa sah ihn entnervt an. „Wir fragen uns alle, ob du wirklich geheiratet hast.“
„Hat er?“, wollte Emma wissen, die gerade in die Küche kam.
„Emma, kannst du morgen Nacht nach Beyul-La kommen?“, fragte Zoltan. „Ich habe den Frauen gerade eröffnet, dass wir ihnen helfen wollen.“
„Ich werde bereit sein. Denk daran, dieses Mal das Satelliten-Telefon mitzunehmen, damit du mich anrufen kannst. Howard ist deswegen ein bisschen angefressen …“
„Mehr als nur ein bisschen“, knurrte Howard, als er die Küche betrat. „Heute nimmst du lieber eines mit.“
„Ja, ich weiß schon.“ Zoltan hatte die Kühlbox fertig befüllt und machte den Deckel zu.
„Stimmt es also?“, hakte Emma nach. „Hast du geheiratet?“
„Wir bereiten uns auf eine Schlacht vor, und das wollt ihr unbedingt wissen?“, fragte Zoltan. Als sie ihn schweigend anstarrten, seufzte er. „Noch nicht. Neona braucht noch Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass ich ein Vampir bin.“
Elsa nickte. „Ich weiß noch, wie viel Angst ich hatte, als ich erfahren habe, dass Howard ein Wer-Bär ist.“
„Vielleicht sollten wir sie einigen der anderen Frauen vorstellen“, schlug Emma vor.
Zoltan kam so plötzlich ein Gedanke, dass er einen Schritt zurückwich und gegen den Kühlschrank stieß. Seine verheirateten Vampirfreunde fürchteten alle den Tag, an dem sie ihre Frauen verwandeln mussten. Aber das müssten sie nicht, wenn die Kriegerinnen von Beyul-La den Frauen gestatten würden, etwas vom Wasser des Lebens zu trinken.
Schnell erstickte er diesen Gedanken wieder. Die Königin verdächtigte ihn bereits, heimtückische Pläne zu haben, obwohl er und die anderen Vampire in Wahrheit einfach nur Master Hans bösem Reich ein Ende bereiten wollten. Und Zoltan wollte zudem dafür sorgen, dass Neona und ihre Freundinnen ihr Leben weiterleben konnten, auch wenn sie hoffentlich eine Ausnahme machen und ihn und alle Kinder, die er und Neona möglicherweise bekämen, in ihrer Mitte akzeptieren würden.
„Alles in Ordnung?“ Elsa sah ihn neugierig an.
„Ja, natürlich.“ Zoltan warf seine leeren Flaschen in den Recycling-Eimer, ließ aber eine in seiner Reisetasche, um darin etwas von dem Wasser des Lebens zu sammeln.
„Du hattest eine Hütte im Nachbartal erwähnt, die wir als Hauptquartier nutzen könnten?“, fragte Howard.
„Ja, Frederics Hütte.“ Zoltan stellte sich eine Flasche Blut in die Mikrowelle, damit er mal wieder etwas Warmes in den Magen bekam. „Da gibt es allerdings weder Strom noch fließend Wasser.“
Howard nickte. „Das habe ich mir gedacht. Ich habe einen solarbetriebenen Stromgenerator, den wir mitnehmen können. Er ist auch leise. Wir wollen unseren Standort schließlich nicht preisgeben.“
„Heute schaffen wir unsere Vorräte bis nach Tiger Town“, sagte Emma. „J. L., Mikhail und Jack sind gerade weg. Angus teleportiert sich heute nach Westen, damit er bei der Klinik in Japan haltmachen und dort noch ein paar Betäubungspfeile abholen kann. Er will so viele von Master Hans Soldaten retten, wie es geht.“
„Die anderen, Robby und Ian zum Beispiel, teleportieren sich mit Angus westwärts“, fügte Howard hinzu. „Und sie bringen die Gestaltwandler mit. In Tiger Town treffen wir uns alle wieder und warten auf dein Okay, dass wir in Frederics Hütte ziehen können.“
„Klingt gut.“ Zoltan nahm seine Flasche aus der Mikrowelle und goss sich das warme Blut in ein Glas. „Ich gehe für ein paar Minuten nach oben. Bin gleich wieder da.“ Er nahm seine Reisetasche und sein Glas mit Blut und teleportierte sich in sein Schlafzimmer.
Er nippte an seinem warmen Blut, während er sich rasierte und noch etwas Kleidung einpackte. Nach einer schnellen Dusche zog er sich an und rief Milan in Budapest an.
„Ich habe versucht, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, Sir!“, meldete Milan sich aufgeregt. „Die Wissenschaftler …“
„Wie steht es mit dem Landerwerb?“, unterbrach Zoltan ihn.
„Oh, da ist alles in Ordnung. Rajiv hat die Papiere. Er hat gesagt, er benutzt den Vampir-Expressservice, um sie Ihnen zu übermitteln. Aber, Sir, die Wissenschaftler an der Universität sind alle fassungslos! Sie meinen, Sie haben eine neue Spezies entdeckt! Sie rufen mich ohne Unterbrechung an und wollen wissen, wo Sie die Schuppe gefunden haben.“
„Die Schuppe?“
„Ja! Dieses schwarze Ding, das Sie mir gegeben haben“, erklärte Milan. „Die Wissenschaftler haben so etwas noch nie vorher gesehen. Sie haben gesagt, es ist wie eine Kreuzung zwischen einem Schildkrötenpanzer und den Schuppen eines Reptils. Wo haben Sie die gefunden?“
Zoltan schwieg und versuchte, sich einen Reim auf das alles zu machen. Schildkrötenpanzer? Reptilien? Was zum Teufel?
„Aber viel größer, als Reptilienschuppen es normalerweise sind“, fuhr Milan fort. „Die Wissenschaftler wollen es der Welt mitteilen, aber sie brauchen noch weitere Informationen. Wo haben Sie sie gefunden? Haben Sie die Kreatur gesehen?“
„Kreatur?“
„Ja! Gemessen an der Größe der Schuppe muss es ein wirklich großes Wesen sein. Wie ein riesenhafter Leguan. Ich weiß nicht, wie Sie so etwas übersehen konnten.“
„Ich habe nichts übersehen.“ Zoltan sah die Höhle wieder vor Augen. Lebte darin etwas Merkwürdiges? Verdammt, aber das Letzte, was er gebrauchen konnte, war eine Bande Wissenschaftler, die Zugang zu Beyul-La verlangte. „Ich glaube, dieses Wesen ist tot. Schon lange. Wahrscheinlich ausgestorben.“
„Oh.“ Milan klang enttäuscht.
„Ich habe die Schuppe im Boden vergraben gefunden“, log Zoltan. „Wie ein Fossil. Mehr war nicht in der Nähe. Ich habe den genauen Standort nicht aufgeschrieben. Das war irgendwo in China.“
„Oh, verstehe“, murmelte Milan. „Ich lasse es die Universität wissen.“
Zoltan legte auf und fuhr sich mit der Hand durch das feuchte Haar. Was zum Teufel ging in Beyul-La vor sich? Er musste zurück dorthin und das genauer untersuchen.
Seine Reisetasche unter den Arm geklemmt, teleportierte er sich wieder in die Küche.
„Da bist du ja.“ Howard und seine Frau aßen am Küchentisch Pizza. Er deutete auf die Anrichte. „Ich habe dir ein Satelliten-Telefon mitgebracht. Damit du es nicht vergisst.“
„Danke.“ Zoltan steckte es sich in die Jackentasche. „Was ist das?“ Er öffnete einen Ordner, um sich die Papiere darin anzusehen.
„Hat J. L. aus Tiger Town mitgebracht“, erklärte Howard. „Rajiv hat gesagt, das ist etwas, was du wolltest.“
„Ausgezeichnet.“ Es war die Besitzurkunde für das Tal Beyul-La und das umliegende Gebiet. Zoltan stopfte den Ordner in seine Reisetasche.
„Wir haben Besuch!“, rief Emma, als sie mit einem Mann im Schlepptau die Küche betrat.
Howard lehnte sich zurück und kniff die Augen zusammen. „Hallo, Russell.“
„Er hat Neuigkeiten für uns“, verkündete Emma. „Und ich habe ihn überredet, ein Satelliten-Telefon mitzunehmen.“
„Erstaunlich“, murmelte Howard.
„Was sind die Neuigkeiten?“, fragte Zoltan und reichte Russell ein Blier.
„Ich habe Lord Liao gefunden.“ Russell schraubte die Flasche auf. „Er hat sich zu einem von Master Hans Hauptstützpunkten in der Provinz Yunnan zurückgezogen. Anscheinend hat er Han davon überzeugt, dass es in Tibet etwas gibt, um das es sich zu kämpfen lohnt, denn er ist auf dem Weg zurück dorthin.“
„Wir glauben zu wissen, was er dort will“, sagte Zoltan. „Die Frauen von Beyul-La haben einen Jungbrunnen. Wasser des Lebens nennen sie es. Einige von ihnen sind mehrere tausend Jahre alt.“
„Wow, nicht schlecht.“ Russell trank von seinem Blier. „Lord Liao ist in ihre Richtung unterwegs, zusammen mit einer neuen Gruppe Soldaten. Zweihundert Mann.“
Zoltan zuckte zusammen. Selbst wenn sie alle Vampire und Gestaltwandler zusammenriefen, die abkömmlich waren, wären sie noch immer furchtbar in der Unterzahl.
„Kannst du ihnen folgen?“, fragte Emma. „Ruf uns an, so oft du kannst, um uns über ihren Standort auf dem Laufenden zu halten.“
Russell nickte. „Werde ich.“ Er sah Zoltan besorgt an. „Sie kommen schnell voran. In drei oder vier Tagen werden sie in der Nähe von Beyul-La sein.“
Zoltan nahm seine Kühlbox und seine Reisetasche. „Dann gehe ich lieber gleich zurück.“