I n weniger als zwei Minuten hatten Corian und Maleshi sich um jeden einzelnen O’gúl-Loyalisten auf der Lichtung gekümmert. Als die Nachtpirscher in die normale Geschwindigkeit zurückkehrten, stemmte Maleshi ihre Hände in die Hüften und begutachtete ihre Arbeit. »Vier Jahrhunderte Pause auf der Erde und ich habe es immer noch drauf.«
Corian schaute sie von der Seite an und lachte.
Persh’al schlug eine Hand auf seinen kahlen, blauen Kopf und presste belustigt die Lippen zusammen. »Das zu sehen, wird nie langweilig.«
Zusammen mit Byrd und Lumil schritt er auf die Nachtpirscher zu. Die Kobolde beäugten die Handlanger der Krone, die in verschiedenen Positionen auf der Lichtung saßen oder lagen und deren Hände durch schimmerndes, magisches Licht auf den Rücken gefesselt waren.
»Tod den Verrätern!« Ein Troll lehnte an einem Kistenstapel neben dem Teil des Portalwalls, den Cheyenne zerstört hatte und beugte sich vor. Er spuckte einen fetten Klumpen aus Spucke und dunklem Blut in Richtung der Nachtpirscher, die ein halbes Dutzend Meter entfernt waren.
Lumil versetzte ihm einen schnellen Tritt in die Seite, als sie vorbeiging. »Nächstes Mal ist es dein Gesicht, Arschloch. Halt’s Maul.«
Als sich die Gruppe der abtrünnigen magischen Wesen in der Mitte der Lichtung versammelte, nickte Maleshi dem auf der Seite liegenden Raugkommandanten zu, dessen dicke, graue Handgelenke ebenfalls hinter seinem Rücken gefesselt waren. »Mach dir keine Sorgen, Kommandant. Ich habe immer noch Respekt vor den alten Gesetzen. Wir werden gleich mit dir anfangen. Entschuldige mich.«
Gu’urs grunzte und verrenkte sich den Hals, um der Nachtpirscherin zuzuschauen, wie sie an ihm vorbei in Richtung des Portalkamms schritt. Maleshi atmete tief durch und ließ ihren Blick über die schwarzen Steintürme schweifen, die mindestens sechs Meter in die Höhe ragten. Sie lehnte sich zur Seite, um die lange Strecke des Grats nach Westen zu verfolgen und nickte dann. »Ich hab’s noch drauf.«
Corian trat vor. »Ich kann …«
»Nein, danke.« Die Ex-Generalin drehte sich nicht um, um ihn anzusprechen, sondern hob beide Hände und streckte sie in Richtung des vorspringenden Bergrückens aus. »Das wird nicht lange dauern.«
Cheyenne schaute Corian an und stellte fest, dass sein Kiefer unter den braunen Haarbüscheln, die an den Seiten seines Gesichts flatterten, angespannt war. Die silbernen Augen wichen nicht von Maleshi.
Ein leises Flüstern einer O’gúleesh-Beschwörungsformel war von der Nachtpirscherfrau zu hören. Sie schloss ihre Augen und griff nach der Energie, die sie seit Jahrhunderten nicht mehr gespürt hatte. Erst als sie vor ein paar Wochen angefangen hat, nach mir zu suchen. Jetzt weiß ich, warum.
Ein blasses, opalisierendes Licht mit einem Hauch von Rosa strömte aus ihren Händen. Es flimmerte vor ihr, dann brach es in Richtung des Portalkamms und der Wand aus dunklem Licht aus. Es knallte gewaltig und die Metallkisten bebten. Dann nahm die dunkle Wand des neuen Grenzportals das gleiche rosafarbene Licht an.
Maleshi atmete lange aus, betrachtete ihr Werk und nickte. »Das ist unser Beweis.«
Cheyenne betrachtete die schimmernde Wand. »Was war das?«
Die Ex-Generalin drehte sich um und wischte sich die Hände ab. »Ich habe das Portal erst einmal geschlossen.«
»Das kannst du machen?«
Die Frau lächelte die Halbdrow frech an und breitete ihre Arme aus. »Natürlich kann ich das. Aber der Schutz hält nicht einmal so lang wie der deines Anhängers, Mädchen.«
Corian blickte auf die magische Wand, die Maleshi gebaut hatte und zischte frustriert. »Scheiße.«
»Fast.«
Cheyenne sah ihren Mentor an und runzelte die Stirn. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das vorübergehende Schließen des Portals etwas Schlechtes ist.«
Er warf ihr einen Seitenblick zu, bevor er seinen Blick wieder auf die schimmernde rosa Wand richtete. »Das ist es nicht. Aber sie wäre nicht in der Lage gewesen, es zu versiegeln …«
»Vorübergehend, wohlgemerkt.« Maleshi zeigte auf den anderen Nachtpirscher, während sie den Raug, der zu ihren Füßen lag, mit einem wilden Grinsen bedachte.
Corian sah sie an, bevor er fortfuhr: »Das wäre mit einem erschaffenen Portal nicht möglich gewesen.«
»Oder sogar mit einem erzwungenen Riss in der Grenze.« Die Ex-Generalin verschränkte die Arme und wackelte mit den Augenbrauen dem entwaffneten und magisch gefesselten Kommandanten Gu’urs zu.
»Großartig.« Cheyenne strich sich mit beiden Händen ihr weißes Drowhaar aus der Stirn. »Die Krone hat das hier also nicht geöffnet.«
»Nein. Sie nutzt es nur zu ihrem Vorteil aus.« Maleshi legte den Kopf schief und lächelte weiter, als der Raug sich vergeblich gegen seine Fesseln wehrte.
»Dann ist das das Worst-Case-Szenario.« Die Halbdrow schaute Corian an und der Nachtpirscher schloss seine silbernen Augen. Das war die einzige Bestätigung, die sie brauchte.
»Zu dem Teil, dass wir alle ernsthaft am Arsch sind, kommen wir später, Mädchen. Jetzt habe ich erst einmal Fragen an unsere Freunde. Das gilt auch für dich, Kommandant.« Maleshi ließ sich neben dem Kopf des Raug in die Hocke sinken und tippte ihm mit einem festen, drohenden Finger an die graue, rotgestreifte Schläfe. »Ich will wissen, was du hier drin aufbewahrst.«
»Zu schade, nilsch úcat .« Die Worte klangen durch den zerschlagenen Unterkiefer von Kommandant Gu’urs weit weniger bedrohlich, aber er brachte die Sache gut genug rüber.
»So wird es ablaufen. Ich frage dich, warum die Krone eine ganze Mannschaft mit all dieser … Ausrüstung schickt. Du sagst es mir. Dann gehe ich alles durch, was du und deine Leute mitgebracht habt, nur um sicherzugehen, dass ihr ehrlich zu mir seid.« Ihren Finger hielt sie an die Schläfe des Raug und langsam schob sich eine verheerend scharfe Klaue aus ihrem Nagelbett. Sie drückte fest genug zu, um eine Kerbe in der dicken, grauen Haut des Kommandanten zu hinterlassen, aber das war auch schon alles.
Sie ist im Begriff, das Gehirn des Typen aufzuspießen. Cheyenne öffnete den Mund, um ihrer Freundin zu sagen, sie solle warten, aber der Handrücken von Corian drückte ihre Schulter und sie sah stattdessen zu ihm auf. Der Nachtpirscher wandte seinen Blick ab und schüttelte langsam den Kopf.
Maleshi drehte ihre Klaue in die Kerbe im grauen Fleisch des Kommandanten. »Ich bin mir sicher, dass selbst ein Raug sich leicht vorstellen kann, wie unterschiedlich die Szenarien am Ende sein werden, je nachdem, was du mir jetzt sagst.«
Gu’urs leuchtende, orange-braune Augen verengten sich, als er zu seiner Geiselnehmerin hinaufspähte. »Ich weiß nicht, was du gehört hast, aber du hast deine ganze Macht verloren. Generalin.«
Maleshi entfernte ihre klingenartige Klaue von der Stirn des Kommandanten, zog sie mit einem leisen Geräusch zurück, als würde sie ein Messer in eine Scheide schieben und sah sich auf der Lichtung um. »Ja, genau so sieht es für mich aus. All deine Männer sind gefesselt und bereit für den Spieß und ein schönes, heißes Festmahl zum Tag der Toten. Du hast mich erwischt, Kommandant. Völlig machtlos.«
Byrd stieß ein leises Kichern aus, verstummte aber sofort, als Lumil ihm einen drohenden Blick zuwarf.
»In Ordnung. Was ist in den Kisten?«
»Dein verdammtes Verhängnis.« Der Raug musterte seine Vernehmerin, während sich ein langsames, geschwollenes Grinsen auf seinem demolierten Gesicht ausbreitete. Dann holte er tief Luft und brüllte: »Das ist die Todesfackel für jeden von euch, der diesem nilsch úcat einen verdammten …«
Maleshis Handrücken krachte auf das verbeulte Gesicht des Raug und unterbrach ihn. »Ich bin sicher, wir alle wissen, was hier passiert. Du hast keine Chance mehr.«
Als sie aufstand, wich die Gruppe der rebellischen magischen Wesen, die gekommen war, um die O’gúl-Schmugglergruppe zu schlagen, vor dem glühenden Blick der Ex-Generalin zurück, darunter auch Cheyenne und Corian.
Die Halbdrow beobachtete, wie ihre ehemalige Professorin über die Lichtung zum nächsten Stapel Metallkisten schritt. Sie hatte recht. Zwei verschiedene Leute.
Als Maleshi die Kisten erreichte, streckten sich die blitzenden, silbernen Klauen aus ihren Fingerspitzen. Mit einem schnellen Schlag durchtrennte die Nachtpirscherfrau die drei Schlösser des Kistendeckels mit einem knirschenden Quietschen von zerbrochenem Metall. Die Schlösser gaben nach und sie stieß den Deckel auf, sodass er in die Scharniere zurückfiel. »Corian.«
Es war ein Befehl und Corian ging gehorsam an die Seite der Ex-Generalin. Gemeinsam blickten sie in die offene Kiste. Zischend griff Corian hinein und zog eine lange Kette aus schwarzen Metallgliedern heraus. Er drehte sich um, wobei das Glied am Ende über das Gras geschleift wurde und schnippte mit der Kette wie mit einer Peitsche. Die Glieder klickten ineinander und rasteten ein, entfalteten sich und ordneten sich neu, bis er etwas in der Hand hielt, das eher wie ein überlanges Brecheisen als eine Kette aussah.
»Scheiße.« Persh’al rieb sich die Seite seines großteils rasierten Kopfes und starrte auf die Metallstange in der Hand des Nachtpirschers. »Wie haben sie das überhaupt rübergebracht?«
»Deaktiviert«, murmelte Maleshi und beäugte den Inhalt der Kiste.
»Eher noch nie aktiviert worden.« Corian schnippte die Metallstange erneut mit einer Drehung seines Handgelenks und die Teile falteten sich in sich selbst zurück, bevor die Metallglieder wieder locker zu Boden fielen. »Die O’gúl-Technik kann nicht über die Grenze gebracht werden, aber sie können die Teile schicken. Das sind alte Teile.«
»Wie viel von diesem Mist haben sie mitgebracht?« Lumil betrachtete das halbe Dutzend Kistenstapel vor den Nachtpirschern, bevor er über die Lichtung schritt, um sich die anderen Stapel und die verstreuten Kisten anzusehen, die noch nicht geordnet waren.
»Es spielt keine Rolle, wie viel sie schon zur Erde geschickt haben.« Persh’al gesellte sich zu den Nachtpirschern, schaute in die offene Kiste und schüttelte den Kopf. »Es ist nur wichtig, wie viel sie danach noch durchschmuggeln wollen.«
Cheyenne machte einen zaghaften Schritt auf die Nachtpirscher und den Troll zu. Das ist das erste Mal, dass ich mich unglaublich fehl am Platz fühle. »Was ist das?«
»Maschinenteile.« Maleshi versteifte sich, dann trat sie schnell zurück und betrachtete die schwarzen Griffe an den Kisten in diesem Stapel. »Mach die anderen auf.«
Corian packte den Griff der offenen Kiste und riss sie auf den Boden. Dutzende von dicken, schwarzen Ketten schlängelten sich wie Metallschlangen über das Gras, bevor er seine Klauen gegen die Schlösser der nächsten Kiste schlug. Funken flogen, der Deckel wackelte in den Angeln und er zog eine schwarze Metallkugel von der Größe eines Basketballs heraus.
»Das soll wohl ein Scherz sein.« Persh’al nahm eine weitere Metallkugel und fuhr mit der Hand darüber, bevor er den fast unsichtbaren Knopf an der Seite fand. Er drückte ihn mit einem leisen Klicken und die Kugel öffnete sich in seiner Hand. Er ließ das Ding fallen, während die Mechanismen surrten, sich drehten und in ihre Position kippten. Als er fertig war, sah das Teil aus wie ein gebogener, schwarzer Metallschild.
Oder der Panzer von einem dieser Käfer-Dinger.
Persh’al schüttelte den Kopf und blickte auf das aufgeklappte Teil. »Was haben sie sich dabei gedacht? Einfach einen Haufen unaktivierter Teile über die Grenze zu werfen und zu hoffen, dass diese Idioten wissen, wie man das alles zusammenbaut?«
Corian sah den Troll an. »Du bist gut, Persh’al. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass du der einzige O’gúleesh auf der Erde bist, der herausgefunden hat, wie man menschliche Technik mit Magie verbindet, ist gering.«
»Das ist keine menschliche Technik, Mann.«
»Dann haben sie jemanden, der herausgefunden hat, wie man diesen Scheiß mit operativer Magie aktivieren kann. So viel anders kann es nicht sein.«
»Es ist ganz anders, Corian. Nichts auf der Erde leitet auf dieselbe Weise. Wenn ich hier versuchen würde, einen Stromkreis mit Riverchrome zu schließen, würde ich mir den Kopf wegpusten.«
Cheyenne überließ es den beiden, über die Semantik von Magie und jenseitiger Technologie zu streiten. Ihre Aufmerksamkeit wurde von Maleshis Marsch über die Lichtung zu den Kisten mit den grauen Griffen in Anspruch genommen. Auf dem Weg dorthin musste sie an dem Raugkommandanten vorbei und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
Gu’urs kicherte wieder durch seinen zerquetschten Mund und weitete seine orange-braunen Augen. »Sie wird diese Welt in Stücke reißen, um dich zu kriegen, mór úcare . Du weißt, dass sie das tun wird. Ich kann es in deinen Augen sehen.«
Die Halbdrow blieb wenige Zentimeter vor seinem Gesicht stehen und hockte sich hin. Die Augen des Raug verengten sich, Spucke tropfte in einem langen Faden aus seinem schlaffen Mundwinkel und das kleine Grinsen, das er gerade noch aufgesetzt hatte, verblasste.
»Offensichtlich hat sie keine Ahnung, wer meine Freunde hier sind.« Cheyenne schaute sich auf der Lichtung um und betrachtete die kampfunfähigen Soldaten der Krone, die im Gras lagen. »Ihr erster Fehler war, dass sie unterschätzt hat, was wir tun können. Wenn sie mich so sehr will, Arschloch, dann sag ihr, sie soll die Überfahrt machen und mich selbst finden.«
Der Kommandant kicherte wieder, aber es blieb ihm im Hals stecken, als ihm die Spucke den Rachen hinunterlief. »Du bist diejenige, die die Überfahrt macht, als Vasall der Krone oder in einer Kiste. Du hast die Wahl.«
Wütende, violette Funken knisterten an den Fingerspitzen der Halbdrow und der Raug lehnte sich so weit weg, wie er konnte, während seine Handgelenke hinter ihm gefesselt waren. »Ich bleibe genau hier.«
Sie stürzte auf ihn zu und aus dem geschwollenen Mund des Kommandanten drang ein stotterndes, überraschtes Zischen, während er zusammenzuckte. Cheyenne stand schnell auf und ging auf Maleshi zu.
Die Nachtpirscherfrau hatte bereits drei der fünf Kisten mit den grauen Griffen geöffnet. Die ersten beiden waren beiseite geworfen worden und ihr Inhalt verteilte sich auf dem Gras, während die Frau den dritten Container durchsuchte.
»Was ist da drin?« Cheyenne blieb hinter ihrer ehemaligen Mentorin stehen und schaute auf die kleinen, schwarzen Quadrate, die den Boden bedeckten.
Maleshi schüttete eine Handvoll der Metallteile zurück in die aufrechte Kiste und schüttelte den Kopf. »Batterien, mehr oder weniger.«
»Batterien.« Die Halbdrow trat an die Kiste heran, um hineinzuschauen. Sie hob eines der kleinen Metallquadrate von der Größe eines 25-Cent-Stücks auf und drehte es im Nachmittagssonnenlicht um. »Die sehen aus wie Platinen für die ersten Handys überhaupt.«
»Das ist eine dieser umgekehrten Situationen, in denen die Größe wirklich keine Rolle spielt, Mädchen. Die Menschen hier denken, dass sie schlau sind, weil sie die beste Technologie in winzige, zerbrechliche Teile packen. Aber das hier? Wenn wir in Ambar’ogúl wären, könnte eines davon einen Ort in der Größe des ganzen Staats New York mit Strom versorgen.«
Cheyenne warf den Chip zurück zu den Tausenden von anderen, die die Kiste füllten. »Jemand hat herausgefunden, wie man die O’gúl-Technik hier zum Laufen bringt.«
Maleshi stieß ein kurzes, freudloses Lachen aus. »Dieser Mist war schon bekannt, als ich noch das Wappen auf meiner Schulter trug. Die Krone geht da ganz altmodisch vor.«
»Das soll hier funktionieren?«
Die Nachtpirscherfrau rümpfte die Nase. »Verglichen mit dem, was die Krone zur Verfügung hatte, als ich noch im Dienst war, ist der Einsatz dieser Technologie so, als würde ein Bauingenieur ein Hochhaus aus Legosteinen bauen. Diese Bastarde wissen etwas, was wir nicht wissen. Sie würden nicht eine riesige Ladung zerlegter Teile und Energiechips für eine bloße Vermutung verschwenden.«
»Und Waffen.« Die Halbdrow deutete mit einem Nicken auf die einzelne offene Kiste mit den roten Griffen. Der riesige Raketenwerfer, den die Orks auf Maleshi abgefeuert hatten, lag daneben auf dem Boden.
»Und Waffen.« Die Nachtpirscherfrau biss frustriert die Zähne zusammen und ging zu dem Behälter mit dem roten Griff.
»Dieser Scheiß …« Sie hob einen glatten Metallzylinder auf, der halb so breit war wie eine Suppendose und ließ ihn zwischen ihren Händen hin und her wandern. »Die haben wir schon nach der Hälfte meiner vorzeitig beendeten Dienstzeit nicht mehr benutzt.«
»Aber sie haben funktioniert.«
»Ja, das haben sie.« Maleshis Schulterblätter zogen sich zusammen, als sie sich daran erinnerte, wie das Projektil vor nicht einmal einer halben Stunde auf ihrem Rücken eingeschlagen war. »Das ist mehr Magie und weniger Technik. Blutmagie, aber in einem rassenweiten Maßstab.«
»Okay.« Cheyenne verschränkte die Arme und betrachtete stirnrunzelnd den Kanister in der Hand der Nachtpirscherin. »Tu so, als wäre ich noch nie in Ambar’ogúl gewesen und wüsste nichts über rassenweite Blutmagie.«
Die Nachtpirscherin lachte kurz auf und rüttelte an dem Kanister. »Diese Dinger sind voll mit Tränken, Mädchen. Wenn du so ein Ding abfeuerst, ist es wie eine wärmesuchende Rakete. Nur dass sie in diesem Fall nach einer magischen Rasse und der dazugehörigen magischen Signatur sucht. Wäre Corian näher dran gewesen, als sie das Ding abgefeuert haben, hätte es vielleicht auch ihn erwischt. Man kann nie wissen. Dieses Zeug ist im Bestfall unberechenbar. Es hat auch eine starke Wirkung.«
»Ich finde, du siehst ganz okay aus.«
»Ich habe eine Menge Übung darin, beschossen zu werden, Mädchen. Auch viel Übung darin, getroffen zu werden.« Maleshis Blick fiel für einen Sekundenbruchteil auf die rechte Hüfte der Halbdrow. Dann schaute sie sich auf der Lichtung die ganzen Kisten an und schüttelte den Kopf. »Das ist nicht alles. Sie werden versuchen, mehr zu transportieren. Vielleicht nicht heute. Vielleicht nicht, nachdem mein Siegel gebrochen ist. Aber sie werden es versuchen und wir haben nicht die Ressourcen und die Menge an Kämpfern, die wir brauchen, um sie daran zu hindern, erfolgreich zu sein.«
Cheyenne sah ihre Freundin stirnrunzelnd an, ihre Fäuste ballten und lösten sich an ihren Seiten. »Wir können nicht einfach weggehen und zulassen, dass sie das immer wieder herüberbringen.«
»Wir können sie auch nicht aufhalten, Cheyenne.«
»Blödsinn. Es muss Tausende von O’gúleesh auf dieser Seite geben, die sich dagegen wehren würden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diejenigen, die auf der Erde geboren sind, nicht wollen, dass eine fremde Monarchin Waffen und Maschinenteile in unsere Welt bringt. Das ist einer der Gründe, warum es die FRoE gibt, nicht wahr?«
»Vielleicht.« Maleshi zuckte mit den Schultern und fixierte Corian und Persh’al, die sich immer noch auf der anderen Seite der Lichtung stritten. Lumil und Byrd schlichen vor den O’gúl-Soldaten hin und her und hielten mit ihrer Magie Ausschau nach jedem Idioten, der dumm genug war, aufzubegehren. »Aber dieses Portal kann unmöglich das einzige sein, das von allein auftaucht. Ich habe das Gefühl, dass es nicht das einzige sein wird, das das Dazwischen auf dieser Seite ausspuckt.«
»Aber dieses ist genau hier.« Cheyenne verfolgte die Nachtpirscherin mit den Augen, als Maleshi sich auf die streitenden O’gúleesh zubewegte. »Wir stellen uns hierhin , weil wir von ihm wissen. Hey, lauf nicht vor mir weg.«
Maleshi wirbelte herum, ihre silbernen Augen funkelten grimmig. »Ich habe deine Intelligenz immer geliebt, Mädchen. Du bist mir sehr ähnlich und ich schätze es sehr, dass du immer nach dem handelst, was du gerade weißt. Aber heute, wo wir hier sind, würde ich den Fehler nicht wiederholen, mir zu sagen, was ich tun soll.«
Die Halbdrow schluckte. »Ich gehöre nicht zu deinen Soldaten, Mattie.«
»Aber ich habe das Sagen, also lass mich das erledigen, bis wir mehr wissen und einen neuen Plan ausarbeiten können.« Das wilde Grinsen breitete sich wieder auf dem Gesicht der ehemaligen Nachtpirscher-Generalin aus, bevor sie Cheyenne verschlagen zuzwinkerte. »Und entspann dich, ja? Es gibt mehr als einen Weg, eine Drow aufzuspießen.«