W ir müssen herausfinden, wohin sie die Ladung bringen wollten.« Maleshi, Corian, Persh’al und Cheyenne kauerten in der Mitte der Lichtung, während die Kobolde ihre O’gúleesh-Gefangenen weiter bewachten.
»Und welches Arschloch hat herausgefunden, wie dieser ganze Mist hier funktioniert?«, fügte Persh’al hinzu. »Steckt mich mit demjenigen in einen Raum und ich werde ihm jede einzelne Information aus dem Gehirn ziehen. Ich brauche nur eine halbe Stunde.«
Corian warf dem Troll einen warnenden Blick zu. »Ein Schritt nach dem anderen, mein Freund.«
»Ja, aber es ist der nächste Schritt, der mich begeistert.«
»Freu dich nicht zu früh.« Maleshi warf einen Blick über ihre Schulter auf die gefesselten magischen Wesen, die der Krone dienten. »Ich glaube nicht, dass wir etwas aus ihnen herausbekommen werden.«
»Wir sollten es trotzdem versuchen.« Corian legte den Kopf schief und lächelte gefährlich spielerisch, als die Ex-Generalin eine Augenbraue hob. »Früher habe ich deinem Urteilsvermögen vertraut, Generalin, aber wir sind beide vierhundert Jahre aus der Übung, was das angeht.«
Maleshi schüttelte lachend den Kopf. »Zumindest könnte es genauso viel Spaß machen, wie sie alle zu fesseln.«
»Nein. Dieser Teil gefällt mir besser.« Die Nachtpirscher tauschten bösartige, wissende Blicke aus, bevor sie sich von der Gruppe lösten und zu den gegenüberliegenden Seiten der Lichtung gingen.
Cheyenne wollte Maleshi auf die andere Seite der Lichtung mit den Waffenkisten folgen, aber Persh’al hielt sie mit einem lauten Räuspern auf.
»An deiner Stelle würde ich die Sache aussitzen, Mädel.«
»Willst du mir sagen, dass das, was die beiden vorhaben, schlimmer ist als der beschissene Kampf, an dem du und ich noch gerade eben teilnehmen konnten?«
Der Troll legte den Kopf schief und zuckte mit einer Achsel, wobei die Spitzen seines gegelten, orangefarbenen Irokesen dem Gesicht der Halbdrow beunruhigend nahekamen. »Ja.« Er nickte der nächstgelegenen Gruppe von Gefangenen zu. »Für sie.«
»Zeit für Verhöre, was?« Cheyenne verschränkte die Arme und drehte sich um, um Corian anzusehen, der in der Hocke war und mit seiner pelzigen Faust das Uniformhemd eines Kobolds umklammerte.
»Hast du ein Problem damit?«
»Nicht wirklich. Ich habe es schon mal gesehen.«
Persh’al lachte und sah die Halbdrow neugierig an. »Und du warst diejenige, die die Fragen gestellt hat, stimmt’s?«
Die Halbdrow zuckte mit den Schultern und sagte nichts weiter. Durg ist der Einzige, der mir etwas Nützliches erzählt hat.
Ein leises Kichern entrang sich dem Troll, als er den Kopf schüttelte. »Das sollte mich jetzt nicht überraschen.«
»Warum? Weil ich zu fröhlich bin, um jemanden zu verhören?«
Persh’al schnaubte. »Weil du ihm zu sehr ähnelst.«
Sie zog eine Grimasse und blickte über die Lichtung zu Maleshi, die einen knurrenden Ork auf die Seite schob, bevor sie sich über ihn beugte und sein Hemd mit beiden Händen packte. »Wir können aufhören, darüber zu reden, wie viel ich mit einem Typen gemeinsam habe, den ich nicht einmal kenne.«
»Ich würde sagen, es ist ein ziemlich guter Zeitpunkt, um ihn kennenzulernen, meinst du nicht? Besonders nach all dem hier.« Der Troll sah sich auf Lichtung um und zuckte zusammen, als Corian seine Faust in die Rippen des Kobolds stieß.
Cheyenne beobachtete, wie die Nachtpirscher auf beiden Seiten der Lichtung ihre Verhörtechniken anwendeten. »Sie tun das für ihn, nicht wahr?«
»Das ist ein Teil davon.« Persh’al lächelte. »Irgendwie lustig, oder? L’zar sitzt in diesem komischen Gefängnis, um dich zu beschützen und das ist das Einzige, was die Krone davon abhält, ihn zu verfolgen.«
Die Halbdrow hob eine Augenbraue. »Nach allem, was ich in den letzten Tagen gesehen habe, bin ich mir nicht sicher, ob Chateau D’rahl so etwas standhalten könnte. Oder gegen magische Wesen wie Corian und Maleshi, wenn sie wirklich an ihn herankommen wollten.«
»Natürlich nicht. Das ist es ja gerade, Mädchen. Die Krone will L’zar aus dem Weg räumen und im Moment macht er die ganze Arbeit für sie. Diese Kräfte werden keinen Finger rühren, um ihn zu verfolgen, solange er schon eingesperrt ist .«
Auf der anderen Seite der Lichtung hatte Maleshi den Ork aufgegeben und spielte jetzt Nachtpirscher-Roulette mit zwei fauchenden, knurrenden Skaxen. Die orangefarbenen, rattengesichtigen magischen Wesen grinsten die Ex-Generalin wortlos an, selbst als sie einen nach dem anderen mit blitzenden Silberpfeilen angriff.
Cheyenne zuckte mit den Schultern. »Nun, ich habe die Prüfungen begonnen und ich lebe noch. Wenn L’zar wirklich helfen wollte, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für ihn, aus dem Gefängnis zu schlüpfen und mit uns zu kämpfen.«
»Vielleicht.« Der Troll strich sich über sein haarloses Kinn. Sein Blick wanderte zu Corian, als sich der Nachtpirscher auf den nächsten gefesselten Loyalisten stürzte und den erschrockenen Troll überraschte, bevor er dem magischen Wesen Fragen ins Gesicht schrie. »Wenn ich raten müsste, Cheyenne, würde ich sagen, dass L’zar immer noch nicht weiß, was passieren wird, wenn er wieder ausbricht. Irgendwann wird er es tun. Er muss es tun. Aber er wird es erst tun, wenn er sicher ist, dass es dir nicht schadet.«
»Ich bin nicht die ganze Welt auf dieser Seite der Grenze wert.« Die Halbdrow schüttelte den Kopf. »Wenn er das verhindern kann, wenn er sich an der Rebellion beteiligen kann, anstatt sich hinter Gittern zu verstecken, dann sollte er das auch tun.«
Persh’al drehte sich zu ihr um und schaute sie mit einem schiefen Lächeln an. »Du bist die Einzige, die es bis hierher geschafft hat, Kleine. Das ist eine große Sache.«
»Danke, aber das hilft nichts gegen die Monster, die aus einem neuen Portal kommen und die Krone, die Waffen auf die Erde schmuggelt.«
»Noch nicht.« Der Troll verschränkte die Arme und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Nachtpirscher, die immer noch Drohungen aussprachen und ihre O’gúleesh-Gefangenen verprügelten. »Aber wenn wir unsere Karten richtig ausspielen, wird es das.«
* * *
Byrd und Lumil mussten nur einmal eingreifen und einige der dümmeren Gefangenen wieder zu Boden schlagen, während Corian und Maleshi die Soldaten von Kommandant Gu’urs verhörten. Jetzt hatten sich die Nachtpirscher entlang der Reihe der gefesselten Loyalisten aufeinander zubewegt, bis sie sich in der Mitte vor den letzten beiden trafen.
Die ganze Zeit haben sie zugesehen, wie ihre Freunde verprügelt und angeschrien wurden. Einer von ihnen wird reden.
Cheyenne beobachtete sie aufmerksam. Die letzten beiden magischen Wesen – eine Trollfrau mit einem schwarzen Band, das von einer Schläfe zur anderen quer über ihr Gesicht tätowiert war und ein Ork, dem ein Ohr fehlte – sahen zumindest eingeschüchtert, wenn nicht sogar verängstigt aus.
»Jetzt geht es ans Eingemachte, nicht wahr?« Maleshi blickte auf die tätowierte Trollfrau und legte langsam den Kopf schief. »Du hast jetzt die Chance, das Ende deines gesamten Geschwaders zu ändern.«
»Das Ende ist schon geschrieben, nilsch úcat .« Die Trollfrau spuckte Maleshi vor die Füße. Ihr raues Lachen wurde von der Faust der Nachtpirscherin unterbrochen, die ihr ins Gesicht schlug.
»Das Ende ist das, was wir daraus machen. Wer sollte diese Lieferung bekommen?«
Der Unterkiefer der Trollin war mit dunklem, fast violettem Blut beschmiert. »Es kam von der Krone und es geht an die Krone. Diese ganze Welt …« Die Trollfrau hustete und spuckte erneut, um das Blut aus ihrem Mund zu bekommen. »Sie nimmt sich, was sie will, Generalin. Wenn das jemand weiß, dann bist du es.«
Maleshi ging in die Hocke und stützte sich mit den Unterarmen auf die gebeugten Knie. »Das ist genau der Grund, warum ich gegangen bin. Aber ich bin mir sicher, dass du das schon herausgefunden hast.«
»Du kannst sie nicht aufhalten«, knurrte der einohrige Ork. »Sie hat schon mehr von der Zukunft gesehen, als du ahnst. Nichts wird sich ihr in den Weg stellen.«
Die Nachtpirscherfrau musterte ihn und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Diese verfluchte Drow ist nicht die einzige, die ein Orakel in der Tasche hat.«
Corian warf ihr einen kurzen, überraschten Blick zu, aber sie ignorierte ihn.
Der Ork gackerte. »Oh-oh. Jemand hat vergessen, dieses kleine Detail in das Bettgeflüster einzubauen, was?«
Die gefesselte Trollfrau neben ihm lachte und lehnte sich gegen die Metallkiste hinter ihr. »Das ist das Problem mit Nachtpirschern. Zu viele Fellknäuel und die hier versucht, sich zur Königin zu machen, nicht wahr?«
Die beiden magischen Wesen brachen wieder in höhnisches Gelächter aus.
Cheyenne drehte sich zu Persh’al um und runzelte die Stirn. »Zur Königin?«
Der blaue Troll seufzte. »In Ambar’ogúl nennen wir weibliche Katze mit einem neuen Wurf Königinnen. Der schlechte Scherz wird schon lange zu Hause erzählt.«
Die Augen der Halbdrow weiteten sich, bevor sie sich wieder den Nachtpirschern zuwandte. »Katzen in Ambar’ogúl …?«
»Eine ganze Stadt von ihnen, Mädchen. Zumindest gab es sie, bevor ich die Grenze überquert habe.«
Ein Grund mehr, die Grenze nicht zu überqueren.
Das Gekicher wurde abrupt unterbrochen, als Maleshi einen handgroßen Ball aus silbernem Licht in die Brust der Trollfrau stieß. Sie wurde nach hinten geschleudert und ihr Kopf knallte mit einem hohlen, metallischen Schlag gegen die Kiste. Dann packte die Ex-Generalin das Uniformhemd der Trollfrau und zerrte ihre Gefangene wieder nach vorne. »Vierhundert Jahre und niemand hat sich etwas Originelleres einfallen lassen. Wer soll diese Lieferung bekommen? Wir wissen, dass ihr auf der Erde jemanden kennt, der diesen alten Schrott zum Laufen bringen kann, menschliche Technik hin oder her.«
»Das bist nicht du, nilsch úcat . Das ist verdammt sicher.« Der Ork beugte sich zur Seite und blickte die Ex-Generalin an. »Du bist zu sehr damit beschäftigt, es von diesem …«
Corians Hand umklammerte den kahlen Kopf des Orks und riss ihn zurück, sodass der grüne Hals des magischen Wesens zum Vorschein kam. In der nächsten Sekunde drückte der Nachtpirscher seine silbernen Klauen in die Kehle des Orks. »Wenn das nächste Wort aus deinem Mund kein Name ist, wird es dein letztes sein.«
Der Ork leckte sich über die Lippen und glotzte den Nachtpirscher an, ohne sich aus dem Griff zu befreien, der seinen Kopf nach hinten riss. »Fick dich!«
»Generalin?« Corian funkelte den Ork an und drückte seine Klauen noch fester gegen den Hals des Soldaten.
Maleshi beobachtete mit finsterem Blick das Geschehen. »Ja, wir sind hier fertig.«
Schneller als irgendjemand es mitbekommen konnte, schnitten die Klingen von Corians Klauen durch Fleisch und Knochen und der Ork fiel leblos in den Schoß der Trollfrau.
Die Trollin stürzte auf Maleshi zu, ihre violetten Augen loderten. »Du kannst die schwarze Flut nicht aufhalten, Arschloch! Und es gibt keine andere Welt, in die du fliehen kannst …«
Das Knacken und Knirschen eines gebrochenen Genicks schnitt die Worte der Trollfrau ab, bevor Maleshi den Kopf der Gefangenen aus ihren Händen gleiten ließ. Dann erhob sie sich mit einem leisen Räuspern aus ihrer Hocke. »Sieht so aus, als wäre mein Urteilsvermögen immer noch verdammt gut.«
Corian erhob sich neben ihr und ignorierte die aufsteigenden Rufe und das rhythmische Knurren der anderen Gefangenen, die um sie herum verstreut waren. »Wenigstens haben wir es versucht. Gib einfach den Befehl, Generalin.«
»Nein. Ich mache das schon.«
Mit einem entschlossenen Nicken entfernte sich Corian von der ehemaligen Nachtpirscher-Generalin und dem gesanglichen Knurren und Zischen der gefesselten magischen Wesen. Er gesellte sich wieder zu Cheyenne und Persh’al in der Mitte der Lichtung, gefolgt von Byrd und Lumil. Alle magischen Wesen, die neben der Halbdrow standen, pressten die Kiefer fest zusammen und sahen Maleshi mit grimmiger Akzeptanz an.
Cheyenne versuchte, Corians Blick zu erwidern, aber er sah sie nicht an. »Was ist los?«
Ihr Drowprüfungs-Mentor schluckte, antwortete aber nicht.
Maleshi blieb vor dem am Boden liegenden Kommandanten Gu’urs stehen und machte sich nicht die Mühe, wieder neben ihm in die Hocke zu gehen. »Es ist noch Zeit, falls du deine Meinung änderst. Du bist für all diese Soldaten verantwortlich, vergiss das nicht.«
»Ich vergesse nicht«, spuckte der Raug. »Das tut keiner von uns, Verräterin. Du wirst im Kampf für die falschen Drow sterben, Generalin.«
Die Nachtpirscherfrau richtete ihren Blick auf die rosa schimmernde Wand, die sie über dem Grenzportal versiegelt hatte. »Ja, das wirst du auch.«
Cheyenne trat näher an Corian heran. »Im Ernst, was sollen wir mit diesen Arschlöchern machen?«
Er sah sie immer noch nicht an, als er murmelte: »Deshalb kämpfen wir, Cheyenne. Wenn du etwas so sehr willst, musst du dir die Hände schmutzig machen.«
»Corian .« Sie warf einen schnellen Blick auf Maleshi, die ihre Arme vor sich gehoben und zu beiden Seiten der Lichtung ausgebreitet hatte. »Wir können doch nicht einfach …«
Das silberne Licht, das von Maleshis ausgestreckten Armen ausging, erfüllte die ganze Lichtung, blendete kurzzeitig alle und lenkte von der Gestalt der Nachtpirscherin ab, die in der Mitte der Lichtung stand. Ein plötzlicher, ohrenbetäubender Knall zerriss die Luft und einen Sekundenbruchteil später folgten Dutzende von Schreien. Sie dauerten nur ein paar Sekunden, bevor sie verstummten. Vor Maleshi gab es einen kollektiven Aufprall, dann verblasste das Licht.
Als Cheyenne ihre Augen wieder öffnete, gegen das brennende Licht hinter ihren Augenlidern blinzelte und darauf wartete, dass sich ihre Sicht anpasste, fiel ihr die Kinnlade herunter.
Jedes einzelne gefesselte magische Wesen lag still da, den Kopf nach vorne oder in unmöglichen Winkeln nach hinten geneigt, den Körper seitlich zusammengesackt oder auf dem Boden ausgestreckt. Dünne Rauchschwaden stiegen von faustgroßen, schwarzen Brandwunden an jedem einzelnen Gefangenen auf. In Cheyennes Nasenflügel bohrte sich der süßliche Gestank der verbrannten Uniformen und des Fleisches. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, während sie darum kämpfte, ihren schnellen Atem zu kontrollieren.
Maleshi kniete mitten im Geschehen, den Kopf gesenkt und den Ellbogen auf den Oberschenkel gestützt. Das einzige Geräusch kam von den immer noch zischenden Brandwunden auf den Körpern und dem erwartungsvollen Atem der übrigen magischen Wesen.
Die Ex-Generalin kam auf die Beine, atmete tief durch und wandte sich einer der offenen Kisten mit schwarzen O’gúleesh-Energiechips zu.
»Was?« Die sengende Hitze von Cheyennes Drowmagie kroch ihr den Rücken hinauf und sie rannte hinter Maleshi her.
»Cheyenne.« Corian griff erneut nach ihrem Arm, aber diesmal riss sich die Halbdrow aus seinem Griff los und wirbelte herum.
»Nein. Wir sind hierhergekommen, um herauszufinden, wie dieses Portal entstanden ist und nicht, um einen Haufen Gefangener zu töten, die ihr gefesselt habt.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass wir deshalb kämpfen, Mädchen.« Corian breitete die Arme aus und schloss die Augen. »Es ist vollbracht.«
»Ohne auch nur zu versuchen , eine andere Lösung zu finden? Willst du mich verarschen ?« Die Halbdrow drehte sich wieder um und stapfte über das Gras auf Maleshi zu. »Hey!«
Die Nachtpirscherfrau steckte eine Handvoll schwarzer Metallspäne in ihre Tasche und bückte sich dann, um ein Stück eines zerbrochenen Panzers aufzuheben, das die O’gúleesh-Loyalisten nicht weggeräumt hatten. Sie prüfte das Gewicht des glänzenden, schwarzen Panzers und nickte. Dann ging sie zurück über die Lichtung und schob sich an Cheyenne vorbei, ohne den Blick der Halbdrow zu erwidern.
»Oh, jetzt willst du mich einfach ignorieren?« Cheyenne folgte ihrer ehemaligen Professorin in Richtung der Gruppe der magischen Rebellen. Alle vier beobachteten sie mit wachsamem Zögern. »Ich rede mit dir, Mattie. Ich hoffe, du hast eine hieb- und stichfeste Ausrede für das, was du gerade getan hast, denn mir fällt nichts ein, was es wiedergutmacht. Mattie, hör auf.« Die Halbdrow stürmte auf das Gras, die violetten Funken flackerten an ihren Fingerspitzen auf und sie konnte ihre Wut nicht mehr kontrollieren. »Maleshi !«
Die ehemalige Generalin blieb vor der Gruppe stehen und rollte die Schultern zurück. Corian, Persh’al und die Kobolde ließen ihren Blick nicht von der Halbdrow ab, die die Nachtpirscherin anschrie, die ganz allein ganze Armeen besiegt hatte.
Langsam drehte sich Maleshi um und sah Cheyenne mit ihren leuchtenden, grünen Augen an. »Wenn du mir etwas zu sagen hast, Cheyenne, dann sag es jetzt. Aber erhebe nicht wieder deine Stimme gegen mich.«
Die Wildheit hinter diesen blitzenden Augen ließ die Halbdrow schlucken. Die violetten Funken erloschen. »Du hast sie einfach alle getötet. Ohne Vorwarnung. Ohne zu fragen, was der Rest von uns denkt. Hast du überhaupt daran gedacht, dass wir mit diesen Soldaten etwas anderes machen könnten?«
Maleshi blinzelte. »Vor jeder Entscheidung, die ich treffe, ziehe ich alle möglichen Folgen in Betracht, Cheyenne. Du und deine neuen Freunde seid zu mir gekommen, weil ihr wolltet, dass Generalin Hi’et herausfindet, was an dieser Grenze zu tun ist.« Sie breitete ihre Arme aus. »Ich treffe solche schwierigen Entscheidungen schon länger, als diese Welt das finstere Mittelalter hinter sich gelassen hat und ich stehe zu ihnen.
»Du hättest sie nicht töten müssen.«
Ein bitteres Lächeln breitete sich auf den Lippen der Nachtpirscherin aus. »Ist es der Teil mit dem Töten, der dir so unter die Haut geht? Es fällt mir schwer zu glauben, dass du eine eifrige Verteidigerin des Friedens bist.«
Cheyenne schnaubte und verschränkte die Arme. »Hey, ich habe Leichen auf dem Boden hinter mir gelassen. Das gebe ich zu. Aber nicht, wenn sie gefesselt waren. Nicht, wenn sie sich nicht wehren konnten.«
Maleshi nahm einen tiefen Atemzug und ließ ihn langsam wieder aus. »Wir stehen am Rande eines neuen Krieges, Kleine. So sieht Krieg aus. Er ist nicht schön und hinterlässt einen schlechten Geschmack im Mund, aber wir müssen das große Ganze im Auge behalten.«
»Ich bin für eine Rebellion gegen eine Monarchin, die das Leben der magischen Wesen auf der anderen Seite zerstört.« Cheyenne schluckte erneut und schüttelte den Kopf. »Wenn es einen Weg gibt, das zu beenden, was du begonnen hast – was L’zar begonnen hat – schön. Aber die Krone von mir fernzuhalten, ist es nicht wert, einen Haufen ihrer Soldaten zu töten, die sich nicht wehren können.«
Die Nachtpirscherin sah die Halbdrow an, dann zogen sich ihre dunklen Augenbrauen in ihrem katzenhaften Gesicht zusammen und sie drehte sich ohne ein weiteres Wort um.
»Das war’s? Ende der Diskussion, einfach so?«
Maleshi lief schnell über die Lichtung in Richtung der Baumgrenze und verschwand im Wald.